Deutschlandradio

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Vorlage:Infobox Hörfunksender

Icon 2012
Übertragungswagen „Ü5“ des Deutschlandradios (DLF, DKultur); hier vor dem Bremer Konzerthaus Die Glocke (2009)
Funkhaus Köln (das Hochhaus links im Bild)
Funkhaus Berlin

Das Deutschlandradio, Betreiber des nationalen Hörfunks Deutschlands, (DRadio, frühere Abkürzung DLR) produziert die drei bundesweiten Hörfunkprogramme Deutschlandfunk und DRadio Wissen (im Funkhaus Köln) sowie Deutschlandradio Kultur (im Funkhaus Berlin).

Es ist eine am 1. Januar 1994 gegründete gemeinnützige rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts, teilweise mit Strukturen einer Hörfunkanstalt. Doppelsitz ist in Köln und Berlin, der Sitz von Intendanz und Verwaltung befindet sich hauptsächlich in Köln. Seit 1. April 2009 ist Willi Steul der Intendant[1] und seit September 2011 Andreas-Peter Weber der Programmdirektor. Die Verwaltungs- und Betriebsdirektion wird seit 2014 von Rainer Kampmann geleitet.

Das Deutschlandradio hat einen Jahresetat von 238 Millionen Euro (2014).[2] Das Etatvolumen und auch die Mitarbeiterzahl liegt etwas unterhalb des Niveaus einer mittleren Landesrundfunkanstalt, die allerdings auch Fernsehen produziert. Jedoch ist das Deutschlandradio als eigenständige, nationale Hörfunksäule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks insoweit nur begrenzt vergleichbar.

Mit der Abschaltung der Langwellensender zum 1. Januar 2015 besteht eine flächendeckende Verbreitung der Programme des Deutschlandradios für das Gebiet von Deutschland nur noch über DVB-S.

Geschichte

Logo bis März 2005
Logo bis Mai 2010
Logo seit Juni 2010 (Seit 2012 alternatives Logo)

Die Schaffung der Körperschaft des öffentlichen Rechts Deutschlandradio, bis März 2005 DeutschlandRadio geschrieben, wurde am 17. Juni 1993 durch einen Gründungs-Staatsvertrag für einen nationalen Hörfunk und einen Überleitungsstaatsvertrag zwischen Bund und den 16 Bundesländern vereinbart. Das Datum des Inkrafttretens am 1. Januar 1994 war gleichzeitig auch das Datum des Sendebeginns. Zum ersten Intendanten wurde Ernst Elitz gewählt.[3]

Der Staatsvertrag zum nationalen Hörfunk regelte, dass in Berlin und Köln jeweils ein nationales deutschsprachiges Hörfunkprogramm produziert wird. 2010 kam ein weiteres hinzu. Die Programme sind werbefrei und werden aus dem Rundfunkbeitrag finanziert. Neben dem werbefreien Angebot zählt zu den Grundsätzen ein qualitativ hochwertiger Journalismus, ein hauptsächlich auf Information und Kultur gerichtetes Programm, das die föderative Vielfalt wiedergibt und überall in Deutschland empfangbar ist.

Organe

ARD und ZDF sind zugleich Träger und Mitglieder der Körperschaft. Ein bei Körperschaften übliches Mitgliedsgremium wie eine Mitgliedsversammlung besteht nicht.

Intendant

Die Leitung des Deutschlandradios obliegt dem Intendanten, der auf Vorschlag des Verwaltungsrats vom Hörfunkrat für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wird. Hörfunk- und Verwaltungsrat wirken als Kontrollgremien.

Verwaltungsrat

Die für fünf Jahre ernannten Mitglieder des achtköpfigen Verwaltungsrates sind je zwei Vertreter von ARD und ZDF, drei Länderverteter von den Ministerpräsidenten und einer von der Bundesregierung. Aufgaben sind die Erstellung einer Satzung für die Körperschaft, die Ernennung der Direktoren, die Unterstützung des Intendanten insbesondere bei wirtschaftlichen bzw. technischen Fragen wie auch die Kontrolle des Intendanten, Regularien seines Dienstverhältnisses wie die Entlassung aus diesem bzw. dem Vertragsschluss des Dienstvertrages. Weiterhin beschließt der Rat über den vom Intendanten entworfenen Haushaltsplan und Jahresabschluss und leitet beide zur Genehmigung dem Hörfunkrat zu. Eine Besonderheit ist, dass der Verwaltungsrat Kandidaten für das Intendantenamt vorschlagen kann.

Vorsitzender des Verwaltungsrates ist seit 20. August 2014 der ZDF-Intendant Thomas Bellut. 2002 war der MDR-Intendant Udo Reiter und 2004 der ZDF-Intendant Markus Schächter Vorsitzender des Gremiums.

Hörfunkrat

Dem Hörfunkrat gehören 40 für vier Jahre gewählte Personen an:

  • 16, also je ein Vertreter aus allen Bundesländern,
  • drei Vertreter des Bundes (Abgesandte der Bundesregierung),
  • 16 Repräsentanten von Landesverbänden und fünf von Bundesverbänden gesellschaftlich relevanter Gruppen. Festlegungen zur gesellschaftlichen Relevanz regelt der Gründungsstaatsvertrag.

Der Hörfunkrat ist quasi das „Parlament“ der Körperschaft DLR und Kontrollgremium auf der Programmseite, er erstellt zum Programm Richtlinien, überprüft die Einhaltung der im Gründungsstaatsvertrag enthaltenen Bestimmungen und wählt den Intendanten. Wie der Verwaltungsrat hat dieses Gremium nicht nur kontrollierende Aufgaben, sondern auch eine beratende Tätigkeit. Es besteht Kritik an einem überhöhten Einfluss des Staates über die Gremien.

Vorsitzender des Hörfunkrates ist seit März 2014 der SPD-Politiker Frank Schildt für das Land Bremen. Ehemaliger Vorsitzender für die 3. Amtsperiode von 2002 bis 2006 war der FDP-Politiker Hinrich Enderlein für das Land Brandenburg.

Radioprogramme

Deutschlandradio strahlt insgesamt drei Hörfunkprogramme und einen Sonderkanal aus:

Deutschlandfunk (DLF) ist das Informations- und Kulturprogramm. Der 1994 bei der Gründung des DLR festgelegte Name DeutschlandRadio Köln hat sich nicht durchgesetzt.

Deutschlandradio Kultur (DKultur), ehemals DeutschlandRadio Berlin, ist das Kulturprogramm.

Beide Sender sind aus dem ehemaligen West-Berliner Sender RIAS 1, dem früheren Deutschlandfunk und dem Ost-Berliner Sender DS Kultur hervorgegangen.

Der Wirtschaftsplan für das Jahr 2003 umfasste für das DeutschlandRadio einen Gesamtetat von rund 200 Millionen Euro. Davon wurden über 75 Millionen Euro für die Programme (Personalaufwendungen, Honorare etc.) und rund 32 Millionen Euro für die technische Ausstrahlung (über UKW, Kurz-, Mittel- und Langwelle, Kabeleinspeisung, Satellitenausstrahlung) verwendet. Weitere 45 Millionen waren für laufende Betriebskosten wie Energie, Instandhaltung der Funkhäuser, Außenstudios, EDV etc. erforderlich. Nach Ergebnissen der Media Analyse 2002 nutzen etwa 8,5 Millionen Hörer regelmäßig die beiden Programme des DeutschlandRadios (DLF und DS Kultur).[4]

Am 7. März 2005 wurde DeutschlandRadio Berlin im Zuge einer Programmreform in Deutschlandradio Kultur umbenannt. 2008 wurde Deutschlandradio mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.

Am 18. Januar 2010 startete als drittes Vollprogramm DRadio Wissen. Unter dem Motto „Hirn will Arbeit“ heißen seine Programmpunkte Agenda (tagesaktuelles Wissen), Natur (exakte Wissenschaften), Medien (Kommunikation, Journalismus und Wissensorganisation), Globus (weltweite Nahaufnahmen von dem was die Menschen bewegt), Kultur (Philosophie, Geschichte, Sozialwissenschaften und Popkultur), Meine Zukunft (Karriere und Chancen in Schule, Lehre und Studium) und Spielraum (Hirngymnastik für die Ohren). Dabei fanden auch Übernahmen („Radiolinks“) von anderen ARD-Hörfunkstationen und internationalen Sendern (RFI, BBC, Radio SRF) statt. Der Webauftritt gewann 2011 den Grimme-Online-Award für das Konzept und die Redaktion.

Seit Februar 2014 sendet DRadio Wissen als Jugendradio, insbesondere für junge Erwachsene, mit einem neuen Programmschema und neuer Ausrichtung. Die Musikfarbe ist dabei heterogene, redaktionell ausgewählte Popmusik, der Wortanteil nach wie vor hoch, jedoch geringer als zuvor. So wurden neben einer Morningshow und einem neuen Tagesprogramm verschiedene Themensendungen für den Abend eingeführt. Vom alten Schema erhalten geblieben sind Redaktionskonferenz und Hörsaal.[5] Anders als Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur, kann DRadio Wissen nicht über UKW empfangen werden.

Seit November 2010 veröffentlicht der Sender einen Teil seiner Nachrichten (Kategorie »Wissen-Nachrichten«[6][7]) unter der Lizenz CC-NC-ND (nichtkommerziell und keine Änderungen) mit entsprechender Kennzeichnung.[8]

Klangkörper des Deutschlandradios

Das Deutschlandradio hat keine eigenen Klangkörper (Rundfunkorchester/-Chor), ist aber Hauptgesellschafter der seit dem 1. Januar 1994 bestehenden Rundfunk Orchester und Chöre GmbH. Diese ist Träger der folgenden Klangkörper:

Sendeanlagen

Bundesweit sind alle drei Programme Digital nur über das Astra-Satellitensystem der SES S.A. empfangbar sowie per Livestream online hörbar. Via Antenne werden Programme über regionale DAB-Sender je nach Netzausbau (z. Zt. überwiegend in Ballungsgebieten) verbreitet. Deutschlandradio Wissen wird gemäß Staatsvertrag ausschließlich digital verbreitet, um die „dringend benötigte Akzeptanz digitaler Verbreitungswege für das Radio“ zu fördern.[9] Sendungen im Standard DRM werden, ebenso wie Ausstrahlungen auf Kurzwelle, nicht mehr durchgeführt.

Analog werden die Programme Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk regional über UKW sowie letzteres auch über Mittelwelle (MW) verbreitet. Die Mittelwellensender wurden inzwischen am 31. Dezember 2015 abgeschaltet. Die bundesweite analoge Ausstrahlung der Programme, die über Langwelle erfolgte – wurde ersatzlos zum 1. Januar 2015 abgeschaltet. Nach Mitteilung des Hauptabteilungsleiter Technik und Infrastruktur, folge Deutschlandradio mit der nach seiner Meinung kostenintensiven und ineffizienten Langwellenverbreitung den Vorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF). Die KEF hätte auf Abschaltung gedrängt und begründete dies mit KEF-eigenen Berichten, nach denen eine abnehmende Nutzung dieser Technik stattfinde und gleichzeitig die Digitalisierung des Hörfunks fortschreite. Die Einsparungen investiere Deutschlandradio nun in den weiteren Ausbau des DAB+-Sendernetzes.

Die Sendeanlagen zur Verbreitung der Programme des Deutschlandradios sind angemietet. Der einzige Sender zur Verbreitung des Programms von Deutschlandradio auf UKW in Berlin-Britz in Eigentum des Deutschlandradios wurde 2013 abgeschaltet. Der Sendestandort wird bis 2016 komplett aufgegeben.

Eine Liste der Live-Streams findet sich in den Artikeln zu den Programmen.

Seewetterbericht

Über den Mittelwellensender Neumünster (1269 kHz) des Deutschlandfunks wurden täglich um 1:05, 6:40 und 11:05 Uhr Seewetterberichte gesendet. Seit der Abschaltung der Mittelwelle wird der Seewetterbericht täglich um 1:05, 6:40 und 18:10 im digitalen Sonderkanal "Dokumente und Debatten" über DAB+ sowie im Livestream ausgestrahlt.[10]

Literatur

  • Ansgar Diller: Nationaler Rundfunk. In: Dietrich Schwarzkopf (Hrsg.): Rundfunkpolitik in Deutschland. Wettbewerb und Öffentlichkeit. dtv, München 1999.
  • Inga Hoff: Rundfunk nach dem Wendepunkt. Diplomica. Hamburg, 2011. ISBN 978-3-8428-5802-2.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Deutschlandradio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutschlandradio: Dr. Willi Steul, Intendant. Abgerufen am 1. Januar 2015.
  2. dradio.de, Deutschlandfunk, Interview, 3. März 2009 Ernst Elitz mit Jochen Spengler: „Journalisten sind Welterklärer“ – Am letzten Arbeitstag zieht Deutschlandradio-Intendant Ernst Elitz Bilanz (1. November 2010)
  3. dradio.de: Wir über uns – Willkommen, abgerufen am 2. Februar 2009.
  4. Ernst Elitz: Wir über uns - Etat 2003 (Memento vom 4. Dezember 2003 im Internet Archive)
  5. DRadio Wissen neu: Gutes Wort & gute Musik deutschlandweit. In: RADIOSZENE. Abgerufen am 27. August 2015.
  6. Wissen. In: dradiowissen.de. Abgerufen am 22. August 2016.
  7. Nachrichten. In: dradiowissen.de. Abgerufen am 22. August 2016.
  8. Andreas Wilkens: DRadio Wissen stellt Nachrichten unter CC-Lizenz bereit. Heise online, 17. November 2010, abgerufen am 22. August 2016.
  9. Programmkonzept DRadio Wissen – Anhang zum Rundfunk-Staatsvertrag. (PDF; 24 kB) In: recht.nrw.de. Abgerufen am 22. August 2016.
  10. Deutschlandradio - Seewetter. In: Deutschlandradio. Abgerufen am 12. September 2016 (deutsch).

Koordinaten: 50° 54′ 11,8″ N, 6° 57′ 35,3″ O