Głębock (Lelkowo)

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Głębock
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Głębock (Polen)
Głębock (Polen)
Głębock
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Braniewo
Gmina: Lelkowo
Geographische Lage: 54° 23′ N, 20° 16′ OKoordinaten: 54° 22′ 39″ N, 20° 16′ 28″ O
Einwohner: 570
Telefonvorwahl: (+48) 55
Kfz-Kennzeichen: NBR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 510: Poln.-Russ. Grenze - Głębock ↔ Lelkowo - Pieniężno
JarzeńGrabowiec
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig
Kaliningrad



Głębock (deutsch Tiefensee, Kreis Heiligenbeil/Ostpreußen) ist ein Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren und gehört zur Landgemeinde Lelkowo (Lichtenfeld) im Powiat Braniewski (Kreis Braunsberg).

Geographische Lage

Głębock liegt drei Kilometer südlich der polnisch-russischen Grenze zur Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) am Südostufer des gleichnamigen Jezioro Głębockie (Tiefensee) innerhalb der Masurischen Seenplatte. Die frühere Kreisstadt Heiligenbeil (heute russisch: Mamonowo) liegt 25 Kilometer in nordwestlicher Richtung, die heutige Kreismetropole Braniewo (Braunsberg) ist in 30 Kilometern in westlicher Richtung erreichbar.

Ortsname

Der polnische Name Głębock kommt noch einmal in der Woiwodschaft Niederschlesien vor, die deutsche Ortsbezeichnung Tiefensee ist ein häufig gebrauchter Ortsname.

Geschichte

Das früher Tiefensee genannte Gutsdorf gehörte im 16. Jahrhundert zur Gutsherrschaft Arnstein (heute polnisch: Jarzeń) und blieb mit deren Geschichte in den nächsten Jahrhunderten verbunden. Eigentümer waren die Familien von Rautter, von Troschke und von der Groeben. Erst als Louis von der Groeben (1842–1904) Tiefensee verkaufte, wurde aus dem Vorwerk ein eigenständiges Gut, das dann allerdings die Ostpreußische Landgesellschaft in Rentensiedlungsstücke aufteilte.

Im Jahre 1909 erwarb August Steer (1867–1945), der aus Westerkappeln bei Osnabrück stammte, das Restgut mit einer Größe von 148,5 Hektar. Er ließ das Wohnhaus erweitern. Dieses wie auch die übrigen Gebäude des Gutes Tiefensee sind bis heute erhalten.

Im Jahre 1910 zählte die Gemeinde Tiefensee 203 Einwohner. Die Zahl stieg bis 1933 auf 573 und betrug 1939 dann 575.

Am 11. Juni 1874 wurde die Landgemeinde Tiefensee in den Amtsbezirk Schönwalde (Grabowiec) eingegliedert. Diese Zugehörigkeit blieb bis 1945 bestehen. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte der Ort zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Seit 1945 ist Tiefensee unter der Bezeichnung Głębock polnisch und gehört heute zur Gmina Lelkowo im Powiat Braniewski in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (1975 bis 1998 Woiwodschaft Elbląg). Der Ort ist Sitz eines Schulzenamtes und zählt heute 570 Einwohner.

Kirche

Pfarrkirche

Die Tiefenseer Kirche hat wie die meisten anderen Gotteshäuser im Kirchenkreis Heiligenbeil den Krieg nicht unbeschadet überstanden.

Kirchspiel

Bei überwiegend evangelischer Bevölkerung war Tiefensee bis 1945 Sitz eines Pfarramtes. Zu dessen Kirchspiel gehörten zuletzt etwa 1200 Gemeindeglieder, die in neun umliegenden Ortschaften wohnten:

Das Kirchspiel Tiefensee war bis 1945 in den ostpreußischen Kirchenkreis Heiligenbeil (heute russisch: Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.

Heute ist die Kirche in Głębock Filialkirche in der Pfarrei Dębowiec (Eichholz) im Dekanat Pieniężno (Mehlsack) im Erzbistum Ermland der Katholischen Kirche in Polen. Evangelische Kirchenglieder gehören zur Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrer

Zwischen der Reformation und der Vertreibung im Jahre 1945 amtierten in Tiefensee als evangelische Geistliche:

00000000: Parisius
00000000: Klein
1570–0000: Johann Preuß
0000–1625: Johann Röder
1626–1643: Christoph Eisenblätter
1644–1654: Georg Cretzmer
1654–1656: Pancratius Buck
1656–1704: Martin Glenius
1704–1741: Johann Friedrich Steinhagen
1742–1747: Carl Daniel Jordan
1747–1753: Christoph Werner
1754–1757: Daniel Jacob Becker
1757–1763: Johann Gottfried Meuschen
1763–1780: Friedrich W. Georgesohn
1780–1814: Friedrich Wessel
1815–1817: Johann Christian Friedrich Schmidt
1817–1838: Sigismund Otto von Schaewen
1844–0000: Carl Rudolf Bredow (genannt)
1847–1861: Carl Ludwig August Huebner
1861–1869: Heinrich List
1868–1870: Alexander Dodillet
1871–1875: Carl Leopold Tobias
1875–1884: Friedrich Wilhelm Ernst Kühn
1884–1886: Julius Reinh. Wilhelm Kittlaus
1886–1892: Ernst Ferdinand Marklein
1893–1906: Johann Wilhelm Georg Schulz
1906–1908: Bruno Doehring
1908–1938: Emil Schultz
1939–1945: Ernst Nasner

Persönlichkeit des Ortes

  • Bruno Frankewitz (* 8. Dezember 1897 in Tiefensee), deutscher Offizier im Zweiten Weltkrieg.

Verkehr

Straßen

Głębock ist trotz seiner abgelegenen Grenzlage gut über die polnische Woiwodschaftsstraße (DW) 510 zu erreichen. Sie verläuft auf der Trasse der ehemaligen deutschen Reichsstraße 126, die vom südostpreußischen Alt Christburg (heute polnisch: Stary Dzierzgoń) über Mehlsack (Pieniężno) bis nach Königsberg (Preußen) (heute russisch: Kaliningrad) und bis zum nordostpreußischen Groß Skaisgirren (heute russisch: Bolschakowo) führte. In Pieniężno (Mehlsack) trifft die DW 510 auf die beiden bedeutenden Verkehrswege der DW 507 (Braniewo (Braunsberg) ↔ Dobre Miasto (Guttstadt)) und DW 512 (Pieniężno ↔ Bartoszyce (Bartenstein)).

In Głębock treffen zwei Nebenstraßen aus den Nachbarorten Grabowiec (Schönwalde) bzw. Jarzeń (Arnstein) auf die DW 510.

Schienen

Bahnverkehrstechnisch liegt Głębock sehr abgeschlagen weit von den Verkehrswegen entfernt. Zwischen 1885 und 1945 war das Dorf Bahnstation an der bedeutenden Nordsüdstrecke von Königsberg (Preußen) über Zinten (heute russisch: Kornewo) nach Allenstein (heute polnisch: Olsztyn), die heute lediglich ab Pieniężno (Mehlsack) auf dem Abschnitt von Braniewo (Braniewo) nach Olsztyn verläuft.

Noch bis 2007 bestand Bahnanschluss über die zehn Kilometer entfernte Bahnstation Sągnity (Sangnitten) der ehemaligen Bahnstrecke von Zinten (Kornewo) über Lidzbark Warmiński (Heilsberg) und Mrągowo (Sensburg) nach Ruciane (Niedersee), die lediglich noch ab Sągnity betrieben wurde.

Literatur

  • Wulf D. Wagner: Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen. Rautenberg, Leer 2005, ISBN 3-7921-0640-X.
  • Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.
  • Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Deutsches Kursbuch. Gesamtausgabe der Reichsbahn-Kursbücher. Ausgabe vom 21. Januar 1940.

Weblinks