Fleischkonsum

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Der Fleischkonsum stieg weltweit zwischen 1979 und 1999 von 29,5 kg auf 36,4 kg pro Kopf und Jahr, in den Industrieländern von 78,5 kg auf 88,2 kg.

Fleischkonsum ist der Verzehr von Fleisch als menschliches Nahrungsmittel, direkt oder in Form von Fleischprodukten oder im weiteren Sinne der gesamte Verbrauch von Fleisch durch den Menschen, der auch die Herstellung von Tierfutter, industrielle Verwertung und Verluste einschließt. Auch der Verbrauch von Innereien und Blut kann darunter fallen, nicht jedoch üblicherweise der von anderen tierischen Produkten, auch wenn sie durch Schlachtung gewonnen werden, wie zum Beispiel Häuten und Haaren.

Geschichte

Bei der Mehrheit der heute noch lebenden Jäger-und-Sammler-Völker stammt weit über die Hälfte der Nahrung von Tieren.[1]

Weltweit stieg der Fleischverbrauch zwischen 1961 und 2009 von 23 kg auf 42 kg pro Kopf und Jahr.[2] Nach einer Hochrechnung der Welternährungsorganisation FAO, die sich auch im „Fleischatlas 2013“ wiederfindet, lag der Pro-Kopf-Verbrauch weltweit im Mittel bei 42,5 Kilogramm pro Jahr.[3][4]

Der Fleischkonsum ist von Land zu Land unterschiedlich ausgeprägt. So steigt der Konsum in einem Land mit seinem Einkommen; der Korrelationskoeffizient beträgt 0.77. Die Streuung nimmt jedoch mit steigenden Einkommen zu. Das meiste Fleisch verbrauchten 2003 die US-Amerikaner mit 123 kg pro Kopf. Die Mongolen verbrauchten mit 94 kg ungewöhnlich viel Fleisch für ihr Einkommen von 2.120 US$. Die Japaner verbrauchten für ihr hohes Einkommen von 45.850 US$ mit 59 kg ungewöhnlich wenig Fleisch.[5][6]

Fleischkonsumenten

Die Gruppe der Fleischkonsumenten ist keine einheitliche Gruppe. Erhebliche Unterschiede gibt es auf individueller Ebene insbesondere hinsichtlich der Höhe des Fleischverzehrs. Männer tendieren zu einem höheren Fleischkonsum als Frauen und auch zwischen den sozialen Schichten oder den unterschiedlichen Altersgruppen existieren Unterschiede. Nach einer Umfrage der Universität Hohenheim[7] gibt es verschiedene Trends unter den Fleischessern:

  • Es gibt einen Trend, nur gelegentlich Fleisch zu verzehren. Diese Gruppe wird Flexitarier genannt.
  • Bei einer Gruppe der Fleischesser kann ein Wille zur Reduktion des Fleischkonsums festgestellt werden.
  • Daneben gibt es die „unbekümmerten Fleischesser“, welche häufig Fleisch verzehren.
Schweinsbraten aus dem Nacken mit Biersauce

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt „ein- bis zweimal in der Woche Fisch, Fleisch, Wurstwaren und Eier in Maßen“ zu verzehren. Einige Kommentatoren sprechen vom „Modell Sonntagsbraten“[8] Laut der Gesellschaft verzehren Männer im Schnitt das Doppelte der empfohlenen Menge.[9]

Ergänzend gibt es die Gruppe der sich fleischlos ernährenden Menschen: Vegetarier verzehren aus ethischen, gesundheitlichen oder ökologischen Motivationen kein Fleisch. Veganer verzehren zudem keine anderen Nahrungsmittel tierischen Ursprungs wie Milch, Eier oder Honig. Sie lehnen darüber hinaus die Nutzung sämtlicher tierischer Produkte ab, so zum Beispiel Wolle, Leder und Pelz oder bestimmte Kosmetika.

Während der regelmäßige Konsum von Fleisch in früheren Zeiten oft ein Privileg der Wohlhabenden war, ist er in den Industriestaaten heute für viele erschwinglich. Wirtschaftliche Formen der Herstellung, des Transports und der Distribution haben dazu beigetragen.

Früher nahm die Menge des konsumierten Fleisches mit dem Einkommen zu. Heute dagegen essen beispielsweise in Deutschland Männer in wohlhabendere Bevölkerungsschichten deutlich weniger Fleisch als Männer in der Unterschicht (bei Frauen fällt der Unterschied geringer aus).[10]

Manche Menschen essen kein Fleisch aus der üblichen Tierproduktion bzw. Massentierhaltung, sondern nur Fleisch aus möglichst artgerechter Haltung. Oft werden solche Tiere mit Bioprodukten gefüttert; das so erzeugte Fleisch bezeichnet man als Bio-Fleisch (siehe auch Ökologische Landwirtschaft#Lebensmittel).

Soziale und kulturelle Einflüsse auf den Fleischkonsum

Eingeschweißtes Fleisch im Supermarkt
Selbstbedienungs-Fleischtheke
Metzgerei in Caracuaro, Mexiko: Das Fleisch wird bei 30 Grad im Schatten ungekühlt gelagert

Viele Religionen haben in Bezug auf den Verzehr von Fleisch Reglementierungen entwickelt. So ist im Judentum und im Islam der Verzehr von Schweinefleisch untersagt, da das Schwein als unrein gilt. Ein anderer Hintergrund für den religiös motivierten Verzicht auf Fleisch findet sich im Hinduismus. Dort wird insbesondere das Rind als heilig verehrt, sodass sich sein Verzehr aus diesem Grund verbietet. Wegen ihres Glaubens an die Wiedergeburt verzichten viele Hindus völlig auf Fleisch. Auch im Christentum haben sich Regelwerke entwickelt, wie der Verzicht auf Fleisch an Freitagen und insbesondere am Karfreitag (siehe auch Fastenzeit). Der Begriff Karneval könnte etymologisch vom lateinischen 'carne vale' (etwa „Fleisch lebe wohl“) stammen.

Höhe des Fleischkonsums

Die größten Fleischverbraucher (2003)[5]
Rang Land Pro-Kopf-Verbrauch
(in kg/Jahr)
1 USA 123
2 Spanien 121
3 Australien 118
4 Österreich 112
5 Dänemark 111
6 Neuseeland 109
7 Zypern 108
8 Irland 102
9 Kanada 98
10 Frankreich 98
Die größten Fleischverbraucher (2009)[5]
Rang Land Pro-Kopf-Verbrauch
(in kg/Jahr)
1 USA 120,2
2 Kuwait 119,2
3 Australien 111,5
4 Bahamas 109,5
5 Luxemburg 107,9
6 Neuseeland 106,4
7 Österreich 102,0
8 Französisch Polynesien 101,9
9 Bermuda 101,7
10 Argentinien 98,3
21 Deutschland 88,1
43 Schweiz 74,7

Die Höhe des Fleischverbrauchs ist eine volkswirtschaftliche Bilanzgröße, die sich aus der Menge der Schlachtungen, Ein- und Ausfuhr errechnet. Sie wird von nationalen und internationalen Behörden erhoben, so in Deutschland vom Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium (BMEL), auf europäischer Ebene vom Statistischen Amt der EU (Eurostat) und weltweit von der Welternährungsorganisation. Die Angabe erfolgt in Form des Schlachtgewichtes, doch die genaue Definition dessen unterscheidet sich nach Tierart und örtlichem Verständnis. Eurostat veranschlagt beispielsweise für die wichtigsten gewerblich geschlachteten Tierarten das Kaltgewicht des ausgebluteten, ausgeweideten Tierkörpers einschließlich Knochen, jedoch ohne verschiedene Schlachtnebenprodukte (wie etwa Füße, Geschlechtsorgane), bei Rindern, Kälbern, Schafen und Ziegen ohne Haut.[11] In Deutschland werden die Bestimmungen der Verordnung über die Preismeldung bei Schlachtkörpern und deren Kennzeichnung (1. FlGDV; früher die 4. ViehFlGDV) zur Bemessung des Schlachtgewichtes herangezogen, jedoch davon abweichend das Kaltgewicht bestimmt.[12]

Nach diesem Verständnis ist der Fleischverbrauch einer Volkswirtschaft also das gesamte durch Schlachtung produzierte Fleisch zuzüglich der importierten und abzüglich der exportierten Fleischmenge, oder vereinfacht gesagt: Ist das Tier geschlachtet, zählt sein Fleisch als durch den Menschen verbraucht. Geteilt durch die Bevölkerungszahl ergibt sich der Pro-Kopf-Verbrauch. Doch dieser Wert darf nicht mit dem tatsächlich verzehrten Fleisch gleichgesetzt werden, zum einen weil die Knochen enthalten sind, zum anderen weil ein Teil des Fleisches zu Tierfutter verarbeitet oder anderweitig genutzt wird oder verloren geht.[13] Die nebenstehenden Tabellen geben den Gesamtverbrauch pro Kopf im weltweiten Vergleich an.

Fleischverbrauch und -verzehr in Deutschland

Der Fleischkonsum hatte in Deutschland im Jahre 2013 folgende Höhe:[12]

  • Gesamtverbrauch: 7.169.200.000 kg
  • Gesamtverbrauch pro Kopf: 87,3 kg
  • Davon verzehrt (geschätzt): 59,7 kg (68 %)

Der Selbstversorgungsgrad mit Fleisch insgesamt lag 2013 in Deutschland bei 119 %. Die Verzehrshöhe ist eine Schätzung des Bundesmarktverbandes für Vieh und Fleisch.

Zusammenhang Fleischkonsum, Fleischproduktion und Fleischexport in Deutschland

Nach dem Fleischatlas der Böll-Stiftung wurden in Deutschland im Jahr 2012 folgende Tiere geschlachtet: 627 941 000 Hühnchen, 37 000 000 Puten, 25 460 Enten, und 58 350 000 Schweine. Das sind mehr als in jedem anderen EU-Land. Allerdings werden nicht alle Tiere in Deutschland verzehrt. Ein Teil davon geht in den Export.[14]

Ein sinkender Fleischkonsum in Deutschland geht einher mit einer steigenenden Fleischproduktion. Es wird zunehmend Fleisch ins EU-Ausland und nach Fernost und Südamerika exportiert.[15]

Lebensmittelüberwachung

Die Gewinnung von Fleisch als Lebensmittel bei der Schlachtung – auf der Stufe der Urproduktion – wird amtlich im Rahmen der Schlachttier- und Fleischuntersuchung überwacht. Die Kontrolle der fertigen Produkte zum Zwecke des Verbraucherschutzes erfolgt in Deutschland durch die Behördliche Lebensmittelüberwachung. Es wird stichprobenartig auf Stoffe geprüft, welche die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Dazu gehören Mykotoxine (giftige Stoffwechselprodukte von Pilzen), bakterielle Giftstoffe (wie Botulinumtoxin), Schwermetalle (wie Blei oder Cadmium), die eine Lebensmittelvergiftung auslösen können.[16] Verstöße gegen die Lebensmittelhygiene im großen Stil haben medial große Aufmerksamkeit bekommen (Fleischskandale). Angesichts großer Tonnagen verdorbenes Fleisch und umetikettierte Schlachtabfälle wurde umgangssprachlich der Begriff Gammelfleisch geprägt.

Geprüft wird auch auf langlebige organische Chlorverbindungen, überhöhte Hormonkonzentrationen und Tierarzneimittelrückstände wie Antibiotika. Nach einem Einsatz von Tierarzneimitteln in der Tierhaltung sind zur Vermeidung von Rückständen Wartezeiten vor der Schlachtung vorgeschrieben, die je nach eingesetztem Arzneimittel unterschiedlich lang sind. Zum Schutz der Verbraucher vor gesundheitlichen Nebenwirkungen gibt es EU-weite Rückstands-Höchstmengen.[17]

Gesundheitsrisiken des Fleischkonsums

Nach Auswertung der großangelegten EPIC-Studie,[18][19] bei der bis heute rund 521.000 Menschen seit 1992 beobachtet wurden, haben Menschen, die gewohnheitsmäßig viele Fleischprodukte, wie z. B. Wurstwaren oder Schinken, verzehren, ein erhöhtes Risiko, an Krebs oder an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben.

Im Jahre 2003 vermuteten Cross, Pollock und Bingham als Ursache der Darmkrebsrisikoerhöhung den höheren Fettgehalt von rotem Fleisch und den Häm-Eisengehalt des Myoglobins bei der Bildung krebserregender Nitrosoverbindungen.[20][21] Norat u. a. schlossen 2004 aus EPIC-Daten, dass ausgeprägter Konsum von rotem Fleisch und verarbeitetem Fleisch (mehr als 160 g Schwein, Rind, Kalb oder Lamm pro Tag) das Darmkrebsrisiko über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren auf 1,71 % erhöhe, während es bei Teilnehmern, die täglich weniger als 20 Gramm zu sich nahmen, nur 1,28 % betrug, also um rund 25 Prozent geringer ausfiel.[22] Ulrike Gonder und Nicolai Worm wiesen bezüglich dieser EPIC-Auswertung darauf hin, dass ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Darmkrebsrisiko und dem Konsum von rotem Fleisch seitens der Autoren nicht nachgewiesen wurde. Statistisch signifikant sei der Zusammenhang nur in Kombination mit dem erhöhten Konsum von verarbeitetem Fleisch. Gonder und Worm kritisierten zudem, dass der Umfang des Konsums von pflanzlicher Nahrung bei der Auswertung der EPIC-Daten ohne Berücksichtigung blieb.[23] Batty kritisierte, dass Norat u. a. den Einfluss des sozioökonomischen Status der Studienteilnehmer auf den untersuchten Zusammenhang unbeachtet ließen.[24]

Rohrman u. a. veröffentlichten im März 2013 eine Analyse der EPIC-Daten, die den Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch und Geflügel und dem Risiko für einen frühen Tod untersuchte. Die Forscher werteten die Daten von insgesamt 448568 Männern und Frauen aus, die zu Studienbeginn noch nicht an Krebs erkrankt waren und auch keinen Schlaganfall oder Herzinfarkt gehabt hatten. Bei allen Teilnehmern war bekannt, wie sie sich ernährten, wie viel sie sich bewegten, ob sie rauchten und wie ihr Body-Mass-Index war. Am Anfang der Studie waren alle Teilnehmer zwischen 35 und 69 Jahre alt. Sie stammten aus zehn europäischen Ländern und wurden im Durchschnitt 12,7 Jahre lang begleitet. 26344 Teilnehmer starben in diesem Zeitraum. Die Analyse zeigte, dass der Konsum von verarbeitetem Fleisch statistisch signifikant mit einer höheren Sterblichkeit korreliert: Jene Teilnehmer, die täglich mehr als 160 Gramm verarbeitetes Fleisch aßen, hatten ein 44 Prozent höheres Risiko, in der Zeit der Studie zu sterben, als Teilnehmer, die nur rund 20 Gramm pro Tag verzehrten. Für den erhöhten Konsum von Geflügel und rotem Fleisch konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang belegt werden. Die Wissenschaftler erklärten sich die Analyseergebnisse damit, dass verarbeitetes Fleisch häufig einen viel höheren Fettanteil als unverarbeitetes Fleisch hat und mit Speisesalz und anderen potentiell gesundheitsschädlichen Stoffen behandelt wird. Im Rahmen der Analyse war zu berücksichtigen, dass Menschen mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten häufig auch abweichende Lebensstile haben: So neigen Personen, die viele verarbeitete Fleischprodukte essen, generell auch in anderen Bereichen zu einem ungesunden Lebensstil, während Vegetarier und gesundheitsbewusste Nichtvegetarier im Durchschnitt mehr Sport treiben, viel Obst und Gemüse essen, dafür weniger Alkohol konsumieren und seltener rauchen. Rohrman u. a. versuchten deshalb, in ihrer statistischen Analyse der EPIC-Daten die bekannten Wirkungen von Rauchen, Übergewicht und anderen Faktoren auf die Gesundheit herauszurechnen.[25]

Im April 2013 konnte von dem Forscherteam um Robert A. Koeth das unter anderem in rotem Fleisch enthaltene L-Carnitin als einen Hauptfaktor bei der Entstehung von Trimethylaminoxid (TMAO) nachweisen. Die Studie zeigte anhand von Experimenten mit Mäusen und Menschen, dass bestimmte Darmbakterien L-Carnitin zu Trimethylaminen verstoffwechseln, welche weiterhin über die Leber durch Flavin-abhängigen Monooxygenasen zu Trimethylaminoxid umgebaut werden. Entsprechende Bakterien gehörten insbesondere dann zur Darmflora, wenn jemand regelmäßig Fleisch isst. Trimethylaminoxid wurde bei den untersuchten Fleischessern in viel größerem Maß gebildet als bei Vegetariern. Es wird vermutet, dass TMAO den Cholesterintransport aus der Zelle unterdrückt. Dadurch komme es zur Ablagerung von Cholesterin an den Gefäßwänden, was die Entstehung von Arteriosklerose begünstige. TMAO beschleunigte in tierexperimentellen Studien die Entwicklung einer Arteriosklerose. Der in der Studie nachgewiesene Zusammenhang zwischen L-Carnitin und der Entstehung von TMAO liefert nach Überzeugung des Forscherteams eine schlüssige Erklärung für den in vielen Studien beobachteten Zusammenhang zwischen hohem Konsum von rotem Fleisch und der damit einhergehenden, höheren Rate von Herz-Kreislauferkrankungen. Eine Interventionsstudie, um die schädliche Wirkung des TMAOs auch beim Menschen nachzuweisen, steht noch aus.[26][27][28] Die Übersichtsarbeit von Ussher u. a. verweist darauf, dass eine Vielzahl von Studien demgegenüber gesundheitlich nützliche Eigenschaften des L-Carnitin-Konsums demonstriert hätten – nämlich gegen Stoffwechselstörungen einschließlich Insulinresistenz der Skelettmuskulatur und koronarer Herzerkrankung. Außerdem sei Speisefisch eine signifikante TMAO-Quelle. Fischkonsum und Fischölsupplementierung könnten jedoch positive Effekte bezüglich kardiovaskulärer Gesundheit zeigen.[29]

Laut dem World Cancer Research Fund und dem American Institute for Cancer Research gibt es überzeugende Hinweise, dass der Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöht. Die Empfehlung der Krebsforscher lautet, den wöchentlichen Konsum auf 500 g roten Fleischs zu begrenzen und auf verarbeitete Produkte möglichst zu verzichten. Diese Empfehlung umfasst ausdrücklich nicht den kompletten Verzicht auf Fleisch, da es wichtige Nährstoffe liefere.[30]

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), stufte im Oktober 2015 verarbeitetes Fleisch als „karzinogen beim Menschen“ ein. Es gebe „ausreichende Evidenz am Menschen“, dass verarbeitetes Fleisch Darmkrebs verursache. Rotes Fleisch wurde von der IARC als „wahrscheinlich karzinogen am Menschen“ eingestuft, basierend auf „begrenzter Evidenz“, dass der Konsum von rotem Fleisch Krebs bei Menschen verursache, und „starker mechanistischer Evidenz“, die einen karzinogenen Effekt unterstütze. Der Zusammenhang sei vor allem für Darmkrebs, aber auch für Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs beobachtet worden.[31][32][33]

Umweltauswirkungen

Da die wachsende Nachfrage nach Fleisch heute in der Regel durch eine Ausweitung der Tierproduktion befriedigt wird, wird der global zu beobachtende Anstieg des Fleischkonsums unter anderem von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im Hinblick auf den Klimaschutz, den Wasserverbrauch und die Biodiversität kritisch gesehen.[34]

Kampagne zur Reduktion des Fleischkonsums in China

Die chinesische Führung hat sich das Ziel gesetzt, den Fleischkonsum im Land zu halbieren. Eine groß angelegte Kampagne soll erreichen, dass die 1,3 Milliarden Menschen im Durchschnitt nur noch zwischen 40 und 75 Gramm Fleisch pro Kopf und Tag konsumieren. Das chinesische Gesundheitsministerium verabschiedete diese Werte in seinen neuen Richtlinien, die alle zehn Jahre angepasst werden. Analog zur Ernährungspyramide veröffentlichte das Ministerium eine erneuerte „Ernährungspagode“.[35] Als Motivation für die Kampagne wird neben dem Klimaschutz die öffentliche Gesundheit angegeben. Teil der Kampagne ist eine Kooperation zwischen der Chinese Nutrition Society und der Nichtregierungsorganisation WildAid und die Produktion und Ausstrahlung von Videos mit chinesischen Prominenten, Arnold Schwarzenegger und Titanic-Regisseur James Cameron.[36][37]

28 Prozent der weltweiten Fleischproduktion wird in China vermarktet. Die Hälfte des weltweit produzierten Schweinefleischs wird in China konsumiert. Deutschland exportiert in stark zunehmenden Maß Schweinefleisch in den chinesischen Markt. Im Jahr 2015 lag China auf Platz zwei; 379.000 Tonnen wurden exportiert, was einem Zuwachs von 76,8 Prozent entsprach.[38]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frank Eckhardt: Zurück zu den Wurzeln! Die ursprüngliche Ernährung des Menschen. In: Utz Thimm, Karl-Heinz Wellmann (Hrsg.): In aller Munde. Ernährung heute. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-45602-4, S. 27–37.
  2. Food Balance Sheets. Abgerufen am 6. August 2013.
  3. Fleischatlas 2013. (PDF; 5,1 MB) BUND, archiviert vom Original am 21. Januar 2013; abgerufen am 26. März 2013.
  4. Der „Fleischatlas 2013“ zeigt: Eine Wende in der Agrarpolitik ist überfällig! (Memento vom 14. Januar 2013 im Internet Archive) BUND (PDF; 5,1 MB)
  5. a b c Food Supply quantity, FAOSTAT, Rom (kg/capita/yr), aufgerufen am 23. Januar 2014.
  6. World Development Indicators. World Bank, 2009.
  7. Universität Hohenheim: Fleischkonsum in Deutschland: Von unbekümmerten Fleischessern, Flexitariern und (Lebensabschnitts-)Vegetariern. 2013.
  8. Magdalena Hamm: Das Modell Sonntagsbraten. auf: Zeit online. 1. Juni 2010.
  9. Männer essen fast doppelt so viel Fleisch wie Frauen. In: FAZ. 7. Januar 2014.
  10. Ergebnisse der Nationalen Verzehrstudie II (PDF; 2,4 MB)
  11. Glossar: Schlachtgewicht. In: Statistics Explained. Europäische Kommission, abgerufen am 3. Mai 2015.
  12. a b 279. Versorgung mit Fleisch nach Fleischarten. (PDF) In: Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bundesrepublik Deutschland 2015. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, abgerufen am 17. September 2016.
  13. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Bundesrepublik Deutschland 2015. 59. Jahrgang. Landwirtschaftsverlag, Münster 2015, ISBN 978-3-7843-5437-8, Abschnitt D VI: „Fleisch“, S. 245 (online (PDF; 8,2 MB) [abgerufen am 17. September 2016]).
  14. P. Pinzler: Ein deutsches Tierleben. In: Die Zeit. 15. Mai 2014, S. 36.
  15. Kölner Stadtanzeiger, Mit Billigfleisch ins Ausland, 6. August 2015
  16. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Was ist drin? (Memento vom 23. Januar 2010 im Internet Archive)
  17. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Pharmakologisch wirksame Stoffe. (Memento vom 4. Januar 2010 im Internet Archive)
  18. Quelle: International Agency for Research on Cancer Key results and current scientific activity. (Memento vom 25. März 2013 im Internet Archive)
  19. Quelle: International Agency for Research on Cancer Eat less meat, more fish! (Memento vom 20. Februar 2009 im Internet Archive)
  20. Amanda Jane Cross, Jim R. A. Pollock, Sheila Anne Bingham: Haem, not Protein or Inorganic Iron, Is Responsible for Endogenous Intestinal N-Nitrosation Arising from Red Meat. In: Cancer Research. 15. Mai 2003, S. 2358-2360. PMID 12750250 (Volltext)
  21. Nadia M. Bastide, Fabrice H. F. Pierre, Denis E. Corpet: Heme Iron from Meat and Risk of Colorectal Cancer: A Meta-analysis and a Review of the Mechanisms Involved In: Cancer Prevention Research. 4(2), Februar 2011, S. 177–184. doi:10.1158/1940-6207.CAPR-10-0113 PMID 21209396.
  22. Teresa Norat u. a.: Meat, Fish, and Colorectal Cancer Risk: The European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: Journal of the National Cancer Institute. 97 (12), 15. Juni 2005, S. 906–916. doi:10.1093/jnci/dji164 PMID 15956652.
  23. Ulrike Gonder, Nicolai Worm: Re: Meat, fish, and colorectal cancer risk: the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: Journal of the National Cancer Institute. 97(23), 7. Dezember 2005, S. 1788. doi:10.1093/jnci/dji408 PMID 16333037.
  24. G. David Batty: Re: Meat, Fish, and Colorectal Cancer Risk: The European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: Journal of the National Cancer Institute. 97(23), 7. Dezember 2005, S. 1787. doi:10.1093/jnci/dji407 PMID 16333036.
  25. Sabine Rohrmann u. a.: Meat consumption and mortality--results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. In: BMC Medicine. 11, 7. März 2013, S. 63. doi:10.1186/1741-7015-11-63 PMID 23497300.
  26. Robert A. Koeth u. a.: Intestinal microbiota metabolism of l-carnitine, a nutrient in red meat, promotes atherosclerosis. In: Nature Medicine. 7. April 2013. doi:10.1038/nm.3145 PMID 23563705.
  27. Cleveland Clinic researchers discover new link between heart disease and red meat. In: eurekalert.org, 7. April 2013.
  28. Rotes Fleisch: Carnitin könnte den Gefäßen schaden In: SPIEGEL Online Wissenschaft. 8. April 2013.
  29. J. R. Ussher, G. D. Lopaschuk, A. Arduini: Gut microbiota metabolism of L-carnitine and cardiovascular risk. In: Atherosclerosis. 231(2), Dez 2013, S. 456–461. doi:10.1016/j.atherosclerosis.2013.10.013 PMID 24267266.
  30. WCRF/AICR Expert Report, Food, Nutrition, Physical Activity and the Prevention of Cancer: a Global Perspective. (Memento vom 28. März 2014 im Internet Archive) S. 382 der PDF-Datei 12,25 MB (englisch)
  31. IARC classifies processed meats as carcinogenic. In: ecancernews. 26. Oktober 2015.
  32. International Agency for Research on Cancer (IARC): Q&A on the carcinogenicity of the consumption of red meat and processed meat.
  33. Véronique Bouvard u. a.: Carcinogenicity of consumption of red and processed meat. In: Lancet Oncol. 26. Oktober 2015. doi:10.1016/S1470-2045(15)00444-1. Zusammenfassung.
  34. FAO: Livestock's long shadow. 2006.
  35. FAO, Food-based dietary guidelines - China
  36. GEO, Chinesen sollen 50 Prozent weniger Fleisch essen, 23.6.2016
  37. The Guardian, China's plan to cut meat consumption by 50% cheered by climate campaigners, 20. Juni 2016
  38. Agrarheute, Die Top 8 Export-Länder für deutsches Schweinefleisch, April 2016