Burkhard Glaetzner

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Burkhard Glaetzner (rechts im Bild) beim 27. Internationalen Musikseminar in Weimar (1986)

Burkhard Glaetzner (* 29. Mai 1943 in Posen) ist ein deutscher Oboist und Dirigent. Er ist einer der führenden Oboespieler in Deutschland.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burkhard Glaetzners Großvater war der Goetheforscher Hermann August Korff, der zuletzt in Leipzig lehrte. Er wurde 1943 in Posen geboren, 1944 zog die Familie nach Falkenhain/Sachsen und 1950 nach Leipzig. 1953 erhielt er seinen ersten Blockflötenunterricht, zwei Jahre später folgte sein erster öffentlicher Auftritt. Nach dem Umzug nach Berlin (Ost) 1957 besuchte er von 1958 bis 1962 die Spezialschule für Musik in der Rheinsberger Straße. Er wechselte zur Oboe und erhielt ersten Klavierunterricht.

Nach dem Schulabschluss 1962 nahm er ein Oboenstudium bei Hans Werner Wätzig an der Deutschen Hochschule für Musik Berlin auf. 1963/64 errang er erste Preise beim DDR-Hochschulwettbewerb für Bläser. 1965 absolvierte er sein Staatsexamen und wurde für ein Jahr Aspirant an der Berliner Musikhochschule. Von 1966 bis 1982 war er Solo-Oboist im Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig unter Herbert Kegel und Wolf-Dieter Hauschild. Seit 1969 war er außerdem Lehrbeauftragter für Oboe an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“, an die er 1982 zum ordentlichen Professor berufen wurde. 1992 ging er als Professor für Oboe an die Hochschule der Künste Berlin, die heutige Universität der Künste. Zu seinen Schülern gehören u. a. Matthias Bäcker, Kai Rapsch und Bernd Schober.

Im Jahre 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Forums Zeitgenössischer Musik Leipzig.[1] Zwei Jahre später war er als Mitglied der „Konstituierenden Arbeitsgruppe“ Mitbegründer[2] und Vizepräsident der Freien Akademie der Künste zu Leipzig, die bis 2003 aktiv war. Ferner wurde er ordentliches Mitglied der Klasse Musik der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden. Im Rahmen der Händel-Festspiele war er Juror beim Wettbewerb zum Händel-Förderpreis der Stadt Halle.[3] 2013 fungierte er beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Juryvorsitzender im Fach Bläserkammermusik.[4] 2017 war er Schirmherr des vom Landesmusikrat Berlin ausgerufenen Instrument des Jahres (Oboe).[5] Glaetzner ist Kuratoriumsmitglied der Freunde des MDR Sinfonieorchesters e. V.[6]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frank Schneider rechnet ihn zu den führenden Oboenvirtuosen der Welt.[7] Als wichtigster[8] Oboist seines Landes regte er „die Entstehung eines Oboen-Repertoires in der DDR und Osteuropa an“ (Emmanouil Vitakis):[9] Er brachte mehr als 100 Werke, darunter Oboenkonzerte von Reiner Bredemeyer, Georg Katzer, Friedrich Schenker, Christfried Schmidt, Friedrich Goldmann, Luca Lombardi, Gerhard Rosenfeld, Krzysztof Meyer und Toru Takemitsu zur Uraufführung.[10]

Bei internationalen Musikwettbewerben mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, gründete Glaetzner 1968 zusammen mit Wolfgang Weber (Violoncello) und Klaus Schließer (Fagott) das Aulos-Trio. Später rückte für Schließer Gerhard Erber (Klavier) nach. Mit dem Trio widmete er sich der Barockmusik und in zunehmendem Maße auch der zeitgenössischen Musik. Gemeinsam mit dem Komponisten und Pianisten Friedrich Schenker initiierte er 1970 die Gruppe Neue Musik Hanns Eisler.[11]

Mit Ingo Goritzki (BRD) trat Burkhard Glaetzner (DDR) im Oboen-Duo auf.[12] Yun I-sang[13] und Reiner Bredemeyer u. a. schrieben für sie Duette.[12] Bei Solostücken arbeitete Glaetzner darüber hinaus u. a. mit Nicolaus A. Huber, Hans-Karsten Raecke, Karl Ottomar Treibmann und Max E. Keller zusammen.[10]

Außerdem entwickelte er aus langjähriger Arbeit mit verschiedenen Spezialisten der Barock-Interpretation 1983 das Ensemble I Solisti Instrumentali Leipzig. Von 1988 bis 2003 war Glaetzner künstlerischer Leiter des Kammerorchesters Neues Bachisches Collegium Musicum. Konzertreisen durch Europa, Asien und Amerika sowie zahlreiche mit internationalen Preisen ausgezeichnete Musikproduktionen ergänzen seine vielfältigen Tätigkeiten als Solist, Dirigent und Pädagoge.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Burkhard Glaetzner ist verheiratet und hat eine Tochter. Er lebte von 1992 bis 2017 in Berlin und seitdem wieder in Leipzig.

Auszeichnungen und Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

mit der Eisler-Gruppe:

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Diskografie beläuft sich auf mehr als 50 Schallplatten-Einspielungen mit Alter und Neuer Musik.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Burkhard Glaetzner, Reiner Kontressowitz (Hrsg.): Spiel-Horizonte. Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ 1970–1990. Leipzig 1990.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Glaetzner, Burkhard. In: Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. 45. Ausgabe 2006/2007, Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 978-3-7950-2042-2, S. 415.
  • Glaetzner, Burkhard. In: Alain Pâris: Klassische Musik im 20. Jahrhundert: Instrumentalisten, Sänger, Dirigenten, Orchester, Chöre. 2. erweiterte, völlig überarbeitete Auflage, dtv, München 1997, ISBN 3-423-32501-1, S. 302.
  • Glaetzner, Burkhard. In: Axel Schniederjürgen (Hrsg.): Kürschners Musiker-Handbuch. 5. Auflage. Saur Verlag, München 2006, ISBN 3-598-24212-3, S. 142.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Burkhard Glaetzner: Ansprache. In Eigener Sache. In: MusikTexte, 37, 1990, S. 61.
  2. Ingrid Sonntag: Die Freie Akademie der Künste in Leipzig 1992–2003, bpb.de, 18. Mai 2011, abgerufen am 11. Februar 2018.
  3. Christoph Rink: Händel-Förderpreis – Händel-Forschungspreis. In: Mitteilungen des Freundes- und Förderkreises des Händel-Hauses zu Halle e.V. 1/2014, S. 11–13, hier: S. 12.
  4. Burkhard Glaetzner, fmb-hochschulwettbewerb.de, abgerufen am 11. Februar 2018.
  5. Die Schirmherren der Instrumente des Jahres (Memento des Originals vom 12. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landesmusikrat-berlin.de, landesmusikrat-berlin.de, abgerufen am 11. Februar 2018.
  6. Vorstand und Kuratorium (Memento des Originals vom 5. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mdr-orchesterfreunde.de, mdr-orchesterfreunde.de, abgerufen am 11. Februar 2018.
  7. Frank Schneider: Ein kleines Wunder. Die Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler“ Leipzig. In: MusikTexte 33/34 (1990), S. 109–111, hier: S. 109.
  8. Geoffrey Burgess, Bruce Haynes: The Oboe (Yale Musical Instrumental Series), Yale University Press, New Haven 2004, S. 204.
  9. Emmanouil Vitakis: Instrumente und Interpreten / Interpretinnen, in: Jörn Peter Hiekel, Christian Utz (Hrsg.), Lexikon Neue Musik, Stuttgart/Kassel 2016, S. 292–305, hier: S. 297.
  10. a b Uraufführungen Oboen-Konzerte (PDF; 338 kB), abgerufen am 11. Februar 2018.
  11. Nina Noeske: Musikalische Dekonstruktion. Neue Instrumentalmusik in der DDR. Böhlau Verlag, Köln 2007, ISBN 3-412-20045-X, S. 23.
  12. a b Nina Noeske: Musikalische Dekonstruktion. Neue Instrumentalmusik in der DDR. Böhlau Verlag, Köln 2007, ISBN 3-412-20045-X, S. 336.
  13. Julien Singer: Oboe, IV.6. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 7 (Myanmar – Quellen). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1997, ISBN 3-7618-1108-X (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  14. Instrumental Competition 1968 (Memento des Originals vom 12. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/competition.festival.cz, competition.festival.cz, abgerufen am 12. Februar 2018.
  15. Bisherige Preisträger des Georg Philipp Telemann-Preises, magdeburg.de, abgerufen am 12. Februar 2018.