„Stetiger Funktionalkalkül“ – Versionsunterschied

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In der [[Mathematik]], insbesondere in der [[Operatortheorie]] und der Theorie der [[C*-Algebra|C*-Algebren]], ermöglicht der '''stetige Funktionalkalkül''' die Anwendung einer [[Stetige Funktion|stetigen Funktion]] auf [[Normales Element|normale Elemente]] einer C*-Algebra.
Der '''stetige Funktionalkalkül''' gehört zu den wichtigsten Grundlagen der [[Mathematik|mathematischen]] Theorie der [[C*-Algebra|C*-Algebren]].


In der fortgeschrittenen Theorie sind die Anwendungen dieses [[Funktionalkalkül]]s so selbstverständlich, dass sie oft nicht einmal erwähnt werden. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der stetige Funktionalkalkül, der auch in den grundlegenden [[Satz von Gelfand-Neumark|Sätzen von Gelfand-Neumark]] steckt, ''den'' Unterschied zwischen C*-Algebren und allgemeinen Banachalgebren, in denen man lediglich einen [[holomorpher Funktionalkalkül|holomorphen Funktionalkalkül]] hat, ausmacht.
In der fortgeschrittenen Theorie sind die Anwendungen dieses [[Funktionalkalkül]]s so selbstverständlich, dass sie oft nicht einmal erwähnt werden. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der stetige Funktionalkalkül, ''den'' Unterschied zwischen C*-Algebren und allgemeinen [[Banachalgebra|Banachalgebren]], in denen man lediglich einen [[holomorpher Funktionalkalkül|holomorphen Funktionalkalkül]] hat, ausmacht.


== Motivation ==
== Motivation ==

Will man einen Funktionalkalkül für stetige Funktionen auf dem Spektrum <math>\sigma(a)</math> eines Banachalgebren-Elementes <math>a\in A</math> konstruieren, so liegt es nahe, die stetigen Funktionen gemäß dem [[Satz von Stone-Weierstraß|weierstraßschen Approximationssatz]] durch Polynome zu approximieren, das Element in diese Polynome einzusetzen und zu zeigen, dass dadurch ein Element in <math>A</math> approximiert wird.
Will man den [[Funktionalkalkül|natürlichen Funkionalkalkül für Polynome]] auf dem [[Spektrum (Operatortheorie)#Spektraltheorie für Elemente einer Banachalgebra|Spektrum]] <math>\sigma(a)</math> eines [[Element (Mathematik)|Elements]] <math>a</math> einer Banachalgebra <math>\mathcal{A}</math> zu einem Funktionalkalkül für stetige Funktionen <math>C(\sigma(a))</math> auf dem Spektrum erweitern, so liegt es nahe, eine stetige Funktion gemäß dem [[Satz von Stone-Weierstraß]] durch [[Polynom|Polynome]] zu [[Approximation|approximieren]], das Element in diese Polynome einzusetzen und zu zeigen, dass diese [[Folge (Mathematik)|Folge]] von Elementen in <math>\mathcal{A}</math> [[Grenzwert (Folge)|konvergiert]].
Um stetige Funktionen auf <math>\sigma(a)\subset \mathbb C</math> zu approximieren, benötigt man Polynome in zwei Variablen, oder, was auf dasselbe hinausläuft, Polynome in <math>z</math> und <math>\overline{z}</math>, wobei <math>\overline{z}</math> die [[Konjugation (Mathematik)|komplexe Konjugation]] bezeichnet.
Die stetigen Funktionen auf <math>\sigma(a) \subset \C</math> werden von Polynomen in <math>z</math> und <math>\overline{z}</math> approximiert, das heißt von Polynomen der Form {{nowrap|<math display="inline">p(z, \overline{z}) = \sum_{k,l=0}^N c_{k,l} z^k\overline{z}^l \; \left( c_{k,l} \in \C \right)</math>.}} Dabei bezeichnet <math>\overline{z}</math> die [[Konjugation (Mathematik)|komplexe Konjugation]], welche eine [[Involution (Mathematik)|Involution]] auf den [[Komplexe Zahl|komplexen Zahlen]] ist.
Hat man ein solches Polynom <math>p(z,\overline{z})</math> und setzt man <math>a</math> an Stelle von <math>z</math>, so ist zunächst nicht klar, was an die Stelle von <math>\overline{z}</math> gesetzt werden soll.
Weil <math>z\mapsto \overline{z}</math> eine [[Involution (Mathematik)|Involution]] auf den komplexen Zahlen ist, betrachtet man Banachalgebren mit einer Involution * und setzt <math>a^*</math> an die Stelle von <math>\overline{z}</math>. Da der Polynomring <math>{\mathbb C}[z,\overline{z}]</math> kommutativ ist, muss man sich, um einen Homomorphismus <math>{\mathbb C}[z,\overline{z}]\rightarrow A</math> zu erhalten, auf Banachalgebren-Elemente mit <math>a^*a=aa^*</math> einschränken, solche Elemente nennt man ''[[normaler Operator|normal]]''.
Damit man nun <math>a</math> an Stelle von <math>z</math> in ein solches Polynom einsetzen kann, betrachtet man [[Banachalgebra#Banach-*-Algebra oder involutive Banachalgebra|Banach-*-Algebren]], also Banachalgebren, die ebenfalls eine [[Involution (Mathematik)|Involution]] * haben, und setzt <math>a^*</math> an die Stelle von {{nowrap|<math>\overline{z}</math>.}} Um einen [[Homomorphismus]] <math>{\mathbb C}[z,\overline{z}]\rightarrow\mathcal{A}</math> zu erhalten, muss man sich auf normale Elemente einschränken, also Elemente mit <math>a^*a = aa^*</math>, da der [[Polynomring]] <math>\C[z,\overline{z}]</math> [[Kommutativgesetz|kommutativ]] ist.
Ist nun <math>(p_n(z,\overline{z}))_n</math> eine Folge von Polynomen, die auf <math>\sigma(a)</math> gleichmäßig gegen eine stetige Funktion konvergiert, so ist noch sicherzustellen, dass die Folge <math>(p_n(a,a^*))_n</math> in <math>A</math> gegen einen Grenzwert, den man dann <math>f(a)</math> nennen könnte, strebt. Eine eingehende Analyse dieses Konvergenzproblems zeigt, dass man sich auf [[C*-Algebra|C<sup>*</sup>-Algebren]] zurückziehen muss. Diese Überlegungen führen zum sogenannten stetigen Funktionalkalkül.
Ist nun <math>(p_n(z,\overline{z}))_n</math> eine [[Funktionenfolge|Folge von Polynomen]], die auf <math>\sigma(a)</math> [[Gleichmäßige Konvergenz|gleichmäßig]] gegen eine stetige Funktion <math>f</math> konvergiert, so ist noch die Konvergenz der Folge <math>(p_n(a,a^*))_n</math> in <math>\mathcal{A}</math> gegen ein Element <math>f(a)</math> sicherzustellen. Eine eingehende Analyse dieses Konvergenzproblems zeigt, dass man sich auf C*-Algebren zurückziehen muss. Diese Überlegungen führen zum sogenannten stetigen Funktionalkalkül.


== Der stetige Funktionalkalkül ==
== Der stetige Funktionalkalkül ==


; Satz (Stetiger Funktionalkalkül).
* Sei <math>a</math> ein normales Element der C<sup>*</sup>-Algebra <math>A</math> mit Einselement <math>e</math> und sei <math>{\mathcal C}(\sigma(a))</math> die Algebra der stetigen Funktionen auf <math>\sigma(a)</math>. Dann gibt es genau einen *-Homomorphismus <math>\Phi_a:{\mathcal C}(\sigma(a))\rightarrow A</math> mit <math>\Phi_a(1) \,=\, e</math> und <math>\Phi_a(z) \,=\, a</math>.
: Sei <math>a</math> ein normales Element der C*-Algebra <math>\mathcal{A}</math> mit [[Neutrales Element|Einselement]] <math>e</math> und sei <math>C (\sigma(a))</math> die [[Algebra über einem Körper#Kommutative Algebren|kommutative C*-Algebra]] der stetigen Funktionen auf <math>\sigma(a)</math>, dem Spektrum von {{nowrap|<math>a</math>.}} Dann gibt es genau einen [[C*-Algebra#Weitere Eigenschaften von C*-Algebren|*-Homomorphismus]] <math>\Phi_a \colon C (\sigma(a)) \rightarrow \mathcal{A}</math> mit <math>\Phi_a (\boldsymbol{1}) = e</math> für <math>\boldsymbol{1}(z) = 1</math> und <math>\Phi_a(\operatorname{Id}_{\sigma(a)}) = a</math> für die [[Identische Abbildung|Identität]].
* <math>\Phi_a</math> ist ein isometrischer Isomorphismus auf die von <math>a</math> erzeugte Unter-C<sup>*</sup>-Algebra.


Üblicherweise setzt man suggestiv <math>f(a) \,:=\, \Phi_a(f)</math>. Dann kann man folgendes beweisen:
Die [[Funktion (Mathematik)|Abbildung]] <math>\Phi_a</math> heißt der stetige Funktionalkalkül zum normalen Element {{nowrap|<math>a</math>.}} Üblicherweise setzt man suggestiv {{nowrap|<math>f(a) := \Phi_a(f)</math>.}}
* Es gelten die Formeln <math>(f+g)(a)\,=\,f(a)+g(a)</math>, <math>(f\cdot g)(a)=f(a)\cdot g(a)</math> für alle <math>f,g\in {\mathcal C}(\sigma(a))</math>.
* Für jedes <math>f\in {\mathcal C}(\sigma(a))</math> gilt <math>f(a)^*=\overline{f}(a)</math>.
* Sind <math>f\in {\mathcal C}(\sigma(a))</math> und <math>g\in {\mathcal C}(\sigma(f(a)))</math>, so gilt <math>(g\circ f)(a) = g(f(a))</math>.
* Es gilt der ''spektrale Abbildungssatz'': <math>\sigma(f(a)) \,=\, f(\sigma(a))</math> für alle <math>f\in C(\sigma(a))</math>.


Durch die *-Homomorphie-Eigenschaft gelten für alle Funktionen <math>f,g \in C(\sigma(a))</math> und [[Skalar (Mathematik)|Skalare]] <math>\lambda,\mu \in \C</math> die folgenden Rechenregeln:
Man kann sich also vorstellen, die Banachalgebren-Elemente tatsächlich in stetige Funktionen einzusetzen; die naheliegenden algebraischen Operationen verhalten sich wie erwartet.
{|
|
* <math>(\lambda f + \mu g)(a) = \lambda f(a) + \mu g(a) \qquad</math>
|(linear)
|-
|
* <math>(f \cdot g)(a) = f (a) \cdot g(a)</math>
|(multiplikativ)
|-
|
* <math>\overline{f}(a) =\colon \; (f^*)(a) = (f(a))^*</math>
|(involutiv)
|}
Man kann sich also vorstellen, die normalen Elemente tatsächlich in stetige Funktionen einzusetzen; die naheliegenden algebraischen Operationen verhalten sich wie erwartet.


Die Forderung nach einem Einselement ist keine wesentliche Einschränkung. Man kann nötigenfalls ein [[Adjunktion (Einselement)|Einselement adjungieren]] und in der so vergrößerten C*-Algebra <math>A_1</math> arbeiten. Ist dann <math>a\in A</math> und <math>f\in {\mathcal C}(\sigma(a))</math> mit <math>f(0)\,=\,0</math>, so gilt <math>0\in \sigma(a)</math> und <math>f(a)\in A \subset A_1</math>.
Die Forderung nach einem Einselement ist keine wesentliche Einschränkung. Man kann nötigenfalls ein [[Adjunktion (Einselement)|Einselement adjungieren]] und in der so vergrößerten C*-Algebra <math>\mathcal{A}_1</math> arbeiten. Ist dann <math>a \in \mathcal{A}</math> und <math>f \in C(\sigma (a))</math> mit <math>f(0) = 0</math>, so gilt <math>0 \in \sigma (a)</math> und {{nowrap|<math>f(a)\in \mathcal{A} \subset \mathcal{A}_1</math>.}}

Die Existenz und die Eindeutigkeit des stetigen Funktionalkalküls beweist man getrennt:

* ''Existenz:'' Da das Spektrum von <math>a</math> in der von <math>a</math> und <math>e</math> erzeugten C*-[[Algebra über einem Körper#Unteralgebren und Ideale|Unteralgebra]] <math>C^*(a,e)</math> dasselbe ist, wie in <math>\mathcal{A}</math> genügt es die Aussage für <math>\mathcal{A} = C^*(a,e)</math> zu zeigen. Die eigentliche Konstruktion des stetigen Funktionalkalküls erfolgt anschließend unter Verwendung der [[Umkehrfunktion|Inversen]] [[Gelfand-Transformation]].

* ''Eindeutigkeit:'' Da <math>\Phi_a(\boldsymbol{1})</math> und <math>\Phi_a(\operatorname{Id}_{\sigma(a)})</math> festgelegt sind ist <math>\Phi_a</math> bereits für alle Polynome <math display="inline">p(z, \overline{z}) = \sum_{k,l=0}^N c_{k,l} z^k\overline{z}^l \; \left( c_{k,l} \in \C \right)</math> eindeutig festgelegt, da <math>\Phi_a</math> ein *-Homomorphismus ist. Diese bilden nach dem Satz von Stone-Weierstraß eine [[Dichte Teilmenge|dichte]] Unteralgebra von {{nowrap|<math>C(\sigma(a))</math>.}} Damit ist <math>\Phi_a</math> insgesamt eindeutig.

In der Funktionalanalysis ist man am häufig am stetigen Funktionalkalkül für einen normale Operatoren <math>T</math> interessiert, das heißt an dem Fall, dass <math>\mathcal{A}</math> die C*-Algebra <math>\mathcal{B}(H)</math> der [[Beschränkter Operator|beschränkten Operatoren]] auf einem [[Hilbertraum]] <math>H</math> ist. Häufig wird in der Literatur der stetige Funktionalkalkül in diesem Setting sogar nur für [[Selbstadjungierter Operator|selbstadjungierte Operatoren]] bewiesen. Der Beweis kommt in diesem Fall ohne die Gelfand-Transformation {{nowrap|aus.<ref>[[Michael C. Reed|Michael Reed]], [[Barry Simon]]: ''Methods of modern mathematical physics. vol. 1. Functional analysis.''. Academic Pres, San Diego, CA, 1980, ISBN 0-12-585050-6, S. 222–223.</ref>}}

== Weitere Eigenschaften des stetigen Funktionalkalküls ==

Der stetige Funktionalkalkül <math>\Phi_a</math> ist ein [[Isometrie|isometrischer]] [[Isomorphismus]] auf die von <math>a</math> und <math>e</math> erzeugte C*-Unteralgebra <math>C^*(a,e)</math>, das heißt:

* <math>\left\| \Phi_a (f) \right\| = \left\| f \right\|_{\sigma(a)}</math> für alle <math>f \in C(\sigma(a))</math>; <math>\Phi_a</math> ist somit stetig.
* <math>\Phi_a \left( C(\sigma(a)) \right) = C^*(a, e) \subseteq \mathcal{A}</math>

Da <math>a</math> ein normales Element von <math>\mathcal{A}</math> ist, ist die von <math>a</math> und <math>e</math> erzeugte C*-Unteralgebra kommutativ. Insbesondere ist <math>f(a)</math> normal und alle Elemente eines Funktionalkalküls [[Kommutativgesetz|kommutieren]].

Der [[Holomorpher Funktionalkalkül|holomorphe Funktionalkalkül]] wird vom stetigen Funktionalkalkül in eindeutiger Weise {{nowrap|[[Fortsetzung (Mathematik)|fortgesetzt]].<ref>[[Eberhard Kaniuth]]: ''A Course in Commutative Banach Algebras.'' Springer, 2009, ISBN 978-0-387-72475-1, S. 147.</ref>}} Daher stimmt für Polynome <math>p(z,\overline{z})</math> der stetige Funktionalkalkül mit dem natürlichen Funktionalkalkül für Polynome überein: <math display="inline">\Phi_a(p(z, \overline{z})) = p(a, a^*) = \sum_{k,l=0}^N c_{k,l} a^k(a^*)^l</math> für alle <math display="inline">p(z, \overline{z}) = \sum_{k,l=0}^N c_{k,l} z^k\overline{z}^l</math> mit {{nowrap|<math>c_{k,l} \in \C</math>.}}

Für eine Folge von Funktionen <math>f_n \in C(\sigma(a))</math>, die auf <math>\sigma(a)</math> [[Gleichmäßige Konvergenz|gleichmäßig]] gegen eine Funktion <math>f \in C(\sigma(a))</math> konvergiert, konvergiert {{nowrap|<math>f_n(a)</math> gegen <math>f(a)</math>.<ref>[[Bruce Blackadar]]: ''Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 62.</ref>}} Für eine [[Potenzreihe]] <math display="inline">f(z) = \sum_{n=0}^\infty c_n z^n</math>, die auf <math>\sigma(a)</math> [[Absolut konvergente Reihe|absolut gleichmäßig konvergiert]], gilt daher {{nowrap|<math display="inline">f(a) = \sum_{n=0}^\infty c_na^n</math>.<ref>[[Anton Deitmar]], [[Siegfried Echterhoff]]: ''Principles of Harmonic Analysis. Second Edition.'' Springer, 2014, ISBN 978-3-319-05791-0, S. 55.</ref>}}

Sind <math>f \in \mathcal{C}(\sigma(a))</math> und <math>g\in \mathcal{ C}(\sigma(f(a)))</math>, so gilt für deren [[Komposition (Mathematik)|Komposition]] {{nowrap|<math>(g \circ f)(a) = g(f(a))</math>.}} Sind <math>a,b \in \mathcal{A}_N</math> zwei normale Elemente mit <math>f(a) = f(b)</math> und ist <math>g</math> sowohl auf <math>\sigma(a)</math> als auch <math>\sigma(b)</math> die Umkehrfunktion von <math>f</math>, so ist bereits <math>a = b</math>, da {{nowrap|<math>a = (f \circ g) (a) = f(g(a)) = f(g(b)) = (f \circ g) (b) = b</math>.}}

Es gilt der ''spektrale Abbildungssatz'': <math>\sigma(f(a)) = f(\sigma(a))</math> für alle {{nowrap|<math>f \in C(\sigma(a))</math>.}}

Gilt <math>ab = ba</math> für <math>b \in \mathcal{A}</math>, so gilt auch <math>f(a)b = bf(a)</math> für alle <math>f \in C ( \sigma (a))</math>, das heißt wenn <math>b</math> mit <math>a</math> kommutiert, dann auch mit den zugehörigen Elementen des stetigen Funktionalkalküls {{nowrap|<math>f(a)</math>.}}

Sei <math>\Psi \colon \mathcal{A} \rightarrow \mathcal{B}</math> ein unitärer *-Homomorphismus zwischen C*-Algebren <math>\mathcal{A}</math> und {{nowrap|<math>\mathcal{B}</math>.}} Dann kommutiert <math>\Psi</math> mit dem stetigen Funktionalkalkül. Es gilt: <math>\Psi(f(a)) = f(\Psi(a))</math> für alle {{nowrap|<math>f \in C(\sigma(a))</math>.}} Insbesondere kommutiert der stetige Funktionalkalkül mit der Gelfand-Transformation.

Mit dem spektralen Abbildungssatz lassen sich Funktionen mit bestimmten Eigenschaften direkt mit bestimmten Eigenschaften von Elementen von C*-Algebren in Verbindung bringen:

* <math>f(a)</math> ist genau dann [[Inverses Element|invertierbar]], wenn <math>f</math> auf <math>\sigma(a)</math> keine [[Nullstelle]] {{nowrap|hat.<ref>[[Winfried Kaballo]]: ''Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, S. 332.</ref>}} Dann ist {{nowrap|<math display="inline">f(a)^{-1} = \tfrac{1}{f} (a)</math>.<ref>[[Konrad Schmüdgen]]: ''Unbounded Self-adjoint Operators on Hilbert Space.'' Springer, 2012, ISBN 978-94-007-4752-4, S. 93.</ref>}}
* <math>f(a)</math> ist genau dann [[Selbstadjungiertes Element|selbstadjungiert]], wenn <math>f</math> [[Reellwertige Funktion|reellwertig]], also <math>f(\sigma(a)) \subseteq \R</math> ist.
* <math>f(a)</math> ist genau dann [[Positives Element|positiv]] (<math>f(a) \geq 0</math>), wenn <math>f \geq 0</math>, also <math>f(\sigma(a)) \subseteq [0,\infty )</math> ist.
* <math>f(a)</math> ist genau dann [[Unitäres Element|unitär]], wenn alle Werte von <math>f</math> in der [[Kreisgruppe]] liegen, also <math>f(\sigma(a)) \subseteq \mathbb{T} = \{ \lambda \in \C \mid \left\| \lambda \right\| = 1 \}</math> ist.
* <math>f(a)</math> ist genau dann eine [[Projektion (Lineare Algebra)|Projektion]], wenn <math>f</math> nur die Werte <math>0</math> und <math>1</math> annimmt, also <math>f(\sigma(a)) \subseteq \{ 0, 1 \}</math> ist.

Diese gehen auf Aussagen über das Spektrum bestimmter Elemente zurück, welche im Abschnitt Anwendungen dargestellt sind.

Im speziellen Fall, dass <math>\mathcal{A}</math> die C*-Algebra der beschränkten Operatoren <math>\mathcal{B}(H)</math> für einen Hilbertraum <math>H</math> ist, sind [[Eigenwerte und Eigenvektoren|Eigenvektoren]] <math>v \in H</math> zum Eigenwert <math>\lambda \in \sigma(T)</math> eines [[Normaler Operator|normalen Operators]] <math>T \in \mathcal{B}(H)</math> auch Eigenvektoren zum Eigenwert <math>f(\lambda) \in \sigma(f(T))</math> des Operators {{nowrap|<math>f(T)</math>.}} Gilt also <math>Tv = \lambda v</math>, so gilt auch <math>f(T)v = f(\lambda)v</math> für alle {{nowrap|<math>f \in \sigma(T)</math>.<ref>Michael Reed, Barry Simon: ''Methods of modern mathematical physics. vol. 1. Functional analysis.''. Academic Pres, San Diego, CA, 1980, ISBN 0-12-585050-6, S. 222.</ref>}}


== Anwendungen ==
== Anwendungen ==

Die folgenden Anwendungen sind typische und sehr einfache Beispiele der zahlreichen Anwendungen des stetigen Funktionalkalküls in der Theorie der C<sup>*</sup>-Algebren:
Die folgenden Anwendungen sind typische und sehr einfache Beispiele der zahlreichen Anwendungen des stetigen Funktionalkalküls:

=== Spektrum ===

Sei <math>\mathcal{A}</math> eine C*-Algebra und <math>a \in \mathcal{A}_N</math> ein normales Element. Dann gilt für das Spektrum <math>\sigma(a)</math>:

* <math>a</math> ist genau dann selbstadjungiert, wenn {{nowrap|<math>\sigma(a) \subseteq \R</math>.}}
* <math>a</math> ist genau dann unitär, wenn {{nowrap|<math>\sigma(a) \subseteq \mathbb{T} = \{ \lambda \in \C \mid \left\| \lambda \right\| = 1 \}</math>.}}
* <math>a</math> ist genau dann eine Projektion, wenn {{nowrap|<math>\sigma(a) \subseteq \{ 0, 1 \}</math>.}}

''Beweis.'' Der stetige Funktionalkalkül <math>\Phi_a</math> zum normalen Element <math>a \in \mathcal{A}</math> ist ein *-Homomorphismus mit <math>\Phi_a (\operatorname{Id}) = a</math> und somit ist <math>a</math> selbstadjungiert/unitär/eine Projektion, wenn <math>\operatorname{Id} \in C( \sigma(a))</math> ebenfalls selbstadjungiert/unitär/eine Projektion ist. Genau dann ist <math>\operatorname{Id}</math> selbstadjungiert, wenn <math>z = \text{Id}(z) = \overline{\text{Id}}(z) = \overline{z}</math> für alle <math>z \in \sigma(a)</math> gilt, also wenn <math>\sigma(a)</math> reell ist. Genau dann ist <math>\text{Id}</math> unitär, wenn <math>1 = \text{Id}(z) \overline{\operatorname{Id}}(z) = z \overline{z} = |z|^2</math> für alle <math>z \in \sigma(a)</math> gilt, also {{nowrap|<math>\sigma(a) \subseteq \{ \lambda \in \C \ | \ \left\| \lambda \right\| = 1 \}</math>.}} Genau dann ist <math>\text{Id}</math> eine Projektion, wenn <math>(\operatorname{Id}(z))^2 = \operatorname{Id}}(z) = \overline{\operatorname{Id}(z)</math>, d.&nbsp;h. <math>z^2 = z = \overline{z}</math> für alle <math>z \in \sigma(a)</math>, also {{nowrap|<math>\sigma(a) \subseteq \{ 0,1 \}</math>.}}


=== Wurzeln ===
=== Wurzeln ===
Sei <math>a</math> ein normales Element einer C<sup>*</sup>-Algebra. Dann sind äquivalent:
* <math>a</math> ist [[positiver Operator|positiv]], d.&nbsp;h. <math>\sigma(a)\subset [0,\infty)</math>.
* Es gibt ein selbstadjungiertes Element <math>b</math> mit <math>a\,=\,b^2</math>.


Ist <math>a</math> positiv, so ist die Einschränkung der Wurzelfunktion <math>w \colon \mathbb{R}_0^+ \to \mathbb{R},\ x\mapsto \sqrt{x}</math> auf <math>\sigma(a)</math> stetig, und man kann mittels Funktionalkalkül <math>b=w(a)\in A</math> bilden. Da <math>w</math> nur reelle Werte annimmt, ist <math>w=\overline{w}</math>, woraus <math>b=b^*</math> folgt, und offenbar ist <math>b^2 = (w(a))^2 \,=\, (w^2)(a) = z(a) = a</math>.
Sei <math>a</math> ein positives Element einer C*-Algebra {{nowrap|<math>\mathcal{A}</math>.}} Dann existiert für jedes <math>n \in \mathbb{N}</math> ein eindeutig bestimmtes positives Element <math>b \in \mathcal{A}_+</math> mit <math>b^n =a</math>, das heißt eine eindeutige <math>n</math>-te [[Wurzel (Mathematik)|Wurzel]].


''Beweis.'' Für jedes <math>n \in \mathbb{N}</math> ist die Wurzelfunktion <math>f_n \colon \R_0^+ \to \R_0^+, x \mapsto \sqrt[n]x</math> eine stetige Funktion auf {{nowrap|<math>\sigma (a) \subseteq \R_0^+</math>.}} Sei <math>b \; \colon = f_n (a)</math> mittels stetigem Funktionalkalkül definiert, dann folgt aus den Eigenschaften des Kalküls {{nowrap|<math>b^n = (f_n(a))^n = (f_n^n)(a) = \operatorname{Id}_{\sigma(a)}(a)=a</math>.}} Aus dem spektralen Abbildungssatz folgt <math>\sigma(b) = \sigma(f_n(a)) = f_n(\sigma(a)) \subseteq [0,\infty)</math>, das heißt <math>b</math> ist positiv. Sei <math>c \in \mathcal{A}_+</math> ein weiteres positives Element mit <math>c^n = a = b^n</math>, so gilt <math>c = f_n (c^n) = f_n(b^n) = b</math>, da die Wurzelfunktion auf den positiven reellen Zahlen eine Umkehrfunktion zur Funktion <math>z \mapsto z^n</math> ist.
Ist umgekehrt <math>a=b^2</math> mit selbstadjungiertem <math>b</math>, so ist <math>a = b^2 = b^*b = \overline{z}(b)\cdot z(b) = (\overline{z}\cdot z)(b) = |z|^2(b) = q(b)</math>, wobei <math>q(z):=|z|^2</math>, und aus dem spektralen Abbildungssatz folgt <math>\sigma(a)=\sigma(q(b))=q(\sigma(b)) \subset [0,\infty)</math>.

Ist <math>a \in \mathcal{A}_{sa}</math> ein selbstadjungiertes Element, dann existiert zumindest für jedes ungerade <math>n \in \N</math> ein eindeutig bestimmtes selbstadjungiertes Element <math>b \in \mathcal{A}_{sa}</math> mit {{nowrap|<math>b^n = a</math>.<ref>Bruce Blackadar: ''Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 64–65.</ref>}}

Ebenso definiert für ein positives Element <math>a</math> einer C*-Algebra <math>\mathcal{A}</math> jedes <math>\alpha \geq 0</math> ein eindeutig bestimmtes positives Element <math>a^\alpha</math> von <math>C^*(a)</math>, sodass <math>a^\alpha a^\beta = a^{\alpha + \beta}</math> für alle <math>\alpha, \beta \geq 0</math> gilt. Falls <math>a</math> invertierbar ist, lässt sich dies auch auf negative Werte von <math>\alpha</math> fortsetzen.

=== Betrag ===

Sei <math>a \in \mathcal{A}</math>, dann ist das Element <math>a^*a</math> positiv, sodass der Betrag durch den stetigen Funktionalkalkül definiert werden kann <math>|a| = \sqrt{a^*a}</math>, da dieser auf den positiven reellen Zahlen stetig {{nowrap|ist.<ref>Bruce Blackadar: ''Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 62.</ref>}}

Sei <math>a</math> ein selbstadjungiertes Element einer C*-Algebra <math>\mathcal{A}</math>, dann existieren positive Elemente <math>a_+,a_- \in \mathcal{A}_+</math>, sodass <math>a = a_+ - a_-</math> mit <math>a_+ a_- = a_- a_+ = 0</math> gilt. Man bezeichnet <math>a_+</math> und <math>a_-</math> auch als [[Positivteil und Negativteil einer reellwertigen Funktion|Positiv- und Negativteil]]. Darüber hinaus gilt {{nowrap|<math>|a| = a_+ + a_-</math>.}}

''Beweis.'' Die Funktionen <math>f_+(z) = \max(z,0)</math> und <math>f_-(z) = -\min(z,0)</math> sind stetige Funktionen auf <math>\sigma(a) \subseteq \R</math> mit <math>\operatorname{Id} (z) = z = f_+(z) -f_-(z)</math> und {{nowrap|<math>f_+(z)f_-(z) = f_-(z)f_+(z) = 0</math>.}} Setze <math>a_+ = f_+(a)</math> und {{nowrap|<math>a_- = f_-(a)</math>.}} Nach dem spektralen Abbildungssatz sind <math>a_+</math> und <math>a_-</math> positive Elemente und es gilt <math>a = \operatorname{Id}(a) = (f_+ - f_-) (a) = f_+(a) - f_-(a) = a_+ - a_-</math> und {{nowrap|<math>a_+ a_- = f_+(a)f_-(a) = (f_+f_-)(a) = 0 = (f_-f_+)(a) = f_-(a)f_+(a) = a_- a_+</math>.}} Weiterhin gilt <math display="inline">f_+(z) + f_-(z) = |z| = \sqrt{z^* z} = \sqrt{z^2}</math>, sodass <math display="inline">a_+ + a_- = f_+(a) + f_-(a) = |a| = \sqrt{a^* a} = \sqrt{a^2}</math> gilt.


=== Unitäre Elemente ===
=== Unitäre Elemente ===
* Ist <math>a</math> ein selbstadjungiertes Element einer C<sup>*</sup>-Algebra mit Einselement <math>e</math>, so ist <math>u = e^{ia}</math> unitär.


Es ist <math>u = f(a)</math> mit <math>f \colon \R \to \Complex,\ x \mapsto e^{ix}</math>, denn da <math>a</math> selbstadjungiert ist, folgt <math>\sigma(a)\subset \R</math>, d.&nbsp;h. <math>f</math> ist eine Funktion auf dem Spektrum von <math>a</math>. Da <math>f\cdot \overline{f} = \overline{f}\cdot f = 1</math> folgt mittels Funktionalkalkül <math>uu^* = u^*u = e</math>, d.&nbsp;h. <math> u </math> ist unitär.
Ist <math>a</math> ein selbstadjungiertes Element einer C*-Algebra <math>\mathcal{A}</math> mit Einselement <math>e</math>, so ist <math>u = \mathrm{e}^{\mathrm{i} a}</math> unitär, wobei <math>\mathrm{i}</math> die [[imaginäre Einheit]] bezeichnet. Ist umgekehrt <math>u \in \mathcal{A}_U</math> ein unitäres Element, mit der Einschränkung, dass das Spektrum eine [[Teilmenge|echte Teilmenge]] des Einheitskreises ist, also <math>\sigma(u) \subsetneq \mathbb{T}</math>, so existiert ein selbstadjungiertes Element <math>a \in \mathcal{A}_{sa}</math> mit {{nowrap|<math>u = \mathrm{e}^{\mathrm{i} a}</math>.}}

''Beweis.'' Es ist <math>u = f(a)</math> mit <math>f \colon \R \to \C,\ x \mapsto \mathrm{e}^{\mathrm{i}x}</math>, denn da <math>a</math> selbstadjungiert ist, folgt <math>\sigma(a) \subset \R</math>, das heißt <math>f</math> ist eine Funktion auf dem Spektrum von {{nowrap|<math>a</math>.}} Da <math>f\cdot \overline{f} = \overline{f}\cdot f = 1</math> folgt mittels Funktionalkalkül <math>uu^* = u^*u = e</math>, das heißt <math>u</math> ist unitär. Da für die andere Aussage ein <math>z_0 \in \mathbb{T}</math> existiert, sodass <math>\sigma(u) \subseteq \{ \mathrm{e}^{\mathrm{i} z} \mid z_0 \leq z \leq z_0 + 2 \pi \}</math> ist die Funktion <math>f(\mathrm{e}^{\mathrm{i} z}) = z</math> für <math>z_0 \leq z \leq z_0 + 2 \pi</math> eine reellwertige stetige Funktion auf dem Spektrum <math>\sigma(u)</math>, sodass <math>a = f(u)</math> ein selbstadjungiertes Element ist, das <math>\mathrm{e}^{\mathrm{i} a} = \mathrm{e}^{\mathrm{i} f(u)} = u</math> erfüllt.

=== Spektraler Zerlegungssatz ===

Sei <math>\mathcal{A}</math> eine unitäre C*-Algebra und <math>a \in \mathcal{A}_N</math> ein normales Element. Das Spektrum bestehe aus <math>n</math> paarweise [[Disjunkt|disjunkten]] [[Abgeschlossene Menge|abgeschlossenen]] Teilmengen <math>\sigma_k \subset \C</math> für alle <math>1 \leq k \leq n</math>, also {{nowrap|<math>\sigma(a)=\sigma_1 \sqcup \cdots \sqcup \sigma_n</math>.}} Dann existieren Projektionen <math>p_1, \ldots, p_n \in \mathcal{A}</math>, die für alle <math>1 \leq j,k \leq n</math> die folgenden Eigenschaften {{nowrap|besitzen<ref name="kaballo">Winfried Kaballo: ''Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, S. 375.</ref>:}}

* Für das Spektrum gilt {{nowrap|<math>\sigma(p_k) = \sigma_k</math>.}}
* Die Projektionen kommutieren mit {{nowrap|<math>a</math>, also <math>p_ka=ap_k</math>.}}
* Die Projektionen sind [[Orthogonalität|orthogonal]], also {{nowrap|<math>p_jp_k=\delta_{jk} p_k</math>.}}
* Die Summe der Projektionen ist das Einselement, also {{nowrap|<math display="inline">\sum_{k=1}^n p_k = e</math>.}}

Insbesondere existiert eine Zerlegung <math display="inline">a = \sum_{k=1}^n a_k</math> für die <math>\sigma(a_k) = \sigma_k</math> für alle <math>1 \leq k \leq n</math> gilt.

''Beweis.''<ref name="kaballo" /> Da die <math>\sigma_k</math> alle abgeschlossen sind, sind die [[Indikatorfunktion|charakteristischen Funktionen]] <math>\chi_{\sigma_k}</math> stetig auf {{nowrap|<math>\sigma(a)</math>.}} Sei nun <math>p_k := \chi_{\sigma_k} (a)</math> mithilfe des stetigen Funktionalkalküls definiert. Da die <math>\sigma_k</math> paarweise disjunkt sind gilt <math>\chi_{\sigma_j} \chi_{\sigma_k} = \delta_{jk} \chi_{\sigma_k}</math> und <math display="inline">\sum_{k=1}^n \chi_{\sigma_k} = \chi_{\cup_{k=1}^n \sigma_k} = \chi_{\sigma(a)} = \textbf{1}</math> und somit erfüllen die <math>p_k</math> die geforderten Eigenschaften, wie sich wiederum aus den Eigenschaften des stetigen Funktionalkalküls ergibt. Für die letzte Aussage setzt man {{nowrap|<math>a_k = a p_k = \operatorname{Id} (a) \cdot \chi_{\sigma_k} (a) = (\operatorname{Id} \cdot \chi_{\sigma_k}) (a)</math>.}}

== Literatur ==
* [[Jacques Dixmier]]: ''Les C*-algèbres et leurs représentations''. Gauthier-Villars, Paris, 1969.
* Jacques Dixmier: ''C*-algebras.'' Aus dem Französischen von Francis Jellett. North-Holland, Amsterdam/New York/Oxford 1977, ISBN 0-7204-0762-1.
* [[Richard Kadison|Richard V. Kadison]], [[John Ringrose|John R. Ringrose]]: ''Fundamentals of the Theory of Operator Algebras. Volume 1 Elementary Theory.'' Academic Press, New York/London 1983, ISBN 0-12-393301-3.
* [[Masamichi Takesaki]]: ''Theory of Operator Algebras I''. Springer, Heidelberg/Berlin, 1979, ISBN 3-540-90391-7.

== Einzelnachweise ==


<references />
== Quellen ==
* [[Jacques Dixmier|J. Dixmier]]: ''Les C*-algèbres et leurs représentations''. Gauthier-Villars, 1969.
* [[Richard Kadison|R.V. Kadison]], [[John Ringrose|J. R. Ringrose]]: ''Fundamentals of the Theory of Operator Algebras.'' 1983, ISBN 0123933013.
* [[Masamichi Takesaki|M. Takesaki]]: ''Theory of Operator Algebras I''. Springer, 1979, 2002.


[[Kategorie:Funktionalanalysis]]
[[Kategorie:Funktionalanalysis]]

Version vom 12. Januar 2024, 17:07 Uhr

In der Mathematik, insbesondere in der Operatortheorie und der Theorie der C*-Algebren, ermöglicht der stetige Funktionalkalkül die Anwendung einer stetigen Funktion auf normale Elemente einer C*-Algebra.

In der fortgeschrittenen Theorie sind die Anwendungen dieses Funktionalkalküls so selbstverständlich, dass sie oft nicht einmal erwähnt werden. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der stetige Funktionalkalkül, den Unterschied zwischen C*-Algebren und allgemeinen Banachalgebren, in denen man lediglich einen holomorphen Funktionalkalkül hat, ausmacht.

Motivation

Will man den natürlichen Funkionalkalkül für Polynome auf dem Spektrum eines Elements einer Banachalgebra zu einem Funktionalkalkül für stetige Funktionen auf dem Spektrum erweitern, so liegt es nahe, eine stetige Funktion gemäß dem Satz von Stone-Weierstraß durch Polynome zu approximieren, das Element in diese Polynome einzusetzen und zu zeigen, dass diese Folge von Elementen in konvergiert. Die stetigen Funktionen auf werden von Polynomen in und approximiert, das heißt von Polynomen der Form . Dabei bezeichnet die komplexe Konjugation, welche eine Involution auf den komplexen Zahlen ist. Damit man nun an Stelle von in ein solches Polynom einsetzen kann, betrachtet man Banach-*-Algebren, also Banachalgebren, die ebenfalls eine Involution * haben, und setzt an die Stelle von . Um einen Homomorphismus zu erhalten, muss man sich auf normale Elemente einschränken, also Elemente mit , da der Polynomring kommutativ ist. Ist nun eine Folge von Polynomen, die auf gleichmäßig gegen eine stetige Funktion konvergiert, so ist noch die Konvergenz der Folge in gegen ein Element sicherzustellen. Eine eingehende Analyse dieses Konvergenzproblems zeigt, dass man sich auf C*-Algebren zurückziehen muss. Diese Überlegungen führen zum sogenannten stetigen Funktionalkalkül.

Der stetige Funktionalkalkül

Satz (Stetiger Funktionalkalkül).
Sei ein normales Element der C*-Algebra mit Einselement und sei die kommutative C*-Algebra der stetigen Funktionen auf , dem Spektrum von . Dann gibt es genau einen *-Homomorphismus mit für und für die Identität.

Die Abbildung heißt der stetige Funktionalkalkül zum normalen Element . Üblicherweise setzt man suggestiv .

Durch die *-Homomorphie-Eigenschaft gelten für alle Funktionen und Skalare die folgenden Rechenregeln:

(linear)
(multiplikativ)
(involutiv)

Man kann sich also vorstellen, die normalen Elemente tatsächlich in stetige Funktionen einzusetzen; die naheliegenden algebraischen Operationen verhalten sich wie erwartet.

Die Forderung nach einem Einselement ist keine wesentliche Einschränkung. Man kann nötigenfalls ein Einselement adjungieren und in der so vergrößerten C*-Algebra arbeiten. Ist dann und mit , so gilt und .

Die Existenz und die Eindeutigkeit des stetigen Funktionalkalküls beweist man getrennt:

  • Existenz: Da das Spektrum von in der von und erzeugten C*-Unteralgebra dasselbe ist, wie in genügt es die Aussage für zu zeigen. Die eigentliche Konstruktion des stetigen Funktionalkalküls erfolgt anschließend unter Verwendung der Inversen Gelfand-Transformation.
  • Eindeutigkeit: Da und festgelegt sind ist bereits für alle Polynome eindeutig festgelegt, da ein *-Homomorphismus ist. Diese bilden nach dem Satz von Stone-Weierstraß eine dichte Unteralgebra von . Damit ist insgesamt eindeutig.

In der Funktionalanalysis ist man am häufig am stetigen Funktionalkalkül für einen normale Operatoren interessiert, das heißt an dem Fall, dass die C*-Algebra der beschränkten Operatoren auf einem Hilbertraum ist. Häufig wird in der Literatur der stetige Funktionalkalkül in diesem Setting sogar nur für selbstadjungierte Operatoren bewiesen. Der Beweis kommt in diesem Fall ohne die Gelfand-Transformation aus.[1]

Weitere Eigenschaften des stetigen Funktionalkalküls

Der stetige Funktionalkalkül ist ein isometrischer Isomorphismus auf die von und erzeugte C*-Unteralgebra , das heißt:

  • für alle ; ist somit stetig.

Da ein normales Element von ist, ist die von und erzeugte C*-Unteralgebra kommutativ. Insbesondere ist normal und alle Elemente eines Funktionalkalküls kommutieren.

Der holomorphe Funktionalkalkül wird vom stetigen Funktionalkalkül in eindeutiger Weise fortgesetzt.[2] Daher stimmt für Polynome der stetige Funktionalkalkül mit dem natürlichen Funktionalkalkül für Polynome überein: für alle mit .

Für eine Folge von Funktionen , die auf gleichmäßig gegen eine Funktion konvergiert, konvergiert gegen .[3] Für eine Potenzreihe , die auf absolut gleichmäßig konvergiert, gilt daher .[4]

Sind und , so gilt für deren Komposition . Sind zwei normale Elemente mit und ist sowohl auf als auch die Umkehrfunktion von , so ist bereits , da .

Es gilt der spektrale Abbildungssatz: für alle .

Gilt für , so gilt auch für alle , das heißt wenn mit kommutiert, dann auch mit den zugehörigen Elementen des stetigen Funktionalkalküls .

Sei ein unitärer *-Homomorphismus zwischen C*-Algebren und . Dann kommutiert mit dem stetigen Funktionalkalkül. Es gilt: für alle . Insbesondere kommutiert der stetige Funktionalkalkül mit der Gelfand-Transformation.

Mit dem spektralen Abbildungssatz lassen sich Funktionen mit bestimmten Eigenschaften direkt mit bestimmten Eigenschaften von Elementen von C*-Algebren in Verbindung bringen:

  • ist genau dann invertierbar, wenn auf keine Nullstelle hat.[5] Dann ist .[6]
  • ist genau dann selbstadjungiert, wenn reellwertig, also ist.
  • ist genau dann positiv (), wenn , also ist.
  • ist genau dann unitär, wenn alle Werte von in der Kreisgruppe liegen, also ist.
  • ist genau dann eine Projektion, wenn nur die Werte und annimmt, also ist.

Diese gehen auf Aussagen über das Spektrum bestimmter Elemente zurück, welche im Abschnitt Anwendungen dargestellt sind.

Im speziellen Fall, dass die C*-Algebra der beschränkten Operatoren für einen Hilbertraum ist, sind Eigenvektoren zum Eigenwert eines normalen Operators auch Eigenvektoren zum Eigenwert des Operators . Gilt also , so gilt auch für alle .[7]

Anwendungen

Die folgenden Anwendungen sind typische und sehr einfache Beispiele der zahlreichen Anwendungen des stetigen Funktionalkalküls:

Spektrum

Sei eine C*-Algebra und ein normales Element. Dann gilt für das Spektrum :

  • ist genau dann selbstadjungiert, wenn .
  • ist genau dann unitär, wenn .
  • ist genau dann eine Projektion, wenn .

Beweis. Der stetige Funktionalkalkül zum normalen Element ist ein *-Homomorphismus mit und somit ist selbstadjungiert/unitär/eine Projektion, wenn ebenfalls selbstadjungiert/unitär/eine Projektion ist. Genau dann ist selbstadjungiert, wenn für alle gilt, also wenn reell ist. Genau dann ist unitär, wenn für alle gilt, also . Genau dann ist eine Projektion, wenn , d. h. für alle , also .

Wurzeln

Sei ein positives Element einer C*-Algebra . Dann existiert für jedes ein eindeutig bestimmtes positives Element mit , das heißt eine eindeutige -te Wurzel.

Beweis. Für jedes ist die Wurzelfunktion eine stetige Funktion auf . Sei mittels stetigem Funktionalkalkül definiert, dann folgt aus den Eigenschaften des Kalküls . Aus dem spektralen Abbildungssatz folgt , das heißt ist positiv. Sei ein weiteres positives Element mit , so gilt , da die Wurzelfunktion auf den positiven reellen Zahlen eine Umkehrfunktion zur Funktion ist.

Ist ein selbstadjungiertes Element, dann existiert zumindest für jedes ungerade ein eindeutig bestimmtes selbstadjungiertes Element mit .[8]

Ebenso definiert für ein positives Element einer C*-Algebra jedes ein eindeutig bestimmtes positives Element von , sodass für alle gilt. Falls invertierbar ist, lässt sich dies auch auf negative Werte von fortsetzen.

Betrag

Sei , dann ist das Element positiv, sodass der Betrag durch den stetigen Funktionalkalkül definiert werden kann , da dieser auf den positiven reellen Zahlen stetig ist.[9]

Sei ein selbstadjungiertes Element einer C*-Algebra , dann existieren positive Elemente , sodass mit gilt. Man bezeichnet und auch als Positiv- und Negativteil. Darüber hinaus gilt .

Beweis. Die Funktionen und sind stetige Funktionen auf mit und . Setze und . Nach dem spektralen Abbildungssatz sind und positive Elemente und es gilt und . Weiterhin gilt , sodass gilt.

Unitäre Elemente

Ist ein selbstadjungiertes Element einer C*-Algebra mit Einselement , so ist unitär, wobei die imaginäre Einheit bezeichnet. Ist umgekehrt ein unitäres Element, mit der Einschränkung, dass das Spektrum eine echte Teilmenge des Einheitskreises ist, also , so existiert ein selbstadjungiertes Element mit .

Beweis. Es ist mit , denn da selbstadjungiert ist, folgt , das heißt ist eine Funktion auf dem Spektrum von . Da folgt mittels Funktionalkalkül , das heißt ist unitär. Da für die andere Aussage ein existiert, sodass ist die Funktion für eine reellwertige stetige Funktion auf dem Spektrum , sodass ein selbstadjungiertes Element ist, das erfüllt.

Spektraler Zerlegungssatz

Sei eine unitäre C*-Algebra und ein normales Element. Das Spektrum bestehe aus paarweise disjunkten abgeschlossenen Teilmengen für alle , also . Dann existieren Projektionen , die für alle die folgenden Eigenschaften besitzen[10]:

  • Für das Spektrum gilt .
  • Die Projektionen kommutieren mit , also .
  • Die Projektionen sind orthogonal, also .
  • Die Summe der Projektionen ist das Einselement, also .

Insbesondere existiert eine Zerlegung für die für alle gilt.

Beweis.[10] Da die alle abgeschlossen sind, sind die charakteristischen Funktionen stetig auf . Sei nun mithilfe des stetigen Funktionalkalküls definiert. Da die paarweise disjunkt sind gilt und und somit erfüllen die die geforderten Eigenschaften, wie sich wiederum aus den Eigenschaften des stetigen Funktionalkalküls ergibt. Für die letzte Aussage setzt man .

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Reed, Barry Simon: Methods of modern mathematical physics. vol. 1. Functional analysis.. Academic Pres, San Diego, CA, 1980, ISBN 0-12-585050-6, S. 222–223.
  2. Eberhard Kaniuth: A Course in Commutative Banach Algebras. Springer, 2009, ISBN 978-0-387-72475-1, S. 147.
  3. Bruce Blackadar: Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 62.
  4. Anton Deitmar, Siegfried Echterhoff: Principles of Harmonic Analysis. Second Edition. Springer, 2014, ISBN 978-3-319-05791-0, S. 55.
  5. Winfried Kaballo: Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, S. 332.
  6. Konrad Schmüdgen: Unbounded Self-adjoint Operators on Hilbert Space. Springer, 2012, ISBN 978-94-007-4752-4, S. 93.
  7. Michael Reed, Barry Simon: Methods of modern mathematical physics. vol. 1. Functional analysis.. Academic Pres, San Diego, CA, 1980, ISBN 0-12-585050-6, S. 222.
  8. Bruce Blackadar: Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 64–65.
  9. Bruce Blackadar: Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 62.
  10. a b Winfried Kaballo: Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, S. 375.