Das Gasthaus an der Themse (Film)

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Film
Titel Das Gasthaus an der Themse
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1962
Länge 92 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Alfred Vohrer
Drehbuch Trygve Larsen,
Harald G. Petersson,
Piet ter Ulen
Produktion Horst Wendlandt
Musik Martin Böttcher
Kamera Karl Löb
Schnitt Carl Otto Bartning
Besetzung

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Das Gasthaus an der Themse ist ein Kriminalfilm und der zwölfte deutsche Edgar-Wallace-Film der Nachkriegszeit. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Edgar Wallace (Originaltitel: The India Rubber Men) wurde von Rialto Film produziert. Der Film wurde vom 6. Juni bis 11. Juli 1962 in Hamburg unter der Regie von Alfred Vohrer gedreht. Uraufführung war am 28. September 1962 im UFA-Pavillon in Berlin. Mit etwa 3.600.000 Kinobesuchern bei der Erstaufführung gilt dieser Film als erfolgreichster der Edgar-Wallace-Reihe.

Handlung

Ein harmloser Whiskyschmuggler wird tot auf seinem Boot gefunden, ermordet mit einer Harpune – dem Markenzeichen des mörderischen „Hai“. Scotland Yard steht vor einem Rätsel. Bereits seit längerer Zeit verbreitet ein Verbrecher, der nach seinen Taten stets im Taucheranzug und mit einem Unterwasserschlitten durch die Londoner Kanalisation und die Themse entkommt, Angst und Schrecken.

Inspektor Wade von der Flusspolizei in Greenwich hat endlich eine vielversprechende Fährte: das „Mekka“, eine ominöse Hafenkneipe unweit des Tatorts. Die verschlagene Besitzerin Nelly Oaks und ihr undurchsichtiger Dauergast, der russische Gewürzhändler Gregor Gubanow, haben von dem Mord angeblich nichts mitbekommen. Nur Mrs. Oaks' hübsche Pflegetochter Leila Smith scheint etwas zu wissen. Auf der Themse begegnet Wade kurz darauf dem Sportruderer Barnaby, der mit dem „Hai“ in der Mordnacht sogar zusammengestoßen war.

Der zwielichtige Kapitän Brown lädt Leila zum Dinner in das noble „Lancaster“ ein. Inspektor Wade warnt sie – als Oberkellner verkleidet - , da Brown und Mrs. Oaks mit ihr üble Pläne schmieden. Wade entwendet dem Kapitän beim Servieren geschickt ein Armband aus Platin, an dem sich ein wappenähnlicher Anhänger befindet.

Der „Hai“ überrascht Wade in seinem Dienstzimmer bei der Flusspolizei, nimmt ihm das Armband wieder ab und verschwindet blitzschnell in der Themse. Wade hatte den Anhänger jedoch skizziert, und Barnaby erkennt darauf das „Siegel von Troja“. Als sich Wade auf einem Polizeiboot einem Frachtschiff dieses Namens nähert, wird auf ihn geschossen. Wade stellt sich tot. Im „Mekka“ aber wird schon sein Ende gefeiert. Nur Leila ist zutiefst erschüttert.

Wade vermutet einen Zusammenhang der Mordserie mit einem Großbrand, der 1945 das Schloss der reichen Familie Pattison vernichtete. Lediglich die Tochter, die jetzt kurz vor der Volljährigkeit steht, hatte das Feuer überlebt. Der freundliche Polizeiarzt Dr. Collins hilft Wade bei seinen Ermittlungen. Wade berichtet ihm, dass Leila auf der Stirn eine Brandnarbe hat.

Die verwirrte Anna Smith, Stammgast im „Mekka“, will der Polizei ein Geständnis machen und wird zum nächsten Opfer des „Hai“. Auch der Einbrecher und Hehler Roger Lane wird vom Harpunenpfeil getroffen. Wade hatte ihn gerade bei einem Tresoraufbruch überrascht und abführen lassen. Schließlich stirbt auch Gubanow: der „Hai“ erwischt ihn unter der „Siegel von Troja“. Es stellt sich heraus, dass der angebliche Gewürzhändler in Wirklichkeit „der beste Mann“ von Scotland Yard war.

Wade entdeckt, dass die ahnungslose Leila Smith tatsächlich die Tochter der Pattisons und damit eine Millionenerbin ist. Die Polizei durchsucht die „Siegel von Troja“. Kapitän Brown flüchtet zu Nelly Oaks, doch sie weigert sich, ihm zu helfen. Auch Brown fällt dem „Hai“ zum Opfer. Der „Hai“ entführt Leila, doch Wade nimmt die Verfolgung auf und kann sie befreien. Wade schießt dabei auf den „Hai“ und entgeht selbst den Pfeilen der Harpune nur knapp.

Schließlich findet sich Wade beim Polizeiarzt Dr. Collins ein und schildert seinen Verdacht gegen Barnaby. Dann aber überführt er den Arzt als den „Hai“. Collins, bereits von einer Kugel verletzt, nimmt sich mit einer Giftkapsel das Leben.

Schluss: Sir John, der Chef von Scotland Yard, steht auf einem Bootsanleger und jubelt den Teilnehmern der Regatta Oxford – Cambridge zu. Wade und Leila interessieren sich aber nur noch füreinander... Und der gute Barnaby kommt mit einem Tretboot vorbei.

Kritiken

„Die Jagd nach dem ‚Hai‘ über und unter Wasser wird immer aufregender, bis er von Inspektor Wade endlich zur Strecke gebracht wird. Joachim Fuchsberger ist der nie verzweifelnde Inspektor mit großartiger Kombinationsgabe. Die Regie von Alfred Vohrer hat das zwielichtige Geschehen ausgezeichnet eingefangen.“

Düsseldorfer Nachrichten, 20. Oktober 1962

„Edgar Wallace erweist sich wieder einmal als ausgezeichneter Stofflieferant, vielleicht der beste überhaupt der Gattung Krimi. Alfred Vohrer beweist als Regisseur Sinn für Spannung und sogar in mancher Hinsicht Humor. Freilich hatte er Darsteller zur Verfügung, die ihr Handwerk bis ins letzte beherrschen.“

Rheinische Post, 20. Oktober 1962

„Wieder eine Wallace-Verfilmung mit der beliebten Undurchsichtigkeit und Dichte der Atmosphäre, doch u. a. durch die Einbeziehung eines Froschmann-Mörders […] modernisiert.“

Paimann’s Filmlisten, 23. Oktober 1962[1]

„Unmotivierte Handlungen, undurchsichtige Zusammenhänge und billige Spannungseffekte ergeben einen schlechten Film, dem ein Kriminalroman von Edgar Wallace zugrundeliegt.“

Evangelischer Filmbeobachter, Kritik Nr. 592/1962

„Wie auch seine [Vohrers] anderen [Wallace-]Filme ist ‚Das Gasthaus an der Themse‘ geprägt von einer Vielzahl irreführender Spuren, von einer aufpeitschenden Musik, die Atmosphäre da vermitteln soll, wo szenisch keine entsteht, und von einem buntgemischten Darstellerensemble, das teilweise zum festen Stamm der Filme zählte. Plausibilität war nicht gefragt. Die Auflösungen sollten überraschen und erklärten sich nicht aus der Geschichte selbst.“

Meinolf Zurhorst in Lexikon des Kriminalfilms. Mit mehr als 400 Filmen von 1900 bis heute, 1993

„Ein spannender Gruselkrimi aus der Werkstatt Alfred Vohrers, er inszenierte mit vielen Gruseleffekten, aber auch mit dem entsprechenden Humor. Klaus Kinski irrt in gewohnt unheimlicher Weise durch den Nebel.“

Dirk Jasper FilmLexikon

„‚Das Gasthaus an der Themse‘ war Alfred Vohrers dritte Wallace-Verfilmung, und allmählich bekam dieser erfolgreiche B-Movie-Regisseur ein gutes Gespür für die publikumswirksame Gestaltung der düsteren Kriminalgeschichten. […] Reißerisch und mit starker Betonung auf oberflächliche Effekte inszeniert, erfreut der Film durch eine kuriose Ansammlung großer deutscher Filmstars.“

„Edgar-Wallace-Verfilmung nach publikumswirksamem Schema.“

Sonstiges

Joachim Fuchsberger spielte den Inspektor Wade
  • Zum letzten Mal verfasste Egon Eis unter seinem Pseudonym Trygve Larsen ein Drehbuch für einen Edgar-Wallace-Film. Es war bereits Ende 1961 fertiggestellt, wurde jedoch von Harald G. Petersson und Gerhard F. Hummel unter dessen Pseudonym Piet ter Ulen noch einmal überarbeitet. Eis schrieb auch noch Drehbücher zu „Das indische Tuch“ und Treatments zu „Der Zinker“ und „Der Hexer“; bei der Umsetzung dieser Edgar-Wallace-Filme fanden seine Ideen jedoch kaum Verwendung.
  • Noch vor dem Kinostart des Vorgängers „Die Tür mit den sieben Schlössern“ begannen die Dreharbeiten zu diesem Film, bei dem abermals Alfred Vohrer die Regie übernahm.
  • Die Außenaufnahmen drehte man in Hamburg; unter anderem im Holzhafen, wobei die (nicht mehr existierenden) vier Schornsteine des Kraftwerks Tiefstack zu sehen sind. Die London-Aufnahmen stammten aus dem Archiv. Die Innenaufnahmen entstanden, zum letzten Mal für einen Edgar-Wallace-Film, im Realfilm-Studio in Hamburg-Wandsbek. Rialto Film stellte dort 1964 noch den Film „Wartezimmer zum Jenseits“ her, ebenfalls unter der Regie von Alfred Vohrer. Die Schluss-Szene mit Barnaby und dem Tretboot wurde auf dem Reiherstieg (großer Hafenkanal) vor der Hamburger Rethe-Hubbrücke gedreht, die 2015 durch einen Neubau ersetzt wird.
  • Neben einigen in der Wallace-Reihe bereits etablierten Darstellern übernahmen Heinz Engelmann und Richard Münch wichtige Gastrollen. Star des Films war jedoch Elisabeth Flickenschildt, der Filmkomponist Martin Böttcher für die Rolle der zwielichtigen Barbesitzerin Nelly Oaks außerdem das Chanson „Besonders in der Nacht“ (Text: Ute Kuntze-Just) auf den Leib schrieb.
  • Im Vorspann des Films war zum ersten Mal der berühmte Satz „Hallo! Hier spricht Edgar Wallace“ zu hören, zunächst jedoch ohne die später davor ertönenden Schüsse.
  • Der Film wurde von der FSK nach Kürzung einer Szene ab 16 Jahren freigegeben. Die gekürzte Szene wird in den Unterlagen der FSK wie folgt beschrieben: Bei der Verhaftung von Mr. Lane (Jan Hendriks) antwortet Sir John (Siegfried Schürenberg) nach der Äußerung „Ich glaube, wir haben ihn“ mit dem Satz: „Was heißt ‚Ich glaube‘? – Wir sind doch hier nicht in der Kirche.“ 1991 folgte die Freigabe ab 12 Jahren. Der Film wurde im Fernsehen später in einer stark gekürzten Fassung ausgestrahlt. Auch der im Original farbige Vorspann wurde lediglich in Schwarzweiß wiedergegeben. Inzwischen wurde der Film in der originalen Kinofassung auf DVD veröffentlicht.
  • Der Name der mit Klaus Kinski besetzten Rolle des „Gregor Gubanow“ ist eine Anspielung auf den Geburtsnamen des Produzenten Horst Wendlandt, der als Horst Otto Grigori Gubanov geboren wurde.
  • Der Film enthält ein paar kleine Schnitzer und Auffälligkeiten. In der Anfangssequenz rudert ein Matrose (falsch herum im Boot sitzend) unter einem Steg hindurch, und ohne die Ruder zu bewegen macht das Boot plötzlich einen Satz nach vorne. Dann wird der Matrose vom Pfeil getroffen. / In einer anderen Szene trainiert Eddi Arent alias Barnaby auf einem Steg an der Themse für den Ruderwettkampf „Oxford – Cambridge“. Im Vordergrund läuft ein Tonbandgerät, aus dem die anspornenden Worte „Und eins … und eins … und eins …“ ertönen. Jetzt kommt Joachim Fuchsberger alias Inspektor Wade, der Barnaby befragen möchte, ins Spiel. In der folgenden Einstellung sieht man die beiden im Gespräch und hört im Hintergrund immer noch "Und eins … und eins … und eins … "; die Spulen des im Bild sichtbaren Tonbandgeräts drehen sich jedoch nicht mehr. / Die Anwaltskanzlei heißt im Film „Latter, Knight, Zeeland and Brother“, im Roman jedoch „Latter, Knight, Zeeland and Bruder“. / Barnabys Ruderboot heißt „ESTE“; die Este ist ein Nebenfluss der Elbe. / Längsseits der „Siegel von Troja“ liegt das kleine Tankschiff „Esso Blankenese“; Blankenese ist ein Stadtteil von Hamburg. / Der Polizist „Frank“ wird englisch, am Schluss aber auch deutsch gerufen. / Der „Hai“ bedroht den Kapitän mit seiner Harpune und verlangt mit verstellter Stimme „Gehn Sie zurück zur Wand“. Dieser Satz wurde offensichtlich auch nach vorn an die Stelle des Films kopiert, wo Inspector Wade in seinem Dienstzimmer vom „Hai“ überrumpelt wird; in dieser Szene ergibt „zurück zur Wand“ allerdings keinen Sinn. / In der Schlussszene mit Barnaby und seinem Tretboot ist im Hintergrund die Hamburger Rethe-Hubbrücke zu erkennen; Barnaby strampelt auf dem Hafenkanal "Reiherstieg".

Literatur

  • Edgar Wallace: Der Frosch mit der Maske / Das Gasthaus an der Themse / Der grüne Bogenschütze. Drei Romane in einem Band. Deutsche Übersetzung. Goldmann Verlag, München 2006, ISBN 3-442-05538-5.
  • Joachim Kramp, Jürgen Wehnert: Das Edgar Wallace Lexikon. Leben, Werk, Filme. Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein! Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-508-2.
  • Joachim Kramp: Hallo! Hier spricht Edgar Wallace. Die Geschichte der legendären deutschen Kriminalfilmserie von 1959–1972. 3. Auflage. Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-645-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Gasthaus in der Themse. In: old.filmarchiv.at. Paimann’s Filmlisten, Nr. 2740_2, 23. Oktober 1962, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  2. Das Gasthaus an der Themse. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 10. Oktober 2016.