Nahverkehr in Minden

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Der Nahverkehr in Minden besteht aus einem Stadtbussystem mit zum Teil integrierten Regionallinien. Bustreffpunkt ist der zentrale Busbahnhof im südlichen Zentrum der Stadt Minden am linken Weserufer. Der Bahnhof Minden (Westfalen) befindet sich in einer leichten Abseitslage rechts der Weser. Minden ist Endpunkt der S-Bahn Hannover und des Regionalnetzes NRW mit halbstündlichem RE-Takt nach Bielefeld. Außerdem verkehren IC-Züge, RE-Züge in Richtung Braunschweig und Osnabrück sowie Regionalbahnen nach Nienburg/Weser (mit Anschluss Richtung Bremen/Hamburg).

Bahnhof Minden (Westf)

Geschichte

Bereits 1892 bestand eine Pferdeomnibuslinie vom Bahnhof zur Innenstadt. Ab 1893 verkehrten Dampfstraßenbahnen bis Porta in Barkhausen. Ende der 1920er Jahre bedienten vier Straßenbahnlinien das Stadtgebiet und die Mindener Kreisbahnen fuhren in die umliegenden Gemeinden. Ab 1953 erfolgte ein Versuch mit Oberleitungsbussen auf der Überlandstrecke nach Vlotho. Gedacht war daran, die Straßenbahn durch ein Obus-Netz zu ersetzen. Die Obusse fuhren auf der rechten Weserseite bis/ab Holzhausen (heute Stadtteil von Porta Westfalica). Anschluss an die Straßenbahn in Porta bestand durch eine Weserquerung an der Porta Westfalica – der erste tatsächliche Schritt für den Ersatz der Bahn auf der linken Weserseite. Betreiber war das Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg. Zwischen 1956 und 1959 wurden dann alle Straßenbahnlinien eingestellt, als Ersatz dienten allerdings Dieselbusse. Man hatte sich wegen mangelnder Flexibilität schnell wieder vom Obus verabschiedet; der O-Busbetrieb bestand noch bis 1965, die Kreisbahn fuhr bis 1974. Einziges Verkehrsmittel in Stadt- und Region neben der Eisenbahn war nun der Kraftomnibus.

Ab Ende der 1950er Jahre erfolgte auch eine Umgestaltung des Busnetzes; die engen Straßenzüge der Innenstadt, die Bäckerstraße und der Scharn, sowie der Marktplatz wurden zur Fußgängerzone und sollten umfahren werden. Ein erster zentraler Busbahnhof (damals gab es die Bezeichnung ZOB noch nicht) entstand 1956 am Domeck neben dem alten Rathaus. Der Nahverkehrsknotenpunkt war damit noch immer zentral in der Innenstadt gelegen und der Markt mit bisher mehreren Straßenbahn- und Bushaltestellen konnte Fußgängerzone werden. In den 1970er Jahren wurde auf dem Platz dieses alten ZOBs das neue Rathaus gebaut, die Haltestellen musste in den südlich angrenzenden Teil der Innenstadt verlegt werden. Es entstand der Mindener ZOB am heutigen Platz, etwas am Rande der Altstadt.

Ab ZOB gab es neben einzelnen Stadtlinien ein gut ausgebautes Überlandnetz mit Linien in alle umliegenden Städte (z.B. Espelkamp, Rinteln, Uchte, Vlotho, Bad Nenndorf). Die Regionallinien in das nähere Umland (Petershagen, Porta Westfalica, Hille, Bad Oeynhausen) verkehrten in einem dichten Takt. Der Bahnhof war durch einen 20- bzw. 30-Minutentakt angebunden. In den 1990er Jahren verkehrten im Stadtgebiet Durchmesserlinien, die wichtigsten waren:

  • 427: Am Grundbach – Königstraße – ZOB – Stiftstraße – Kuhlenkamp
  • 442: Rodenbeck – Königswall – ZOB – BahnhofMeißen / Dombrede
  • 454: Dützen / Häverstädt – Hohenstaufenring – ZOB – Marienglacis – Bärenkämpen
  • 456 / 461: Denkmalstraße / Bierpolschule – Marienstraße – ZOB – Portastraße – Barkhausen – Porta Westfalica / Bad Oeynhausen
  • 459: Sandtrift – Paulinenstraße – Grimpenwall – ZOB – Kaiserstraße (→ Bahnhof) – Leteln.

Am 1. August 1994 starteten die Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg einen Versuch, ein völlig neues, übersichtlicheres Liniennetz für Region und Stadt einzuführen. Dieses erwies sich jedoch schnell als kaum befahrbar und führte insbesondere in Minden auf Grund von Fehlplanungen zu einem Chaos und erheblichen Bürgerprotesten. Am 6. Februar 1995 wurden die Änderungen komplett zurückgenommen. Es entstand ein erheblicher Imageverlust für das Verkehrsunternehmen. Seit Mai 2000 gehört Minden dem Tarifverbund „Der Sechser“ (OWL Verkehr GmbH) an. Fahrgäste aus dem niedersächsischen Umland müssen jedoch bis heute auf Verbundleistungen verzichten. Der 1995 gegründete Verkehrsverbund OstWestfalenLippe organisiert als Zweckverband nur den regionalen Schienenverkehr. Im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes wurde ein neuer Busbahnhof an der stadtfernen gegenüberliegenden Bahnhofsseite errichtet.

Durch eine Kooperation von drei Verkehrsträgern (Integration von Stadt- und Regionallinien) konnte das Angebot im Jahre 2000 erheblich verbessert und die Taktzeiten verkürzt werden. Die Anbindung der Linie 509 (Dankersen – ZOB) an die Stadtlinie 442 ermöglichte beispielsweise einen erheblich dichteren Takt zwischen Bahnhof und Rodenbeck. Ein hohes Defizit der seit 2002 (bis 2007) zur üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe gehörenden Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg und auch der Stadt Minden führte zu Überlegungen, das Busnetz neu zu gestalten. Vorbild wurde schließlich das im November 2003 in Herford neu eingeführte moderne Stadtbussystem.

Völlig überraschend erfolgte am 10. Juli 2005 - in den verkehrsschwachen Sommermonaten - eine Netzoptimierung und -straffung des bisher sehr gut ausgebauten Stadtbusnetzes (kompletter Linienumbau, Einführung des „Stadtbus Minden“). Taktzeiten wurden verlängert und der ZOB zum Endpunkt aller Linien gemacht, die bisherigen Durchmesserlinien enden seither dort. Durchgehende Busverbindungen vom Bahnhof zum Königswall, Gericht und zur Gesamtschule gibt es planmäßig nicht mehr. Als Folge der Linienbrechungen ist der Kurzstreckentarif (bis zu vier Haltestellen ohne Umsteigeberechtigung) nur noch begrenzt gültig; Kurzfahrten im Innenstadtbereich oder ab Bahnhof zum Königswall wurden unattraktiv. Die Stadtbusse erhielten anstelle der bisher sehr unübersichtlichen dreistelligen Liniennummern die Bezeichnungen 1 bis 13 [1]. Wegen des Rendezvous-Konzeptes verkehren alle 30 Minuten bis zu vier Busse gleichzeitig zum Bahnhof. Bestehende Kooperationen zwischen VMR und Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO) bzw. Mindener Kreisbahnen (MKB) wurden weitgehend aufgegeben. In einigen Außenbereichen (Dützen, Haddenhausen) erfolgt die Bedienung mit Sonderformen (Anrufbusse).

Der neue ZOB Minden am Rande der Altstadt (2012)

Im August 2009 wurden Nachtbusse zu einem Sondertarif eingeführt. Wegen geringer Nachfrage erfolgte bereits Ende Mai 2010 die Einstellung dieses Angebotes. Mitte 2010 teilten die VMR mit, ihren Betrieb per 30. Juni 2011 einzustellen und das Unternehmen aufzulösen. Am 19. Januar 2011 musste die VMR GmbH Insolvenz anmelden. Das Linienbündel wurde durch die Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft (mhv) neu ausgeschrieben. Seit dem 12. Juni 2011 betreibt die BVO (DB Bahn Ostwestfalen-Lippe Bus), eine Tochter der Deutschen Bahn AG, das Linienbündel und leistet somit einen großen Teil des öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Minden. Zurzeit werden 29 neuere Niederflurbusse und knapp 60 Busse von Subunternehmern eingesetzt.[2]

Als Ersatz für den wegen Bau einer Tiefgarage abgerissenen Busbahnhof wurde Anfang Januar 2012 eine neue Bushaltestellenanlage ZOB Minden eröffnet. Wegen der vielen gleichzeitig die Haltestellenanlage anfahrenden Busse (System „direkte Anschlüsse in alle Richtungen“) kommt es zu kritischen Platzsituationen. Es gibt daher Diskussionen und Kritik in der Öffentlichkeit über die planerische Gestaltung der neuen Anlage [3].

Stadtbus Minden

Die Stadtbusse treffen sich alle 30 Minuten am ZOB, am Wochenende besteht ein Stundentakt. Einige Linien verkehren auch werktags nur im Stundentakt. Der Betrieb endet gegen 20:00 Uhr abends. Buslinien: Stand Februar 2012

Linie Linienverlauf Betreiber
1 ZOB − Bierpohl / Denkmalstraße BVO
2 ZOB − Habsburgerring − Kuhlenkamp − Minderheide BVO
3 ZOB − Bärenkämpen − Sandtrift BVO
4 ZOB − Rodenbeck BVO
5 ZOB − Häverstädt − Johannes Wesling-Klinikum BVO
6 ZOB − Bahnhof − Dombrede BVO
7 ZOB − Bahnhof (Friedrich−Wilhelm−Str.) − Leteln BVO
8 ZOB − Werftstraße − Betriebshof BVO
10 ZOB − BahnhofMeißen BVO
11 ZOB − Kuhlenkamp (einzelne Fahrten / Bedienung durch 611/612) BVO
12 ZOB − Königstraße − Am Grundbach BVO
13 ZOB − Dützen − Haddenhausen BVO
509 ZOB – BahnhofDankersen MKB-Mühlenkreisbus GmbH

Regionalverkehr

Die wichtigsten Linien im regionalen Busverkehr sind:

Linie Linienverlauf Stv. Integration Betreiber
408 ZOB − NeesenLerbeckHausberge nein BVO
414 / 610 ZOB − Johannes Wesling-Klinikum − Barkhausen − Hausberge – Eisbergen (610) (414 → Linie 14) BVO
461 ZOB − Johannes Wesling-Klinikum − Barkhausen − Bad Oeynhausen (Linie 14) BVO
501 / 502 ZOB – Petershagen Linie 1 MKB-Mühlenkreisbus GmbH
510 ZOB – Bahnhof - Meißen – Nammen - Kleinenbremen Linie 10 MKB-Mühlenkreisbus GmbH
513 Schnellbus ZOB – Eickhorst – Lübbecke nein MKB-Mühlenkreisbus GmbH
605 ZOB - Hille - Espelkamp - Rahden nein MKB-Mühlenkreisbus GmbH
611 ZOB – Stemmer − Petershagen-Friedewalde Linie 11 BVO
612 ZOB – Minderheide − Hille-Nordhemmern Linie 11 BVO
613 ZOB – Haddenhausen – Volmerdingsen – Bad Oeynhausen Linie 13 BVO
2004 ZOB - BahnhofBückeburg (nicht im Tarifverbund) nein Schaumburger Verkehrs-Gesellschaft mbH

Es gibt in der Region zahlreiche Linien für den Schülerverkehr und besonders in Petershagen Bedienungsangebote durch Anruflinien.

Nahverkehrstarife

Der Kreis Minden-Lübbecke gehört dem Tarifverbund „Der Sechser“ (OWL Verkehr GmbH) an. Im angrenzenden Niedersachsen gibt es keinen Verkehrsverbund, daher verkehrt auch die S-Bahn zum regulären Nahverkehrstarif der Deutschen Bahn (→ Verkehrsgemeinschaft Landkreis Schaumburg). Das Niedersachsen-Ticket ist nur im Schienenverkehr gültig.

Literatur

  • Ingrid und Werner Schütte: Minden und seine Straßenbahn. Uhle und Kleimann Verlag, Lübbecke 1986, ISBN 3-922657-47-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte der VMR: „Mobililät verbindet: Am 10. Juli 2005 startet der StadtBus-Minden. 13 klar strukturierte StadtBus-Linien, mit bequemen Umsteigemöglichkeiten und einem Fahrplan, der einfach zu merken ist.“ (Quelle: http://www.vmr-online.de abgefragt am 20. Juni 2010)
  2. Mindener Tageblatt vom 10. Februar 2011 abgerufen am 10. Februar 2011
  3. Quelle: u.a. Mindener Tageblatt vom 17. Februar 2012 „Bauausschuss will ZOB Zeit geben“

Koordinaten: 52° 17′ 13,6″ N, 8° 55′ 3″ O