Læsø

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Læsø
Vor Frue Land
marschartige Landschaft auf Læsø
marschartige Landschaft auf Læsø
Gewässer Kattegat
Geographische Lage 57° 14′ N, 11° 2′ OKoordinaten: 57° 14′ N, 11° 2′ O
Lage von Læsø
Vor Frue Land
Länge 21,4 km
Breite 12 km
Fläche 101,22 km²
Höchste Erhebung Højsande
24 m
Einwohner 1789 (1. Januar 2023)
18 Einw./km²
Hauptort Byrum
Gemeinden der Harde Læsø 1921
Gemeinden der Harde Læsø 1921
Karte von 1900
Das Hedvigs Hus mit der inseltypischen Dacheindeckung aus Seetang

Læsø (auch Laesoe oder Vor Frue Land) ist eine dänische Insel im nördlichen Kattegat. Als Gesamtgemeinde hat sie 1789 Einwohner (1. Januar 2023.[1]) Die etwa 101 km² große Insel[2] (1916 waren es noch 116,4 km²[3]) ist die am dünnsten besiedelte Gemeinde Dänemarks. Ursprünglich bildete Læsø eine eigene Harde im Hjørring Amt, bestehend aus den Kirchspielen Byrum Sogn (43,89 km², Hauptort Byrum, 450 Einwohner), Hals Sogn (24,55 km², Hauptort Østerby Havn, 269 Einwohner) und Vesterø Sogn (48,06 km², Hauptort Vesterø Havn, 350 Einwohner).(Einwohnerzahlen: 1. Januar 2023)[4][1] Ab 1970 bildete die Insel eine eigene Kommune im Nordjyllands Amt, die im Zuge der Kommunalreform zum 1. Januar 2007 unangetastet blieb und nun als kleinste Kommune Dänemarks zur Region Nordjylland gehört.

Etymologie

Der Name Læsø rührt von dem sagenhaften Riesen Ägir her, der auch Lær oder Hlér genannt wird. Er ist der Gott des Meeres in der nordischen Mythologie. Das dänische Wort ø bedeutet auf Deutsch „Insel“, also ist Læsø die „Insel des Ägir“.

Geografie, Geomorphologie und Geologie

Nach dem Abschmelzen der weichseleiszeitlichen Gletscher vor etwa 12.000 bis 10.000 Jahren war Nordeuropa vom Eisdruck befreit und die Region erfährt seither eine postglaziale Landhebung. Zunächst erfolgte der postglaziale Meeresspiegelanstieg jedoch schneller als die Landhebung und Læsø war weitgehend vom Meer überflutet.

Mit der Verlangsamung des postglazialen Meeresspiegelanstiegs und der anhaltenden Landhebung durchstieß Læsø schließlich in der Jungsteinzeit, vor ca. 4.000 Jahren, endgültig den Meeresspiegel. Tonscherben und Pfeilspitzen belegen die Anwesenheit von Menschen, die wahrscheinlich von Südschweden oder von Jütland aus übergesetzt waren.

Heute hebt sich die Insel mit 6 mm pro Jahr und damit etwa dreimal so schnell wie die Alpen. Zudem wächst sie durch Anlandung von Sediment, und alte (fossile) Strandwälle aus Steinen und Blockwerk sind an vielen Stellen der Insel sichtbar. Auch das 1872 bei Byrum, dem etwa in der Mitte befindlichen Hauptort der Insel, gefundene Skelett eines gestrandeten Pottwals, das mittels der Radiokarbonmethode datiert wurde, belegt, dass die Südküste der Insel vor rund 3.000 Jahren noch weit im heutigen Landesinneren verlief.[5]

Der Læsø-Stein in Nordmarken markiert die vermutlich älteste Erhebung („Her fœdtes Læsø af havet“ – „Hier stieg Læsø aus dem Meer“). Zu den jüngsten Erhebungen Læsøs zählen im Westen der Insel der Stokken, eine nur mit Strandhafer und einigen Büschen bewachsene, ca. 150 m vorgelagerte Insel (um 1920 aufgetaucht und zu Fuß durch einen flachen Priel zu erreichen), und der Lille Knot. Entlang der Nordseite findet sich eine Dünenkette. Der höchste Dünenhügel, Højsande, erreicht eine Höhe von 24 Metern. Sieben Kilometer nördlich von Vesterø Havn liegen die kleinen Felseninseln Nordre Rønner, die mit Læsø durch die seichte Sandbank Rønnerev verbunden sind. Auf der Hauptinsel Spirholm steht der Leuchtturm Nordre Rønner Fyr.

Das Klima ist anders als auf dem Festland. Zusammen mit Anholt gehört Læsø zum „dänischen Wüstengürtel“, da die Sommer vergleichsweise trocken sind. Während der Sommermonate ist die Niederschlagsmenge so gering, dass Bäche und Teiche teilweise bis auf den Grund austrocknen.

Im Mittelalter war die Insel durch ihre Salzgewinnung berühmt. Das Salz wurde hier aus relativ stark salzhaltigem, flachem Grundwasser in Siedesalinen gewonnen. Die Salzwiesen der sogenannten Rønner an der Südseite der Insel werden regelmäßig bei Winterstürmen überflutet, sodass der sandige Untergrund dort mit Meerwasser gesättigt wird. Nach unten wird die nur ein bis zwei Meter mächtige Sandschicht durch Ton abgedichtet. Im Sommer wird das salzige flache Grundwasser von Wind und Sonne sowie durch Wasserextraktion salzliebender Pflanzen auf bis zu 17 % Salzgehalt konzentriert. Diese Sole wandert aufgrund ihrer höheren Dichte zu den tiefsten Stellen der unebenen Kontaktfläche zwischen Ton und Sand.[6] Von dort wurde sie zutage gefördert und in hunderten Salzsiederhütten eingedampft. Das so gewonnene Salz wurde nach Viborg geliefert. Infolge des hohen Brennholzbedarfs der Salinen war die Insel im späten Mittelalter völlig entwaldet, sodass Sandstürme ganze Dörfer verschütteten (siehe auch → Bodenerosion). 1652 wurde deshalb das Salzsieden verboten.

Mit der Wiederaufforstung der Insel wurde erst in den 1920er Jahren begonnen, sodass heute kaum ein Dutzend Bäume auf Læsø älter als 100 Jahre sind. In der Bevölkerung war die Wiederaufforstung nicht unumstritten, da viele Læsøer von der Strandpiraterie lebten und auf freie Sicht angewiesen waren, um gestrandete Schiffe frühzeitig zu bemerken. Der neue Baumbestand störte die Sicht.

Seit Ende der 1980er Jahre werden als Projekt experimenteller Archäologie sowie für den Tourismus Salzsiedehütten wieder aufgebaut und betrieben. Inzwischen ist das Læsø-Salz überall in Dänemark erhältlich. Aus der Lake, die beim Salzsieden übrigbleibt, werden seit 2002 dermatologische Produkte gegen Schuppenflechte, Neurodermitis und andere Hauterkrankungen hergestellt.

Kirchen und architektonische Besonderheiten

Auf Læsø gibt es fünf Kirchen, vier von ihnen haben Türme. Die Kirche in Byrum besitzt ein Glockenspiel im Turm, und in der Vesterø Søndre Kirke hängt die älteste Glocke Læsøs. Sie wurde im Jahre 1640 vom französischen Glockengießer Franciscus Voillardi gegossen. Die zweitälteste Glocke besitzt die Østerby Kirke. Sie wurde im Jahre 1658 von Hans Meyer gegossen. Die größere Glocke stammt aus dem Jahr 1955 von der englischen Glockengießerei John Taylor & Co. Die alte Glocke stammt ursprünglich aus der sogenannten Hals Kirke. Von der Hals-Kirche sind heute nur noch ein paar Steine zu sehen, denn Wanderdünen haben diese kleine Kirche verschüttet. Alle Kirchenglocken auf Læsø läuten gemeinsam morgens um 6 Uhr. Die Weiße Kirche in Vesterø wurde 2005 profanisiert. Das Kirchenschiff wurde abgerissen, der Turm blieb als Landmarke stehen. Anstelle des Kirchenschiffs wurde ein luxuriöses Solebad gebaut.

Eine Eigenheit der Insel sind die mit Tang gedeckten Dächer der Häuser, die um 1960 auf der Insel noch sehr häufig waren. Jetzt sind es nur noch der Museumshof På Lynget und Hedvigs Hus.

Sonstige bemerkenswerte Bauwerke

Die HGÜ-Trasse Kontiskan durchquert die Insel Læsø als Freileitung. Auf Læsø existiert ein 160 Meter hoher Richtfunkmast.

Wirtschaft

Wichtige Erwerbszweige auf Læsø sind Tourismus, Wollindustrie und Fischerei. Vor allem der Kaisergranat (Nephrops norvegicus, lokal: „Jomfruhummer“) gehört zu den Hauptexportartikeln der Insel; neben dem Tourismus ist die „Læsø Fiskeindustri“ der größte Arbeitgeber der Insel.

Verkehr

Die Insel ist über eine Fährverbindung von Frederikshavn zu erreichen. Des Weiteren besitzt die Insel einen Flugplatz mit regelmäßigen Verbindungen nach Sindal, Aalborg und Kopenhagen.

Literatur

  • Steen Andersen & Steen Sjørring (Red.): Det nordlige Jylland (erschienen als dritter von fünf Bänden in der Reihe Geologisk set) – 208 S., zahlr. Abb. und Karten, Geografforlaget, Brenderup (DK) 1997 (2. Auflage).

Quellen

  1. a b www.statistikbanken.dk → Befolkning og valg → Folketal → Tabelle BEF44 (Folketal pr. 1. januar fordelt på byer).
  2. Danmarks Statistik: Statistical Yearbook 2009 – Geography and climate, Table 3 Area and population. Regions and inhabited islands (englisch; PDF; 39 kB).
  3. Danmarks Statistik: Statistisk Aarbog 1920 – Tabel 3: Arealets Fordeling paa de forskellige større og mindre Landsdele samt Folkemængde og Befolkningstæthed den 1. Februar 1916, Fn. 9 (dänisch/französisch; PDF; 1,1 MB).
  4. Peter G. Vornlocher (1993),Die dänische Insel Læsø. Eine regionalgeographische Studie (PDF; 7,8 MB).
  5. Jens Morten Hansen: Sedimentary history of the island Læsø, Denmark. Bulletin of the Geological Society of Denmark. Bd. 26, 1977, S. 217–236.
  6. Niels Oluf Jørgensen: Origin of shallow saline groundwater on the Island of Læsø, Denmark. Chemical Geology. Bd. 184, Nr. 3, 2002, S. 359–370.

Weblinks

Commons: Læsø – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien