„SARS-CoV-2“ – Versionsunterschied

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{{Hauptartikel|Coronavirus-Epidemie 2019/2020}}
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Nachdem der WHO bis zum 3. Januar 2020 insgesamt 44 Erkrankte gemeldet worden waren, verstarb am 11. Januar 2020 erstmals einer der Erkrankten, ein 61-jähriger Mann,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nytimes.com/2020/01/10/world/asia/china-virus-wuhan-death.html |titel=''China Reports First Death From New Virus.'' |hrsg=The New York Times |autor=Amy Qin, Javier C. Hernández |datum=2020-01-10 |abruf=2020-01-14|sprache=en}}</ref> und am 15. Januar 2020 verstarb ein zweiter Erkrankter (im Alter von 69 Jahren) an den Folgen der Virusinfektion.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.who.int/csr/don/12-january-2020-novel-coronavirus-china/en/ |titel=''Novel Coronavirus – China.'' |hrsg=WHO |datum=2020-01-12 |abruf=2020-01-19 |sprache=en}}</ref>
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Am 13. Januar 2020 wurde der erste Erkrankungsfall außerhalb Chinas bekannt. Es handelte sich um eine aus Wuhan am 8. Januar 2020 nach [[Bangkok]] ([[Thailand]]) eingereiste 61-jährige Frau.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbc.com/news/world-asia-china-51108726 |titel=''Wuhan pneumonia outbreak: First case reported outside China.'' |hrsg=BBC News |datum=2020-01-14 |abruf=2020-01-14 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://p.dw.com/p/3W98F |titel=''Neue Lungenkrankheit auch in Thailand.'' |hrsg=Deutsche Welle |datum=2020-01-13 |abruf=2020-01-14}}</ref>
Am 13. Januar 2020 wurde der erste Erkrankungsfall außerhalb Chinas bekannt. Es handelte sich um eine aus Wuhan am 8. Januar 2020 nach [[Bangkok]] ([[Thailand]]) eingereiste 61-jährige Frau.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbc.com/news/world-asia-china-51108726 |titel=''Wuhan pneumonia outbreak: First case reported outside China.'' |hrsg=BBC News |datum=2020-01-14 |abruf=2020-01-14 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://p.dw.com/p/3W98F |titel=''Neue Lungenkrankheit auch in Thailand.'' |hrsg=Deutsche Welle |datum=2020-01-13 |abruf=2020-01-14}}</ref>

Version vom 30. Januar 2020, 14:20 Uhr

Wuhan-Coronavirus

Bändermodell der 2019-nCoV-M(pro)-Protease des Wuhan-Coronavirus als Target für Proteasehemmer.[4][5]

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria
Ordnung: Nidovirales
Familie: Coronaviridae
Unterfamilie: Coronavirinae
Gattung: Betacoronavirus[1][2][3]
Art: 2019 Novel Coronavirus
Taxonomische Merkmale
Genom: (+)ssRNA linear
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
2019 novel coronavirus
Kurzbezeichnung
2019-nCoV
Links

2019-nCoV (2019-novel Coronavirus, „neuartiges Coronavirus von 2019“) ist die vorläufige Bezeichnung eines im Januar 2020 in der chinesischen Stadt Wuhan in der Provinz Hubei neu identifizierten Coronavirus. Das Virus ist Auslöser der Coronavirus-Epidemie 2019/2020.

Entdeckungsgeschichte

Im Dezember 2019 wurde in der Stadt Wuhan eine Häufung von schweren Lungenentzündungen unklarer Ursache festgestellt. Die chinesische Seuchenschutzbehörde CCDC entsandte deshalb am 31. Dezember 2019 ein Team in die Stadt.[6] Am selben Tag wurde das China-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch die chinesischen Behörden offiziell darüber informiert, dass im Dezember 2019 in Wuhan mehrere Personen an einer schweren Lungenentzündung erkrankt waren und als deren Ursache ein bis dahin uncharakterisierter, infektiöser Erreger vermutet wurde. Bis zum 3. Januar 2020 wurden der WHO insgesamt 44 Erkrankte gemeldet, darunter mehrere Schwerkranke. Da mehrere Erkrankte auf dem örtlichen „Südchinesischen Markt für Fische und Meeresfrüchte“ (chinesisch 武汉华南海鲜批发市场, Pinyin Wǔhàn huánán hǎixiān pīfā shìchǎng – „Wuhan Huanan Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte“) als Verkäufer oder Händler arbeiteten, wurde in diesem Markt der primäre Infektionsort vermutet.[7][8] Dem widerspricht aber der in der Fachzeitschrift The Lancet am 24. Januar 2020 veröffentlichte Befund, dass die erste, bereits am 1. Dezember 2019 erkrankte Person keinerlei Bezug zu diesem Markt hatte.[9] Daher sei nicht auszuschließen, hieß es am 26. Januar 2020 auf der Onlineseite der Fachzeitschrift Science, dass das Virus bereits von infizierten Menschen in den Markt eingeschleppt wurde.[10]

Am 7. Januar 2020 gab der mit der Virusidentifizierung befasste, leitende chinesische Virologe Xu Jianguo (徐建国) bekannt, dass es sich bei dem Krankheitserreger um ein bis dahin unbekanntes Coronavirus handle. Dies hätten Untersuchungen von Blutproben und Rachenabstrichen von 15 Erkrankten ergeben. In einer Stellungnahme der WHO am 9. Januar 2020 wurde diese Erkenntnis bestätigt.[11][12] Am 13. Januar 2020 wurde die komplette Genomsequenz eines Isolats des neuen Coronavirus in der NCBI-GenBank hinterlegt (GenBank-Nummer MN908947).[13] Nahezu gleichzeitig wurde ein erstes Nachweisverfahren publiziert.[14]

Benennung

Die seit dem 13. Januar 2020 von der WHO verwendete Bezeichnung „2019-nCoV“ gilt derzeit laut WHO als „vorläufig“.[15] Das erste sequenzierte Virusisolat wurde in der Erstbeschreibung als WH-Human-1 coronavirus (WHCV) bezeichnet (WH = Wuhan)[16] und als Wuhan seafood market pneumonia virus isolate Wuhan-Hu-1 in die NCBI Taxonomie-Datenbank (die für Virusnamen und -klassifikationen nicht maßgebend ist) aufgenommen; das Virus wird dort weiterhin als Wuhan seafood market pneumonia virus geführt.[17] Namensvorschläge, das Virus in Anlehnung an MERS-CoV (Middle East respiratory syndrome coronavirus) nach dem Ort seiner Erstidentifikation, der Stadt Wuhan, als Wuhan respiratory syndrome coronavirus (WRS-CoV) zu benennen, wurden bislang von der WHO nicht aufgegriffen. Ein möglicher, von Fachleuten genannter Grund sind Beschwerden in der Vergangenheit, als Viren ihren Namen nach einzelnen Ländern oder Regionen erhalten hatten (beispielsweise das Marburg-Virus).[18]

Genetik

Putative Genomorganisation von 2019-nCoV (offene Leserahmen)

Das Isolat Wuhan-Hu-1 (GenBank-Nummer MN908947) von 2019-nCoV zeigte phylogenetisch die größte Ähnlichkeit mit zwei Coronavirus-Isolaten von Fledermäusen aus China, die in den Jahren 2015 und 2017 charakterisiert wurden.[16] Das Virusgenom des Isolats umfasst 29.903 Basenpaare (bp) mit 281 bp bzw. 325 bp langen untranslatierten Bereichen am 5′- bzw. 3′-Ende. Die putativen kodierenden Bereiche verteilen sich auf 10 Proteine: ein 7096 Aminosäuren (AS) langes ORF1ab-Polyprotein (Replikase-Komplex), ein 1282 AS langes Oberflächen-Glykoprotein (S), ein 75 AS Hüllprotein (E), 222 AS Membran-Glykoprotein (M), ein 419 AS Nukleokapsid-Phosphoprotein und weitere 5 Proteine (ORF3a, ORF6, ORF7a, ORF8 und ORF10). Dies entspricht in der Abfolge der Gene dem SARS-Virus und allen Coronaviren.[19]

Herkunft

Das Virus wurde bislang nur in erkrankten Menschen nachgewiesen. Fachleute vermuteten bereits zu Beginn der Epidemie, dass als Hauptwirt ein Säugetier oder Geflügel infrage komme, der Übergang vom Tier auf den Menschen könne jedoch über einen noch nicht identifizierten Zwischenwirt erfolgt sein;[20] chinesische Forscher verwiesen in diesem Zusammenhang im Journal of Medical Virology auf Schlangen,[21] die auf dem Großmarkt neben anderen lebenden Wildtieren (sogenannten „Ye Wei“) wie Fledermäusen oder Kaninchen angeboten werden.[22]

Am 29. Januar 2020 wurde in der Fachzeitschrift The Lancet eine genetische Analyse von zehn Virusproben publiziert, die bei neun Erkrankten gewonnen worden waren. Demnach war die Genomsequenz aller zehn Proben zu 99,98 Prozent identisch und stimmte zu 88 Prozent mit den beiden Genomsequenzen bat-SL-CoVZC45 und bat-SL-CoVZXC21 überein, die man 2018 in Zhoushan, Ostchina, aus Fledermäusen gewonnen hatte. Die zehn Proben unterschieden sich hingegen zu rund 79 Prozent von SARS-CoV und zu rund 50 Prozent von MERS-CoV. Bestätigt wurde die Zuordnung des Virus zur Untergattung Sarbecovirus der Gattung Betacoronavirus und – aufgrund der genetischen Distanz zu SARS-CoV und MERS-CoV – die Einordnung von 2019-nCoV als in Bezug auf den Menschen neues, ihn infizierendes Betacoronavirus.[23]

Virulenz und Pathogenese

Am 20. Januar 2020 gab die chinesische Gesundheitskommission bekannt, dass eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich sei.[24] Erste Schätzungen ergaben, dass die Basisreproduktionszahl für diesen Erreger 1,4 bis 2,5 beträgt.[25] Um somit einen weiteren Ausbruch zu verhindern, müsste die Übertragung durch geeignete Maßnahmen um bis zu 60 % reduziert werden. Die bisher nachgewiesenen Erkrankungs- und Sterbezahlen ergeben rechnerisch eine Letalität von 2,9 % (80/2744). Die tatsächliche Letalität kann sowohl niedriger (Erkrankungsfälle mit wenig oder keiner Symptomatik bisher nicht entdeckt), als auch höher liegen (Erkrankungsfälle im kritischen gesundheitlichen Zustand können noch versterben). 461 der 2744 (16,8 %) bestätigten Fälle erkrankten schwer. Die Inkubationszeit kann bis zu 14 Tagen betragen und ist damit SARS sehr ähnlich.[26][25]

Das Virus dringt wie bei SARS über den ACE2-Rezeptor in die menschliche Zelle ein.[27]

In einem Informationsblatt des deutschen Außenministeriums wird erwähnt, dass aus China Berichte „von Infektionsketten über die 4. Generationen hinaus“ vorliegen.[28]

Klinische und laborchemische Krankheitszeichen

Da diese Virusart erst im Januar 2020 nachgewiesen wurde, gibt es bisher nur erste Fallbeschreibungen. Eine Abgrenzung zu anderen Viruserkrankungen wie Influenza ist schwierig. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 14 Tagen[29] können Fieber, Myalgien und trockener Husten auftreten. Häufig manifestiert sich die Krankheit auch mit allgemeinem, schwerem Krankheitsgefühl und auch Rückenschmerzen.[30] Symptome der oberen Atemwege sind, anders als bei Infektionen mit harmlosen Coronaviren, eher selten, auch Symptome des Verdauungstrakts, wie sie bei SARS häufiger beobachtet wurden, treten nur in seltensten Fällen auf. Im weiteren Verlauf kann sich eine schwere Atemnot aufgrund einer Infektion der unteren Atemwege bis zur Lungenentzündung entwickeln.[9] Diese kann mit Brustschmerzen im Sinne einer Pleuritis einhergehen. Die Mehrheit der Patienten zeigte die für schwere Virusinfekte typische Kombination aus Verminderung der gesamten weißen Blutzellen, der Lymphozyten und einer Erhöhung laborchemischer Entzündungsparameter. Bildgebend zeigten sich in der Computertomographie der Lunge häufig milchglasartige Verschattungen.[9]

Die Mehrheit der Krankenhauseinweisungen der ersten Patienten erfolgten nach rund einwöchiger symptomatischer Krankheit aufgrund einer Verschlechterung des Zustandes. In den Fällen, in denen eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wurde, ergab sich deren Notwendigkeit nach rund zehn Tagen nach Symptombeginn.[9]

Ein wesentlicher Unterschied zum SARS-Coronavirus ist der, dass Patienten schon einige Tage vor Einsetzen der Krankheitssymptome infektiös sein können. Beim SARS-Coronavirus waren die Patienten erst nach Auftreten der Symptome infektiös. Dies erschwert die Erkennung der Infektion und macht deren Eindämmung schwieriger. Bei Quarantänemaßnahmen reicht es damit nicht aus, nur die klinisch auffälligen Personen zu isolieren.[31]

Nachweismethode

Das Virus lässt sich mittels RT-PCR (aus Sputum, Trachealsekret, Bronchoalveoläre Lavage, Nasen-Rachen-Abstrich) direkt nachweisen. Diese Laboruntersuchung führt in Deutschland das Konsiliarlabor für Coronaviren in Berlin an der Charité durch. Diese Untersuchung wird nur

  1. für Personen mit Verdacht auf eine Pneumonie und Aufenthalt im Risikogebiet 14 Tage vor Erkrankungsbeginn und
  2. für symptomatische Personen, die Kontakt zu einem bestätigten Fall hatten,

empfohlen. Bis zur Entwicklung eines Verfahrens für den indirekten Nachweis (Antikörpernachweis)[32] wird die Aufbewahrung von Blutserum betroffener Personen empfohlen.[33] (Stand: 26. Januar 2020-

Ist der Befund negativ und es besteht ein anhaltend hoher Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus, empfiehlt das Robert-Koch-Institut, die Diagnostik zu wiederholen. Bei erneut negativem Befund gilt die nCoV-Infektion als ausgeschlossen. Lässt sich die Diagnostik von vornherein nicht durchführen, muss erneut mit dem Konsiliarlaboratorium Rücksprache gehalten werden. Im Falle eines positiven Befunds sollte man mit der Therapie beginnen.[34]

Behandlung

Derzeit steht keine spezifische Behandlung zur Verfügung, allenfalls können Symptome gelindert werden; möglicherweise sind aber einige bereits existierende Virostatika, die zum Beispiel gegen MERS-CoV und HIV eingesetzt werden, auch bei einer Infektion mit 2019-nCoV wirksam.[4][35] Dazu gehören Proteasehemmer wie Indinavir, Saquinavir, Remedesivir, Lopinavir/Ritonavir und Interferon-beta.[36][37] Außerdem wurde bereits unmittelbar nach Veröffentlichung der RNA-Sequenz des Virus in mehreren Laboren damit begonnen, einen Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln.[38]

Hygienemaßnahmen

Allgemeinbevölkerung

Das Robert-Koch-Institut hat am 28. Januar 2020 Hinweise für die Allgemeinbevölkerung gegeben, wie man das Risiko für eine Ansteckung wesentlich verringern kann. Hierbei wird in erster Linie auf folgende Punkte hingewiesen:

  • auf eine gute Händehygiene achten (u. a. Hände mit Seife waschen: vor dem Essen, nach Kontakt zu anderen Menschen, nach dem Toilettengang, nach Niesen/Husten)
  • einen Mindestabstand von ca. 1 Meter zu krankheitsverdächtigen Personen halten
  • korrekte Hustenetikette (möglichst in den Ellenbogen husten oder niesen, nicht in die Hand)

Atemschutzmasken werden hingegen in erster Linie für Kranke selbst oder für Pflegende empfohlen, die engen Kontakt mit Erkrankten haben. Ob das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit das Risiko, sich selbst anzustecken, wesentlich reduziert, ist nicht wissenschaftlich belegt.[39]

Medizinisches Personal

Das Robert-Koch-Institut hat am 24. Januar 2020 erste Hinweise gegeben, welche Hygienemaßnahmen zur Vermeidung einer Übertragung des Erregers durch Tröpfchen auf medizinisches Personal notwendig sind. Die empfohlenen Schutzmaßnahmen bestehen insbesondere aus dem Tragen eines langärmeligen Schutzkittels, einer Schutzbrille, mindestens FFP2-Atemschutzmaske und Schutzhandschuhen. Zur chemischen Desinfektion der Hände und Flächen sind Desinfektionsmittel geeignet, die den Wirkungsbereich „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid plus“ oder „viruzid“ abdecken.[40][41] Neben der konsequenten Einhaltung der Basishygiene zählen außerdem die Unterbringung in einem Isolierzimmer möglichst mit Schleuse bzw. in einem Einzelzimmer mit eigener Nasszelle und das Abstellen eventuell vorhandener raumlufttechnischer Anlagen, über die ein Luftaustausch mit anderen Räumen möglich ist, zu den empfohlenen Hygienemaßnahmen.[34]

Epidemiologie

Nachdem der WHO bis zum 3. Januar 2020 insgesamt 44 Erkrankte gemeldet worden waren, verstarb am 11. Januar 2020 erstmals einer der Erkrankten, ein 61-jähriger Mann,[42] und am 15. Januar 2020 verstarb ein zweiter Erkrankter (im Alter von 69 Jahren) an den Folgen der Virusinfektion.[43] Eine Analyse der ersten 425 in Wuhan gemeldeten Fälle zeigte ein Durchschnittsalter von 59 Jahren. Eine Inkubationszeit von im Mittel 5,2 Tagen. Die Basisreproduktionsrate wurde aufgrund dieser Daten mit 2,2 angegeben. Die Autoren gehen davon aus dass bereits Mitte Dezember im Umfeld des Fischmarktes eine Übertragung von Mensch zu Mensch im Gange war.[44]

Am 13. Januar 2020 wurde der erste Erkrankungsfall außerhalb Chinas bekannt. Es handelte sich um eine aus Wuhan am 8. Januar 2020 nach Bangkok (Thailand) eingereiste 61-jährige Frau.[45][46]

Am 20. Januar 2020 berichteten die chinesischen Behörden über einen starken Anstieg der Neuerkrankungen mit 139 neuen Fällen am 18./19. Januar 2020, davon einige auch außerhalb Wuhans in Shenzhen und Peking. Ein weiterer durch das Virus verursachter Todesfall und der erste Fall aus Südkorea wurden gemeldet.[47] Die chinesischen Behörden bestätigten zudem, dass sich Infektionen durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung ereignet hatten.[29][48]

An den folgenden Tagen wurden der WHO täglich neue Erkrankungen aus China gemeldet, die Anzahl der Erkrankten erhöhte sich bis zum 26. Januar 2020 auf weltweit mehr als 2000 und die Anzahl der Todesfälle auf mehr als 50.[49] Am 27. Januar 2020 wurden erstmals auch in Deutschland Infektionen nachgewiesen[50]. Zunächst bei einem 33-jährigen Mann aus dem Landkreis Landsberg am Lech, der von einer Chinesin infiziert worden war, die sich auf Dienstreise in Bayern bei einer Firma im Landkreis Starnberg aufgehalten hatte, deren Erkrankung aber erst nach ihrer Rückkehr nach China diagnostiziert worden war.[51][52] Am Abend des 28. Januar wurde bekannt, dass sich auch drei Kollegen des 33-Jährigen mit 2019-nCoV infiziert hatten.[53]

Meldepflicht

In Deutschland sind laut Infektionsschutzgesetz sowohl das Auftreten und der Verdacht einer bedrohlichen übertragbaren Erkrankung (§ 6) als auch der laborchemische Nachweis des entsprechenden Erregers (§ 7) an das zuständige Gesundheitsamt meldepflichtig.[54]

Weblinks

Commons: 2019-nCoV – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Phylogeny of SARS-like betacoronaviruses. In: nextstrain. Abgerufen am 18. Januar 2020.
  2. Hui DS, I Azhar E, Madani TA, Ntoumi F, Kock R, Dar O, Ippolito G, Mchugh TD, Memish ZA, Drosten C, Zumla A, Petersen E. The continuing 2019-nCoV epidemic threat of novel coronaviruses to global health - The latest 2019 novel coronavirus outbreak in Wuhan, China. Int J Infect Dis. 2020 Jan 14; 91: 264-266, PMID 31953166, doi:10.1016/j.ijid.2020.01.009.
  3. Antonio C. P. Wong, Xin Li, Susanna K. P. Lau, Patrick C. Y. Woo: Global Epidemiology of Bat Coronaviruses, in: Viruses. 2019 Feb; 11(2): 174, doi:10.3390/v11020174
  4. a b Zhijian Xu, Cheng Peng, Yulong Shi, Zhengdan Zhu, Kaijie Mu, Xiaoyu Wang, Weiliang Zhu: Nelfinavir was predicted to be a potential inhibitor of 2019 nCov main protease by an integrative approach combining homology modelling, molecular docking and binding free energy calculation. In: bioRxiv. 28. Januar 2020, S. 2020.01.27.921627, doi:10.1101/2020.01.27.921627 (biorxiv.org).
  5. Christian Gruber, Georg Steinkellner: Wuhan coronavirus 2019-nCoV - what we can find out on a structural bioinformatics level. In: Innophore. 29. Januar 2020, doi:10.6084/m9.figshare.11752749.
  6. Na Zhu et al.: A Novel Coronavirus from Patients with Pneumonia in China, 2019. In: The New England Journal of Medicine.Online-Veröffentlichung vom 24. Januar 2020, doi:10.1056/NEJMoa2001017.
  7. Pneumonia of unknown cause – China. Webseite der WHO, 5. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2020 (englisch).
  8. New virus surging in Asia rattles scientists. nature.com, 20. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2020 (englisch).
  9. a b c d Huang C, Wang Y, Li X, Ren L, Zhao J, Hu Y, Zhang L, Fan G, Xu J, Gu X, Cheng Z, Yu T, Xia J, Wei Y, Wu W, Xie X, Yin W, Li H, Liu M, Xiao Y, Gao H, Guo L, Xie J, Wang G, Jiang R, Gao Z, Jin Q, Wang J, Cao B: Clinical features of patients infected with 2019 novel coronavirus in Wuhan, China. In: The Lancet. 24. Januar 2020, doi:10.1016/S0140-6736(20)30183-5 (englisch).
  10. Wuhan seafood market may not be source of novel virus spreading globally. Auf: sciencemag.org vom 26. Januar 2020.
  11. WHO Statement Regarding Cluster of Pneumonia Cases in Wuhan, China. WHO, 9. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2020 (englisch).
  12. Informationen des RKI zu Pneumonien durch ein neuartiges Coronavirus in Wuhan, China. Robert Koch Institut, 13. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2020 (englisch).
  13. Wuhan seafood market pneumonia virus isolate Wuhan-Hu-1, complete genome. Auf: ncbi.nlm.nih.gov
  14. Erster Test für das neuartige Coronavirus in China ist entwickelt. Auf: idw-online.de vom 16. Januar 2020.
    WHO: Laboratory testing for 2019 novel coronavirus (2019-nCoV) in suspected human cases. Auf: who.int vom 14. Januar 2020.
  15. Novel Coronavirus (2019-nCoV). (Memento vom 28. Januar 2020 im Internet Archive)
  16. a b Fan Wu et al.: Complete genome characterisation of a novel coronavirus associated with severe human respiratory disease in Wuhan, China. In: bioRxiv. Online-Veröffentlichung vom 25. Januar 2020, doi:10.1101/2020.01.24.919183, Volltext (PDF)
  17. Wuhan seafood market pneumonia virus, Taxonomy ID: 2697049. Auf: ncbi.nlm.nih.gov, zuletzt eingesehen am 27. Januar 2020.
  18. Ching-Tse Cheng: WHO declines to name new pneumonia after 'China' or 'Wuhan'. Taiwan News, 14. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2020 (englisch).
  19. Matthew Frieman, Ralph Baric: Mechanisms of Severe Acute Respiratory Syndrome Pathogenesis and Innate Immunomodulation. In: Microbiology and Molecular Microbiology Reviews. Band 72, 2008, S. 672–685, doi:10.1128/MMBR.00015-08 (englisch, open access).
  20. Why snakes probably aren’t spreading the new China virus. Auf: nature.com vom 23. Januar 2020.
  21. Wei Ji, Wei Wang, Xiaofang Zhao, Junjie Zai und Xingguang Li: Homologous recombination within the spike glycoprotein of the newly identified coronavirus may boost cross‐species transmission from snake to human. In: Journal of Medical Virology. Online-Vorabveröffentlichung vom 22. Januar 2020, doi:10.1002/jmv.25682.
    Researchers trace coronavirus outbreak in China to snakes. Auf: eurekalert.org vom 22. Januar 2020.
  22. Coronavirus: How worried should we be? Auf: BBC News vom 27. Januar 2020.
  23. Roujian Lu et al.: Genomic characterisation and epidemiology of 2019 novel coronavirus: implications for virus origins and receptor binding. In: The Lancet. Online-Vorabveröffentlichung vom 29. Januar 2020, doi:0.1016/S0140-6736(20)30251-8, Volltext (PDF).
  24. How quickly does the Wuhan virus spread? Auf: nature.com vom 21. Januar 2020.
  25. a b Coronavirus: How worried should we be? BBC News, 24. Januar 2020, abgerufen am 26. Januar 2020 (englisch)
  26. Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus auf der Website der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
  27. Zhou P, Yang X-L, Wang X-G, Hu B, Zhang L, Zhang W, Si H-R, Zhu Y, Li B, Huang C-L, Chen H-D, Chen J, Luo Y, Guo H, Jiang R-D, Liu M-Q, Chen Y, Shen X-R, Wang X, Zheng X-S, Zhao K, Chen Q-J, Deng F, Liu L-L, Yan B, Zhan F-X, Wang Y-Y, Xiao G-F, Shi Z-L: Discovery of a novel coronavirus associated with the recent pneumonia outbreak in humans and its potential bat origin. In: bioRxiv. 23. Januar 2020, doi:10.1101/2020.01.22.914952 (englisch).
  28. Auswärtiges Amt: Gesundheitsdienst, Stand 27. Januar 2020.
  29. a b Informationen des RKI zu Pneumonien durch ein neuartiges Coronavirus (2019-nCoV) in Wuhan, China. Robert Koch Institut, 21. Januar 2020, abgerufen am 21. Januar 2020.
  30. Chan JF, Yuan S, Kok KH, To KK, Chu H, Yang J, Xing F, Liu J, Yip CC, Poon RW, Tsoi HW, Lo SK, Chan KH, Poon VK, Chan WM, Ip JD, Cai JP, Cheng VC, Chen H, Hui CK, Yuen KY: A familial cluster of pneumonia associated with the 2019 novel coronavirus indicating person-to-person transmission: a study of a family cluster. In: The Lancet. 24. Januar 2020, doi:10.1016/S0140-6736(20)30154-9 (englisch).
  31. 2019-nCoV: Erste Bilder vom Virus und Erkenntnisse zum klinischen Verlauf. In: Deutsches Ärzteblatt. 27. Januar 2020 (online).
  32. Australian Lab First to Grow New Virus Outside China. Auf: scientificamerican.com vom 29. Januar 2020.
  33. 2019-nCoV: Verdachtsabklärung und Maßnahmen - Orientierungshilfe für Ärztinnen und Ärzte. Robert-Koch-Institut, 23. Januar 2020, aufgerufen am 26. Januar 2020.
  34. a b Kathrin Strobel: Was tun bei Verdacht auf Coronavirus 2019-nCoV? In: medical-tribune.de. Medical Tribune Deutschland, 28. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2020.
  35. Can an anti-HIV combination or other existing drugs outwit the new coronavirus? Auf: sciencemag.org vom 27. Januar 2020.
  36. Catharine I. Paules, Hilary D. Marston, Anthony S. Fauci: Coronavirus Infections—More Than Just the Common Cold. In: JAMA. 23. Januar 2020, doi:10.1001/jama.2020.0757, PMID 31971553.
  37. 上海药物所和上海科技大学联合发现一批可能对新型肺炎有治疗作用的老药和中药. Chinese Academy of Sciences, 25. Januar 2020; (chinesisch).
  38. Scientists are moving at record speed to create new coronavirus vaccines — but they may come too late. Auf: sciencemag.org vom 27. Januar 2020.
  39. Antworten auf häufig gestellte Fragen zum neuartigen Coronavirus (2019-nCoV), Robert-Koch-Institut, 28. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2020.
  40. Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren. Auf: rki.de vom 6. September 2018, abgerufen am 28. Januar 2020.
  41. Empfehlungen des RKI für die Hygienemaßnahmen und Infektionskontrolle bei Patienten mit Pneumonien verursacht durch ein neuartiges Coronavirus (nCoV) aus Wuhan, China. Auf: rki.de vom 24. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2020.
  42. Amy Qin, Javier C. Hernández: China Reports First Death From New Virus. The New York Times, 10. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2020 (englisch).
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