Jens-Daniel Herzog

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Oktober 2016 um 19:48 Uhr durch Engelbaet (Diskussion | Beiträge) (HC: Entferne Kategorie:Musiker (Dortmund); Ergänze Kategorie:Person (Dortmund)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jens-Daniel Herzog (* 12. Juli 1963 in Berlin) ist ein deutscher Theater- und Opernregisseur und seit Herbst 2011 Intendant der Oper Dortmund.[1]

Foto: Oper Dortmund

Leben

Jens-Daniel Herzog ist der Sohn des Schauspielers Peter Herzog.[2] Nach einem Philosophiestudium an der FU Berlin ging Jens-Daniel Herzog 1990 als Regieassistent an die Münchner Kammerspiele, wo er mehrere Inszenierungen des Intendanten Dieter Dorn begleitete, unter anderem dessen König Lear (1992). 1993 hatte Herzogs Debütinszenierung, die Uraufführung von Marlene Streeruwitz’ Stück New York, New York, im Werkraum der Münchner Kammerspiele Premiere. Diese erste Regiearbeit Herzogs wurde zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.[3] 1994 inszenierte er Simone Schneiders Die Nationalgaleristen und Die Nacht kurz vor den Wäldern von Bernard-Marie Koltès.[2]

In den folgenden Jahren war Herzog Spielleiter und fester Regisseur an den Münchner Kammerspielen, daneben gastierte er am Thalia Theater Hamburg, am Wiener Burgtheater, am Schauspiel Frankfurt und am Schauspielhaus Zürich; seine dortige Inszenierung von David Mamets „Oleanna“ war beim Berliner Theatertreffen zu sehen. Am Opernhaus Zürich inszenierte Herzog erstmals Opern, Wagners Tannhäuser und Tschaikowskis Pique Dame.[4] Tannhäuser, geleitet von Franz Welser-Möst mit Peter Seiffert in der Titelrolle, wurde 2003 auf DVD aufgezeichnet.[5] Von 2000 bis 2006 war er Schauspieldirektor am Nationaltheater Mannheim, wo er auch die Mozart-Opern Così fan tutte und Die Entführung aus dem Serail sowie Wagners Die Meistersinger von Nürnberg inszenierte.[4]

Nach dem Ende seiner Mannheimer Zeit widmete sich Herzog vorrangig der Opernregie und inszenierte am Opernhaus Zürich, dem Staatstheater Mainz, dem Koreanischen Nationaltheater in Seoul, dem Staatstheater Nürnberg, den Tagen für Alte Musik Innsbruck, der Hamburgischen Staatsoper und wiederum dem Nationaltheater Mannheim. Schauspielinszenierungen entstanden am Bayerischen Staatsschauspiel München und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe.[3]

2008 verlegte Herzog in der Zürcher Produktion von Händels Oper Rinaldo den Schauplatz aus der Zeit der Kreuzzüge in eine Flughafenlounge. Die Aufführung unter Leitung von William Christie wurde auf DVD aufgenommen.[6] Ebenfalls 2008 inszenierte er in Zürich die selten aufgeführte „Bürgerliche Komödie“ Intermezzo von Richard Strauss.[7] Seine erste Arbeit an der Semperoper war 2009 Händels Giulio Cesare in Egitto. An der Oper Frankfurt inszenierte er Wagners Lohengrin.[8]

Seit Herbst 2011 ist Jens-Daniel Herzog Intendant der Oper Dortmund.[9][10] Dort inszenierte er Wagners Der Fliegende Holländer, geleitet von Jac van Steen, mit Andreas Macco in der Titelrolle und Christiane Kohl als Senta.[11] Im März 2012 brachte er in Dortmund Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Elias in einer szenischen Fassung auf die Bühne. 2012 inszenierte Herzog die Monteverdi-Oper Die Krönung der Poppea. Neben seinem dortigen Engagement arbeitet weiterhin als freischaffender Regisseur u.a. an der Oper Genf, Theater an der Wien, der Hamburger Staatsoper sowie der Semperoper in Dresden. Im Juli 2012 eröffnete er die Salzburger Festspiele mit der Zauberflöte unter der musikalischen Leitung von Nikolaus Harnoncourt.[12]

„Herzogs Regiestil zeichnet sich durch theatralischen Spielwitz und psychologische Genauigkeit aus, der ohne Plattitüden, vordergründige Aktualisierung und Politisierung auskommt. Dabei schreckt Herzog jedoch nicht vor Radikallösungen zurück, wenn er, wie in seiner Dortmunder Don Giovanni-Inszenierung das Orchester auf die Hinterbühne verbannt, damit die Sängerinnen und Sänger unmittelbar vor und im Publikum argieren können.“

Richard Lorbeer: WDR 3 Opernstudio Orfeo, 19. April 2015

Mit seinem programmatischen Ansatz der „Oper für alle“ hat Herzog die Oper Dortmund zu einem Haus entwickelt, dass die gesamte Bandbreite der Musiktheaterliteratur abdeckt. So finden sich Barockopern (Rinaldo, 2016) ebenso auf dem Programm, wie europäische Erstaufführungen (Anna Nicole von Marc-Anthony Turnages, 2013) oder, wie bei Roxy und ihr Wunderteam (2014) von Paul Abraham, Wiederentdeckungen verfemter jüdischer Komponisten. Gleichzeitig fokussierte sich Herzog auf nachhaltige Ensemblearbeit, die sich die Entdeckung und Förderung von Talenten zum Ziel gesetzt hat. Die gezielte Förderung hat zur Folge, dass Mitglieder des Dortmunder Opernensembles zunehmend national aber auch international gastieren – der Bassbariton Morgan Moody bei den Salzburger Festspielen, der Mailänder Scala und dem Royal Opera House Covent Garden London; der Tenor Lucian Krasznec an der Volksoper Wien; die Sopranistin Eleonore Marguerre an der Opera de la Bastille Paris und der Bass Karl-Heinz Lehner bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth.

Herzog gelang es damit die Auslastung der Oper Dortmund erheblich zu steigern. Lag diese bei Amtsantritt Herzogs bei 49 %, steigerte er diese in der Spielzeit 2013/2014 auf 69,4 %.[13] Auch künstlerisch konnte Herzog die Oper Dortmund nach Jahren des Niedergangs wieder profilieren. So schrieb die Welt am Sonntag, dass Stücke nur dann gespielt werden, wenn sich damit Aussagen verbinden lassen, die zur Diskussion anregen. Herzog verfolgt konsequent den Ansatz, dass Oper ein Teil der Gesellschaft und ihrer Diskussionen ist und hat damit die Oper Dortmund zu überregionaler Bedeutung gebracht.[14] Dies führte dazu, dass die Oper Dortmund von einem Redakteur des Bayerischen Rundfunks als „das derzeit tonangebende Opernhaus im deutschen Westen“ angesehen wurde.[15]

Einzelnachweise

  1. dortmund.de Nachrichten vom 14. April 2014: Oper – Vertrag mit Intendant Herzog verlängert (Memento vom 16. April 2014 im Internet Archive)
  2. a b Jens-Daniel Herzog im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. a b Biografie beim Opernhaus Zürich
  4. a b Jens-Daniel Herzog am Nationaltheater Mannheim (Memento vom 18. Juli 2011 im Webarchiv archive.today)
  5. Tannhäuser. wagneropera.net, 2011, abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  6. Ronald Blum: Handel with care: Zurich ‘Rinaldo’ set in airport. Associated Press, 20. Juni 2008, abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  7. Horst Koegler: Intermezzo. journal The Opera News, 28. März 2008, abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  8. Jens-Daniel Herzog. Semperoper, 2011, abgerufen am 23. November 2011.
  9. Herzog will Aufbruchstimmung an Dortmunds Oper, derwesten.de, 16. April 2010
  10. Jens-Daniel Herzog will mehr Menschen fürs Musiktheater gewinnen, Ruhr Nachrichten, 28. September 2011
  11. Jens-Daniel Herzog inszeniert den „Fliegenden Holländer“ in Dortmund. wa.de, 3. Oktober 2011, abgerufen am 19. November 2011.
  12. Wolfgang A. Mozart • Die Zauberflöte Salzburger Festspiele
  13. Theater Dortmund mit erfolgreicher Spielzeit 2013/14. Artikel vom 2. Dezember 2014 im Opernmagazin, abgerufen am 1. Februar 2016.
  14. Stefan Keim: „Tristan und Isolde“ in Dortmund. Deutschlandradio Kultur, 6. September 2015, abgerufen am 1. Februar 2016.
  15. Peter Jungblut: „Tristan und Isolde“ nach Jens-Daniel Herzog. Bayern 2 vm 7. September 2015, abgerufen am 1. Februar 2016.

Weblinks