Communauté de Taizé

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Die Communauté de Taizé [te.ˈze] (Gemeinschaft von Taizé) ist ein internationaler ökumenischer Männerorden in Taizé, ungefähr zehn Kilometer nördlich von Cluny, Saône-et-Loire, Frankreich. Bekannt ist sie vor allem durch die in Taizé und verschiedenen anderen Orten ausgerichteten ökumenischen Jugendtreffen, zu denen Tausende Besucher vieler Nationalitäten und Konfessionen kommen. Der Gründer und bis zu seiner Ermordung im Jahr 2005 als Prior der Gemeinschaft tätige Roger Schutz trug maßgeblich zu der heutigen Popularität bei, die sich ungebrochen fortsetzt.

Communauté de Taizé
Kirche der Versöhnung

Kirche der Versöhnung

Ort: Taizé (Saône-et-Loire), Frankreich
Prior: Frère Alois
Mitglieder: ca. 100 Brüder aus 25 Nationen
Gründer: Frère Roger
Gründungsjahr: 1949

Geschichte

Frère Roger, der Gründer und langjährige Prior der Communauté
Alte romanische Dorfkirche mit dem Grab von Frère Roger Welt-Icon

Bei seiner Ankunft 1940 in Taizé kaufte Roger Schutz zunächst ein Haus, in dem er Kriegsflüchtlinge aufnahm. 1942 floh er vor der Gestapo, kehrte jedoch mit drei Freunden nach der Befreiung im Herbst 1944 wieder nach Taizé zurück.[1] In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg besuchten sie oft Kriegsgefangene eines nahen Gefangenenlagers und konnten mit der Zeit auch das Vertrauen der Wachen so weit gewinnen, dass sie Gefangene zum sonntäglichen Gottesdienst einladen durften.

1949 beschlossen die Brüder, deren Zahl weiter angewachsen war, sich endgültig dem gemeinsamen einfachen Leben in Ehelosigkeit zu verschreiben. Am Ostersonntag, dem 17. April 1949, legten die ersten sieben Brüder, Roger Schutz, Max Thurian, Pierre Souvairan, Daniel de Montmollin, Robert Giscard, Axel Lochen und Albert Lacour ihr Gelübde ab. Die ersten Brüder waren alle evangelische Christen.[2] Beim katholischen Ortsbischof holten sie die Erlaubnis ein, die romanische Dorfkirche mitnutzen zu dürfen. Der Bischof wurde von dem damaligen päpstlichen Nuntius und späteren Papst Johannes XXIII. in dieser Entscheidung bestärkt.[3] Nachdem schon die ersten katholischen Brüder in der Gemeinschaft mitgelebt hatten, legte Ostern 1969 ein junger belgischer Arzt als erster Katholik seine Versprechen ab. François Kardinal Marty, der damalige Erzbischof von Paris, gab dazu sein Einverständnis.[é.f. 1] Damit wurde die Communauté de Taizé „die erste ökumenische Brüdergemeinschaft der Kirchengeschichte.“[4]

Heute gehören etwa 100 Brüder zur Communauté. Die Brüder sind „Katholiken oder Mitglieder verschiedener evangelischer Kirchen. Sie stammen aus über fünfundzwanzig Ländern. Durch ihr Dasein selbst ist die Communauté ein konkretes Zeichen der Versöhnung unter gespaltenen Christen und getrennten Völkern.“[5]

Landwirtschaft

Die Brüder versorgten sich zunächst mit Landwirtschaft. Daraus ging 1954 eine Molkereigenossenschaft hervor, der nach wenigen Jahren über 1200 Milchbetriebe angehörten. Zehn Jahre später brachte die Communauté ihren Landbesitz, Tiere sowie Maschinen in eine landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft ein, die sie zusammen mit fünf Familien gründete.[6]

Geschichte der Jugendtreffen

In den 1960er Jahren folgten zunehmend auch Jugendliche der Einladung, den Orden zu besuchen. Die Brüder boten den Jugendlichen eine Möglichkeit des Austausches über biblibsche und spirituelle Themen in internationalen Gruppen. Für einfache Unterkünfte und Verpflegung gegen ein geringes Entgelt ist gesorgt. Unterstützung erhalten die Brüder von Ordensschwestern der Gemeinschaft von St. André.[5]

Durch die stetig wachsende Anzahl an Besuchern war die romanische Dorfkirche häufig überlastet, so dass 1961 am Rande des Dorfes der Bau der Versöhnungskirche begann. Der Bau wurde unterstützt durch einen Bauorden und deutsche Freiwillige der Aktion Sühnezeichen.[7] Seither kamen immer mehr Jugendliche nach Taizé, und 1966 fand das erste Jugendtreffen mit 1400 Teilnehmern aus 30 Ländern statt.

1970 kündigte Frère Roger ein Konzil der Jugend an, dessen Hauptversammlung 1974 stattfand. Das Konzil wurde 1979 vorläufig ausgesetzt und ging in einen „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ über.[8]

Am 16. August 2005 wurde Frère Roger während des Abendgebetes in Taizé von einer psychisch kranken Frau mit einem Messer so schwer verletzt, dass er wenig später im Kreis einiger Brüder seinen Verletzungen erlag. Frère Alois, der während der Tat auf dem Weltjugendtag in Köln war, reiste sofort nach Taizé zurück. Bereits am Tag nach Frère Rogers Tod übernahm er die Aufgaben des Priors.

Die Quellen von Taizé

Die Brüder der Communauté leben nach der von Frère Roger verfassten Regel „die Quellen von Taizé“. Sie gehen zurück auf erste Niederschriften aus dem Jahr 1941, ein Jahr nach der Ankunft Frère Rogers in Taizé.[é.f. 2] Zur Abfassung der Regel von Taizé kam es erst zwölf Jahre nach dem Beginn des Lebens in Taizé, im Winter 1952/1953.[9] Gestützt auf das Leben und die Erfahrungen der jungen Communauté, fasst Frère Roger „das Essentielle, das das gemeinsame Leben ermöglicht“ in Worte.[é.f. 3] Diese erste Regel von Taizé erfuhr Veränderungen und Anpassungen in den Jahren 1966, 1975 und 1980.[é.f. 4] Die Ergänzungen des Jahres 1966 waren von den Erfahrungen Rogers als Beobachter des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt.[é.f. 5] 1980 erschien die Regel unter einem neuen Titel, denn „sie hat nichts von einer Regel im eigentlichen Sinn, sie will einen einfachen Weg aufzeigen, um ein Gleichnis der Gemeinschaft zu leben“: Die Quellen von Taizé.[é.f. 6]

1990 erfuhren die Quellen von Taizé durch Frère Roger eine umfangreiche Überarbeitung. Mit letzten Änderungen im Jahr 2001 gab Frère Roger den Quellen ihre endgültige Version.[é.f. 7]

Mitglieder

Die Communauté hat heute knapp 100 Mitglieder aus über 25 verschiedenen Ländern. Bekannte Mitglieder waren und sind Denis Aubert, Robert Giscard, Frère John, Daniel de Montmollin, Éric de Saussure, Pierre Souvairan, Pierre-Yves Emery, An Seon Jae und Max Thurian. Einige Brüder leben in kleinen Fraternitäten in sozialen Brennpunkten auf der Welt, um sich dort für die Versöhnung zu engagieren.[2] Die Brüder von Taizé bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dem Erlös ihrer Arbeit. Bekannt sind vor allem die Töpferwerkstatt und andere künstlerische Arbeiten. Die Brüder nehmen keine Spenden an; Erbschaften werden an Bedürftige weitergereicht.

Prioren der Communauté

Frère Roger mochte den Titel „Prior“ nicht: „Während einer Zusammenkunft unseres Bruderrats habe ich meine Brüder daran erinnert, daß ich den Namen Prior innerhalb der Gemeinschaft immer abgelehnt habe. Dieser Begriff ist für die Außenwelt bestimmt und bezeichnet ein Dienstamt. Für die Communauté bin ich nur der Diener der Gemeinschaft“.[10] Große Entscheidungen trifft der Prior im Gespräch mit dem Brüderrat, der jährlich zusammentritt und dem alle Brüder angehören.[11]

Prior Herkunft Amtszeit Bemerkung
Frère Roger Schutz Schweiz 1949–2005 Gründer der ökumenischen Bruderschaft Communauté de Taizé. Im Mai 1940 traf Roger Schutz in Taizé ein, wo er sich in einem verlassenen Haus einrichtete. In seinem Haus fanden Flüchtlinge, vor allem Juden, Schutz vor der Gestapo, denn Taizé lag unweit der damaligen Demarkationslinie zum besetzten Frankreich. Nach Kriegsende kümmerte er sich um deutsche Kriegsgefangene. Geleitet von dem Vorbild seiner Großmutter, die im Ersten Weltkrieg Flüchtlinge aufgenommen hatte und sich bemühte, die durch den Krieg verfeindeten Christen miteinander auszusöhnen, setzte er sich das Ziel, Taizé zu einer Stätte des Gebets, des Friedens und der Aussöhnung zwischen allen Menschen christlichen Glaubens zu machen. Er wurde am 16. August 2005 während des Abendgebetes von einer psychisch kranken Frau in der Versöhnungskirche von Taizé erstochen.
Frère Alois Löser Deutschland seit 2005 Nach der Ermordung Frère Rogers folgte er diesem als Prior nach. Frère Roger hatte ihn bereits acht Jahre vor seinem Tod zu seinem künftigen Nachfolger ab 2005 bestimmt, da laut der Ordensregel die Ernennung des Nachfolgers dem Prior zufällt.[12] Frère Alois hatte in den letzten Jahren Roger Schutz bereits in vielen Veranstaltungen vertreten und gewann einige Bekanntheit, einerseits durch seine zahlreichen Radio- und Fernsehinterviews, andererseits durch seine musikalische Tätigkeit.

Jugendtreffen

„Zeltstadt“ Gemeinschaftsunterkünfte für die Jugendlichen, die jede Woche nach Taizé kommen

Pilgerweg des Vertrauens

Zu den Zielen der Communauté gehört es, mit jungen Erwachsenen (und für die Jugendarbeit Verantwortlichen) quer durch die Ortskirchen einen „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“ zu gehen, der sich der Bergpredigt Jesu von Nazaret in besonderer Weise verpflichtet weiß. Dabei werden gemeinsames Beten, Nachdenken über praktische Umsetzungsmöglichkeiten der Bergpredigt bis hin zu politischem Engagement auf unkomplizierte Weise miteinander verbunden.

Dieser Weg hat nicht die Gestalt einer fest organisierten Bewegung; vielmehr werden Jugendliche dazu aufgerufen, sich in ihrem Alltag für Frieden, Versöhnung in der Kirche und Vertrauen auf der Erde zu engagieren. Als Etappe auf diesem Pilgerweg werden seit 1978 zum Jahreswechsel mehrtägige Europäische Jugendtreffen mit bis zu hunderttausend Jugendlichen vorbereitet. Seit den 1980er Jahren finden in unregelmäßigen Abständen Treffen auf anderen Kontinenten statt. Seit 2006 finden auch Treffen außerhalb Europas statt.

Jugendtreffen in Taizé

Gleichzeitig treffen sich Woche für Woche mehrere Tausend, in den Sommermonaten und an Ostern teilweise bis zu 6000 Jugendliche in Taizé, um dort an den internationalen Jugendtreffen teilzunehmen. Der Gedanke dieser Treffen ist auch wieder in die Herkunftsländer der Besucher zurückgeflossen. Jeder Teilnehmer der Treffen ist eingeladen, im christlichen Glauben einen Sinn für das eigene Leben zu finden und sich darauf vorzubereiten, zu Hause Verantwortung zu übernehmen. Heute finden sich zahlreiche provisorische Gruppen, die auch außerhalb von Taizé in ähnlichem Stil Andachten und Gottesdienste feiern, beispielsweise in Form einer Nacht der Lichter. Frère Roger tat sein Übriges dazu, indem er jedes Jahr einen Brief an die Jugendlichen („Brief aus Taizé“) verfasste und in die ganze Welt hinaus verschickte.

Aufenthalt in Taizé

Typischer Tagesablauf
08:15 Morgengebet mit Abendmahl/Kommunion
anschließend Frühstück
10:00 Bibeleinführung in großen Gruppen
anschließend Kleingruppengespräche
12:20 Mittagsgebet
anschließend Mittagessen
14:00 verschiedene Arbeiten, Chor oder Gespräche
17:00 Tee
17:30 Workshops/Regionaltreffen
19:00 Abendessen
20:30 Abendgebet mit offenem Ende
23:30 Nachtruhe (Kirche bleibt zum Beten und Singen geöffnet)
Eine typische einfache Mittagsmahlzeit

Grundsätzlich ist ein Aufenthalt in Taizé an wenige feste Regeln gebunden. Es existieren Essenszeiten und gemeinsame Gebete, außerdem wird ein wöchentlicher Turnus eingehalten, der auf die Ankunft am Sonntagnachmittag und Abreise am darauf folgenden Sonntagmittag ausgelegt ist und von den meisten Besuchern eingehalten wird. Anmelden sollte man sich mindestens zwei Wochen vor dem Aufenthalt.

Nach der Ankunft werden Besucher wenn möglich in ihrer Muttersprache begrüßt und bekommen einen kurzen Überblick über die Anlagen und Tagesabläufe in Taizé. Die Unterbringung erfolgt für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 29 Jahren in Baracken oder Großraumzelten, das Mitbringen von eigenen Zelten oder Wohnwagen ist ebenfalls möglich und besonders in der Hauptsaison sinnvoll.

Für Unterbringung und Verpflegung wird von Jugendlichen aus Deutschland ein Kostenbeitrag zwischen 7 € und 10 € pro Person und Tag entrichtet. Der Betrag variiert je nach Herkunftsland, um den verschiedenen wirtschaftlichen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. So können die Teilnehmer nach ihren persönlichen Gegebenheiten beitragen, um finanziell Schwächeren einen verbilligten Aufenthalt zu ermöglichen.

Erwachsene ab 30 Jahren haben eine gesonderte Unterbringung und ein eigenes Programm, Familien mit Kindern treffen sich im 600 m entfernten Olinda in Ameugny, wo auch eine Betreuung für Kleinkinder angeboten wird. Die Teilnehmerzahl ist allerdings, aufgrund der starken Überlastung des Ortes, seit 2006 auf bestimmte Kalenderwochen und während dieser Wochen auf 100 Familien pro Woche beschränkt. Die Familien werden weiterhin gebeten, nicht öfter als einmal in zwei Jahren zu kommen.

Aktivitäten

Für die Zeiträume zwischen den Gottesdiensten und Mahlzeiten ist es möglich, sich für eines von drei Themengebieten, die sich meist mit Bibeltexten oder Auszügen aus dem Brief aus Taizé befassen, zu entscheiden. Diese werden dann täglich vormittags im Rahmen der Bibeleinführung von einem Bruder vorgestellt und anschließend in multinationalen und oft auch multilingualen Kleingruppen besprochen. Nachmittags werden die Gesprächsgruppen fortgesetzt, oder es wird während der Zeit eine gemeinnützige Arbeit verrichtet.

Diese Arbeiten werden ebenfalls zu Beginn der Woche verteilt und beinhalten Aufgaben, die im laufenden Betrieb anfallen, beispielsweise Kochen, Abwaschen, Putzen und Aufräumen des großen Geländes. Darüber hinaus werden aber auch Nightwelcome-Helfer (umgangssprachlich auch häufig Nightguards genannt – diese Bezeichnung entspricht jedoch nicht der Vorstellung der Brüder), die für die Nachtruhe sorgen, Helfer für die Gottesdienste, Betreuer für die Kinder in Olinda, Verkäufer für das Oyak, Helfer für die Taizé-eigene Werkstatt genannt Cadole, Helfer für die Ordnung auf dem Gelände, Helfer für den Auf- und Abbau der Großraumzelte und geübte Sänger für den Chor während der Gottesdienste aus den Reihen der Besucher eingeteilt.

Vor dem Abendessen besteht die Möglichkeit, an einem Workshop oder einer Diskussion mit täglich wechselnden Themen teilzunehmen.

Gebet vor dem Kreuz und Osterlicht

Der Mittelgang der Kirche von Taizé

Freitagabends liegt in der Mitte der Kirche die Kreuzikone. Dort beten die Brüder nach dem Abendgebet noch einige Minuten. Dann ist jeder eingeladen, zum Kreuz zu kommen und die Stirn auf das Holz zu legen. Die Geste will sagen, dass man dem Gekreuzigten alle Lasten, eigene wie fremde, übergeben kann. Während dieses Gebet die Karfreitagsliturgie aufgreift, wird am Samstagabend im Lichtergebet die Auferstehung Jesu Christi, Ostern, gefeiert. Während des Gottesdienstes wird in der Mitte ein Licht entzündet, das immer weitergegeben wird. Dieses Bild kann als direkte Metapher des Gedankens von Taizé gesehen werden, dem Geben und Empfangen. Jeder gibt etwas von sich in Taizé, indem er mithilft, seine Gedanken mitteilt und in der Kirche singt, und er empfängt, indem er spirituelle Geborgenheit, Glauben in Gott und den Einklang mit sich selbst empfindet. Auch im Lichtergebet empfängt jeder das Licht von einem Anderen und gibt es an mindestens einen Anderen weiter, ohne dass das eigene Licht dabei ausgeht. Denn auch das ist eine Kernbotschaft: Wer sich mitteilt, behält das Weitergegebene nicht in sich selbst, sondern kann es im Gespräch intensiver erfahren. Einer der Brüder in Taizé sagte einmal, dass das Schöne des Lichtergebets die Veränderung sei, die in den Gesichtern der Menschen stattfinde. Seien diese vorher vielleicht noch etwas steif und leer, verwandelten sie sich in Gesichter von Kindern, wenn die Kerzen angingen.

Organisation

Eine Woche in Taizé ist von der Erfahrung des Lebens in Gemeinschaft geprägt. Jeder und jede übernimmt eine kleine Aufgabe: Empfang und Verteilung von Unterkünften, Abwasch, Toiletten und Duschen putzen. Darüber hinaus gibt es eine größere Anzahl von freiwilligen Helfern, die einen längeren Zeitraum zwischen vier Wochen und einem Jahr in Taizé verbringen. Die Helfer organisieren die einzelnen Arbeitsteams, erledigen Aufgaben wie die Begrüßung neuer Besucher, die Arbeit im Casa oder in La Morada, die Leitung des Küchenteams usw.

Musik aus Taizé

Bekannt ist die Communauté de Taizé auch für ihre charakteristischen Gesänge, die in vielfacher Wiederholung gesungen werden: einstrophig, kurz, in schlichtem Satz, oft vierstimmig oder kanonisch. Die meisten dieser Gesänge wurden von dem frühen Bruder Robert Giscard, ab dem Jahr 1975 von Jacques Berthier, einige von dem französischen Jesuiten Joseph Gelineau und die meisten neuen Lieder von verschiedenen Brüdern der Communauté komponiert. Die Gesangstexte basieren meist auf einer Bibelstelle und sind in Latein oder in den verschiedensten in Europa gesprochenen Sprachen verfasst. Sehr viele Lieder kann man in verschiedenen Sprachen singen, z. B. „El Senyor“, das auf Deutsch „Meine Hoffnung und meine Freude“ heißt und in Deutschland zu den bekanntesten Taizé-Liedern gehört. Für viele Gesänge gibt es Instrumentalbegleitstimmen. Im Handel sind Gesangbücher und CDs erhältlich.

Viele Gesänge der Communauté wurden vom Gotteslob und vom Evangelischen Gesangbuch übernommen; man findet sie in den üblichen Gottesdiensten christlicher Gemeinden in Österreich, Deutschland und der Schweiz wieder. Viele bestehende Chöre üben sie, um mit vielen anderen Menschen gemeinsam zu beten und zu singen.

Diese Gesänge sind auch oftmals zentraler Bestandteil der in aller Welt gefeierten und an die Gottesdienste in Taizé angelehnten „Nacht der Lichter“.

Liste von Taizé-Gesängen, deren Melodie auch mit deutschem Text singbar ist:[13]

  • Aber du weißt den Weg für mich
  • Behüte mich, Gott
  • Bei Gott bin ich geborgen
  • Bleib mit deiner Gnade
  • Bleibet hier und wachet mit mir
  • Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten
  • Du bist der Quell des Lebens
  • Frieden, Frieden
  • Glücklich sind die im Herzen Armen
  • Im Dunkel unsrer Nacht
  • Meine Hoffnung und meine Freude
  • Singt dem Herrn
  • Singt und spielt Gott ein neues Lied
  • Vater unser
  • Wer Gott sucht findet Liebe bei ihm

Eucharistie

Im Eingangsbereich der Kirche ist folgender Hinweis zur Eucharistie bzw. Abendmahl angebracht:

„Die Eucharistiefeier findet sonntags um 10 Uhr und werktags in der Krypta um 7.30 Uhr statt. Am Ende des Morgengebets besteht die Möglichkeit, die in der Eucharistiefeier konsekrierten Gaben zu empfangen; sie werden von Brüdern ausgeteilt. Der Tabernakel befindet sich neben der Marienikone.

Die Göttliche Liturgie für die Orthodoxen wird zu den Zeiten gefeiert, in denen ein orthodoxer Priester anwesend ist. Es finden regelmäßig evangelische Abendmahlsgottesdienste statt.

Wer aus den Kirchen der Reformation kommt, hat die Gelegenheit, jeden Tag am Ende des Morgengebets das Abendmahl zu empfangen; es wird beim Kreuz rechts neben der Auferstehungsikone von Jugendlichen ausgeteilt. Andere Jugendliche teilen gesegnetes Brot aus. Jeder kann dieses gesegnete Brot zu sich nehmen:

  • wer sich für nicht vorbereitet hält, die Gegenwart Christi in der Eucharistie zu empfangen
  • wer nicht getauft ist
  • die Kinder
  • alle, die aus verschiedenen Gründen nicht die Eucharistie empfangen wollen“

Diese sorgfältige Unterscheidung der verschiedenen Eucharistiefeiern und das zusätzliche Angebot des „gesegneten Brotes“ vor allem für Ungetaufte (nach dem orthodoxen Brauch des Antidoron) gründet auf den unterschiedlichen und einander ausschließenden Lehren und Vollzügen des Abendmahls bzw. der Eucharistie der verschiedenen Konfessionen, die zu den wichtigsten Hindernissen einer ökumenischen Einigung gehören. Eine interkonfessionelle Abendmahlsgemeinschaft ist deshalb nur zwischen den Kirchen möglich, die dies ausdrücklich miteinander vereinbart haben. Aus Rücksicht darauf werden in Taizé keine gemeinsamen Eucharistiefeiern angeboten. Die Sonntagseucharistie in der Versöhnungskirche wird immer von einem römisch-katholischen Priester geleitet. Dabei ist die Zahl der Teilnehmer regelmäßig so groß, dass eine Kontrolle über die Konfessionszugehörigkeit der Kommunionempfänger weder möglich ist noch angestrebt wird.

Ausstrahlung

Frère Roger während eines Gebets

Die Communauté ist eine stark besuchte Brudergemeinschaft. Der Verzicht auf alltägliche Dinge fällt den Besuchern meist nicht schwer. Viele, auch nicht-gläubige Menschen, kommen wiederholt nach Taizé. Die Brüder stehen überzeugend für das Grundprinzip, das von Frère Roger formuliert wurde: „Wir wollen vor allem Menschen sein, die anderen zuhören. Wir sind keine Lehrmeister.“ Mit diesem Prinzip gewinnt die Communauté an Bedeutung für die ökumenische Bewegung. Die Gemeinschaft legt Wert darauf, dass sie keine „eigene Theologie“ vertritt: „Es gibt keine Botschaft von Taizé“.[14]

Die Communauté will erklärtermaßen keine eigenständige Bewegung sein. Die Brüder sehen ihre Aufgabe darin, neue Horizonte für Kirchengemeinden zu eröffnen, und ermutigen die Menschen immer, sich auch in den Gemeinden vor Ort zu engagieren.

Anlagen und Gebäude in Taizé

Die Versöhnungskirche

Hauptartikel: Versöhnungskirche (Taizé)

Die Kirche der Versöhnung ist die 1962 erbaute Hauptkirche in Taizé. Hier finden die drei Gebetszeiten statt. Die Anbauten im Westen lassen sich durch Rolltore vom Kirchenraum abtrennen und dienen dann als Gruppenräume für Workshops und Vorträge.

Das Oyak
Der künstliche See an der Quelle St. Etienne
Eingang zum Tal der Stille
Das Taizé-Kreuz
Steinzeug aus den Werkstätten der Brüder
Datei:Taize collage heart.jpg
Collage aus der Werkstatt der Brüder. Hergestellt von Frère Stephen

El Abiodh

El Abiodh ist die 1965 erbaute Krankenstation mit kleinem Gästehaus der Communauté de Taizé. Der Name stammt von einer Stadt in der südalgerischen Wüste. Dort hat René Voillaume mit einigen Gefährten in der Nachfolge Charles de Foucaulds gelebt. Daraus entstanden die Kleinen Brüder Jesu. Die Stadt heißt heute El Abiodh Sidi Cheikh. Das Haus El Abiodh hat zwei angebaute Flügel, die Konstantinopel und Lambaréné genannt werden.

La Morada

(span. „der Wohnsitz“, „der Aufenthalt“) La Morada ist die Anlaufstelle der Communauté de Taizé, sie wird auch „Maison Jaune“ (gelbes Haus) genannt. Dort können Wertgegenstände abgegeben werden, aktuelle Tageszeitungen liegen aus und dringende Mitteilungen sowie Briefe können dort hinterlegt werden. Angrenzend an das Haus befinden sich ein Garten und Werkstätten der Brüder der Communauté. Morada ist spanisch und bedeutet so viel wie „die Heimat, die Wohnung“; La Morada ist außerdem eine Stadt in Chile.

Casa

Casa (span. „Haus“) ist die Anlaufstelle für die Jugendtreffen. Jeder, der nach Taizé kommt, meldet sich hier an und erhält alle wichtigen Informationen für die Zeit des Aufenthaltes. Außerdem ist es erste Kontaktstelle bei Problemen. Früher wurde dieses Haus „Tenietz“ (nach dem Kloster Mariánská Týnice) genannt.

Oyak

Das Oyak ist ein kleiner Kiosk, in dem man zum Selbstkostenpreis Getränke, einen kleinen Imbiss und andere Artikel des täglichen Gebrauchs kaufen kann. Abends treffen sich hier viele der Jugendlichen, um zusammen Musik zu machen und sich zu unterhalten. Der Ausschank von Alkohol ist auf ein Getränk pro Person und Tag beschränkt. Oyak ist eine Stadt in der Provinz Douala, Kamerun.

Der Garten der Stille

Das parkähnliche Gelände in der Nähe der Unterkünfte ist ein Ort der Ruhe und Einkehr. Es führen mehrere Wege durch den Wald hinunter zum See an der Quelle St. Etienne, der biologisch (Klärteiche) angelegt ist. Es gibt mehrere Wege um den See sowie einige Wiesen. Hier befindet sich auch eine kleine Kapelle zur stillen Kontemplation.

Exposition des Ateliers

Die Exposition des Ateliers (franz. „Ausstellung der Werkstätten“) an zentraler Stelle in Taizé, direkt neben der Kirche, ist der Ort, an dem die Brüder ihre selbstproduzierten Waren ausstellen und verkaufen. Dazu gehören u. a. Geschirr, Collagen, Grafiken, Bücher, CDs, DVDs, kleine Anhänger (Kreuz/Taube) und Postkarten. Weitaus am verbreitetsten ist das so genannte Taizé-Kreuz, das viele junge Menschen um den Hals tragen.

Olinda

Olinda wurde ein Gelände für Familientreffen, der auch eine Kinderbetreuung vorsieht, im Nachbarort Ameugny getauft. Der Name ist eine Anlehnung an die brasilianische Küstenstadt Olinda in Gedenken an die Verbindung mit Bischof Dom Hélder Câmara und die erste Bruderschaft in dessen Diözese Recife-Olinda.[15]

Chittagong

Chittagong ist der Name des Campingplatzes in Taize. Er ist benannt nach der Stadt Chittagong in Bangladesch.

Nacht der Lichter

Mit Nacht der Lichter werden Gebete mit Gesängen aus Taizé bezeichnet, die im Herbst und Winter in vielen Gemeinden stattfinden und auf die Europäischen Jugendtreffen über den Jahreswechsel einstimmen und zur Vorbereitung auf diese Treffen dienen. Es wird jährlich ein Text-Vorschlag für die Gestaltung einer solchen „Nacht der Lichter“ herausgegeben. Die Bezeichnung bezieht sich auf die in Taizé jeden Samstagabend stattfindende Lichterfeier, in der der Auferstehung Jesu Christi gedacht wird. Dabei erhält jeder Besucher am Eingang eine Kerze. Diese werden im Verlauf des Gebets während des Gesangs der Reihe nach, ausgehend von einem Kind, entzündet.

Die Lichterfeier in Taizé nimmt der Radiosender domradio jeden Samstagabend auf und sendet diese dann von 22 bis 23 Uhr und stellt die Gottesdienste als Podcast zur Verfügung. Zeitgleich wird sie auch von Radio Horeb ausgestrahlt.[16]

Auszeichnungen

„Das Kuratorium ist der Überzeugung, dass die Communauté de Taizé ein Engagement für Freiheit der Religion und des Gewissens vorlebt, wie es Präsident Roosevelt als eine Voraussetzung für eine bessere Welt bezeichnet hatte.“

Siehe auch

Literatur

Bücher von Frère Roger

  • Aus der Stille des Herzens – Gebete. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 3-451-29039-1.
  • Eine Ahnung von Glück – Erfahrungen und Begegnungen. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 3-451-28977-6.
  • Die Quellen von Taizé – Gott will, dass wir glücklich sind. Herder, Freiburg im B. 2004, ISBN 3-451-28408-1.
  • In allem ein innerer Friede. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 3-451-28346-8. (Ein Jahresbegleitbuch mit kurzen Meditationen für jeden Tag)
  • Einfach vertrauen – Gedanken und Begegnungen. Herder, Freiburg im Br. 2006, ISBN 3-451-28832-X.
  • Gott kann nur lieben. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 3-451-27936-3.

Gesänge und Gebete

  • Die Gesänge aus Taizé. Herder, Freiburg im B. 2014, ISBN 978-3-451-33460-3 (Gesangsheft aus der Kirche von Taizé, alle aktuellen Gesänge in vielen Sprachen)
  • Gemeinsame Gebete für das ganze Jahr. Herder, Freiburg im B. 2007, ISBN 978-3-451-29571-3 (Gebetbuch für den gemeinschaftlichen und persönlichen Gebrauch, dem Stundengebet der Kirche nachempfunden)

Hintergrund

  • Klaus Nientiedt (Hrsg.): Taizé – Weltdorf für innere Abenteuer. Herder, Freiburg im B., 2006, ISBN 3-451-05715-8. (Reportagen, Aussagen, Analysen und Hintergrundberichte)
  • Kathryn Spink: Frère Roger, Gründer von Taizé – Leben für die Versöhnung. Herder, Freiburg im B. 2007, ISBN 978-3-451-29397-9. (Die Geschichte der Communauté von Taizé und ihres Gründers. Aktualisierte Neuausgabe 2007)
  • Verschiedene: Frère Roger, Taizé. Ein Bildband – Herausgegeben von der Communauté de Taizé. Herder, Freiburg im B. 2006, ISBN 3-451-29187-8.
  • Marc Dannlowski: Taizé – Pilgerweg zur Ökumene. Logos Verlag, 2004, ISBN 3-933828-98-8. (Informationen zur Gründung und Theologie von Taizé)
  • Jean-Claude Escaffit und Moiz Rasiwala: Die Geschichte von Taizé. Herder, Freiburg im B. 2009, ISBN 978-3-451-29959-9.
  • Andreas Stökl: Taizé – Geschichte und Leben der Brüder von Taizé, Gütersloh 1978, ISBN 3-579-03861-3.
  • Michael Albus: Taizé, Die Einfachheit des Herzens, Das Vermächtnis von Frère Roger. 2. Auflage. Gütersloher Verlagshaus, 2006, ISBN 3-579-06931-4.
  • Communauté de Taizé: La louange des jours. („das Tageslob“) 466 S. zzgl. angehängtem liturgischen Psalter, 6. Aufl., Les Presses de Taizé, Taizé 1971, ISBN 978-2-020-03315-2. (Stundengebetbuch der Brüder von Taizé)

Einzelnachweise

  1. Taizé (Hrsg.): Wege des Vertrauens, Bilder mit Gedanken von Frère Roger, Taizé 2003.
  2. a b vgl. Christine Hober: Taizé. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, Sp. 1244.
  3. vgl. Christian Feldmann: Frère Roger, Taizé, Gelebtes Vertrauen. Freiburg u.a. 2005, 64.
  4. Christian Feldmann: Frère Roger, Taizé, Gelebtes Vertrauen. Freiburg u.a. 2005, 42f.
  5. a b Die Communauté heute - Taizé. In: taize.fr. 28. März 2008, abgerufen am 17. Mai 2015.
  6. Christian Feldmann: Frère Roger, Taizé, Gelebtes Vertrauen. Freiburg u.a. 2005, 36f.
  7. vgl. Christian Feldmann: Frère Roger, Taizé, Gelebtes Vertrauen, Freiburg u.a. 2005, 43.
  8. vgl. Christian Feldmann: Frère Roger, Taizé, Gelebtes Vertrauen, Freiburg u.a. 2005, 50f.
  9. Regel von Taizé von 1953 (PDF; 168 kB)
  10. Rex Brico: Taizé – Frère Roger und die Gemeinschaft, S. 195. Freiburg im B., 1979.
  11. Christian Feldmann: Frère Roger, Taizé, Gelebtes Vertrauen. Freiburg u.a. 2005, S. 38.
  12. Frère Émile im Interview mit France 3
  13. Die Gesänge aus Taizé
  14. Rex Brico: Taizé – Frère Roger und die Gemeinschaft, S. 202. Freiburg im B., 1979.
  15. Jean-Claude Escaffit und Moiz Rasiwala: Die Geschichte von Taizé. op. cit.
  16. Programmschema von Radio Horeb auf www.horeb.org, abgerufen am 18. Dezember 2015.
  • é.f.: Frère Roger, de Taizé: Les écrits fondateurs, Dieu nous veut heureux, Taizé 2011.
  1. Vgl. S. 119, Endnote 5.
  2. Vgl. S. 51.
  3. S. 79: „l’essentiel permettant la vie commune.“
  4. Vgl. S. 80.
  5. Vgl. S. 113.
  6. S. 155: „Elle n’a rien d’une règle au sens habituel, elle indique un simple chemin pour vivre une parabole de communion.“ Zitat aus Vivre l’inespéré 1976.
  7. Vgl. S. 9.

Weblinks

Commons: Communauté de Taizé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 30′ 49″ N, 4° 40′ 37″ O