Chemiepokal

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Der Chemiepokal war ein internationales Boxturnier (höchste AIBA-Kategorie) im olympischen Boxen, das von 1970 bis 2018 jährlich in Halle (Saale) stattfand und vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV) veranstaltet wurde. 2016 kehrte die Veranstaltung zu ihren „Wurzeln“ nach Halle-Neustadt zurück und wurde in der Erdgas Sportarena ausgetragen. Die geplante Veranstaltung im Jahr 2019 musste aus finanziellen Gründen abgesagt werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Olympischen Boxer besser auf den Modus von Großveranstaltungen wie den Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften vorbereiten zu können, wurde in den 60er Jahren international verstärkt dazu übergegangen, Turniere zu veranstalten. Das Boxen in nationalen Ligen oder einzelnen Ländervergleichen wurde den Anforderungen des Turnierrhythmus nicht gerecht. Dieser Trend wurde 1969 auch von den Funktionären der Boxabteilung des SC Chemie Halle erkannt und fand mit dem Vorschlag zur Ausrichtung eines internationalen Amateurturniers in Halle auch rasch Unterstützung, war man doch in der DDR bemüht, durch sportliche Leistungen dem Staat zu internationalem Ansehen zu verhelfen. So wurde schließlich am 5. August 1970 das I. Internationale Boxturnier um den Chemiepokal Halle mit 82 Boxern aus zehn Nationen in der Eissporthalle ausgetragen.

Die Bezeichnung Chemiepokal leitet sich von der zur damaligen Zeit massiv durch chemische Industrie bestimmten Region um Halle und seinen Wurzeln im Verein SC Chemie Halle her.

Nach der Wiedervereinigung war die Zukunft des Turniers infrage gestellt, da es nicht mehr staatlich getragen wurde und somit finanzielle Unterstützung durch Sponsoren benötigte, was sich in der Anfangszeit schwierig gestaltete. 1991 wurde das Turnier wegen des Golfkrieges erstmals abgesagt. Im Jahr 2010 konnte der kalkulierte Etat von 100.000 Euro nicht aufgebracht werden, so dass der Wettbewerb zum zweiten Mal in seiner Geschichte nicht stattfinden konnte. 2019 erfolgte das endgültige Aus, aus den gleichen Gründen wie 2010.

Pokalsieger 1983
Pokalsieger 1984
Pokalsieger 1985
Pokalsieger 1986
Pokalsieger 1987
Pokalsieger 1989

Neustart 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 2010 wurde vom Deutschen Boxverband (DBV) und dem Landes-Amateur-Box-Verband (LABV) ein neuer Ausrichter für den Chemiepokal gesucht und mit dem KSC Halle 08 e.V. ein neuer Ausrichter des traditionsreichen Turnier gefunden. DBV-Sportdirektor Michael Müller lobte das Engagement des KSC Halle, der mit viel Engagement und neuen Impulsen dem international beachteten Traditionsturnier seine historisch verankerte Bedeutung zurückgeben wolle. Um das Niveau der Kämpfe machten sich der DBV und KSC-Vorsitzender Rene Müller keine Sorgen: „Wir mussten die Teilnehmerzahl reduzieren, weil uns für mehr Kämpfe nicht die Zeit zur Verfügung steht“, erklärte der Sportdirektor des DBV Michael Müller, „… das heisst aber auch, dass die Teilnehmerländer nur ihre besten Boxer ins Turnier schicken. Wir erwarten Kämpfe auf allerhöchstem Niveau.“ Nach über 40-jähriger Geschichte gab es 2001 Jahr auch ein Novum. Erstmals stiegen Frauen beim Chemiepokal in den Ring. Deutschland stellte zudem gleich zwei Nationalteams. DBV-Sportdirektor Müller sah die deutschen Boxer bestens vorbereitet: „Für unsere Boxer geht es um die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Baku.“

Teilnehmerländer 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zudem sollten die Boxverbände aus den Niederlanden und aus Rumänien am Chemiepokal 2011 teilnehmen, diese wurden aber durch den Box-Weltverband AIBA suspendiert und dürfen aus diesem Grund nicht am Turnier teilnehmen.

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da es den Athleten sozialistischer Staaten nicht erlaubt war, ihren Sport professionell auszuüben, konnte man immer die besten Boxer der erfolgreichsten Nationen des Amateurboxens beim Chemiepokal antreten sehen. Dazu gehören vor allem viele Olympiasieger und Weltmeister aus Kuba und der Sowjetunion. Auch nach dem Zusammenbruch des Sozialismus in Europa ist das Teilnehmerfeld weiterhin hauptsächlich von den Athleten der ehemaligen Ostblockstaaten bestimmt.

Bekannte Turniersieger im Chemiepokal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Name Sieger in
Gewichtsklasse
Siegesjahr(e) Nation
Sept. 2008
Enchbatyn Badar-Uugan Bantam 2006 Mongolei Mongolei
November 2016
Georgi Ruslanowitsch Balakschin Fliegen 2006 Russland Russland
März 2009
Markus Beyer Halbmittel 1995 Deutschland Deutschland
April 2010
Lucian Bute Halbschwer 2003 Rumänien Rumänien
Willy Blain Leicht 1996 Frankreich Frankreich
März 1986
René Breitbarth Bantam 1986, 1987, 1988 Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Sept. 2008
Roberto Cammarelle Superschwer 2008, 2009 Italien Italien
Joel Casamayor Feder
Bantam
1992
1996
Kuba Kuba
Dezember 2011
Jack Culcay-Keth Welter 2008, 2009 Deutschland Deutschland
März 2009
Zsolt Erdei Mittel 1998 Ungarn Ungarn
März 1988
Ángel Espinosa Halbmittel

Mittel
1986
1987, 1988
Kuba Kuba
2001
Artur Grigorian Leicht 1994 Usbekistan Usbekistan
Eduard Gutknecht Mittel 2005 Deutschland Deutschland
Harrison als WBF-Meister März 2004
Audley Harrison Superschwer 2000 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Ariel Hernández Mittel 1996 Kuba Kuba
Richard Bango Superschwer 1992 Nigeria Nigeria
Kaden im März 1989
Ulli Kaden Superschwer 1982, 1986, 1989 Deutschland Deutschland
Mario Kindelán Leicht 2004 Kuba Kuba
Januar 2009
Vitali Klitschko Superschwer 1995 Ukraine Ukraine
Sebastian Köber Schwer 2001 Deutschland Deutschland
Stefan Köber Schwer 2009 Deutschland Deutschland
April 2016
Matwei Georgijewitsch Korobow Mittel 2006 Russland Russland
August 2009
Steven Küchler Leicht
Halbwelter
Welter
1996
1995, 1997, 1998
1999, 2000, 2001
Deutschland Deutschland
Luan Krasniqi Schwer 1995 Kosovo Kosovo
Jewgeni Michailowitsch Makarenko Mittel 1983, 1984, 1985, 1986, 1989 Russland Russland
Februar 2008
Henry Maske Mittel 1983, 1984, 1985, 1986, 1989 Deutschland Deutschland
Januar 2019
Torsten May Halbschwer 1993 Deutschland Deutschland
12.3.1982 Halle: XI. Internationales Chemiepokal-Boxturnier – Der 19-jährige DDR-Vizemeister Siegfried Mehnert (re.) lieferte im Leichtgewichts-Halbfinale am 11.3. dem 25-jährigen kubanischen Landesmeister, Ex-Weltmeister und Olympiasieger von Moskau, Angel Herrera (l.), einen packenden Kampf und siegte überraschend nach Punkten (4:1).
Siegfried Mehnert Leicht 1982 Deutschland Deutschland
Dezember 2007
Dariusz Michalczewski Halbschwer 1994 Polen Polen,

Deutschland Deutschland

René Monse Schwer 1994 Deutschland Deutschland
Ottke (hinten Mitte, neben Henry Maske) 1989 beim 20. TSC-Turnier in Berlin
Sven Ottke Halbschwer 1994 Deutschland Deutschland
März 2011
Alexander Powernow Schwer 2005, 2006, 2007 Deutschland Deutschland
Oktober 2018
Kubrat Pulew Superschwer 2006, 2007 Bulgarien Bulgarien
Rustam Rahimov Bantam 2007, 2008 Deutschland Deutschland
November 2011
Guillermo Rigondeaux Bantam 2001, 2002, 2003, 2004, 2005 Kuba Kuba
Rudolph 1989 in Halle, 18. Chemiepokal
Marco Rudolph Feder
Leicht
1989
1992, 1992, 1995
Deutschland Deutschland
Alexis Rubalcaba Superschwer 1996, 1998 Kuba Kuba
Oktober 2016
Clemente Russo Schwer 2008 Italien Italien
Oktober 2012
Serik Säpijew Halbwelter, Weltergewicht 2007, 2012 Kasachstan Kasachstan
Savon (re.) kämpft 1987 in Halle/Saale gegen Michael Ernsz
Félix Savón Schwer 1985, 1986, 1987, 1996 Kuba Kuba
Bert Schenk Mittel 1992, 1994, 1995 Deutschland Deutschland
2005
Wassili Schirow Halbschwer 1995, 1996 Kasachstan Kasachstan
Schmitz (re.) gegen Michael Gusnick, 1989.
Torsten Schmitz Welter
Halbmittel
Mittel
1984
1988, 1989
1990
Deutschland Deutschland
Schulz am 11. August 2007 beim Schlecker Cup in Ehingen
Axel Schulz Schwer 1989 Deutschland Deutschland
Norman Schuster Leicht
Halbwelter
1999, 2000
2002
Deutschland Deutschland
Wolodymyr Sydorenko Fliegen 1998 Ukraine Ukraine
Odlanier Solís Schwer 2002, 2003, 2004 Kuba Kuba
Oktober 1985
Teófilo Stevenson Schwer
Superschwer
1972, 1979
1984
Kuba Kuba
April 2005
Vitali Tajbert Feder 2002, 2003 Deutschland Deutschland
Bert Teuchert Schwer 1990, 1992, 1993 Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik, Deutschland Deutschland
Tews 1990
Andreas Tews Fliegen 1987 Deutschland Deutschland
März 2008
Michael Timm Halbmittel 1984, 1985 Deutschland Deutschland
Oktay Urkal Halbwelter 1993, 1994 Deutschland Deutschland
Mario Veit Halbmittel 1994 Deutschland Deutschland
Lukas Wilaschek Mittel 2004 Deutschland Deutschland
Manfred Wolke, 1983
Manfred Wolke Welter 1970 Deutschland Deutschland
Andreas Zülow (li.) gewinnt am 16. April 1989 in Bangkok den King’s Cup durch einen Finalsieg über den Kenianer Patrick Waweru
Andreas Zülow Bantam
Leicht
Halbwelter
1981, 1984
1988, 1989
1990
Deutschland Deutschland
Zoltan Lunka Fliegen 1993, 1994, 1995 Deutschland Deutschland

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chemiepokal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien