Mark (Gewicht)

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Die Mark (mhd. marc, march, marke) ist ursprünglich eine mittelalterliche Gewichts- bzw. Masseneinheit, die ab dem 11. Jahrhundert das Pfund als Edelmetall- und Münzgewicht verdrängte. Die Mark ist traditionell ein halbes Pfund und wurde üblicherweise in 8 Unzen oder 16 Lot eingeteilt. Die im deutschen Sprachraum bedeutsame Kölner Mark entspricht etwa 234 g.

Wortherkunft

Das etymologische Wörterbuch von Kluge führt das Wort auf germanisch marka- „Gewichts- und Werteinheit“, ursprünglich „Teilung, Geteiltes“ zurück; dasjenige von Pfeifer nennt althochdeutsch marc „Abgrenzung, Zeichen“ als Ausgangswort und vermutet, dass somit marc zuerst die Prägung meinte und erst sekundär den Barren bzw. zuletzt die hieraus gefertigten Münzen bezeichnete.[1]

Nach einem Handelslexikon von 1848 soll der Begriff Gewichtsmark daher kommen, dass „das Metallstück, dessen man sich zum Wägen bediente, mit einem Zeichen oder einer Marke versehen war“. Meyers Konversationslexikon von 1905 führt ähnlich die Wortherkunft auf die Entstehung der Mark aus dem römischen Pfund zu 11 Unzen zurück. Karl der Große hatte als fränkischer König gegen Ende des 8. Jahrhunderts eine Münz- und Maßreform durchgeführt. Insbesondere hatte er als grundlegendes Münz- und Handelsgewicht das Karlspfund eingeführt, das jedoch nur noch 8 Unzen schwer war. Um eine weitere Verringerung des Gewichts eines Pfundes zu verhindern, sei nun den neuen Gewichtsstücken ein Zeichen, eine Marke, eingeprägt worden. Für ein später als marca bekanntes Gewicht finden sich Massen zwischen 196 g und 280 g.[2]

Kölner Mark (Kölnische Mark)

Bis ins Mittelalter bestanden noch viele, regional verschiedene Varianten der Mark als Maß des Gewichts bzw. der Masse. Die Kölner Mark gab es bereits seit dem 11. Jahrhundert und war die Hälfte des Kölnischen Pfundes. Sie erlangte für das Münzwesen große Bedeutung.

Zunächst hatte die Kölner Mark eine geringere Bedeutung als das karolingische Silberpfund, d. h. als das Karlspfund, das die Grundlage des karolingischen Münzsystems war. Das Verhältnis der Kölner Mark zum Karlspfund liegt bei 576:1000. Die Kurfürsten von Trier, Köln, Mainz und der Pfalz gründeten 1386 den ersten rheinischen Münzverein, nach dessen Festlegungen der rheinische Goldgulden geprägt wurde. Nach dem vom rheinischen Münzverein festgelegten Münzfuß wurden aus einer Kölner Mark Gold 66 Gulden geprägt. Vorbild war der seit 1252 geprägte Florin. Durch den Erfolg dieser Prägung und die wirtschaftliche Bedeutung des rheinischen Münzvereins errang die Kölnische Mark als Münzgewicht überregionale Bedeutung.

Anfang des 16. Jahrhunderts wurden neue Silbervorkommen in Mitteleuropa erschlossen. Es konnten nun verstärkt Silbermünzen geprägt werden, ausgehend von der Münze in Joachimsthal (heute Jáchymov) insbesondere Taler. Ein Silbertaler sollte dem Edelmetallwert nach dem in ganz Europa verbreiteten Golddukat gleich sein. Dies wurde erreicht, indem erst berechnet wurde, wie viel Silber dem Wert eines Golddukaten entspricht. Dann wurde die Kölner Mark dem Gewicht nach in entsprechend viele Taler aufgeteilt. Die von Kaiser Karl V. in Esslingen erlassene Erste Reichsmünzordnung führte 1524 die Feine (Kölnische) Mark offiziell im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation als verbindliches Münzgewicht ein.[3]

Sämtliche Taler, Gulden, Dukaten und Kleinmünzen wurde dann fortan im gesetzlichen Sprachgebrauch – aus Gründen der damaligen Rechengewohnheiten, die das Dezimalsystem noch nicht kannte – mit der Mark als Zählmaß verglichen. Beispielsweise nach dem Muster:

Acht Taler sind eine rauhe, das heißt eine mit Kupfer beilegierte Mark oder
neun Taler sind eine feine, also eine reine (16-lötige) Edelmetall-Mark.

Der Münchner Münzvertrag, mit dem der Süddeutsche Münzverein gegründet wurde, nahm als „Markgewicht“ der zu prägenden Münzen 233,855 g an.[4] Dies entspricht dem Wert der preußischen Kölnischen Mark.

War bereits im Münchner Münzvertrag die Kölnische Mark in einer der neuen Masseneinheiten des internationalen Dezimalsystems, dem Gramm, beschrieben worden, nutzte der Wiener Münzvertrag 1857 vollständig metrische Größen. Bezugsgröße für den Münzfuß ist nun das Zollpfund von 500 Gramm, aus dem 30 Taler zu prägen waren.

Regionale Ausprägungen der Mark

Die 1524 festgelegte Mark hatte zeitlich und regional geringe bis größere Gewichtsunterschiede, sodass beispielsweise die Kölner, die Nürnberger Mark oder gar die Pariser Mark nicht gleichgewichtig waren. Diese Unterschiede wurden erst im 19. Jahrhundert in Deutschland vertraglich behoben.

Seit der ersten Reichsmünzordnung erlitt die Geldqualität eine stetige Verschlechterung. Während gemäß dem 1667 zwischen Brandenburg und Kursachsen vereinbarten Zinnaischen Münzfuß noch 10½ Taler aus der Mark geschlagen wurden, waren es seit 1687 nach dem Leipziger Fuß bereits 12 und nach dem seit 1750 in Preußen und später den meisten norddeutschen Staaten gültigen Graumannschen Münzfuß sogar 14 Taler. Österreich-Ungarn stellte einen ebenfalls auf der Kölner Mark basierenden Münzfuß auf, Grundlage des Konventionstalers, den viele süddeutsche Staaten übernahmen. Im Dresdner Münzvertrag von 1838 wurden dann in allen Ländern des Zollvereins Münzen auf Grundlage der „preußischen Kölner Mark“, der sogenannten Vereinsmark verbindlich.

Abweichungen einiger regionaler Werte der Mark vom heutigen, arbiträren, sieben-glatten Wert der Kölner Mark zu genau 234,1011456 Gramm.

Gewicht in
Karlspfund
Name Ref. Wert in g Wert einer CM Abweichung
0,6048 Holländische Mark  [5][6][7]   246,0839   234,3656 g + 0,1130 %
0,5760 Cölnische Mark in Bayern  [5][6][7]   233,950   233,950 g 0,0646 %
0,5760 Cölnische Mark in Wien  [8]   233,890; 233,94108[9]   233,890 g 0,0902 %; -0,0684 %
0,6912 Wiener Mark  [10]   280,668   233,870 g[5][6][7] 0,0987 %
0,5760 Cölnische Mark in Preußen  [5][6][7]   233,8555   233,8555 g 0,1049 %
0,5760 Cölnische Mark in Hamburg  [8]   233,85489   233,85489 g 0,1052 %
0,5760 Cölnische Mark in Köln  [7]   233,8123   233,8123 g 0,1234 %

Unterteilungen der Mark

Für Gold

  Einheit     Goldmark Goldkarat Goldgran Korngran 7-glatter Wert
  Goldmark 1 24 288 4608   234,101 1456 g  
  Goldkarat 1 / 24 1 12 192   9,754 2144 g  
  Goldgran 1 / 288 1 / 12 1 16   0,812 8512 g  
  Korngran 1 / 4608 1 / 192 1 / 16 1   0,050 8032 g  

Die Goldmark wiegt 24 Goldkarat gleich 288 Goldgrän. Sie wiegt also auch 4608 Korngrän.
Ein Goldgran entspricht genau dem 500. Teil eines karolingischen Pfundes.
Das Goldkarat und das ordinäre Karat – gleich vier Korngrän – unterhalten die Ratio 1:48.

Für Silber und seine Kupferbeilegierungen

Für Silber und seine Kupferbeilegierungen, also auch für das gebräuchliche Geld, galten folgende Werte. Unzen wurden nicht geprägt. Das geprägte Loth hieß Batzen, so wie das geprägte Quentchen, auch Drachme genannt, der Kreuzer war. Richtpfennige wurden nie ausgeprägt.

  Einheit    Mark Unze Loth Quentchen Pfennig Heller Korngran Richtpfennig 7-glatter Wert  
  Silbermark 1 8 16 64 256 512 4608 65 536   234,101 1456 g  
  Unze 1 / 8 1 2 8 32 64 576 8192   29,262 6432 g  
  Loth 1 / 16 1 / 2 1 4 16 32 288 4096   14,631 3216 g  
  Quentchen 1 / 64 1 / 8 1 / 4 1 4 8 72 1024   3,657 8304 g  
  Silberpfennig  1 / 256 1 / 32 1 / 16 1 / 4 1 2 18 256   0,914 4576 g  
  Heller 1 / 512 1 / 64 1 / 32 1 / 8 1 / 2 1 9 128   0,457 2288 g  
  Korngran    1 / 4608 1 / 576 1 / 288 1 / 72 1 / 18 1 / 9 1 128 / 9   50,8032 mg  
  Richtpfennig    1 / 65 536 1 / 8192 1 / 4096 1 / 1024 1 / 256 1 / 128 9 / 128 1   3,5721 mg  

Eine Silbermark ist gleich 8 Unzen = 16 Loth = 64 Quentchen = 256 Pfennig = 512 Heller = 4608 Korngrän und gleich 65 536 Richtpfennig.

Verschiedene Markgewichte

  Name des Gewichts    empirisches
Gewicht
Verhältnis zur
    Kölner Mark    
  Direkte Herleitung des Gewichts
  Wiener Mark   280,668 g [10]   12:10    =   6912  Zehntausendstel Karlspfund
  Prager Mark   253,17 g [11]  625:576    =   6250  Zehntausendstel Karlspfund *
  Holländische Mark   246,0839 g [5]  21:20    =   6048  Zehntausendstel Karlspfund **  
  Pariser Mark   244,7529 g [12]  392: 375    =   1:2  französisches Pfund
  Würzburger Mark   238,62 g [13]  50: 49  
  Nürnberger Mark   237,52 g [13]  64: 63  
  Erfurter Mark   235,40 g   225: 224  
  Preußische Mark   233,8555 g  [5]  1:1      (Variante der Kölner Mark)
  Kölner Mark   233,8123 g  [5]  1:1    =   5760  Zehntausendstel Karlspfund    
  Towermark   233,2761 g [14]  3 125: 3 136    =   2: 3  Towerpfund
  Spanische Mark   230,348 g [13]  63: 64    =   5670  Zehntausendstel Karlspfund
  Portugiesische Mark   229,5 g [13]  49: 50  
  Krakauer Mark   197,98 g [13]  160: 189  

*  In der Praxis mit einem Gewichtskomma von 3125: 3136. Daher wiegt die theoretische Prager Mark genau 253,125 g. Der empirische Wert von 253,17 g liegt nur 0,018 % darüber.

**  Die Kölner Mark ist von einem recht leichten Karlspfund zu ca. 405,924 g abgeleitet, die holländische Mark hingegen von einem recht schweren Karlspfund zu etwa 406,885 g. Daher wurde die eigentliche Verhältnis der holländischen Mark gegenüber der Kölner Mark in der Neuzeit oft nicht mehr korrekt erkannt und dann nicht selten mit 20:19 angegeben. Ableitungen mit solch großen Primzahlen wie 13, 17 oder 19 kamen bei den – auf hochzusammengesetzte Zahlen hin orientierten – alten Maßen und Gewichten aber erwiesenermaßen gar nicht vor.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage bearbeitet von Elmar Seebold, Berlin 2011; Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. 1. Auflage Berlin 1989, seither mehrmals erneut aufgelegt.
  2. Mark. In: Meyers Konversationslexikon, 1905. Band 13, S. 317.
  3. August Flor: Münz-Zustände. Altona 1838, S. 3 ff., abgerufen 14. August 2013
  4. Bernd Sprenger (1981) Währungswesen und Geldpolitik in Deutschland von 1834 bis 1875. Forschungsinstitut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität zu Köln. Anlage 1: Auszug aus dem Münchner Münzvertrag vom 25. August 1837; S. 90–92
  5. a b c d e f g As. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 1. Band, S. 964.
  6. a b c d As. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 896.
  7. a b c d e As [4]. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 1: A–Astigmatismus. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 840 (zeno.org).
  8. a b Mark. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 11. Band, S. 607.
  9. Jurende’s mährischer Wanderer: Geschäfts- und Unterhaltungsbuch für alle Provinzen des österreichischen Kaiserstaates: allen Freunden der Kultur aus dem Lehr-, Wehr- und Nährstande, vorzüglich allen Natur- und Vaterlands-Freunden geweiht. 1824, Band 13, S. 67 in der Google-Buchsuche
  10. a b Gesetz vom 2. August 1892, womit die Kronenwährung festgestellt wird, Artikel XXII. (RGBl. 126/1892). (Nach Meyers Konversationslexikon aus demselben Jahr hatte die Wiener Mark nur 280,644 Gramm.)
  11. Prager Mark (Pražská hřivna) = 253,17 g. dejiny.nln.cz
  12. Französisches Industrieministerium:  2.4 Die definitiven Standards    Sinngemäß:  „Ein Kilogramm wiegt 18 827,15 Grän des Markgewichts.“  (Das alte Pfund hatte 9216 Grän.)
    Daher ein französisches Pfund zu (9216 ÷ 18,82715 =) etwa 489,5058466 Gramm, sowie eine Pariser Mark zu (489,5058 ÷ 2 =) ca. 244,7529 Gramm.
  13. a b c d e muenzen-lexikon.de
  14. Das Towerpfund hat 5400 Grain. Das englische Grain hat laut NIST (National Institute of Standards and Technology), U.S.A. die Masse von 0,06479891 Gramm.
    Somit wiegt die Towermark (3600 × 0,06479891 =) genau 233,276076 Gramm.