Projekt 1159

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Projekt 1159
Fregatte Rostock vom Typ Koni-I, 1982
Fregatte Rostock vom Typ Koni-I, 1982
Schiffsdaten
Schiffsart Fregatte

Bauwerften

Bauzeitraum 1973 bis 1988
Gebaute Einheiten 14
Dienstzeit seit 1973
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 96,51 m (Lüa)
Breite 12,56 m
Tiefgang (max.) 4,06 m
Verdrängung 1760 t
 
Besatzung 96 bis 130
Maschinenanlage
Maschine CODAG
Maschinen­leistung 36.000 PS (26.478 kW)
Höchst­geschwindigkeit 29,67 kn (55 km/h)
Propeller 3
Bewaffnung
2 × 2 76-mm-L/59 AK-726
2 × 2 OSA-FlaRaK
2 × 1 RBU-6000-Wasserbombenwerfer
2 × 2 30-mm-L/63 AK-230
20 × Seeminen

Projekt 1159, Deckname Delfin (russisch „Дельфин“), von der NATO als Koni-Klasse bezeichnet, war eine Klasse von Fregatten, die in der Sowjetunion für den Export entwickelt wurde. Vierzehn Fregatten dieses Typs wurden von 1973 bis 1988 in Selenodolsk gebaut.

Entwicklung

Das Projekt 1159 wurde ab 1968 entwickelt und war für den Export in befreundete Staaten der Sowjetunion vorgesehen. Die Entwicklung begann nur fünf Jahre nach dem Planungsstart von Projekt 1124 und profitierte von den Erkenntnissen, die man bei deren Bau sowie beim Einsatz der Projekt 159 gesammelt hatte.[1]

Projekt 1159 wies eine deutlich bessere Hochseetauglichkeit als ihre Vorgänger auf, erreichte aber eine um 4 Knoten niedrigere Spitzengeschwindigkeit. Das erste Schiff der Klasse wurde 1975 in Dienst gestellt, nach insgesamt 14 Schiffen endete die Produktion der Klasse im Jahr 1987. Von diesen 14 gehörten sechs zum Projekt 1159, sechs weitere zum modifizierten Projekt 1159-T (Koni-II-Klasse) und zwei zum Projekt 1159-TR (Koni-III-Klasse), die für Libyen gebaut wurden.

Technik

Die Al Ghardabia läuft 2005 in Valletta ein. Im Mai 2011 wurde sie in einem libyschen Hafen zum Ziel von Luftangriffen der NATO.

Antrieb

Das Antriebskonzept von Projekt 1159 entspricht weitgehend dem bereits beim Projekt 1124 verwendeten. Es ist ein CODAG-Antrieb mit zwei Typ-68B-Dieselmotoren mit je 8.000 PS (5.884 kW), gekoppelt mit einer M-813-Gasturbine mit 18.000 SHP (14.710 kW).[A 1] Über drei Propeller können so 22 Knoten allein mit den Dieselmotoren erreicht werden, die maximal mögliche Geschwindigkeit, unter Einbeziehung der Gasturbine, liegt bei knapp 30 Knoten. Für den Einsatz wurde die ökonomisch sinnvollste Geschwindigkeit deutlich niedriger, mit 14–15 Knoten, angeben.[A 2]

Bewaffnung

Die Geschützbewaffnung besteht aus zwei AK-726-Türmen mit je zwei koaxial montierten 76-mm-Geschützen. Je ein Turm auf der Back und am Heck. Zusätzlich sind zwei RBU-6000-Wasserbombenwerfer zwischen vorderem Geschützturm und Brücke auf dem Aufbau aufgestellt.

Zur Bekämpfung von Luftzielen sind die Schiffe mit einem Starter für OSA-Flugabwehrraketen ausgerüstet. Im Nahbereich können zwei AK-230-Türme mit je zwei 30-mm-Maschinenkanonen eingesetzt werden.

Die für Jugoslawien gebauten Schiffe Split (später in Beograd umbenannt) und Kopar (später in Podgorica umbenannt) sowie die für Algerien gebauten Schiffe erhielten vier einzelne Startvorrichtungen für je einen P-20-Marschflugkörper. Die Starter waren so aufgestellt, dass die Raketen zum Heck hin abgefeuert werden mussten.

Die beiden Schiffe für Libyen erhielten zwei Startcontainer mit je zwei P-20-M-Raketen, die in Richtung des Bugs abgefeuert werden.[1]

Nur die algerischen Einheiten wurden auf SS-N-25-Lenkwaffen, Torpedowerfer und moderne Elektronik modernisiert.

Sensoren

Die Schiffe verfügten über ein Radarsystem für die Navigation, Luft- und Oberflächensuche und zur Feuerleitung. Zur Suche nach U-Booten war unterhalb des Rumpfes ein Sonar montiert und eine Vorrichtung zum Einsatz eines Schleppsonars befand sich am Heck.

Einheiten

Fregatte Rostock und rechts KSS Wismar 1989. Der AK-726-Turm der Rostock ist im Vordergrund zu sehen, auf dem Dach der Brücke erkennt man die Schüssel des zugehörigen Feuerleitradars „Jakor“ (NATO: „Hawk Screech“).
Heckansicht der Fregatte Rostock und links KSS Wismar 1989. Hinter dem achteren AK-726-Turm der Rostock ist das Feuerleitradar für die OSA-Luftabwehrraketen vom Typ MPZ-301 (NATO: „Pop Group“) mit seinen zwei unterschiedlich großen kreisrunden Antennen für die Verfolgung von Ziel und Rakete auf den Aufbauten zu sehen.

Nur ein einziges Schiff der Klasse namens Delfin blieb zu Ausbildungs- und Demonstrationszwecken in der Sowjetunion; es wurde 1990 an Bulgarien verkauft, wo es noch heute in Dienst steht.

Typ Name Schiffskennung Stapellauf Außerdienststellung Marine Verbleib/Status
I Delfin
Смели (bulgarisch für Mutig)
11 1975 Sowjetunion Sowjetunion
Bulgarien Bulgarien
nach Bulgarien verkauft, in Dienst
I Nerpa
Rostock
KSS 141
F 224
1978 (DDR) 1990 Sowjetunion Sowjetunion
Deutsche Demokratische Republik DDR
Deutschland Deutschland
Deutsche Marine, dann verschrottet
I Kreshet
Berlin – Hauptstadt der DDR
KSS 142 10. Mai 1979 (DDR) 1990 Sowjetunion Sowjetunion
Deutsche Demokratische Republik DDR
verschrottet
I Split
seit 1993 Beograd
VPB 31 1980 2002 Jugoslawien Jugoslawien
Serbien und Montenegro Serbien und Montenegro
gestrichen[2]
II Mourad Rais 901 1980 Algerien Marine Algeriens in Dienst
II Mariel 350 1980 Marine Kubas Reserve[3] oder abgewrackt[1]
II Rais Kellik 902 1982 Algerien Marine Algeriens in Dienst
I Koper
seit 1993 Podgorica
VPB 32 1982 1997 Jugoslawien Jugoslawien
Serbien und Montenegro Serbien und Montenegro
gestrichen[2]
II 356 1983 Marine Kubas abgewrackt oder für den Tauchsport versenkt[1]
II Rais Korfu 903 1985 Algerien Marine Algeriens in Dienst
I Halle KSS 143
F 225
28. Januar 1986 1995 Deutsche Demokratische Republik DDR
Deutschland Deutschland
Deutsche Marine, dann verschrottet
III Al Ghardabia 213 1987 Libyen Libyen am 20. Mai 2011 durch NATO-Luftangriffe beschädigt.[4] Am 8./9. August 2011 wurde das Schiff erneut von britischen Flugzeugen angegriffen und schwer beschädigt.[5]
III Al Hani 212 1986 Libyen Libyen
Libysche Nationale Befreiungsarmee
um den 20. Februar 2011 an Aufständische übergegangen[6]
II Mokada 383
353[1]
1987 Marine Kubas am 16. Juli 1998 als Attraktion für den Tauchsport versenkt

Belege und Verweise

Bemerkungen

  1. Die Angaben zur Leistungsfähigkeit der Maschinenanlage stützen sich hier auf die Literaturquelle von Eric Wertheim (Combat Fleets of the World), da die beiden Internetquellen (atrinaflot.narod.ru und mks-kss.de) sich gegenseitig bei diesen Daten widersprechen.
  2. Angaben zur Spitzengeschwindigkeit widersprechen sich bei den zu Rate gezogenen Quellen ebenso. 29,67 Knoten nach Berezhnoi S.S. (Sowjetische Marine 1945-1995 Kreuzer, große U-Jagdschiffe, Zerstörer), 31,5 nach mks-ks.de und 27 nach Eric Wertheim (Combat Fleets of the World), S. 69

Einzelnachweise

  1. a b c d e atrinaflot, gesichtet am 22. Mai 2011 (Memento vom 24. Juli 2009 im Internet Archive)
  2. a b Eric Wertheim: Combat Fleets of the World. S. 707.
  3. Eric Wertheim: Combat Fleets of the World. S. 142.
  4. CBSNEWS.com NATO jets bombard 3 Libyan ports.
  5. http://www.janes.com/products/janes/defence-security-report.aspx?ID=1065930214
  6. Video auf nytimes.com, gesichtet 20. Mai 2011

Literatur

  • С.С. Бережной: Советский ВМФ 1945–1995 Крейсера – большие противолодочные корабли, эсминцы. (etwa: S.S. Bereschnoi: Sowjetische Marine 1945–1995. Kreuzer, große U-Jagdschiffe, Zerstörer.) Moskau 1995.
  • Eric Wertheim: The Naval Institute Guide to Combat Fleets of the world, 2005–2006. Their Ships, Aircraft, and Systems. US Naval Institute Press, Annapolis MD 2005, ISBN 1-591-14934-7 (englisch).
  • Norman Friedman: The Naval Institute guide to world naval weapon systems. US Naval Institute Press, 2006, ISBN 1-55750-262-5 (englisch).

Weblinks

Commons: Koni-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien