Peter Ackroyd

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Peter Ackroyd (* 5. Oktober 1949 in London) ist ein britischer Schriftsteller, der bekannt ist für seine Romane und Biografien.

Leben

Peter Ackroyd wurde von seiner alleinerziehenden Mutter in einer Sozialsiedlung in East Acton im Westen Londons großgezogen. Das Umfeld war streng katholisch.[1] Seine Mutter arbeitete im Personalbüro einer Maschinenbaufirma. Sein Vater verließ die Familie, als Ackroyd noch ein Säugling war. Schon im Alter von fünf Jahren las der Junge Zeitungen. Mit sieben Jahren wusste er, dass er homosexuell war. Im Alter von neun Jahren schrieb er ein Stück über Guy Fawkes.

Er war Schüler an der katholischen Privatschule St Benedict's School in Ealing (London). Ackroyd studierte Englische Literatur am Clare College in Cambridge, wo er 1971 den Master of Arts machte. 1972 studierte er mit einem Stipendium der Andrew W. Mellon Foundation an der Yale University.

Das Ergebnis seines Stipendiats an der Yale University war „Notes for a New Culture“, das Ackroyd mit nur 22 Jahren schrieb, das aber erst 1976 veröffentlicht wurde. Der Titel, eine Anspielung auf T. S. Eliots „Notes Towards the Definition of Culture“ (1948), war ein frühes Zeichen für Ackroyds Neigung, die Werke des Londoner Schriftstellers zu erforschen und auf den Prüfstand zu stellen.

Nach seinem Studium arbeitete Peter Ackroyd 1973 bis 1982 zunächst als Redakteur, ab 1978 Mit-Chefredakteur für die britische Zeitschrift The Spectator.[2] 1984 wurde er Mitglied der Royal Society of Literature.[3] Gegenwärtig ist er Chef-Literaturkritiker der Times und Radiomoderator.

Ackroyd hatte eine Langzeitbeziehung mit Brian Kuhn, einem US-amerikanischen Tänzer, den er in Yale kennen lernte. Nach einem Nervenzusammenbruch Ende der 1980er Jahre zog er mit Kuhn nach Devon. Bei Kuhn wurde kurz darauf AIDS diagnostiziert; er starb 1994; Ackroyd zog zurück nach London. Ackroyd war bekannt für übermäßigen Alkoholgenuss. 1999 erlitt er eine Herzattacke und wurde für eine Woche in ein künstliches Koma versetzt.[4][5]

Werk

Ackroyds literarische Karriere begann mit Poesie, darunter Werke wie „London Lickpenny“ (1973) and „The Diversions of Purley“ (1987). 1982 veröffentlichte er seinen ersten Roman „The Great Fire of London“, ein Remake von Charles Dickens' Roman „Little Dorrit“. Damit begründete er eine ganze Reihe von Romanen, die sich auf komplexe Weise mit Zeit und Raum und mit etwas auseinandersetzen, was Ackroyd den Geist des Ortes („the spirit of place“) nennt. Die Hinwendung zum Roman kam für ihn unerwartet. In einem Interview mit Patrick McGrath sagte Peter Ackroyd:

“I enjoy it, I suppose, but I never thought I’d be a novelist. I never wanted to be a novelist. I can’t bear fiction. I hate it. It’s so untidy. When I was a young man I wanted to be a poet, then I wrote a critical book, and I don’t think I even read a novel till I was about 26 or 27.”

„Ich genieße es, nehme ich an, aber ich hätte nie gedacht, dass ich ein Romancier würde. Ich wollte nie ein Romancier sein. Ich kann Fiktion nicht ertragen. Ich hasse es. Es ist so unordentlich. Als ich ein junger Mann war, wollte ich ein Poet sein, dann schrieb ich ein kritisches Buch, und ich glaube nicht, dass ich je einen Roman las, bevor ich etwa 26 oder 27 war.“

BOMB Magazine[6]

Zu Ackroyds Werken zählen sowohl Sachbücher (hauptsächlich über englische Kulturgeschichte, bspw. William Shakespeare) als auch zahlreiche Romane, die überwiegend in seiner Heimatstadt London spielen. Hierbei sind vor allem historische Romane wie Das Haus des Magiers (Originaltitel: „The House of Doctor Dee“), aber auch ein Science Fiction-Roman (The Plato Papers, 1999) entstanden. 1989 erschien der Roman Die Uhr in Gottes Händen („First Light“).

Libretto

Peter Ackroyd schrieb das Libretto zu der Oper A Harlot’s Progress nach William Hogarth (Musik: Iain Bell), die am 13. Oktober im Theater an der Wien mit der Sopranistin Diana Damrau in der Titelpartie unter der musikalischen Leitung von Mikko Franck und in der Inszenierung von Jens-Daniel Herzog uraufgeführt wurde.

Romane

Sachbücher (Auswahl)

  • T. S. Eliot: Eine Biographie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-02276-8 (Aus dem Engl. von Wolfgang Held)
  • William Blake: Dichter, Maler, Visionär. Albrecht Knaus Verlag, München 2001, ISBN 3-8135-0102-7 (Aus dem Engl. von Thomas Eichhorn)
  • London: Die Biographie. Albrecht Knaus Verlag, München 2002, ISBN 3-8135-0189-2 (Aus dem Engl. von Holger Fließbach)
  • Shakespeare: Die Biographie. Albrecht Knaus Verlag, München 2006, ISBN 978-3-8135-0274-9 (Aus dem Engl. von Michael Müller und Otto Lucian)
  • Die Themse: Biographie eines Flusses. Albrecht Knaus Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8135-0316-6 (Aus dem Engl. von Michael Müller)
  • Venedig: Die Biographie. Albrecht Knaus Verlag, München 2011. ISBN 978-3-8135-0374-6
  • The Life of Thomas More, Anchor 1999
  • Ezra Pound, Thames and Hudson 1987
  • Dickens` London: an imaginative vision, 1987
  • Dickens, Harper Collins 1990
  • Albion. The origins of english imagination, 2002
  • Chaucer, Chatto & Windus, 2004 (Ackroyd´s Brief Lives)
  • Turner, 2005 (Ackroyd´s Brief Lives)
  • Country Life, 1978
  • Dressing Up: Transvestism and Drag, the History of an Obsession, 1979
  • Newton, 2008, (Ackroyd´s Brief Lives)
  • Poe: a life cut short, 2008, (Ackroyd´s Brief Lives)
  • Venice: Pure City, 2009
  • The English Ghost, 2010
  • Wilkie Collins, 2012, (Ackroyd´s Brief Lives)
  • History of England, Band 1 (Foundation), 2011, Band 2 (The Tudors), 2012

Sachbücher für Kinder

  • Entstehung des Lebens. Dorling Kindersley, Starnberg 2004, ISBN 3-8310-0559-1 (Aus dem Engl. von Ralf Kosma, Redaktion Marieanne Schoenbach)
  • Reise ins Weltall. Dorling Kindersley, Starnberg 2004, ISBN 3-8310-0558-3 (Aus dem Engl. von Werner Horwath, Redaktion Kerstin Wendsche)
  • Zeit der Pharaonen. Dorling Kindersley, Starnberg 2005, ISBN 3-8310-0679-2 (Aus dem Engl. von Angela Wagner, Redaktion Christiane Burkhardt)
  • Inka, Maya und Azteken. Dorling Kindersley, Starnberg 2005, ISBN 3-8310-0740-3 (Aus dem Engl. von Cornelia Panzacchi, Redaktion Sabine vom Bruch)
  • Das alte Rom. Dorling Kindersley, Starnberg 2006, ISBN 3-8310-0805-1 (Aus dem Engl. von Angela Wagner, Redaktion Hans Kaiser)
  • Das alte Griechenland. Dorling Kindersley, Starnberg 2006, ISBN 978-3-8310-0901-5 (Aus dem Engl. von Cornelia Panzacchi, Redaktion Karin Fellner)

Auszeichnungen

  • 1984: Somerset Maugham Award für The Last Testament of Oscar Wilde. (Deutsch als „Das Tagebuch des Oscar Wilde“)
  • 1984: Royal Society of Literature’s William Heinemann Award für T.S. Eliot. (Unter demselben Titel auch auf Deutsch.)
  • 1984: Whitbread Award for Biography für T.S. Eliot.
  • 1985: Whitbread Novel Award für Hawksmoor. (Deutsch als „Der Fall des Baumeisters“)
  • 1985: Guardian Fiction Award für Hawksmoor.
  • 1998: James Tait Black Memorial Prize für die Biografie Thomas More.
  • 2001: South Bank Award for Literature für London: The Biography. (Deutsch als „London: Die Biographie.“)
  • 2003: Order of the British Empire (CBE) „Für Verdienste um die Literatur“[7][8]
  • 2006: Freeman of the City of London
  • 2006: Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences als auswärtiges Ehrenmitglied

Weblinks

Einzelnachweise

  1. BBC Radio 4 – Desert Island Discs, Peter Ackroyd. In: bbc.co.uk. Abgerufen am 8. Oktober 2014 (englisch).
  2. Definition of Peter Ackroyd in the Free Online Encyclopedia. In: encyclopedia2.thefreedictionary.com. Abgerufen am 10. Oktober 2014 (englisch).
  3. Royal Society of Literature: „Fellows of the Royal Society of Literature“
  4. Peter Ackroyd: 'Retire? Only if my arms are chopped off first' – Profiles – People – The Independent. In: independent.co.uk. 12. Juli 2009, abgerufen am 13. Oktober 2014 (englisch).
  5. Andrew Anthony: The Observer Profile: Peter Ackroyd – Books – The Observer. In: theguardian.com. 4. September 2005, abgerufen am 13. Oktober 2014 (englisch).
  6. Patrick McGrath: Peter Ackroyd. In: bombmagazine.org. , abgerufen am 10. Oktober 2014 (englisch).
  7. http://www.number-10.gov.uk/files/pdf/Queens_List.pdf
  8. Jahreszahlen für die Auszeichnungen vor allem laut: British Council: „Peter Ackroyd – Prizes and awards“