„Rotation eines Vektorfeldes“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschreibt den mathematischen Differentialoperator „Rotation“. Für die Drehbewegung eines Körpers siehe [[Rotation (Physik)]], für die geometrische Abbildung siehe [[Drehung]].}}
{{Dieser Artikel|beschreibt den mathematischen Differentialoperator „Rotation“. Für die Drehbewegung eines Körpers siehe [[Rotation (Physik)]], für die geometrische Abbildung siehe [[Drehung]].}}


Als '''Rotation''' oder '''Rotor'''<ref>{{Literatur
Als '''Rotation''' oder '''Rotor'''<ref>''Wie kann man sich vom Rotor (Wirbel) eines Vektorfeldes und vom Vektorpotentiale eine Anschauung verschaffen?'', Walter Rogowski, Archiv für Elektrotechnik</ref><ref>''Mathematik für Naturwissenschaftler und Ingenieure: Tensorrechnung'', Hans Karl Iben</ref> bezeichnet man in der [[Vektoranalysis]], einem Teilgebiet der Mathematik, einen bestimmten [[Differentialoperator]], der einem [[Vektorfeld]] im dreidimensionalen [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] mit Hilfe der [[Differentiation]] ein neues Vektorfeld zuordnet.
| Titel=Wie kann man sich vom Rotor (Wirbel) eines Vektorfeldes und vom Vektorpotentiale eine Anschauung verschaffen?
| Autor=[[Walter Rogowski]]
| Sammelwerk=Archiv für Elektrotechnik
| Jahr=1914
| Band=2
| Seiten=234-245
| DOI=10.1007/BF01655798
}}</ref><ref>{{Literatur
| Titel=Tensorrechnung
| TitelErg=Mathematik für Naturwissenschaftler und Ingenieure
| Autor=Hans Karl Iben
| Verlag=Vieweg+Teubner Verlag
| Ort=Stuttgart, Leibzig
| Jahr=1999
| ISBN=978-3-519-00246-8
| DOI=10.1007/978-3-322-84792-8
}}</ref> bezeichnet man in der [[Vektoranalysis]], einem Teilgebiet der Mathematik, einen bestimmten [[Differentialoperator]], der einem [[Vektorfeld]] im dreidimensionalen [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] mit Hilfe der [[Differentiation]] ein neues Vektorfeld zuordnet.


Die Rotation eines [[Strömungsfeld]]es gibt für jeden Ort das Doppelte der [[Winkelgeschwindigkeit]] an, mit der sich ein mitschwimmender Körper [[Rotation (Physik)|dreht]] („rotiert“). Dieser Zusammenhang ist namensgebend.
Die Rotation eines [[Strömungsfeld]]es gibt für jeden Ort das Doppelte der [[Winkelgeschwindigkeit]] an, mit der sich ein mitschwimmender Körper [[Rotation (Physik)|dreht]] („rotiert“). Dieser Zusammenhang ist namensgebend.
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* Das Kraftfeld, das an jedem Punkt die Gravitationskraft der Sonne auf ein Testteilchen angibt, ist wirbelfrei. Das Kraftfeld ist der negative Gradient der potentiellen Energie des Teilchens.
* Das Kraftfeld, das an jedem Punkt die Gravitationskraft der Sonne auf ein Testteilchen angibt, ist wirbelfrei. Das Kraftfeld ist der negative Gradient der potentiellen Energie des Teilchens.


== Definition der Rotation in kartesischen Koordinaten ==
== Definition der Rotation ==
=== Definition in kartesischen Koordinaten ===


Seien <math>(x,y,z)</math> die [[Kartesisches Koordinatensystem|kartesischen Koordinaten]] des dreidimensionalen euklidischen Raumes und <math>\hat{e}_x</math>, <math>\hat{e}_y</math> und <math>\hat{e}_z</math> die auf Einheitslänge normierten, zueinander senkrechten Basisvektoren, die an jedem Punkt in Richtung der zunehmenden Koordinaten zeigen.
Seien <math>(x,y,z)</math> die [[Kartesisches Koordinatensystem|kartesischen Koordinaten]] des dreidimensionalen euklidischen Raumes und <math>\hat{e}_x</math>, <math>\hat{e}_y</math> und <math>\hat{e}_z</math> die auf Einheitslänge normierten, zueinander senkrechten Basisvektoren, die an jedem Punkt in Richtung der zunehmenden Koordinaten zeigen.
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\left (\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}\right )\hat{e}_z
\left (\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}\right )\hat{e}_z
\,.</math>
\,.</math>
Man kann <math>\operatorname{rot}\, \vec F</math> als formale [[Determinante]] einer Matrix auffassen, deren erste Spalte die kartesischen Basisvektoren enthält, die zweite die partiellen Ableitungen nach den kartesischen Koordinaten und die dritte die zu differenzierenden Komponentenfunktionen
Man kann <math>\operatorname{rot}\, \vec F</math> wie das [[Kreuzprodukt]] als formale [[Determinante]] einer Matrix auffassen, deren erste Spalte die kartesischen Basisvektoren enthält, die zweite die partiellen Ableitungen nach den kartesischen Koordinaten und die dritte die zu differenzierenden Komponentenfunktionen
:<math>\operatorname{rot}\,\vec F =\operatorname{det}\,
:<math>\operatorname{rot}\,\vec F =\operatorname{det}\,
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
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Gibt man die Vektoren als Spaltenvektoren ihrer kartesischen Komponenten an,
Gibt man die Vektoren als Spaltenvektoren ihrer kartesischen Komponenten an,
dann ist <math>\operatorname{rot}\,\vec F</math> das formale [[Kreuzprodukt]] des Spaltenvektors der partiellen Ableitungen nach den kartesischen Koordinaten, des [[Nabla-Operator]]s <math>\nabla</math>, mit dem Spaltenvektor der kartesischen Komponentenfunktionen
dann ist <math>\operatorname{rot}\,\vec F</math> das formale [[Kreuzprodukt]] des Spaltenvektors der partiellen Ableitungen nach den kartesischen Koordinaten, des [[Nabla-Operator]]s <math>\nabla</math>, mit dem Spaltenvektor der kartesischen Komponentenfunktionen
:<math>\operatorname{rot}\,\vec F(x,y,z) = \nabla\times\vec F =
:<math>\operatorname{rot}\,\vec F(x,y,z) = \nabla\times\vec F
=\sum_{i=1}^3\hat e_i\times\frac{\part\vec F}{\part x_i}
\begin{pmatrix}
=\begin{pmatrix}
\frac{\partial}{\partial x} \\
\frac{\partial}{\partial x} \\
\frac{\partial}{\partial y} \\
\frac{\partial}{\partial y} \\
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\frac{\partial F_x}{\partial z} - \frac{\partial F_z}{\partial x} \\
\frac{\partial F_x}{\partial z} - \frac{\partial F_z}{\partial x} \\
\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}
\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}
\end{pmatrix}\,.
\end{pmatrix}
</math>
</math>


wo die Koordinaten nach dem üblichen Schema x&nbsp;→&nbsp;1, y&nbsp;→&nbsp;2 und z&nbsp;→&nbsp;3 durchnummeriert wurden.
== Andere Koordinatendarstellungen der Rotation ==

=== Kugelkoordinaten ===
=== Koordinatenunabhängige Definition mit dem Nabla-Operator ===
Der [[Nabla-Operator]] ist auch in anderen Koordinatensystemen definiert und so kann mit ihm die Rotation koordinatenunabhängig definiert werden:

:<math>\mathrm{rot}\vec F:=\nabla\times\vec F

</math>

Mit dem Nabla-Operator können auch der [[Gradient (Mathematik)|Gradient-]] sowie die [[Divergenz eines Vektorfeldes]] dargestellt und [[#Rechenregeln|Produktregeln]] hergeleitet werden.

=== Definition in Kugelkoordinaten ===


Schreibt man das Vektorfeld in [[Kugelkoordinaten]] <math>(r, \theta, \varphi)</math> als Linearkombination
Schreibt man das Vektorfeld in [[Kugelkoordinaten]] <math>(r, \theta, \varphi)</math> als Linearkombination
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:<math>
:<math>
\begin{align}
\begin{align}
\hat{e}_r &=
\hat{e}_r &=\begin{pmatrix}
\sin(\vartheta)\cos(\varphi)\\
\sin(\vartheta)\sin(\varphi)\\
\cos(\vartheta)
\end{pmatrix}
=
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2+z^2}}
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2+z^2}}
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
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\end{pmatrix}
\end{pmatrix}
\,,\\
\,,\\
\hat{e}_\theta &=
\hat{e}_\theta &=\begin{pmatrix}
\cos(\vartheta)\cos(\varphi)\\
\cos(\vartheta)\sin(\varphi)\\
-\sin(\vartheta)
\end{pmatrix}
=
\frac{1}{\sqrt{(x^2+y^2+z^2)(x^2+y^2)}}
\frac{1}{\sqrt{(x^2+y^2+z^2)(x^2+y^2)}}
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
z\,x\\z\,y\\-x^2-y^2
z\,x\\z\,y\\-x^2-y^2
\end{pmatrix}\,,\\
\end{pmatrix}\,,\\
\hat{e}_\varphi &=
\hat{e}_\varphi &=\begin{pmatrix}
-\sin(\varphi)\\
\cos(\varphi)\\
0
\end{pmatrix}
=
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2}}
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2}}
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
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</math>
</math>


=== Zylinderkoordinaten ===
=== Definition in Zylinderkoordinaten ===


Gibt man das Vektorfeld in [[Zylinderkoordinaten]] <math>(r, \varphi, z)</math>
Gibt man das Vektorfeld in [[Zylinderkoordinaten]] <math>(r, \varphi, z)</math>
als Linearkombination
als Linearkombination
:<math>\vec F(r,\varphi,z)=F_r(r,\varphi,z)\, \hat{e}_r + F_\varphi(r,\varphi,z)\,\hat{e}_\varphi +F_{z}(r,\varphi,z)\,\hat{e}_z</math>
:<math>\vec F(r,\varphi,z)=F_r(r,\varphi,z)\, \hat{e}_r
+F_\varphi(r,\varphi,z)\,\hat{e}_\varphi +F_{z}(r,\varphi,z)\,\hat{e}_z</math>

der Vektoren
der Vektoren

:<math>
:<math>
\begin{align}
\begin{align}
\hat{e}_r &=\begin{pmatrix}\cos(\varphi)\\ \sin(\varphi)\\ 0\end{pmatrix}
\hat{e}_r &=
=
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2}}
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2}}
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
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\end{pmatrix}
\end{pmatrix}
\,,\\
\,,\\
\hat{e}_\varphi &=
\hat{e}_\varphi&=\begin{pmatrix}-\sin(\varphi)\\ \cos(\varphi)\\0\end{pmatrix}
=
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2}}
\frac{1}{\sqrt{x^2+y^2}}
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
Zeile 146: Zeile 195:
\end{align}</math>
\end{align}</math>


=== Rotation in zwei Dimensionen ===
== Koordinatenfreie Darstellung der Rotation als Volumenableitung ==

Mit Hilfe des [[Klassischer Integralsatz von Stokes|klassischen Integralsatzes von Stokes]] kann die Rotation, ähnlich wie die Divergenz (Quellendichte), als [[Volumenableitung]] dargestellt werden. Diese Darstellung hat den Vorteil, dass sie koordinatenunabhängig ist. Aus diesem Grund wird die Rotation im Bereich der [[Ingenieurwissenschaften]] oftmals direkt so definiert.
Ein Vektorfeld im zweidimensionalen, euklidischen Raum kann als Vektorfeld
:<math>\vec F(x,y,z)=F_x(x,y)\, \hat{e}_x + F_y(x,y)\,\hat{e}_y </math>
in drei Dimensionen aufgefasst werden, das nicht von der dritten Koordinate abhängt und dessen dritte Komponente verschwindet. Seine Rotation ist kein Vektorfeld dieser Art, sondern besteht gemäß
:<math>\operatorname{rot}\,\vec F(x,y,z) =
\left (\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}\right )\hat{e}_z
</math>

aus einer Komponente, die senkrecht zum Vektorfeld in drei Dimensionen ist. Definiert man in zwei Dimensionen die Rotation als den Differentialoperator
:<math>\operatorname{rot}:\ \vec F \mapsto
\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}
\,,</math>
dann ist das Ergebnis ein [[Skalarfeld]] und kein Vektorfeld.

== Eigenschaften ==
=== Koordinatenfreie Darstellung der Rotation als Volumenableitung ===
Mit Hilfe des [[Satz von Stokes|Satzes von Stokes]] kann die Rotation, ähnlich wie die Divergenz (Quellendichte), als [[Volumenableitung]] dargestellt werden. Diese Darstellung hat den Vorteil, dass sie koordinatenunabhängig ist. Aus diesem Grund wird die Rotation im Bereich der [[Ingenieurwissenschaften]] oftmals direkt so definiert.


Ist <math>\mathcal{V}</math> ein Raumgebiet mit stückweise glattem Rand <math>\partial \mathcal{V}</math> und dem Volumen <math>V</math>, dann kann die Rotation des Vektorfelds <math>\vec{F} \colon \mathcal{V} \to \R^3</math> im Punkt <math>p \in \mathcal{V}</math> mittels der Volumenableitung durch
Ist <math>\mathcal{V}</math> ein Raumgebiet mit stückweise glattem Rand <math>\partial \mathcal{V}</math> und dem Volumen <math>V</math>, dann kann die Rotation des Vektorfelds <math>\vec{F} \colon \mathcal{V} \to \R^3</math> im Punkt <math>p \in \mathcal{V}</math> mittels der Volumenableitung durch


:<math>
:<math>
\mathrm{rot}\,\vec F(p)=\lim_{V\rightarrow 0}\frac{\oint_{\partial \mathcal{V}} \mathrm{d}\vec{A}\times\vec F}{V}
\mathrm{rot}\,\vec F(p)=\lim_{V\rightarrow 0}\frac{\oint_{\partial \mathcal{V}} \hat n\times\vec F\,\mathrm{d}A}{V}
</math>
</math>


berechnet werden. Dabei bezeichnet <math>\mathrm{d}\vec{A}=\frac{\vec n}{\mid\vec n\mid}\mathrm{d}A</math> das [[Krummlinige Koordinaten#Flächenelement|äußere vektorielle Flächenelement]] von <math>\partial \mathcal{V},</math> wobei <math>\vec n</math> der nach außen zeigende [[Normalenvektor]] und <math>\mathrm{d}A</math> das skalare Flächenelement ist. Zur Grenzwertbildung wird das Raumgebiet <math>\mathcal{V}</math> auf den Punkt p zusammengezogen, sodass sein Inhalt <math>V</math> gegen null geht.<ref>Bronstein, Semendjajew, Musiol, Mühlig: ''Taschenbuch der Mathematik'', Verlag Harri Deutsch, Frankfurt, 8. Aufl. 2012, ''Abschn. 13.2, Räumliche Differentialoperatoren''</ref>
berechnet werden. Dabei bezeichnet <math>\hat n\mathrm{d}A=\mathrm{d}\vec{A}</math> das [[Oberflächenintegral#Oberflächenelement|äußere vektorielle Flächenelement]] von <math>\partial \mathcal{V},</math> wobei <math>\hat n</math> der nach außen zeigende [[Normaleneinheitsvektor]] und <math>\mathrm{d}A</math> das skalare Flächenelement ist. Zur Grenzwertbildung wird das Raumgebiet <math>\mathcal{V}</math> auf den Punkt p zusammengezogen, sodass sein Inhalt <math>V</math> gegen null geht, siehe auch [[#Integralsatz von Stokes]] weiter unten.<ref>{{Literatur
| Autor=Bronstein, Semendjajew, Musiol, Mühlig
| Titel=Taschenbuch der Mathematik
| Verlag=Harri Deutsch
| Ort=Frankfurt
| Auflage=8. Aufl.
| Jahr=2012
| ISBN=978-3-817-12008-6
| Kommentar=Abschn. 13.2, Räumliche Differentialoperatoren}}</ref>


Ersetzt man <math>\vec F</math> durch eine [[Strömungsgeschwindigkeit]], erscheint die Rotation als ''Wirbeldichte''. Ähnlich gebildete Synonyme existieren auch für die Divergenz (Quellendichte) und den Gradienten (Kraftdichte). Die Koordinatendarstellungen des vorigen Abschnitts ergeben sich aus der Volumenableitung, wenn man das jeweilige Volumenelement als Raumgebiet <math>\mathcal{V}</math> wählt.
Ersetzt man <math>\vec F</math> durch eine [[Strömungsgeschwindigkeit]], erscheint die Rotation als ''Wirbeldichte''. Ähnlich gebildete Synonyme existieren auch für die Divergenz (Quellendichte) und den Gradienten (Kraftdichte). Die Koordinatendarstellungen des vorigen Abschnitts ergeben sich aus der Volumenableitung, wenn man das jeweilige Volumenelement als Raumgebiet <math>\mathcal{V}</math> wählt.


== Axialvektorfeld ==
=== Axialvektorfeld ===


Die Rotation eines Vektorfeldes ist ein [[Pseudovektor]]feld. Ein Vektorfeld geht bei Spiegelung am Ursprung in sein Negatives am gespiegelten Ort über, die Rotation des Vektorfeldes ändert bei dieser Spiegelung ihr [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] nicht,
Die Rotation eines Vektorfeldes ist ein [[Pseudovektor]]feld. Ein Vektorfeld geht bei Spiegelung am Ursprung in sein Negatives am gespiegelten Ort über, die Rotation des Vektorfeldes ändert bei dieser Spiegelung ihr [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] nicht,
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\end{align}</math>
\end{align}</math>


=== Rechenregeln ===
== Vektorfeld in zwei Dimensionen ==


Die Rotation ist linear. Für alle Konstanten <math>c\in\R</math> und differenzierbaren Vektorfelder <math>\vec{F}</math> und <math>\vec{G}</math> gilt
Ein Vektorfeld im zweidimensionalen, euklidischen Raum kann als Vektorfeld
:<math>
:<math>\vec F(x,y,z)=F_x(x,y)\, \hat{e}_x + F_y(x,y)\,\hat{e}_y </math>
\operatorname{rot}\,(c \,\vec{F}+\vec G)
in drei Dimensionen aufgefasst werden, das nicht von der dritten Koordinate abhängt und dessen dritte Komponente verschwindet. Seine Rotation ist kein Vektorfeld dieser Art, sondern hat eine dritte Komponente,
:<math>\operatorname{rot}\,\vec F(x,y,z) =
= c\,\operatorname{rot}\,\vec{F} + \operatorname{rot}\,\vec{G}\,.</math>

\left (\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}\right )\hat{e}_z
Die Rotation eines Vektorfeldes verschwindet genau dann, wenn es lokal ein [[Gradientenfeld]] ist und die Divergenz eines Vektorfeldes verschwindet genau dann, wenn es lokal die Rotation eines anderen Feldes ist:
\,.</math>

Definiert man in zwei Dimensionen die Rotation als den Differentialoperator
:<math>
:<math>\operatorname{rot}:\ \vec F \mapsto
\operatorname{rot~grad}\,f= 0\,,\ \operatorname{div~rot}\,\vec F= 0
\frac{\partial F_y}{\partial x} - \frac{\partial F_x}{\partial y}
\,,</math>
</math>

dann ist das Ergebnis eine skalare Funktion, nicht ein Vektorfeld.
Für differenzierbare Funktionen <math>f\,</math> und Vektorfelder <math>\vec{F}</math> und <math>\vec{G}</math> gelten die [[Produktregel]]n
:<math>\begin{align}
\operatorname{rot}\,(f\,\vec{F}) =& f\,\operatorname{rot}\,\vec{F} + (\operatorname{grad}\,f)\,\times \vec{F}
\\
\operatorname{rot}\,(\vec{F}\times\vec{G})
=&
\left(\vec{G}\cdot\nabla\right)\vec{F}
- \left(\vec{F}\cdot\nabla\right)\vec{G}
+ \vec{F}\,(\nabla\cdot\vec{G})
- \vec{G}\,(\nabla\cdot\vec{F})
\\=&
\left(\operatorname{grad}\vec{F}\right)\cdot\vec{G}
- \left(\operatorname{grad}\vec{G}\right)\cdot\vec{F}
+ \vec{F}\,(\operatorname{div}\,\vec{G})
- \vec{G}\,(\operatorname{div}\,\vec{F})
\,.\end{align}</math>

Darin ist <math>\nabla</math> der [[Nabla-Operator]] und in der letzten Formel bildet grad den [[Gradient (Mathematik)#Vektorgradient|Vektorgradient]]. Für die zweifache Anwendung der Rotation gilt

:<math>
\operatorname{rot}\,\operatorname{rot}\,\vec{F}=
\operatorname{grad\,div}\,\vec{F} - \operatorname{div\,grad}\,\vec{F}=
\operatorname{grad\,div}\,\vec{F} - \Delta\,\vec{F}
</math>

wo <math>\Delta</math> der [[Laplace-Operator]] ist. Für einen Vektor <math> \vec{v} </math>, der von einem Skalar <math> s\!\, </math> abhängt, und dieser in 3D vom Ort, gilt die Kettenregel
:<math>
\operatorname{rot}\, \vec{v} ( s ) = \operatorname{grad}\,s \times \frac{\mathrm{d}\vec{v}}{\mathrm{d}s}.
</math>


== Anschauliche Anwendungen ==
== Zusammenhang zur Winkelgeschwindigkeit ==
=== Zusammenhang zur Winkelgeschwindigkeit ===


Wir betrachten einfachheitshalber die Drehung eines starren Körpers um die <math>z</math>-Achse mit konstanter Winkelgeschwindigkeit <math>\omega\,.</math> Dabei wächst der Drehwinkel <math>\varphi</math> gleichmäßig mit der Zeit an, <math>\varphi = \omega\,t\,,</math> und jeder Punkt durchläuft eine Bahn
Bei der Drehung eines starren Körpers um die <math>z</math>-Achse mit konstanter Winkelgeschwindigkeit <math>\omega</math> wächst der Drehwinkel <math>\varphi</math> gleichmäßig mit der Zeit an, <math>\varphi = \omega\,t\,,</math> und jeder Punkt durchläuft eine Bahn
:<math>\begin{pmatrix}
:<math>\begin{pmatrix}
x(t)\\y(t)\\z(t)
x(t)\\y(t)\\z(t)
Zeile 217: Zeile 320:
:<math>\operatorname{rot}\,\vec{v} = 2\,\omega\,\hat{e}_z\,.</math>
:<math>\operatorname{rot}\,\vec{v} = 2\,\omega\,\hat{e}_z\,.</math>


== Veranschaulichung durch Drehmoment ==
=== Veranschaulichung durch Drehmoment ===


In einem Flächenkraftdichte-Feld<ref>{{Webarchiv | url=http://n.ethz.ch/student/nuetzig/zwickers/documents/basis/mech12_norman.pdf | wayback=20160810043839 | text=Formelsammlung Mechanik}}</ref> <math> \vec f</math>, das jedem Körperoberflächenelement mit dem Inhalt <math>\mathrm{d}A</math> unabhängig von seiner Ausrichtung die Kraft <math>\vec f \mathrm{d}A</math> einprägt, erfährt eine Kugel mit dem Radius <math> R</math> (und dem zugehörigen Volumeninhalt <math>V</math>) das [[Drehmoment]]
In einem Flächenkraftdichte-Feld<ref>{{Webarchiv | url=http://n.ethz.ch/student/nuetzig/zwickers/documents/basis/mech12_norman.pdf | wayback=20160810043839 | text=Formelsammlung Mechanik}}</ref> <math> \vec f</math>, das jedem Körperoberflächenelement mit dem Inhalt <math>\mathrm{d}A</math> unabhängig von seiner Ausrichtung die Kraft <math>\vec f \mathrm{d}A</math> einprägt, erfährt eine Kugel mit dem Radius <math> R</math> (und dem zugehörigen Volumeninhalt <math>V</math>) das [[Drehmoment]]
:<math>\vec M= RV\mathrm{rot}\,\vec f.</math>
:<math>\vec M= RV\mathrm{rot}\,\vec f.</math>
Vorausgesetzt ist, dass <math> \mathrm{rot}\,\vec f</math> im Bereich der Kugel konstant ist.
Vorausgesetzt ist, dass <math> \mathrm{rot}\,\vec f</math> im Bereich der Kugel konstant ist.
Die Gleichung folgt aus dem
Die Gleichung folgt mit dem aus der [[Rotation_%28Mathematik%29#Koordinatenfreie_Darstellung_der_Rotation_als_Volumenableitung|koordinatenfreien Darstellung der Rotation]] unmittelbar folgenden
[[Gau%C3%9Fscher_Integralsatz#Folgerungen|Integralsatz]] <math>\int_\mathcal{V}\mathrm{rot}\,\vec f\mathrm{d}V = \oint_\mathcal{A}\mathrm{d}\vec A\times\vec f</math> mit <math>\int_\mathcal{V}\mathrm{rot}\,\vec f\mathrm{d}V = V\mathrm{rot}\,\vec f</math> und <math>\oint_\mathcal{A}R\mathrm{d}\vec A\times\vec f=\vec M.</math>
[[#Integralsatz von Stokes]] <math>\int_\mathcal{V}\mathrm{rot}\,\vec f\mathrm{d}V = \oint_\mathcal{A}\hat n\times\vec f\,\mathrm{d}A</math> mit <math>\int_\mathcal{V}\mathrm{rot}\,\vec f\,\mathrm{d}V = V\mathrm{rot}\,\vec f</math> und <math>\vec M:=\oint_\mathcal{A}R\hat n\times\vec f\,\mathrm{d}A</math>.


== Zerlegung in quellen- und wirbelfreien Teil ==
== Sätze, in denen die Rotation eine Rolle spielt ==
=== Zerlegung in quellen- und wirbelfreien Teil ===


Zweifach stetig differenzierbare Vektorfelder <math>\vec{v}(\vec r)</math>, die mit ihren Ableitungen für große Abstände hinreichend rasch gegen null gehen, kann man eindeutig in einen [[wirbelfrei]]en Teil <math>\vec{E}\,,\ \textsf{mit}\ \operatorname{rot}\,\vec{E} = \vec{0}\,,</math> und einen [[quellenfrei]]en Teil <math>\vec{B}\,,\ \textsf{mit}\ \operatorname{div}\,\vec{B} = 0\,,</math> zerlegen,
Zweifach stetig differenzierbare Vektorfelder <math>\vec{v}(\vec r)</math>, die mit ihren Ableitungen für große Abstände hinreichend rasch gegen null gehen, kann man eindeutig in einen [[wirbelfrei]]en Teil <math>\vec{E}\,,\ \textsf{mit}\ \operatorname{rot}\,\vec{E} = \vec{0}\,,</math> und einen [[quellenfrei]]en Teil <math>\vec{B}\,,\ \textsf{mit}\ \operatorname{div}\,\vec{B} = 0\,,</math> zerlegen,
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Diese Zerlegung ist Bestandteil des [[Helmholtz-Theorem]]s.
Diese Zerlegung ist Bestandteil des [[Helmholtz-Theorem]]s.


=== Integralsatz von Stokes ===
== Rechenregeln ==
[[Datei:stokesrot.png|mini|Fläche <math>\mathcal{F}</math> mit Berandung <math>\partial\mathcal{F}</math>]]
{{Hauptartikel|Satz von Stokes}}
Das Integral über eine Fläche <math>\mathcal{F}</math> über die Rotation eines Vektorfeldes <math>\vec{A}</math> ist nach dem [[Klassischer Integralsatz von Stokes|klassischen Integralsatz von Stokes]] gleich dem [[Kurvenintegral]] über die Randkurve <math>\partial \mathcal{F}</math> über <math>\vec{A}\,,</math>
:<math> \iint_{\mathcal{F}}\!\!(\operatorname{rot}\,\vec {A})\cdot\mathrm{d}\vec f= \oint_{\partial \mathcal{F}}\!\!\vec {A}\cdot\mathrm{d}\vec{x}\,.</math>
Durch das Doppelintegral wird links betont, dass man von einer zweidimensionalen Integration ausgeht. Auf der rechten Seite soll das Kreissymbol im Integralzeichen unterstreichen, dass es sich um ein Integral über einen geschlossenen Weg handelt. Die Orientierung entspricht dabei der [[Drei-Finger-Regel]], siehe Abbildung rechts: die folgenden drei Vektoren, nämlich erstens der Vektor <math>\mathrm d\vec f</math> in Richtung der Flächennormalen, zweitens der Vektor <math>\mathrm d\vec{x}</math> in Tangentialrichtung der Kurve und drittens der vom Rand in die Fläche zeigenden Vektor, entsprechen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand, das heißt, sie bilden ein Rechtssystem. Oft schreibt man <math>\mathrm{d}\vec{f}=\vec{n}\,\mathrm{d}f\,</math> indem man mit dem Normalenvektor <math>\vec n</math> die Richtung der Größe hervorhebt.


Der allgemeinere Satz von Stokes beinhaltet auch das Rotations-Theorem<ref>Altenbach (2012), S. 46.</ref>
Die Rotation ist linear. Für alle Konstanten <math>c\in\R</math> und differenzierbare Vektorfelder <math>\vec{F}</math> und <math>\vec{G}</math> gilt
:<math>
\operatorname{rot}\,(c \,\vec{F}+\vec G)
= c\,\operatorname{rot}\,\vec{F} + \operatorname{rot}\,\vec{G}\,.</math>


:<math>\int_V\mathrm{rot}\vec F\,\mathrm{d}V
Die Rotation eines Vektorfeldes verschwindet genau dann, wenn es lokal ein [[Gradientenfeld]] ist.
=\int_A\vec n\times\vec F\,\mathrm{d}A</math>
Die Divergenz eines Vektorfeldes verschwindet genau dann, wenn es lokal die Rotation eines anderen Feldes ist,
:<math>
\operatorname{rot}~\operatorname{grad}\,f= 0\,,\ \operatorname{div}~\operatorname{rot}\,\vec F= 0\,,
</math>
und die anderen Implikationen sind Spezialfälle des [[Poincaré-Lemma]]s.


Darin ist <math>\vec F</math> ein stetig differenzierbares Vektorfeld, <math>\vec n</math> der nach außen gerichtete [[Normaleneinheitsvektor]] auf der geschlossenen Oberfläche <math>A</math> des Volumens <math>V</math>. Wenn das Volumen so klein wird, dass die Rotation in ihm näherungsweise konstant wird, folgt hieraus die [[#Koordinatenfreie Darstellung der Rotation als Volumenableitung]].
Für differenzierbare Funktionen <math>f\,</math> und Vektorfelder <math>\vec{F}</math> und <math>\vec{G}</math> gelten die Produktregeln
:<math>\begin{align}
\operatorname{rot}\,(f\,\vec{F}) =& f\,\operatorname{rot}\,\vec{F} + (\operatorname{grad}\,f)\,\times \vec{F}
\\
\operatorname{rot}\,(\vec{F}\times\vec{G})
=&
\left(\vec{G}\cdot\nabla\right)\vec{F}
- \left(\vec{F}\cdot\nabla\right)\vec{G}
+ \vec{F}\,(\nabla\cdot\vec{G})
- \vec{G}\,(\nabla\cdot\vec{F})
\\=&
\left(\operatorname{grad}\vec{F}\right)\cdot\vec{G}
- \left(\operatorname{grad}\vec{G}\right)\cdot\vec{F}
+ \vec{F}\,(\operatorname{div}\,\vec{G})
- \vec{G}\,(\operatorname{div}\,\vec{F})
\,.\end{align}</math>


== Rotation von Tensoren zweiter Stufe ==
Darin ist <math>\nabla</math> der [[Nabla-Operator]] und in der letzten Formel bildet grad den [[Gradient (Mathematik)#Vektorgradient|Vektorgradient]]. Für die zweifache Anwendung der Rotation gilt
Die Rotation von Tensorfeldern zweiter Stufe wird mit der Identität<ref name="hbphys">{{Literatur
:<math>
| Autor=C. Truesdell
\operatorname{rot}\,\operatorname{rot}\,\vec{F}=
| Titel=Festkörpermechanik II
\operatorname{grad}\,\operatorname{div}\,\vec{F} - \operatorname{div}\,\operatorname{grad}\,\vec{F}
| Herausgeber=S. Flügge
</math>
| Sammelwerk=Handbuch der Physik
| Band=Bd. VIa/2
| Verlag=Springer
| Jahr=1972
| ISBN=3-540-05535-5}}</ref>


:<math>\mathrm{rot}(\mathbf{T})\cdot\vec c
Für einen Vektor <math> \vec{v} </math>, der von einem Skalar <math> s\!\, </math> abhängt, und dieser in 3D vom Ort, gilt die Kettenregel
=\mathrm{rot}\left(\mathbf{T}^\top\cdot\vec c\right)
:<math>
\quad\forall\vec c</math>
\operatorname{rot}\, \vec{v} ( s ) = \operatorname{grad}\,s \times \frac{\mathrm{d}\vec{v}}{\mathrm{d}s}.

definiert. Aus ihr ergibt sich

:<math>\mathrm{rot}(\mathbf{T})=\nabla\times\left(\mathbf{T}^\top\right)</math>

In [[Kartesische Koordinaten|kartesischen Koordinaten]] <math>x_{1,2,3}</math> bezüglich der [[Standardbasis]] ê<sub>1,2,3</sub> schreibt sich die Rotation für den Tensor <math>\textstyle\mathbf{T}=\sum_{i,j=1}^3T_{ij}\hat e_i\otimes\hat e_j</math>:

:<math>\mathrm{rot}(\mathbf{T})
=\sum_{i,j,k=1}^3\hat e_k\times\frac{\part}{\part x_k}
T_{ij}\hat e_j\otimes\hat e_i
=\sum_{i,j,k=1}^3\frac{\part T_{ij}}{\part x_k}
(\hat e_k\times\hat e_j)\otimes\hat e_i
</math>
</math>


Darin ist ⊗ das [[Dyadisches Produkt|dyadische Produkt]]. Es wird aber auch die [[Transponierte Matrix|transponierte]] Version <math>\nabla\times\mathbf{T}</math> benutzt<ref>Altenbach (2012), S. 43.</ref>, die hieraus hervorgeht, indem die Komponenten gemäß <math>T_{ij}\rightleftarrows T_{ji}</math> vertauscht werden.
== Integralsatz von Stokes ==
[[Datei:stokesrot.png|mini|Fläche <math>\mathcal{F}</math> mit Berandung <math>\partial\mathcal{F}</math>]]
{{Hauptartikel|Satz von Stokes}}
Das Integral über eine Fläche <math>\mathcal{F}</math> über die Rotation eines Vektorfeldes <math>\vec{A}</math> ist nach dem Satz von Stokes gleich dem [[Kurvenintegral]] über die Randkurve <math>\partial \mathcal{F}</math> über <math>\vec{A}\,,</math>
:<math> \iint_{\mathcal{F}}\!\!(\operatorname{rot}\,\vec {A})\cdot\mathrm{d}\vec f= \oint_{\partial \mathcal{F}}\!\!\vec {A}\cdot\mathrm{d}\vec{x}\,.</math>
Durch das Doppelintegral wird links betont, dass man von einer zweidimensionalen Integration ausgeht. Auf der rechten Seite soll das Kreissymbol im Integralzeichen unterstreichen, dass es sich um ein Integral über einen geschlossenen Weg handelt. Die Orientierung entspricht dabei der [[Drei-Finger-Regel]], siehe Abbildung rechts: die folgenden drei Vektoren, nämlich erstens der Vektor <math>\mathrm d\vec f</math> in Richtung der Flächennormalen, zweitens der Vektor <math>\mathrm d\vec{x}</math> in Tangentialrichtung der Kurve und drittens der vom Rand in die Fläche zeigenden Vektor, entsprechen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand, das heißt, sie bilden ein Rechtssystem. Oft schreibt man <math>\mathrm{d}\vec{f}=\vec{n}\,\mathrm{d}f\,</math> indem man mit dem Normalenvektor <math>\vec n</math> die Richtung der Größe hervorhebt.


Im Zusammenhang mit Tensoren sind Klammern ein wichtiges Hilfsmittel, um die Reihenfolge der Anwendung und die Argumente der verschiedenen Operatoren klarzustellen, was auf das Ergebnis einen entscheidenden Einfluss hat. Meistens ist beispielsweise
== Rotation von Tensoren zweiter Stufe ==
Tensoren zweiter Stufe werden mit dem [[Dyadisches Produkt|dyadischen Produkt]] „<math>\otimes</math>“ von Vektoren gebildet, auf die die Rotation angewendet werden kann. Auf diese Weise kann die Rotation auch auf Tensoren verallgemeinert werden. Sei
:<math>\mathbf{T}=\vec{t}_j\otimes\hat{e}_j = T_{ij}\hat{e}_i\otimes\hat{e}_j</math>
ein Tensor mit Spaltenvektoren <math>\vec{t}_j</math> mit Komponenten T<sub>ij</sub>. In der Gleichung wurde die [[Einsteinsche Summenkonvention]] angewendet, der zufolge über in einem Produkt doppelt vorkommende Indizes, hier i und j, von eins bis drei zu summieren ist. Dann kann die Rotation des Tensors definiert werden als:
:<math>\operatorname{rot}(\mathbf{T})
:= \hat{e}_k\times \frac{\partial}{\partial x_k}\mathbf{T}
= \hat{e}_k\times \frac{\partial}{\partial x_k}\vec{t}_j\otimes\hat{e}_j
= \operatorname{rot}(\vec{t}_j)\otimes\hat{e}_j
= T_{ij,k}(\hat{e}_k\times\hat{e}_i)\otimes\hat{e}_j\,.
</math>
Der Index nach einem Komma ist die Kurzschreibweise für die Ableitung nach dieser Koordinate:
:<math>T_{ij,k}:=\frac{\partial T_{ij}}{\partial x_k}\,.</math>
Mit dem [[Nabla-Operator]] schreibt sich die Rotation eines Tensors:
:<math>\operatorname{rot}(\mathbf{T}) := \nabla\times\mathbf{T}
</math>
In der Literatur kommt jedoch auch die [[Transponierte Matrix|transponierte]] Version mit den Zeilenvektoren <math>\vec{z}_i</math> vor
:<math>\mathbf{T}=\hat{e}_i\otimes\vec{z}_i
\quad\rightarrow\quad
\tilde{\operatorname{rot}}(\mathbf{T})
= \nabla\times(\mathbf{T}^\top)
= \operatorname{rot}(\mathbf{T}^\top)
= \operatorname{rot}(\vec{z}_i)\otimes\hat{e}_i\,,
</math>
die sich also durch die Transposition des Argumentes von der hiesigen Definition unterscheidet.


Im Zusammenhang mit Tensoren sind Klammern ein wichtiges Hilfsmittel, um die Reihenfolge der Anwendung und die Argumente der verschiedenen Operatoren klarzustellen, was auf das Ergebnis einen entscheidenden Einfluss hat. Es ist beispielsweise
:<math>\operatorname{rot}(\mathbf{T}^\top)
:<math>\operatorname{rot}(\mathbf{T}^\top)
= T_{ij,k}(\hat{e}_k\times\hat{e}_j)\otimes\hat{e}_i
=\nabla\times\mathbf{T}
\ne \left[\nabla\times\left(\mathbf{T}^\top\right)\right]^\top
\ne T_{ij,k}\hat{e}_j\otimes(\hat{e}_k\times\hat{e}_i)
= \operatorname{rot}(\mathbf{T})^\top\,.
= \operatorname{rot}(\mathbf{T})^\top
</math>
</math>


weswegen die Ausdrücke <math>\operatorname{rot}\mathbf{T}^\top</math> und <math>\nabla\times\mathbf{T}^\top</math> mehrdeutig sind.
=== Eigenschaften ===

Wenn der Tensor [[Symmetrische Matrix|symmetrisch]] ist, dann ist seine Rotation [[Spur (Mathematik)|spurfrei]]:
=== Symmetrische Tensoren ===
:<math>\mathbf{T}=\mathbf{T}^\top

\quad\rightarrow\quad
Wenn der Tensor [[Symmetrische Matrix|symmetrisch]] ist, <math>\mathbf{T}=\mathbf{T}^\top=\sum_{i,j=1}^3 T_{ij}\hat e_i\otimes\hat e_j</math> mit <math>T_{ij}=T_{ji}</math>, dann ist seine Rotation [[Spur (Mathematik)|spurfrei]]:
\operatorname{Sp(rot}(\mathbf{T}))

= T_{ij,k}(\hat{e}_k\times\hat{e}_i)\cdot\hat{e}_j
:<math>\operatorname{Sp\big(rot}(\mathbf{T})\big)
= T_{ij,k}(\hat{e}_i\times\hat{e}_j)\cdot\hat{e}_k = 0
= \sum_{i,j,k=1}^3\frac{\part T_{ij}}{\part x_k}
(\hat e_k\times\hat e_j)\cdot\hat e_i
= \sum_{i,j,k=1}^3\frac{\part T_{ij}}{\part x_k}
(\hat e_j\times\hat e_i)\cdot\hat e_k
= 0
</math>
</math>


denn Terme mit vertauschten Indizes <math>i</math> und <math>j</math> sind gleich groß, besitzen aber umgekehrtes Vorzeichen und heben sich daher in der Summe gegenseitig auf.
denn Terme mit vertauschten Indizes <math>i</math> und <math>j</math> sind gleich groß, besitzen aber umgekehrtes Vorzeichen und heben sich daher in der Summe gegenseitig auf, oder verschwinden bei <math>i=j</math>, siehe auch [[Spatprodukt]].

=== Ableitungsregeln ===


Die [[Produktregel]] führt im Produkt mit einem [[Skalar (Mathematik)|Skalar]] <math>f</math>, Vektoren <math>\vec{f}, \vec{g}</math> und dem Tensor <math>\mathbf{T}</math> auf:
Die [[Produktregel]] führt im Produkt mit einem [[Skalar (Mathematik)|Skalar]] <math>f</math>, Vektoren <math>\vec{f}, \vec{g}</math> und dem Tensor <math>\mathbf{T}</math> auf:

:<math>\begin{array}{rclcl}
:<math>\begin{align}
\operatorname{rot}(\vec{f}\otimes\vec{g}) &=&
\hat{e}_i \times(\vec{f}_{,i}\otimes\vec{g} + \vec{f}\otimes\vec{g}_{,i})
\mathrm{rot}(\vec{f}\otimes\vec{g})
=
=&
(\hat{e}_i\times\vec{f}_{,i})\otimes\vec{g} - \vec{f}\times(\hat{e}_i\otimes\vec{g}_{,i})
\mathrm{rot}(\vec{g})\otimes\vec{f}-\vec{g}\times\mathrm{grad}(\vec{f})^\top
&=&
\operatorname{rot}(\vec{f})\otimes\vec{g}-\vec{f}\times\operatorname{grad}(\vec{g})^\top
\\
\\
\operatorname{rot}(f\mathbf{T})
\mathrm{rot}(f\mathbf{T})
&=&
=&
\hat{e}_k\times(f_{,k}\mathbf{T} + f \mathbf{T}_{,k})
\mathrm{grad}(f)\times(\mathbf{T}^\top) + f\mathrm{rot}(\mathbf{T})
=
f_{,k}\hat{e}_k\times\mathbf{T} + f \hat{e}_k\times\mathbf{T}_{,k}
&=&
\operatorname{grad}(f)\times\mathbf{T} + f \operatorname{rot}(\mathbf{T})
\\
\\
\operatorname{rot}(\vec{f}\times\mathbf{I})
\mathrm{rot}(\mathbf{T}\cdot\vec{f})
&=&
=&
\mathrm{rot}(\mathbf{T}^\top)\cdot\vec{f}
\hat{e}_k\times((\vec{f}_{,k} \times\hat{e}_i)\otimes\hat{e}_i)
-\vec{\mathrm i}\left(\mathbf{T}\cdot\mathrm{grad}(\vec{f})\right)
=
(\hat{e}_k\times(\vec{f}_{,k} \times\hat{e}_i))\otimes\hat{e}_i
\\
\\
\mathrm{rot}(\vec{f}\times\mathbf{T})
&=&
=&
(\hat{e}_k\cdot\hat{e}_i)\vec{f}_{,k}\otimes\hat{e}_i
-(\hat{e}_k\cdot\vec{f}_{,k})\hat{e}_i\otimes\hat{e}_i
-\mathrm{rot}(\mathbf{T})\times\vec{f}
+\left(\mathbf{T}\#\mathrm{grad}(\vec{f})\right)^\top
\end{align}</math>

Darin bildet <math>\vec{\mathrm i}</math> die [[Vektorinvariante]], # das [[Äußeres Tensorprodukt|äußere Tensorprodukt]] und und grad den [[Gradient (Mathematik)|Gradient]]. Ist '''T''' der [[Einheitstensor]] '''1''', dann liefert das bemerkenswerte Zusammenhänge:

:<math>\begin{align}
\mathrm{rot}(f\mathbf1)
=&
\mathrm{grad}(f)\times\mathbf1
\\
\mathrm{rot}(\vec{f})
=&
-\vec{\mathrm i}\left(\mathrm{grad}(\vec{f})\right)
\\
\mathrm{rot}(\vec{f}\times\mathbf1)
=&
\left(\mathbf1\#\mathrm{grad}(\vec{f})\right)^\top
=
=
\left(\mathrm{Sp}\big(\mathrm{grad}(\vec{f})\big)\mathbf1
\vec{f}_{,k}\otimes\hat{e}_k
-\operatorname{div}(\vec{f})\mathbf{I}
-\mathrm{grad}(\vec{f})^\top\right)^\top
&=&
\\=&
\operatorname{grad}(\vec{f}) - \operatorname{div}(\vec{f})\mathbf{I}\,.
\mathrm{div}(\vec{f})\mathbf1-\mathrm{grad}(\vec{f})
\end{array}</math>
\end{align}</math>

In divergenzfreien Feldern ist also <math>\mathrm{rot}(\vec{f}\times\mathbf1)=-\mathrm{grad}(\vec{f})</math>, was beim [[Poincaré-Lemma]] ausgenutzt wird.


Bei der Verknüpfung der Rotation mit anderen Differentialoperatoren entstehen unter Beteiligung eines Tensors teilweise ähnliche Formeln wie sie aus der Vektoranalysis bekannt sind:
Bei der Verknüpfung der Rotation mit anderen Differentialoperatoren entstehen unter Beteiligung eines Tensors teilweise ähnliche Formeln wie sie aus der Vektoranalysis bekannt sind:

:<math>\begin{array}{rclcl}
:<math>\begin{array}{rclcl}
\operatorname{div(rot}(\mathbf{T}))
\mathrm{div(rot}(\vec{f}))
&=&\nabla\cdot(\nabla\times\vec{f}) &=& 0
&=&
\nabla\cdot((\nabla\times\vec{t}_i)\otimes\hat{e}_i)
= (\nabla\cdot(\nabla\times\vec{t}_i))\hat{e}_i
&=& \vec{0}
\\
\\
\operatorname{rot(grad}(\vec{f})^\top)
\mathrm{rot(grad}(f))
&=& \displaystyle \nabla\times(\nabla\otimes\vec{f})
&=&\nabla\times\nabla f &=&\vec0
&=& \mathbf{0}
\\
\\
\operatorname{rot(rot}(\mathbf{T}))
\mathrm{div\big(rot}(\mathbf{T})^\top\big)
&=&\nabla\cdot(\nabla\times\mathbf{T})
&=&
&=&\vec{0}
\nabla\times(\nabla\times(\vec{t}_i\otimes\hat{e}_i))
=
(\nabla\times(\nabla\times \vec{t}_i))\otimes\hat{e}_i
\\
\\
\mathrm{rot\big(grad}(\vec{f})\big)
&=&
\nabla\otimes(\nabla\cdot\vec{t}_i)\hat{e}_i
&=&\nabla\times(\nabla\otimes\vec{f})
&=&\mathbf{0}
- (\nabla\cdot\nabla)\vec{t}_i\otimes\hat{e}_i
&=& \operatorname{grad(div}(\mathbf{T}))^\top - \Delta \mathbf{T}
\end{array}</math>
\end{array}</math>

:<math>\begin{align}
\mathrm{rot\big(rot}(\vec{f})\big)
=&
\mathrm{grad\big(div}(\vec{f})\big)
-\Delta\vec{f}
\\
\mathrm{rot\big(rot}(\mathbf{T})^\top\big)^\top
=&\mathrm{grad\big(div}(\mathbf{T})\big)-\Delta\mathbf{T}
\end{align}</math>

oder mit den Nabla-Operator

:<math>\begin{align}
\nabla\times(\nabla\times\vec f)
=&
\nabla(\nabla\cdot\vec{f})-\Delta\vec{f}
\\
\left[\nabla\times\big(\nabla\times(\mathbf{T}^\top)\big)\right]^\top
=&
\big(\nabla\otimes\nabla\cdot\mathbf{T}^\top\big)^\top
-\Delta\mathbf{T}
\end{align}</math>


Darin ist Δ = 𝜵<sup>2</sup> der [[Laplace-Operator]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Adolf J. Schwab: ''Begriffswelt der Feldtheorie.'' Springer Verlag, ISBN 3-540-42018-5
* Siegfried Großmann: ''Mathematischer Einführungskurs für die Physik'', Teubner-Verlag, ISBN 3-519-43028-2
* {{Literatur
* {{Literatur
|Autor=H. Altenbach
| Autor=[[Adolf J. Schwab]]
| Titel=Begriffswelt der Feldtheorie
|Titel=Kontinuumsmechanik
| TitelErg=Praxisnahe, anschauliche Einführung
|Verlag=Springer
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|ISBN=978-3-642-24118-5}}
| ISBN=3-540-42018-5}}
* {{Literatur
| Autor=[[Siegfried Großmann (Physiker)|Siegfried Großmann]]
| Titel=Mathematischer Einführungskurs für die Physik
| Jahr=2012
| Verlag=Teubner-Verlag
| DOI=10.1007/978-3-8348-8347-6
| ISBN=978-3-8351-0254-5}}
* {{Literatur
| Autor=[[Holm Altenbach]]
| Titel=Kontinuumsmechanik
| Verlag=Springer
| Datum=2012
| ISBN=978-3-642-24118-5}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 16. Oktober 2020, 06:36 Uhr

Als Rotation oder Rotor[1][2] bezeichnet man in der Vektoranalysis, einem Teilgebiet der Mathematik, einen bestimmten Differentialoperator, der einem Vektorfeld im dreidimensionalen euklidischen Raum mit Hilfe der Differentiation ein neues Vektorfeld zuordnet.

Die Rotation eines Strömungsfeldes gibt für jeden Ort das Doppelte der Winkelgeschwindigkeit an, mit der sich ein mitschwimmender Körper dreht („rotiert“). Dieser Zusammenhang ist namensgebend.

Das Geschwindigkeitsfeld einer rotierenden Scheibe besitzt eine konstante Rotation parallel zur Drehachse

Es muss sich aber nicht immer um ein Geschwindigkeitsfeld und eine Drehbewegung handeln; beispielsweise betrifft das Induktionsgesetz die Rotation des elektrischen Feldes.

Ein Vektorfeld, dessen Rotation in einem Gebiet überall gleich null ist, nennt man wirbelfrei oder, insbesondere bei Kraftfeldern, konservativ. Ist das Gebiet einfach zusammenhängend, so ist das Vektorfeld genau dann der Gradient einer Funktion, wenn die Rotation des Vektorfeldes im betrachteten Gebiet gleich null ist.

Die Divergenz der Rotation eines Vektorfeldes ist gleich null. Umgekehrt ist in einfach zusammenhängenden Gebieten ein Feld, dessen Divergenz gleich null ist, die Rotation eines anderen Vektorfeldes.

Beispiele:

  • Das Vektorfeld, das an jedem Ort die Windrichtung und -geschwindigkeit eines Wirbelsturms angibt, hat in der Umgebung des Auges eine von null verschiedene Rotation.
  • Das Vektorfeld das an jedem Punkt einer rotierenden Scheibe die Geschwindigkeit angibt, hat an jedem Punkt dieselbe von null verschiedene Rotation. Die Rotation beträgt das Zweifache der Winkelgeschwindigkeit,
  • Das Kraftfeld, das an jedem Punkt die Gravitationskraft der Sonne auf ein Testteilchen angibt, ist wirbelfrei. Das Kraftfeld ist der negative Gradient der potentiellen Energie des Teilchens.

Definition der Rotation

Definition in kartesischen Koordinaten

Seien die kartesischen Koordinaten des dreidimensionalen euklidischen Raumes und , und die auf Einheitslänge normierten, zueinander senkrechten Basisvektoren, die an jedem Punkt in Richtung der zunehmenden Koordinaten zeigen.

Die Rotation eines dreidimensionalen, differenzierbaren Vektorfeldes

ist das dreidimensionale Vektorfeld

Man kann wie das Kreuzprodukt als formale Determinante einer Matrix auffassen, deren erste Spalte die kartesischen Basisvektoren enthält, die zweite die partiellen Ableitungen nach den kartesischen Koordinaten und die dritte die zu differenzierenden Komponentenfunktionen

Allerdings sind hier die verschiedenen Spalten nicht Vektoren desselben Vektorraumes.

Gibt man die Vektoren als Spaltenvektoren ihrer kartesischen Komponenten an, dann ist das formale Kreuzprodukt des Spaltenvektors der partiellen Ableitungen nach den kartesischen Koordinaten, des Nabla-Operators , mit dem Spaltenvektor der kartesischen Komponentenfunktionen

wo die Koordinaten nach dem üblichen Schema x → 1, y → 2 und z → 3 durchnummeriert wurden.

Koordinatenunabhängige Definition mit dem Nabla-Operator

Der Nabla-Operator ist auch in anderen Koordinatensystemen definiert und so kann mit ihm die Rotation koordinatenunabhängig definiert werden:

Mit dem Nabla-Operator können auch der Gradient- sowie die Divergenz eines Vektorfeldes dargestellt und Produktregeln hergeleitet werden.

Definition in Kugelkoordinaten

Schreibt man das Vektorfeld in Kugelkoordinaten als Linearkombination

der auf Einheitslänge normierten Vektoren

die an jedem Punkt in Richtung zunehmender -Koordinaten zeigen, so ist die Rotation

Definition in Zylinderkoordinaten

Gibt man das Vektorfeld in Zylinderkoordinaten als Linearkombination

der Vektoren

an, die auf Einheitslänge normiert an jedem Punkt in Richtung zunehmender -Koordinaten zeigen, so ist die Rotation

Rotation in zwei Dimensionen

Ein Vektorfeld im zweidimensionalen, euklidischen Raum kann als Vektorfeld

in drei Dimensionen aufgefasst werden, das nicht von der dritten Koordinate abhängt und dessen dritte Komponente verschwindet. Seine Rotation ist kein Vektorfeld dieser Art, sondern besteht gemäß

aus einer Komponente, die senkrecht zum Vektorfeld in drei Dimensionen ist. Definiert man in zwei Dimensionen die Rotation als den Differentialoperator

dann ist das Ergebnis ein Skalarfeld und kein Vektorfeld.

Eigenschaften

Koordinatenfreie Darstellung der Rotation als Volumenableitung

Mit Hilfe des Satzes von Stokes kann die Rotation, ähnlich wie die Divergenz (Quellendichte), als Volumenableitung dargestellt werden. Diese Darstellung hat den Vorteil, dass sie koordinatenunabhängig ist. Aus diesem Grund wird die Rotation im Bereich der Ingenieurwissenschaften oftmals direkt so definiert.

Ist ein Raumgebiet mit stückweise glattem Rand und dem Volumen , dann kann die Rotation des Vektorfelds im Punkt mittels der Volumenableitung durch

berechnet werden. Dabei bezeichnet das äußere vektorielle Flächenelement von wobei der nach außen zeigende Normaleneinheitsvektor und das skalare Flächenelement ist. Zur Grenzwertbildung wird das Raumgebiet auf den Punkt p zusammengezogen, sodass sein Inhalt gegen null geht, siehe auch #Integralsatz von Stokes weiter unten.[3]

Ersetzt man durch eine Strömungsgeschwindigkeit, erscheint die Rotation als Wirbeldichte. Ähnlich gebildete Synonyme existieren auch für die Divergenz (Quellendichte) und den Gradienten (Kraftdichte). Die Koordinatendarstellungen des vorigen Abschnitts ergeben sich aus der Volumenableitung, wenn man das jeweilige Volumenelement als Raumgebiet wählt.

Axialvektorfeld

Die Rotation eines Vektorfeldes ist ein Pseudovektorfeld. Ein Vektorfeld geht bei Spiegelung am Ursprung in sein Negatives am gespiegelten Ort über, die Rotation des Vektorfeldes ändert bei dieser Spiegelung ihr Vorzeichen nicht,

Rechenregeln

Die Rotation ist linear. Für alle Konstanten und differenzierbaren Vektorfelder und gilt

Die Rotation eines Vektorfeldes verschwindet genau dann, wenn es lokal ein Gradientenfeld ist und die Divergenz eines Vektorfeldes verschwindet genau dann, wenn es lokal die Rotation eines anderen Feldes ist:

Für differenzierbare Funktionen und Vektorfelder und gelten die Produktregeln

Darin ist der Nabla-Operator und in der letzten Formel bildet grad den Vektorgradient. Für die zweifache Anwendung der Rotation gilt

wo der Laplace-Operator ist. Für einen Vektor , der von einem Skalar abhängt, und dieser in 3D vom Ort, gilt die Kettenregel

Anschauliche Anwendungen

Zusammenhang zur Winkelgeschwindigkeit

Bei der Drehung eines starren Körpers um die -Achse mit konstanter Winkelgeschwindigkeit wächst der Drehwinkel gleichmäßig mit der Zeit an, und jeder Punkt durchläuft eine Bahn

Die Geschwindigkeit beträgt

Das Geschwindigkeitsfeld einer starren Drehung um die -Achse ist also, wie oben im Beispiel angegeben,

Seine Rotation ist die doppelte Winkelgeschwindigkeit

Veranschaulichung durch Drehmoment

In einem Flächenkraftdichte-Feld[4] , das jedem Körperoberflächenelement mit dem Inhalt unabhängig von seiner Ausrichtung die Kraft einprägt, erfährt eine Kugel mit dem Radius (und dem zugehörigen Volumeninhalt ) das Drehmoment

Vorausgesetzt ist, dass im Bereich der Kugel konstant ist. Die Gleichung folgt aus dem #Integralsatz von Stokes mit und .

Sätze, in denen die Rotation eine Rolle spielt

Zerlegung in quellen- und wirbelfreien Teil

Zweifach stetig differenzierbare Vektorfelder , die mit ihren Ableitungen für große Abstände hinreichend rasch gegen null gehen, kann man eindeutig in einen wirbelfreien Teil und einen quellenfreien Teil zerlegen,

Dabei bezeichnen und den Divergenz- bzw. Gradient-Operator, wobei die Definition die in der Physik übliche Konvention ist. Mathematisch ist:

Diese Zerlegung ist Bestandteil des Helmholtz-Theorems.

Integralsatz von Stokes

Fläche mit Berandung

Das Integral über eine Fläche über die Rotation eines Vektorfeldes ist nach dem klassischen Integralsatz von Stokes gleich dem Kurvenintegral über die Randkurve über

Durch das Doppelintegral wird links betont, dass man von einer zweidimensionalen Integration ausgeht. Auf der rechten Seite soll das Kreissymbol im Integralzeichen unterstreichen, dass es sich um ein Integral über einen geschlossenen Weg handelt. Die Orientierung entspricht dabei der Drei-Finger-Regel, siehe Abbildung rechts: die folgenden drei Vektoren, nämlich erstens der Vektor in Richtung der Flächennormalen, zweitens der Vektor in Tangentialrichtung der Kurve und drittens der vom Rand in die Fläche zeigenden Vektor, entsprechen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand, das heißt, sie bilden ein Rechtssystem. Oft schreibt man indem man mit dem Normalenvektor die Richtung der Größe hervorhebt.

Der allgemeinere Satz von Stokes beinhaltet auch das Rotations-Theorem[5]

Darin ist ein stetig differenzierbares Vektorfeld, der nach außen gerichtete Normaleneinheitsvektor auf der geschlossenen Oberfläche des Volumens . Wenn das Volumen so klein wird, dass die Rotation in ihm näherungsweise konstant wird, folgt hieraus die #Koordinatenfreie Darstellung der Rotation als Volumenableitung.

Rotation von Tensoren zweiter Stufe

Die Rotation von Tensorfeldern zweiter Stufe wird mit der Identität[6]

definiert. Aus ihr ergibt sich

In kartesischen Koordinaten bezüglich der Standardbasis ê1,2,3 schreibt sich die Rotation für den Tensor :

Darin ist ⊗ das dyadische Produkt. Es wird aber auch die transponierte Version benutzt[7], die hieraus hervorgeht, indem die Komponenten gemäß vertauscht werden.

Im Zusammenhang mit Tensoren sind Klammern ein wichtiges Hilfsmittel, um die Reihenfolge der Anwendung und die Argumente der verschiedenen Operatoren klarzustellen, was auf das Ergebnis einen entscheidenden Einfluss hat. Meistens ist beispielsweise

weswegen die Ausdrücke und mehrdeutig sind.

Symmetrische Tensoren

Wenn der Tensor symmetrisch ist, mit , dann ist seine Rotation spurfrei:

denn Terme mit vertauschten Indizes und sind gleich groß, besitzen aber umgekehrtes Vorzeichen und heben sich daher in der Summe gegenseitig auf, oder verschwinden bei , siehe auch Spatprodukt.

Ableitungsregeln

Die Produktregel führt im Produkt mit einem Skalar , Vektoren und dem Tensor auf:

Darin bildet die Vektorinvariante, # das äußere Tensorprodukt und und grad den Gradient. Ist T der Einheitstensor 1, dann liefert das bemerkenswerte Zusammenhänge:

In divergenzfreien Feldern ist also , was beim Poincaré-Lemma ausgenutzt wird.

Bei der Verknüpfung der Rotation mit anderen Differentialoperatoren entstehen unter Beteiligung eines Tensors teilweise ähnliche Formeln wie sie aus der Vektoranalysis bekannt sind:

oder mit den Nabla-Operator


Darin ist Δ = 𝜵2 der Laplace-Operator.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Walter Rogowski: Wie kann man sich vom Rotor (Wirbel) eines Vektorfeldes und vom Vektorpotentiale eine Anschauung verschaffen? In: Archiv für Elektrotechnik. Band 2, 1914, S. 234–245, doi:10.1007/BF01655798.
  2. Hans Karl Iben: Tensorrechnung. Mathematik für Naturwissenschaftler und Ingenieure. Vieweg+Teubner Verlag, Stuttgart, Leibzig 1999, ISBN 978-3-519-00246-8, doi:10.1007/978-3-322-84792-8.
  3. Bronstein, Semendjajew, Musiol, Mühlig: Taschenbuch der Mathematik. 8. Auflage. Harri Deutsch, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-8171-2008-6 (Abschn. 13.2, Räumliche Differentialoperatoren).
  4. Formelsammlung Mechanik (Memento vom 10. August 2016 im Internet Archive)
  5. Altenbach (2012), S. 46.
  6. C. Truesdell: Festkörpermechanik II. In: S. Flügge (Hrsg.): Handbuch der Physik. Band VIa/2. Springer, 1972, ISBN 3-540-05535-5.
  7. Altenbach (2012), S. 43.

Literatur

Weblinks