Gaëtane Thiney

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Gaëtane Thiney
Personalia
Geburtstag 28. Oktober 1985
Geburtsort TroyesFrankreich
Größe 170 cm
Position Mittelfeld

2 Stand: 16. September 2016

Gaëtane Thiney (* 28. Oktober 1985 in Troyes) ist eine französische Fußballspielerin. Die offensive Mittelfeldspielerin steht beim Juvisy FCF unter Vertrag und spielt für die französische Nationalmannschaft.

Vereinskarriere

Thiney begann ihre Karriere als Kind bei der ASS Brienne-le-Château. Im Jahr 2000 erhielt sie das Angebot des Fußballverbands FFF, regelmäßig im nationalen Nachwuchsleistungszentrum in Clairefontaine zu trainieren, was sie ebenso wie in den folgenden beiden Jahren ablehnte.[1] Stattdessen verpflichtete der Verein Olympique Saint-Memmie die 14-Jährige auf Empfehlung seiner Angreiferin Marinette Pichon, die ebenfalls in Brienne-le-Château gespielt hatte. In ihrer ersten Saison kam Thiney dort noch in einem Jugendteam zum Einsatz, aber ab 15 spielte sie praktisch ausschließlich in Olympiques Erstligafrauschaft. Als diese 2006 in die zweite Division abstieg, wechselte sie zur USCCO Compiègne. In Compiègne erwies sie sich zunehmend auch als beidfüßig torgefährliche und treffsichere Spielerin hinter den Sturmspitzen, und das sowohl in der ersten als auch in der zweiten Liga, in die die USCCO 2007 abgestiegen war. Ihren Lebensunterhalt verdiente Gaëtane Thiney sich dort als Lehrerin an einer Grundschule.[2]

Seit dem Sommer 2008 trägt sie den Dress des Juvisy FCF, eines der Top-Klubs Frankreichs. In der Saison 2010/11 stand sie mit den Franciliennes erstmals auch in der Champions League; dort gelangen ihr bei neun Einsätzen bis zum Viertelfinale vier Treffer. Im Mai 2012 wurde sie als beste französische Fußballerin mit einer „Trophée de l’UNFP“ der Spielergewerkschaft ausgezeichnet.[3] Im Frühjahr 2013 erreichte sie mit Juvisy das Halbfinale der UEFA Women’s Champions League; in diesem Wettbewerb hatte sie selbst zwei Treffer erzielt. Speziell in der Saison 2013/14 gelang Gaëtane Thiney auch als Torjägerin der endgültige Durchbruch an die französische Spitze, und das sowohl in der Nationalfrauschaft (15 Treffer bei 14 Einsätzen) als auch in der Liga, in der sie in 22 Spielen 25 Tore schoss und damit sogar die Nationalmittelstürmerin Marie-Laure Delie hinter sich ließ. Dementsprechend wurde Thiney 2014 erneut als beste Fußballerin Frankreichs mit einer UNFP-Trophäe ausgezeichnet und zudem von der FFF als saisonbeste Spielerin 2013/14 geehrt.[4] Thiney kommt bei eigenen Angriffen bevorzugt über die linke Seite, ist aufgrund ihrer Lauffreudigkeit darauf aber nicht fixiert und zudem eine Spielerin, die Duelle im gegnerischen Strafraum nicht scheut.
Auch wenn sie bisher mit ihren Vereinen noch keinen nationalen Titel gewonnen hat, hat sie den Avancen der finanzstarken Konkurrenten Olympique Lyon und Paris Saint-Germain widerstanden, im Sommer 2014 für weitere zwei Jahre[5] sowie 2016 erneut für eine Spielzeit bei Juvisy verlängert. Begründet hat Thiney dies damit,[1] dass sie ihre …

„Karriereentscheidungen stets danach getroffen [habe], was mich glücklich macht und bereichert. […] Juvisy ist ein Verein, dessen familiäre Werte mir am Herzen liegen.“

Zu diesem Zeitpunkt hat sie Sandrine Soubeyrand als Spielführerin ihres Klubs abgelöst.

Hauptberuflich arbeitet Gaëtane Thiney seit Anfang 2012 für den französischen Fußballverband FFF, bei dem sie sich vorrangig um die Entwicklung des Mädchenfußballs an den Schulen kümmert.[6] Seit Oktober 2014 kommentiert sie außerdem regelmäßig bei dem Pay-TV-Sender Canal + Spiele der Ligue 1 und der Champions League der Männer, wo ihre offenen Worte ebenso wie ihre analytischen Fähigkeiten geschätzt werden.[2] Schließlich wird sie 2016 bei der Männer-Europameisterschaft im eigenen Land als Botschafterin des offiziellen Turniertransportunternehmens SNCF fungieren.[1]

Die Nationalspielerin

Thiney (Oktober 2013)

Mit der französischen U-19-Nationalmannschaft gewann Gaëtane Thiney 2003 die Europameisterschaft in Deutschland. Von 2005 bis 2007 bestritt sie sechs Spiele (ein eigener Treffer) in Frankreichs U-21-Auswahl.[7] Am 28. Februar 2007 debütierte sie in einem Spiel gegen China in der A-Nationalmannschaft, und auf den Tag genau fünf Jahre nach ihrem Debüt trug Gaëtane Thiney zum ersten Mal die Spielführerinnenbinde.[8] Ihr erstes großes Turnier mit der A-Elf war die EM 2009 in Finnland. Sie stand auch im französischen Aufgebot für die Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland, kam dort in allen sechs Begegnungen der Bleues zum Einsatz, erzielte dabei zwei Treffer – beide beim 4:0 gegen Kanada – und schloss das Turnier als WM-Vierte ab. Ihr zweites Tor gegen Kanada wurde anschließend für die Wahl zum Tor des Turniers nominiert.[9]

In der Saison 2011/12, die die Bleues mit 17 Siegen in 17 Begegnungen (einschließlich der Vorbereitungsspiele im Juli 2012) abschlossen, war sie die einzige Spielerin, die Trainer Bruno Bini in sämtlichen Partien in der Startformation berücksichtigte. Sie gehörte zum französischen Olympiaaufgebot 2012 und bestritt auch bei diesem Turnier alle sechs Begegnungen der Bleues. Ebenso berief Trainer Bini sie in das EM-Aufgebot 2013 und setzte sie in Schweden in sämtlichen vier Begegnungen in Frankreichs Startformation ein. Anschließend wählte die UEFA Thiney in das All-Star-Team dieses Turniers.

Anfang März 2014 fand Thiney beim Spiel gegen Schottland anlässlich des Zypern-Cups Aufnahme in den „internationalen 100er-Klub“,[10] zwei Monate darauf auch in die weltweite Liste der Top-Torjägerinnen. Mit ihren 13 Treffern in der Qualifikation für die WM 2015 war sie zusammen mit drei anderen Spielerinnen Europas erfolgreichste Angreiferin in der Gruppenphase. Sie gehörte auch zum Kader für die Weltmeisterschaft 2015, bei der sie zwar sämtliche fünf Partien bestritt, die letzten drei allerdings nur als Einwechselspielerin, weil Bini-Nachfolger Philippe Bergeroo nach der Vorrundenniederlage gegen Kolumbien auf die Doppelspitze Le Sommer/Delie setzte. Dagegen gehörte sie im September 2015 zwar wiederum zum französischen Aufgebot, wurde von Bergeroo aber keine Minute eingesetzt; im Oktober des Jahres stand sie dann nicht einmal mehr auf der 23er-Liste für zwei Begegnungen der Bleues. Diese faktische Ausbootung, die für ein erhebliches Medienecho sorgte, begründete der Trainer zunächst lapidar mit den Worten, er sei „nicht dazu da, sich beliebt zu machen“.[11] Nachdem die Kritik an dieser Entscheidung nicht nachließ,[12] schob er als Begründung nach, dass Thiney im Verein inzwischen nicht mehr in der vordersten Spitze, sondern etwas zurückgezogen agiere, er aber Spielerinnen mit Torjägerqualitäten benötige, die er eher in den sehr jungen Frauen Léger, Gauvin, Le Bihan und Diani zu finden glaube.[13] Angesichts deren geringer Durchschlagskraft bei der 1:2-Heimniederlage gegen die Niederlande – Frankreichs Treffer erzielte eine defensive Mittelfeldakteurin – musste Bergeroo sich erneut entsprechende Fragen der Medienvertreter gefallen lassen.[14] Ein Artikel von Anfang 2016 in France Football legt die Vermutung nahe, dass der Trainer Thiney das Auslassen einer großen Torchance in der Verlängerung des WM-Viertelfinalspiels gegen Deutschland nicht verziehen habe.[15]

Nachdem Bergeroo aufgrund des mangelnden Erfolgs der Französinnen beim olympischen Turnier 2016 vorzeitig entlassen worden war, berief sein Nachfolger Olivier Echouafni Thiney wieder in die A-Mannschaft und setzte sie bei seinem eigenen Debütmatch im September nach 15-monatiger Unterbrechung sogleich wieder in der Startformation ein. Diese Entscheidung begründete er mit den Worten „Diese Auswahl erscheint mir naheliegend. Meine Kriterien richten sich nach den gezeigten Leistungen. Und wenn man jemanden hat, der bereits zweimal als beste Spielerin der Saison ausgezeichnet worden ist, muss sie gewiss über Qualitäten verfügen.“.[16]

In ihren bisher 129 Länderspielen erzielte Gaëtane Thiney insgesamt 55 Tore (Stand: 20. September 2016); damit ist sie die viertbeste französische Torschützin aller Zeiten.

Palmarès

  • Französische Vizemeisterin: 2010, 2012
  • Beste Spielerin der Division 1 (Trophée UNFP): 2012, 2014
  • Spielerin der Saison (Challenge FFF): 2013/14
  • Torschützenkönigin der Division 1: 2014
  • Wahl in das All-Star-Team der Europameisterschaft 2013
  • Olympiateilnehmerin: 2012
  • U-19-Europameisterin: 2003

Weblinks

Commons: Gaëtane Thiney – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Nachweise

  1. a b c siehe das Interview „Gaëtane Thiney, SNCF-Botschafterin für die Euro 2016“ vom 25. Juni 2015 bei footofeminin.fr
  2. a b nach dem Artikel „Dix choses à savoir sur Gaëtane Thiney“ in France Football vom 17. Juni 2015, S. 49
  3. siehe den Artikel bei footofeminin.fr
  4. Zur UNFP-Trophäe siehe die Meldung vom 11. Mai, zur Verbandsauszeichnung den Artikel vom 21. Juni 2014, beide bei footofeminin.fr
  5. siehe den Artikel „Ich habe nicht lange gezögert“ vom 13. Mai 2014 bei footofeminin.fr
  6. siehe den Artikel vom 31. Januar 2012 auf der Verbandsseite
  7. siehe das Datenblatt ihrer U-21-Länderspiele bei footofeminin.fr
  8. siehe den Artikel „Erste Kapitänsbinde für Gaëtane Thiney“ auf der Verbandsseite
  9. FIFA.com: Tor des Turniers
  10. siehe den Bericht über diese Begegnung bei footofeminin.fr
  11. nach dem Artikel „Die Liste für die Niederlande und Ukraine ohne Thiney“ vom 13. Oktober 2015 bei footofeminin.fr
  12. Artikel „Thiney, eine Abwesenheit, über die gesprochen wird“ vom 14. Oktober 2015 bei lequipe.fr
  13. nach „Ein sehr kompliziertes Spiel“ vom 23. Oktober 2015 bei footofeminin.fr
  14. siehe „Bergeroo: ‚Vor dem gegnerischen Tor muss man Killerinstinkt zeigen‘“ vom 25. Oktober 2015 bei footofeminin.fr
  15. Artikel „L’Olympe des filles“, France Football vom 6. Januar 2016, S. 19
  16. aus der Presseerklärung des Trainers vom 15. September 2016 bei footofeminin.fr