Liste der Stolpersteine in Wernigerode

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Die Liste der Stolpersteine in Wernigerode enthält alle Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projekts von Gunter Demnig in Wernigerode verlegt wurden. Mit ihnen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Wernigerode lebten und wirkten. Am 14. April 2009 wurden 22 Steine an sieben Adressen verlegt.

Liste der Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Adresse Datum der Verlegung[1] Person Inschrift Bild Bild des Hauses
Breite Straße 7
14. Apr. 2009 Fritz Reichenbach (1884–1938)

Fritz Reichenbach wurde am 14. März 1884 in Wernigerode als Sohn von Jeanette Reichenbach geboren. Mit seiner Familie führte er in der Breiten Straße 7 ein Bekleidungsgeschäft, das er von seiner Mutter übernommen hatte.[2][3] Er wurde im Zuge der Novemberpogrome am 10. November 1938 verhaftet und im KZ Buchenwald interniert, wo er am 22. November ermordet wurde.[4]

Hier wohnte
FRITZ REICHENBACH
Jg. 1884
verhaftet 10.11.1938
Buchenwald
erschlagen 22.11.1938
Fritz Reichenbach Wohnhaus Breite Straße 7

Verlegestelle Breite Straße 7

Jeanette Reichenbach geb. Rosenbaum (1859–1942)

Jeanette Reichenbach wurde am 26. Oktober 1859 in Ebergötzen geboren. Sie führte ein Bekleidungshaus in der Breiten Straße 7. Über Berlin wurde sie am 11. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort fand sie am 25. Oktober 1942 den Tod.[5]

Hier wohnte
JEANETTE
REICHENBACH
geb. Rosenbaum
Jg. 1859
deportiert 1942
Theresienstadt
tot 25.10.1942
Jeanette Reichenbach
Martha Reichenbach geb. Pohly (1889–1944)

Martha Reichenbach wurde am 15. November 1889 in Göttingen geboren. Sie war mit Fritz Reichenbach verheiratet. Sie wurde nach 1938 nach Berlin verbracht und musste dort Zwangsarbeit verrichten. Nach unterschiedlichen Angaben wurde sie entweder am 3. März 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert[6] oder kam 1944 in Berlin bei einem Luftangriff ums Leben.[7]

Hier wohnte
MARTHA
REICHENBACH
geb. Pohly
Jg. 1889
Zwangsarbeiterin
in Berlin
tot 1944
bei Bombenangriff
Martha Reichenbach
Werner Reichenbach (1914–1992)

Werner Reichenbach war der Sohn der Familie. Er konnte 1939 mit seiner Frau Margarete (* 1910) nach Brasilien flüchten. Dort starb er 1992, ohne je nach Wernigerode zurückgekehrt zu sein.[3]

Hier wohnte
WERNER
REICHENBACH
Jg. 1914
Flucht 1939
überlebt in
Brasilien
Werner Reichenbach
Breite Straße 11
14. Apr. 2009 Regina Rosenthal geb. Spiro (1896–1980)

Regina Rosenthal wurde 1896 geboren und war mit Siegmund Rosenthal verheiratet. Sie führten zusammen ein Konfektionsgeschäft. 1938 gelang ihr mit ihrem Sohn Siegfried die Flucht nach Portugal. Sie starb 1980 in Lissabon.[2]

Hier wohnte
REGINA ROSENTHAL
geb. Spiro
Jg. 1896
Flucht 1938
Portugal
überlebt
Regina Rosenthal geb. Spiro Wohnhaus Breite Straße 11

Verlegestelle Breite Straße 11

Siegfried Rosenthal (1920–2014)

Siegfried Rosenthal wurde 1920 in Wernigerode als Sohn von Siegmund und Regina Rosenthal geboren. Er besuchte das Gymnasium und war 1932 Jahrgangsbester. Mit seiner Mutter gelang ihm 1938 die Flucht nach Portugal. 1995 besuchte er Wernigerode und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Am 3. August 2014 starb er in Lissabon.[2]

Hier wohnte
SIEGFRIED
ROSENTHAL
Jg. 1920
Flucht 1938
Portugal
überlebt
Siegfried Rosenthal
Siegmund Rosenthal (1886–1942)

Siegmund Rosenthal wurde am 31. März 1886 geboren und führte in Wernigerode ein Konfektionsgeschäft. Mit seiner Frau Regina und dem gemeinsamen Sohn Siegfried lebten sie dort. Er floh vor Kriegsausbruch nach Frankreich, durfte aber nicht nach Portugal zu seiner Familie weiter reisen. Nach dem deutschen Einmarsch wurde er verhaftet und in Gurs interniert. Über Drancy wurde er am 16. September 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort am 21. September ermordet.[8]

Hier wohnte
SIEGMUND
ROSENTHAL
Jg. 1886
Flucht Frankreich
verhaftet 1942
interniert Gurs
deportiert
Auschwitz
ermordet 21.9.1942
Siegmund Rosenthal
Delfine Spiro geb. Strauss (1869–1964)

Delfine Spiro war die Mutter von Regina Spiro. Sie lebte in der Büchtingenstraße 11 in Wernigerode. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert und Anfang 1945 durch das Rote Kreuz in die Schweiz geholt. 1948 fand sie ihre Tochter Regina wieder und zog nach Lissabon, wo sie 1964 starb.[2]

Hier wohnte
DELFINE SPIRO
geb. Strauss
Jg. 1869
deportiert 1942
Theresienstadt
überlebt
Delfine Spiro geb. Strauss
Burgstraße 9
14. Apr. 2009 Benjamin Willy Löwenstein (1876–1942)

Benjamin Löwenstein wurde am 7. Mai 1876 in Laufenselden geboren. Er führte in Wernigerode ein Geschäft für „Deutsche Herrenmoden“. Im November 1939 war er für drei Tage im Polizeigefängnis inhaftiert. 1941 musste er mit seiner Frau in das jüdische Altersheim nach Halberstadt umziehen.[2] Er wurde am 14. April 1942 über Magdeburg und Berlin ins Ghetto Warschau deportiert. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt.[9]

Hier wohnte
BENJAMIN WILLY
LÖWENSTEIN
Jg. 1876
deportiert 1942
Ghetto Warschau
ermordet Juni 1942
Benjamin Willy Löwenstein Wohnhaus Burgstraße 9

Verlegestelle Burgstraße 9

Julius Löwenstein (1907–1990)

Julius Löwenstein wurde am 15. März 1907 als Sohn von Käthe und Willy Löwenstein in Wernigerode geboren. 1939 wurde er wie sein Vater verhaftet, nach Bergen-Belsen verbracht, später entlassen und aus Deutschland ausgewiesen.[2] 1940 flüchtete er über Rom nach Shanghai. 1947 emigrierte er von dort nach Oakland, Vereinigte Staaten. Dort gehörte er der „Wernigeröder Kolonie“ in der Nähe von San Francisco an. 1954 heiratete er Helga Helene Gottheiner, eine Geflüchtete, die 1914 in Berlin geboren wurde. Die Ehe blieb kinderlos. Julius Löwenstein starb 1990 in Oakland. Helga starb 2007 ebenda.[10][11]

Hier wohnte
JULIUS LÖWENSTEIN
deportiert
Bergen - Belsen
überlebt
Julius Löwenstein
Käthe Löwenstein geb. Nussbaum (1880–?)

Käthe Löwenstein wurde am 15. Oktober 1880 in Bettenhausen geboren. Mit ihrem Mann Benjamin führte sie ein Bekleidungsgeschäft in Wernigerode. 1941 musste sie mit ihrem Mann in das jüdische Altersheim nach Halberstadt umziehen.[2] Sie wurde am 14. April 1942 über Magdeburg und Berlin ins Ghetto Warschau deportiert. Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt.[12]

Hier wohnte
KÄTHE LÖWENSTEIN
geb. Nussbaum
Jg. 1880
deportiert 1942
Ghetto Warschau
ermordet
Käthe Löwenstein geb. Nussbaum
Ruth Löwenstein (1912–1971)

Ruth Löwenstein wurde am 5. April 1912 als Tochter von Benjamin und Käthe Löwenstein in Wernigerode geboren. Am 9. Januar 1938 heiratete sie Kurt Rudolf Lorenz (geboren 1914 in Kattowitz). Kurz nach der Hochzeit konnten beide nach Shanghai fliehen. Ruth gebar 1945 in Shanghai einen Sohn. Die Familie emigrierte im März 1948 in die Vereinigten Staaten (Oakland, Kalifornien). Ruth verstarb am 18. Juni 1971 in Oakland. Kurt verstarb am 18. Januar 1997 in Salem, Oregon.[2]

Hier wohnte
RUTH LÖWENSTEIN
Flucht nach
Shanghai
überlebt
Ruth Löwenstein
Feldstraße 7
14. Apr. 2009 Benno Russo (1871–1943)

Der Fabrikant Benno Russo wurde am 1. Januar 1871 in Wien geboren. Von seinem Bruder Moritz übernahm er 1911 eine Käsefabrik in Wernigerode und heiratete 1919 Clara Jaffe. Beide wurden 1942 ins Ghetto Halberstadt gebracht.[2] Von Magdeburg aus wurden sie am 25. November 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 18. April 1943 starb.[13]

Hier wohnte
BENNO RUSSO
Jg. 1871
deportiert 1942
Ghetto Halberstadt
1942 Theresienstadt
ermordet 18.4.1943
Benno Russo Feldstraße 7
Clara Russo geb. Jaffe (1876–1943)

Die Opernsängerin Clara Jaffe wurde am 14. Juni 1876 in Eberswalde geboren. 1919 heiratete sie Benno Russo. Beide wurden 1942 ins Ghetto Halberstadt gebracht.[2] Von Magdeburg aus wurden sie am 25. November 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 18. Dezember 1943 wurde sie von dort aus ins Vernichtungslager Auschwitz verbracht und ermordet.[14]

Hier wohnte
CLARA RUSSO
geb. Jaffe
Jg. 1876
deportiert 1942
Ghetto Halberstadt
1942 Theresienstadt
ermordet in
Auschwitz
Clara Russo
Georgiistraße 31
14. Apr. 2009 Willi Steigerwald (1878–1941)

Willy Steigerwald war als Sozialdemokrat im Stadtrat von Wernigerode tätig und Journalist der Volksstimme. Vom 11. bis 21. November 1938 war er im KZ Buchenwald verhaftet und nahm sich am 20. Juni 1941 das Leben.[15]

Hier wohnte
WILLI STEIGEWALD
Jg. 1878
verhaftet 1933
1938 Buchenwald
Flucht in den Tod
20.6.1941
Wernigerode
Willi Steigerwald
Große Bergstraße 1
14. Apr. 2009 Dora Salomon (1893–1954)

Dora Salomon wurde 1893 in Samotschin geboren. Bis 1939 lebte sie in Wernigerode, als sie nach Argentinien emigrierte. Dort verstarb sie 1954 in Parana.[16]

Hier wohnte
DORA SALOMON
Flucht 1939 nach
Argentinien
 ? ? ?
Dora Salomon Wohnhaus Große Bergstraße 1

Verlegestelle Große Bergstraße 1

Eva Salomon (?–?)

Eva Rosemarie Salomon war die Tochter von Dora und Hermann Salomon. Die Familie flüchtete am 6. April 1939 zusammen nach Argentinien. Das weitere Schicksal ist unbekannt.[2]

Hier wohnte
EVA SALOMON
Flucht 1939 nach
Argentinien
 ? ? ?
Eva Salomon
Heinz Salomon (?–?)

Heinz Gustav Salomon war der Sohn von Dora und Hermann Salomon. Die Familie flüchtete am 6. April 1939 zusammen nach Argentinien. Das weitere Schicksal ist unbekannt.[2]

Hier wohnte
HEINZ SALOMON
Flucht 1939 nach
Argentinien
 ? ? ?
Heinz Salomon
Hermann Salomon (?–?)

Hermann Salomon (geb. Itzig) war mit Dora Salomon verheiratet und nahm ihren Namen an. Zusammen führten sie einen Futtermittelhandel. Die Familie flüchtete am 6. April 1939 mit ihren Kindern nach Argentinien. Das weitere Schicksal ist unbekannt.[2]

Hier wohnte
HERMANN SALOMON
Flucht 1939 nach
Argentinien
 ? ? ?
Hermann Salomon
Kurt Salomon (?–?)

Kurt Gideon Salomon war der Sohn von Dora und Hermann Salomon. Die Familie flüchtete am 6. April 1939 zusammen nach Argentinien. Das weitere Schicksal ist unbekannt.[2]

Hier wohnte
KURT SALOMON
Flucht 1939 nach
Argentinien
 ? ? ?
Kurt Salomon
Leo Salomon (1891–1942)

Leo Salomon wurde in Samotschin geboren. Er war der Bruder von Dora Salomon. Am 1. November 1941 wurde er von Berlin aus ins Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo er am 14. März 1942 ermordet wurde.[17]

Hier wohnte
LEO SALOMON
Jg. 1891
deportiert 1941
Łodz
ermordet 14.3.1942
Leo Salomon
Lindenbergstraße 19
14. Apr. 2009 Paul Regensburger (1877–1942)

Paul Regensburger wurde 1877 in Fürth geboren und war Lehrer und seit 1912 Schuldirektor am Fürstin-Anna-Lyzeum in der Kanzleistraße. 1933 wurde er erstmals von der Gestapo von der Schule weg verhaftet und durfte danach seinen Beruf nicht mehr ausüben. Nach weiteren Verhaftungen und Verhören, die mit Folter einher gingen, starb er am 19. April 1942 an den Folgen.[18]

Hier wohnte
PAUL REGENSBURGER
Jg. 1877
mehrmals verhaftet
von Gestapo
misshandelt
tot an Folgen
19.6.1942
Stolperstein fürPaul Regensburger Wohnhaus Lindenbergstraße 19

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stolpersteine in Wernigerode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ingmar Mehlhose: 22 Täfelchen aus Messing als Erinnerung an jüdisches Leid. volksstimme.de, 15. April 2009; abgerufen am 5. Juni 2014.
  2. a b c d e f g h i j k l m n Peter Lehmann, Renate Goetz, Ralf Mattern: Auf den Spuren jüdischen Lebens in Wernigerode. Hrsg.: Wernigerode Tourismus GmbH. 2015 (Faltblatt, erhältlich in der Touristinformation).
  3. a b Andreas Schneider: Wernigeröder Weltgeschichte: Heimatforscher beleuchtet jüdische Schicksale. In: idw-online.de. 31. Januar 2016, abgerufen am 29. Juni 2017.
  4. Reichenbach, Fritz. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  5. Reichenbach, Jeanette. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  6. Reichenbach, Martha. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  7. Ragna Iser: Weiße Rosen, Lichter, berührende Musik. In: volksstimme.de. 11. November 2011, abgerufen am 27. Dezember 2017.
  8. Rosenthal, Siegmund. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  9. Löwenstein, Benjamin Willy Willi. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  10. Julius Löwenstein In: werelate.org, abgerufen am 29. Juni 2017.
  11. German Orphanage Postcards. In: greatwarforum.org. August 2009, abgerufen am 20. August 2019 (mit Fotos der Familie Löwenstein).
  12. Löwenstein, Käthe. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  13. Russo, Bruno Benno Benjamin. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  14. Russo, Clara Klara. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  15. Ralf Mattern: Die schwarze Grafschaft ist rot! Die Chronik der Wernigeröder Sozialdemokratie 1848–2013. BoD – Books on Demand, 2016, ISBN 978-3-7392-8646-4, S. 395 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. CRT Denial Dora Salomon. (PDF; 26 kB) In: crt-ii.org. 29. Dezember 2005, abgerufen am 29. Juni 2017.
  17. Salomon, Leo. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945; abgerufen am 10. September 2016.
  18. Josephine Schlüer: Am Nazi-Regime zerbrochen. In: volksstimme.de. 11. November 2009, abgerufen am 29. Juni 2017.