Arch Linux

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Arch Linux
Datei:Arch Linux logo.svg
Screenshot
Arch Linux mit installierter Gnome (3.2)-Desktopumgebung
Entwickler 2002–2007: Judd Vinet;
seit 2007: Aaron Griffin
Lizenz(en) GPL und andere Lizenzen
Erstveröff. 12. März 2002
Akt. Version Installer CD monatlich aktualisiert (Rolling Release)
Abstammung GNU/Linux
↳ Arch
Architektur(en) i686, AMD64
archlinux.org
archlinux.de

Arch Linux [ɑːrtʃ ˈlinʊks] ist eine i686- und AMD64-optimierte Linux-Distribution mit Rolling Releases, dessen Entwicklerteam dem KISS-Prinzip („keep it simple, stupid“) folgt. Zugunsten der Einfachheit wird auf grafische Installations- und Konfigurationshilfen verzichtet. Aufgrund dieses minimalistischen Ansatzes ist Arch Linux als Distribution für fortgeschrittene Benutzer zu sehen. Arch Linux wurde Anfang 2001 von Judd Vinet eingeführt, inspiriert von Crux und BSD. Am 1. Oktober 2007 gab Vinet seinen Rücktritt als Projektleiter bekannt, sein Nachfolger wurde Aaron Griffin.[1]

Arch Linux wird von einem ungefähr 25-köpfigen Kernteam und Helfern aus der wachsenden Community, sogenannten „Trusted Users“, weiterentwickelt. Sämtliche distributionsspezifischen Entwicklungen werden unter der GPL veröffentlicht. In Deutschland erlangte die Distribution besondere Bekanntheit als Beilage der Zeitschrift LinuxUser.[2]

Besonderheiten der Distribution

Arch Linux wurde mit Linux From Scratch komplett neu entwickelt, orientiert sich aber an CRUX und anderen Distributionen. Für Arch wurde der Aufbau eines Slackware-Linux respektive eines BSD-Systems mit einer Debian-ähnlichen Paketverwaltung und dem Build-System von Gentoo kombiniert. Ähnlich wie in Gentoo sind die Releases lediglich Snapshots vom momentanen Entwicklungsstand (Rolling Release).

Als Init-System wird seit Oktober 2012 auch bei einer Neuinstallation systemd verwendet.[3] Konfigurationsprogramme für die Installation und Einrichtung des Grundsystems sowie für Anwendungs- und Serverprogramme gibt es nicht, stattdessen wird auf die Originaldokumentation und -konfiguration verwiesen, so dass allgemeine Howtos und Anleitungen herangezogen werden können.

Philosophie

Arch Linux wurde als „Basis-Betriebssystem für fortgeschrittene Anwender“ entwickelt. Die Philosophie von Arch Linux basiert auf den folgenden beiden Punkten:

  • Einfach halten, nicht überladen. Folge dem KISS-Prinzip.
  • Keine GUI-Werkzeuge zur Konfiguration benutzen, die die eigentlichen Vorgänge vor dem Benutzer verstecken.

Paketverwaltung

Arch Linux ist auf den Einsatz von Binärpaketen ausgelegt. Grundsätzlich werden Pakete mit der eigens entwickelten Paketverwaltung Pacman organisiert, zusätzlich können mit dem Arch Build System (ABS) neue Pakete für Software, die nur im Quellcode vorliegt, erstellt werden.

Pacman

Pacman-Versionsübersicht

Pacman ist ein Paketmanager, der speziell für Arch Linux entwickelt wurde, aber auch bei anderen Linux-Distributionen zum Einsatz kommt. Pacman kann Abhängigkeiten auflösen und automatisch alle notwendigen Pakete von den Arch-Repositorien herunterladen, installieren, aktualisieren und auch wieder entfernen, vergleichbar mit Debians APT. Das besondere an Pacman ist dessen konsequente Anwendung auch bei lokalen Quellen, die meistens als vom Arch Build System (ABS) erstellte Pakete vorliegen.

Bis zur Version 4 des Paketmanagers Pacman fehlte die Unterstützung für signierte Pakete.[4] Pakete und Metadaten wurden von Pacman während des Download-Prozesses nicht auf Authentizität überprüft. Im März 2011 wurde durch einen Beitrag des renommierten Online-Magazins LWN.net die Sicherheit der Paketverteilungs-Infrastruktur mangels Integritätsprüfung der Paket-Metadaten kritisiert.[5] Es existierten zwar Prüfsummen der einzelnen Pakete, diese Metadaten waren aber nicht mit einer digitalen Signatur versehen, weshalb bösartige Modifikationen an Paketen nicht festgestellt werden konnten.[6] Im November 2011 wurde die Paket-Unterzeichnung Pflicht für neue Pakete und seit dem 21. März 2012 wird jedes offizielle Paket unterzeichnet.[7][8][9]

Paketquellen

Die offiziellen Arch Linux-Pakete werden in vier Software-Repositorien verwaltet:

  • core enthält Pakete, die für den Betrieb eines Basissystems benötigt werden.
  • extra enthält Pakete, die den Funktionsumfang erweitern, z. B. Desktop-Umgebungen, Datenbanksysteme usw.
  • community enthält Pakete, die von der Community, also den „Trusted Users“, gewartet werden.
  • multilib[10] enthält Pakete, die es auf einem AMD64-System erlauben, native i686-Programme (wie Steam) auszuführen.

Der Hauptteil der Entwicklung findet in den testing-Repositorien statt bevor die Pakete in die stabilen Repositorien verschoben werden:

  • testing, community-testing und multilib-testing enthalten Pakete, die fehlerbehaftet sein könnten und noch getestet werden müssen.

Dabei müssen Transfers von Paketen, die von testing nach core wechseln, vorher von mehreren Entwicklern abgesegnet werden. Für Pakete in den anderen Repositorien sind deren jeweilige Entwickler verantwortlich.

Außerdem gibt es noch einige Repositorien, die die neusten Versionen der Desktop-Umgebungen enthalten:

  • gnome-unstable enthält die neuesten Pakete der Gnome-Software, ehe diese in extra veröffentlicht werden.
  • kde-unstable enthält die neusten Pakete der KDE-Software, ehe diese in extra veröffentlicht werden.

Zusätzlich können Repositorien Dritter eingebunden werden, welche angepasste oder neuere Versionen der Softwarepakete anbieten.

Arch Build System (ABS)

Das Arch Build System ist eine Ports-ähnliche Paketverwaltung. Arch nutzt dabei jeweils eine Textdatei mit dem Namen PKGBUILD, die unter anderem die Anweisungen zum Herunterladen und Konfigurieren der jeweiligen Programme enthält. Der Nutzer kann mit dieser Datei die in der Paketverwaltung von Arch enthaltenen Programme seinen eigenen Bedürfnissen anpassen, indem er beispielsweise einen Patch einfügt. Das Programm makepkg führt diese Anweisungen aus und kompiliert und/oder bereitet die Pakete zur Installation durch pacman vor. Ein Arch-Paket ist im Grunde nicht mehr als ein komprimiertes tar-Archiv, das neben den zu installierenden Dateien noch eine Datei (.PKGINFO) mit allen Metadaten enthält, die Pacman für den Umgang mit Paketen benötigt.

Zusätzlich bietet ABS die Möglichkeit, das komplette System mit eigenen Compiler-Flags neu zu bauen.

Arch User Repository (AUR)

Zusätzlich zu den Repositories bieten Benutzer im Arch User Repository (AUR) selbstgemachte PKGBUILD-Skripte für Pakete an, die nicht in den Repositories enthalten sind. Die PKGBUILD-Skripte vereinfachen das Erstellen von Paketen aus den Quellen durch explizite Auflistung und Überprüfung von Abhängigkeiten und Konfiguration der Installation entsprechend der Arch-Architektur. Wegen der möglichen Sicherheitsrisiken werden diese PKGBUILD-Skripte jedoch nie automatisch in den offiziellen Repositories vorhanden sein.[11] Das Arch User Repository bietet der Gemeinde über 38.000 PKGBUILDs, die nicht in den offiziellen Repositorien enthalten sind.

Versionen

Screenshot einer älteren Arch Linux Version (mit KDE 3)

Im Gegensatz zu anderen großen Distributionen wie Ubuntu und Fedora plant Arch Linux seine Versionen nicht zu bestimmten Terminen, sondern arbeitet mit einem „Rolling Release“-System. Die Paketverwaltung ermöglicht es Benutzern, ihre Systeme immer aktuell zu halten.[12] Anstatt den Benutzer zwischen diskreten Versionen zu bewegen, sind Arch Linux Versionen einfach Schnappschüsse des aktuellen Satzes von Paketen, manchmal mit überarbeiteter Installations-Software. Daher macht es keinen Unterschied, aus welchem Release Arch installiert wurde, wenn man Updates installiert hat. In der Tat zeigen einige Mitglieder der Arch-Foren stolz das Alter ihrer Installation.

Am 22. Juli 2012[13] wurde angekündigt, dass das Installationsprogramm durch einen Satz einfacher Skripte ersetzt werde, um Verzögerungen im Release-Zyklus zu vermeiden. Es wird nun jeweils zum Monatsanfang ein neues Abbild angeboten, welches das Veröffentlichungsdatum als Version im Dateinamen trägt; beispielsweise 2013.01.04 für das Abbild, das am 4. Januar 2013 erschien. Frühe Installationsabbilder hatten Namen, so erschien Version 0.1 am 11. März 2002 unter dem Namen Homer; es folgten Vega, Firefly, Dragon, Nova (2003), Widget (2004), Wombat (2005), Noodle (2006), Gimmick, Voodoo (als Version 0.8, 2007), Duke (als Version 2007.05), Don’t Panic, Core Dump (2008) und Overlord als letztes Release mit Namen.

Derivate

Es gibt mehrere Distributionen, die entweder direkt auf Arch Linux basieren oder dessen Programme nutzen.

  • Antergos – Fortführung des Arch-Derivats Cinnarch mit Gnome 3 als voreingestelltem Desktop; der Benutzer kann sich bei der Installation jedoch auch für Cinnamon, Xfce, openbox oder KDE entscheiden. Antergos greift direkt auf die Arch-Repositories zu. Somit stehen für Antergos dieselben Pakete zur Verfügung wie für Arch.
  • Apricity – junges Projekt, das auf Benutzerfreundlichkeit setzt und mit angepassten Versionen von Gnome und Cinnamon zwei Desktopvarianten zur Verfügung stellt.[14]
  • PacBSD (oft auch Arch BSD) – ein FreeBSD-Derivat, welches die Paketverwaltungssoftware von Arch verwendet.
  • ArchBang[15] – Variante, die auf Openbox setzt und auf hohe Geschwindigkeit optimiert ist. Da sie - wie alle Arch basierenden Derivate - für i686 kompiliert ist, eignet sie sich trotz Openbox nicht unbedingt für CPUs, die vor dem Jahr 1998 produziert wurden, dafür aber für Netbooks oder Nettops. Im Gegensatz zu Arch bietet ArchBang eine vorkonfigurierte, auf Openbox basierende Desktop-Umgebung.
  • Arch Linux ARM – eine auf Arch Linux basierende Distribution für diverse Kleincomputer mit ARMv5, ARMv6 und ARMv7. Wie zum Beispiel das BeagleBoard, CuBox-i, PandaBoard, Raspberry Pi oder dem TrimSlice. Entstanden ist die Distribution durch die Teams von ArchMobile und PlugApps.
  • BBQLinux – Distribution, die auf das kompilieren und entwickeln von Android spezialisiert ist.
  • Bridge Linux – bietet vorkonfigurierte Systeme mit Xfce, KDE, Gnome und LXDE an.
  • Chakra[16] – ehemals als "KDEmod" entwickelte Modifikation des Arch Linux Basisystems, die sich konsequent auf die KDE-Desktop-Umgebung und Qt-Programme konzentriert. Chakra bietet eine Live-CD mit graphischem Installer an und ist an Benutzer gerichtet, die lieber ein vorkonfiguriertes Betriebssystem verwenden. Seit 2011 basiert Chakra nicht mehr auf Arch Linux, sondern benutzt eigene Repositories mit einem "half-rolling" Release-Modell.[17]
  • Frugalware – eine ursprünglich auf Slackware basierende Linux-Distribution, die zur Paketverwaltung Pacman benutzt. Es werden stabile Schnappschüsse in Abständen von 6 Monaten angeboten.
  • Manjaro – ein junges Arch-Linux-Derivat für Anfänger und Fortgeschrittene mit einem graphischen oder textbasierenden Installationsprogramm, verschiedenen Desktop-Umgebungen und den dazugehörigen Paketverwaltungen. Als Standard-Oberflächen werden Xfce, KDE, Gnome und die minimale Net-Edition bereitgestellt. Es stehen aber auch Editionen mit Cinnamon, Enlightenment, LXDE,MATE, Fluxbox und Openbox in teilweise älterer Versionsangabe der Installer CD zum Download zur Verfügung. Manjaro Linux verwendet eigene Paket-Repositories, die dazu dienen, stabile Snapshots der Arch-Linux-Repositories anzubieten. Dadurch ist Manjaro nicht ganz so aktuell wie Arch Linux.
  • Arch Hurd – ersetzt den Linux-Kernel mit GNU Hurd.

Inaktive Projekte

  • ArchMobile - Port für (mobile) ARM Geräte, hauptsächlich für den Openmoko NeoFreeRunner aber auch das BeagleBoard und weitere Geräte werden unterstützt. Ist in ArchLinuxARM[19] aufgegangen,
  • ArchServer – auf Arch Linux basierende Distribution dem mit Ziel stabile Veröffentlichungen zur Verfügung zu stellen, welche nicht Rolling Release basierend sind. So soll der Einsatz von Arch Linux auf Servern zuverlässiger sein.
  • Cinnarch – wurde mit der von Linux Mint bekannten Desktop-Umgebung Cinnamon ausgeliefert. Die Schwierigkeiten bei der Anpassung von Cinnamon an die schnellen Updatezyklen von Arch Linux mündeten in einem Umstieg auf Gnome und brachten die Umbenennung des Projekts in Antergos mit sich.[20]
  • ConnochaetOS – ehemals DeLi Linux[21], ist eine Linux-Distribution, die für ältere Hardware ausgelegt war und auf freier Software basierte.
  • larch – weniger ein Derivat von ArchLinux, sondern vielmehr ein leistungsfähiges Tool, mit dem es möglich ist, auf einfache Weise ein ArchLinux Live-System zu erstellen. Das Tool besteht aus einer Sammlung von Skripten, die jedoch auch über eine intuitive Python-GUI gesteuert werden können. Somit ermöglicht larch nicht nur die Erstellung benutzerdefinierter ArchLinux Live-Systeme, sondern, da diese auch installiert werden können, kann es als Ausgangspunkt für die Erstellung von ArchLinux Derivaten verwendet werden. Larch wurde aufgegeben, da Arch Linux aufs nicht länger unterstützt, dies aber für Larch eine unerlässliche Komponente dargestellt hat.
  • Lowarch - ein für die i486- und i586-Architekturen übersetztes und somit speziell für ältere Hardware konzipiertes Arch Linux-Derivat.
  • PlugApps – auf Arch Linux basierende Distribution für Plug Computer. Durch die nativ kompilierten Pakete lief sie auch bei begrenzten Ressourcen sehr schnell. Sie wurde zugunsten von Arch Linux ARM aufgegeben.

Weblinks

Commons: Arch Linux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Judd Vinet: Arch Leadership. In: Arch Linux. 1. Oktober 2007, abgerufen am 18. Juli 2008 (englisch).
  2. Jürgen Lorenz: Von Grund auf – Arch Linux: Einfache Handhabung, volle Flexibilität. In: LinuxUser. 1. Oktober 2005, abgerufen am 18. Juli 2008.
  3. Arch Linux proposes switch to systemd. In: The H Open. 15. August 2012, abgerufen am 3. September 2012 (englisch).
  4. FS#5331 - Signierte Pakete. Abgerufen am 7. August 2011.
  5. 'Arch Linux and (the lack of) package signing' Englisch-sprachiger Artikel auf LWN, zuletzt abgerufen am 31. März 2011.
  6. http://bugs.archlinux.org/task/5331
  7. Allan McRae: Pacman Package Signierung – 4: Arch Linux. 17. Dezember 2011, abgerufen am 29. Februar 2012 (englisch).
  8. Having pacman verify packages. Gaetan Bisson, 4. Juni 2012, abgerufen am 4. Juni 2012.
  9. Install media 2012.07.15 released. archlinux.org, 22. Juli 2012, abgerufen am 13. August 2012.
  10. http://www.archlinux.org/news/true-multilib-for-arch-linux-x86_64/
  11. Arch Linux:Beliebte KISS distro – Interview – Part II. Hardware.no, abgerufen am 19. Oktober 2009.
  12. Arch Linux Review. DVD-Guides.com, abgerufen am 19. Oktober 2009.
  13. Pierre Schmitz: Install media 2012.07.15 released. In: Arch Linux. 15. Juli 2012, abgerufen am 3. Januar 2013 (englisch).
  14. https://apricityos.com
  15. ArchBang
  16. Chakra
  17. Goodbye KDEmod ! Chakra News, 31. Dezember 2010, abgerufen am 21. September 2014.
  18. https://www.gnu.org/distros/free-distros.html
  19. ArchLinuxARM
  20. http://www.heise.de/open/meldung/Cinnarch-wechselt-von-Cinnamon-auf-Gnome-1839742.html
  21. DeLi Linux