Freest

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Blick vom Riesenrad des Freester Fischerfestes über den Hafen und den Ort
Heimatstube in der Dorfstraße

Freest ist ein Ortsteil der Gemeinde Kröslin im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie wird vom Amt Lubmin mit Sitz in der gleichnamigen Gemeinde verwaltet.

Geografie

Der Ortsteil liegt nördlich von Kröslin und grenzt im Osten an den Peenestrom. Im Norden schließt sich der Ortsteil Spandowerhagen an, der wiederum an den Greifswalder Bodden angrenzt. Im Westen befinden sich die Gemeinden Rubenow und Lubmin.

Geschichte

Fischereihafen um 1985
Fischereihafen 2013

Freest wurde 1179 erstmals als Vrestenuiz urkundlich erwähnt. Der slawische Name bedeutet „Heidekraut“.[1]

Die nächste urkundliche Erwähnung von Freest findet sich im pommerschen Urkundenbuch (PUB) aus dem Jahr 1298 als Besitz eines der Grundherren von Below. 1300 wurde der Name lt. PUB mit Vrest benannt[1], deshalb die nachfolgende Deutung: Der Name Freest ist vermutlich deutschen Ursprungs. Man vermutet, dass friesische Bauern einem Kriegsheer deutscher Ritter folgten und die Siedlung in Anlehnung an ihre alte Heimat Friest, Freist nannten. Dafür gibt es aber keine Nachweise.

1302 gelangte Freest in den Besitz des Klosters Eldena, als der Ritter Wufold von Below es an die Zisterziensermönche verkaufte. 1535 wurde die Reformation in der Gemeinde eingeführt.

1628 wurde die Siedlung im Zuge des Dreißigjährigen Krieges vollständig zerstört. Zwei ehemalige Bauern errichteten daraufhin 1640 ihre Höfe neu auf. Mit dem Westfälischen Frieden gelangte Vorpommern mit Rügen in schwedischen Besitz. Die Peene stellte ab 1720 den Grenzfluss zu Preußen dar. Während der Kriege gegen Napoleon erhielt der französische General Mocand Freest als Schenkung. 1806 gelang es Ernst Moritz Arndt, beim König Gustav IV. Adolf die Leibeigenschaft der Bauern gegen den Willen der örtlichen Grundherren aufheben zu lassen. 1825 führte man die Schulpflicht ein. In der Dorfstraße 51 und 52 richtete man daraufhin ein Schulgebäude ein.

Das kleine Dorf entwickelt sich in den laufenden Jahrzehnten wirtschaftlich gut. 1865 waren 581 Einwohner mit 132 Familien gemeldet. Um den frischen Fisch möglichst schnell in das Binnenland bringen zu können, erhielt die Gemeinde 1897 einen Anschluss an die Kleinbahnstrecke Greifswald–Wolgast (KGW). 1889 erbaute Christian Jarling die erste Bootswerft und legte damit einen Grundstein für einen bis ins 21. Jahrhundert fortbestehenden Wirtschaftszweig. Unter seiner Leitung entstanden über 200 Neubauten.[2]

1915 entstand ein neues Schulgebäude, das heute noch genutzt wird. Die Weltwirtschaftskrise war auch in Freest zu spüren: 1925 zählte man 462 Einwohner, davon 111 Fischer, drei Bootsbauer, zwei Landwirte und vier Kaufleute. Aus wirtschaftlicher Not heraus engagierte man den Wiener Rudolf Stundl, der die Teppichknüpferei als Nebenerwerb in der Gemeinde einführte und damit die Tradition der Pommerschen Fischerteppiche begründet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Einwohner durch Flüchtlinge und Umsiedler im Jahr 1949 auf 756 Personen an. Im Zuge der Bodenreform wandelte man 1955 den Bartelschen Hof in einen Örtlichen Landwirtschaftsbetrieb um. Aus ihm ging später die LPG Fritz Reuter hervor. 1959 war der neue Hafen fertiggestellt. 1960 schließen sich die zuvor selbstständigen Orte Kröslin, Spandowerhagen und Freest zur Großgemeinde Kröslin zusammen. Die Orte Hollendorf und Karrin kamen zu einem späteren Zeitpunkt hinzu. 1995 baute man den Fischereihafen erneut um.

Wirtschaft

Strand am Peenestrom

Die Fischerei ist nach wie vor ein wichtiger, wenn auch schwindender Wirtschaftszweig in Freest. Die Fischer haben die 1960 gegründete Fischereiproduktionsgenossenschaft im Jahr 1990 in eine eingetragene Fischereigenossenschaft umgewandelt, um ihre Fische besser vermarkten zu können. Sie umfasst im Jahr 2010 insgesamt 28 Fischereiunternehmen mit 30 Fischern und 54 Fischereifahrzeugen. Die Genossenschaft zählt mit ihren 81 Mitgliedern zu den größten Unternehmen der Region.[3] Daneben wurde die von Jarling gegründete Werft nach der Wende erfolgreich re-privatisiert. Im Ort ist die älteste Fischräucherei Vorpommerns ansässig. Weiterhin spielt der Tourismus eine wichtige Rolle: Im Ortsteil existieren zwei Campingplätze sowie diverse gastronomische Einrichtungen. Vom Hafen in Freest besteht eine Ausflugs- und Linienverbindung nach Peenemünde und Kröslin sowie zu den Inseln Ruden und zur Greifswalder Oie. Im Hafen ist das Seenotrettungsboot Heinz Orth der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stationiert.

Bauwerke

→ Siehe: Liste der Baudenkmale in Freest

Die Heimatstube dokumentiert die Entwicklung Freests. Ein Schwerpunkt liegt in der Geschichte der Fischerteppiche. Daneben existieren noch einige alte, denkmalgeschützte Bauernhäuser und Fischerkarten in der Straße Die Ecke sowie das Haus der Reusenkompanie an der Dorfstraße. Dort stehen auch noch einige Salzhütten, in denen die Fischer das Salz zur Weiterverarbeitung ihres Fangs lagerten.

Einbindung des Hafens in das Freester Fischerfest

Regelmäßige Veranstaltungen

Einzelnachweise

  1. a b Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 35
  2. Unsere Bootswerft,Webseite der Bootswerft Freest, abgerufen am 14. August 2014.
  3. Wir über uns, Webseite der Fischereigenossenschaft „Peenemündung“, abgerufen am 14. August 2014.

Weblinks

Commons: Freest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur über Freest in der Landesbibliographie MV