Petra Reski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Juni 2016 um 08:27 Uhr durch Neun-x (Diskussion | Beiträge) (+ Jahreszahl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Petra Reski (* 1958 in Unna) ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin.

Leben

Petra Reskis Vater stammte aus Reußen im Ermland und ihre Mutter aus der Gegend von Breslau in Schlesien.[1] Sie wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach ihrem Studium der Romanistik und Sozialwissenschaften in Trier, Münster und Paris besuchte sie die Henri-Nannen-Schule. 1988 begann sie als Redakteurin im Auslandsressort des stern. Seit 1991 lebt Reski in Venedig. Dort arbeitete sie für deutschsprachige Magazine und verfasste mehrere Bücher. Für ihre literarischen und journalistischen Arbeiten erhielt sie mehrere Preise und Nominierungen.

1989 schrieb Petra Reski zum ersten Mal über die Mafia und hat über dieses Thema mehrere Romane und Sachbücher veröffentlicht. Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie 2008 durch ihr Anti-Mafia-Buch Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern, das teils positive Besprechungen erhielt, bekannt.[2][3] Der italienische Hotelier und Gastronom Spartaco Pitanti erwirkte beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung gegen die darin enthaltene Behauptung, dass er Geldwäsche betreibe. Daraufhin wurde das Buch an den betreffenden Stellen geschwärzt.[4]

Zwei weitere Klagen sind (Stand 2008) anhängig; Reski äußerte, sie sehe darin ein Indiz dafür, wie sicher sich die Mafia in Deutschland fühle.[5]

2008 kam es bei einer Lesung in Erfurt, einem Zentrum für Geldwäsche der ’Ndrangheta,[6] zu Drohungen gegenüber der Autorin.[7][8]

In einem Spiegel-Interview machte sie im Dezember 2008 erstmals bekannt, dass die Mafia neben den bisher bekannten deutschen Großstädten auch an der deutschen Ostseeküste Immobilien, Geschäfte und Restaurants aufgekauft hat und/oder damit Geldwäsche betreibt.[9] Die Mafia investiere wegen der liberaleren Gesetze und der eingeschränkten Abhörpraxis, die ihnen bislang einen großen Schutz vor Nachforschungen biete, bevorzugt in Deutschland.[5] Wie schon lange in Italien, so würden auch in Deutschland kommunale Beamte gekauft oder bestochen.

In einer Zeit-Reportage im Januar 2010 berichtete sie von ihren italienischen Kollegen, die über die Mafia schreiben und damit ihre berufliche Existenz und ihr Leben riskieren.[10]

2010 erschien ihr Buch „Von Kamen nach Corleone“, darin enthüllte sie, wie gut sich die Mafia seit 40 Jahren in Deutschland eingerichtet hat und wie die Politik diese Tatsache ignoriert. Sie stellte die Verstrickungen der Mafia auch im Ruhrgebiet dar, wo bei den Mafiamorden 2007 in Duisburg sechs Menschen erschossen wurden bis zu Berlusconis zwielichtigen Verhandlungen mit Mafia-Bossen.

Petra Reski ist Mitglied bei Freischreiber e.V., einem Berufsverband von freien Journalistinnen und Journalisten.[11] Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

Thesen zur Mafia

In einem Zeitungsartikel im Dezember 2008 listete Reski die „acht größten Irrtümer der Deutschen“ über die Mafia auf.[12] Dabei machte sie unter anderem auf den schwerwiegenden Mangel aufmerksam, dass es in Deutschland noch keinen Straftatbestand der „Mafiazugehörigkeit“ wie in Italien gebe. Nur beim Vorliegen von Beweisen für konkrete Straftaten wie etwa Fingerabdrücke können die Strafverfolgungsbehörden aktiv werden. Weder Lokale noch Wohnungen von Mafiosi dürfen hier abgehört werden. Die Geldwäsche spiele beim Immobilienhandel eine besondere Rolle und werde immer noch nicht ernst genommen. Dies gelte vor allem für die derzeit geltenden Gesetze gegen Geldwäsche, wie sie später verdeutlichte.[13]

Ein immer noch weithin gepflegtes Bild der Mafia als ein Problem rückständiger, süditalienischer Dörfer findet ihre Kritik: „Weil die Mafia ihre Existenz nicht mehr bestreiten kann, versucht sie sich zur Folklore zu verklären: eine Geheimgesellschaft, die in ihren Verstecken singt und tanzt.“ Damit spielt Reski auch auf die CD-Serie La Musica della Mafia von Mimmo Siclari an.[14]

Werke (Auswahl)

Auszeichnungen (Auszug)

Filme

  • Eine Deutsche gegen die Mafia – Wie die Journalistin Petra Reski gegen den Mythos kämpft. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2010, 6:42 Min., Regie: Stefanie Appel, Produktion: hr, Redaktion: ttt – titel, thesen, temperamente, 19. September 2010, Filmtext (Memento vom 5. August 2011 im Internet Archive), Online-Video.
  • Racconti di vita – Petra Reski. Gespräch, Italien, 2009, 9:08 Min., Produktion: Rai Tre, Erstsendung: 18. Januar 2009, online-Video, (italienisch).
  • Petra Reski: „Mafia“. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2008, 6:42 Min., Produktion: ZDF, Redaktion: aspekte, Erstsendung: 12. September 2008.
  • Literatur live. Donna Leon und Petra Reski. Lesung im Kino Babylon und Interview, Deutschland, 2008, 6 Min., Produktion: Droemer Knaur, online-Video.
  • Von Kamen nach Corleone. Dokumentation, Deutschland, 2011, 45 Min., Buch und Regie: Mathias Werth und Julia Krittian, Produktion: WDR, Reihe: die story, Erstsendung: 14. Februar 2011, Inhaltsangabe vom WDR, online-Video.

Weblinks

Interviews

Quellen

  1. Vera-Maria Stoll: Ein Land so weit. Visitator Ermland, Münster, 9. November 2009, abgerufen am 6. November 2013.
  2. Paul Kreine: Schluss mit Schutzgeld; Besprechung von Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern in Der Tagesspiegel, Ausgabe vom 3. November 2008.
  3. Jürgen Busche: Petra Reski: Mafia – Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern; Rezension in: Cicero, Oktober 2008.
  4. Wütender Wirt. Verlag muss Mafia-Buch schwärzen, Süddeutsche Zeitung, 21. November 2008
  5. a b Stefan Ulrich: Deutschland, Mafialand, Süddeutsche Zeitung, 12. Dezember 2008.
  6. Torben Waleczek: Mafia in Deutschland: Geldwäsche und Drogenhandel sind ihr Geschäft; Tagesspiegel, 16. August 2007.
  7. Petra Reskis „Mafia“-Buch trotz Verbots mit Schwärzungen auch weiterhin erhältlich; Pressemitteilung des Droemer Verlags vom 20. November 2008.
  8. Gefährliches Kompliment. Die Journalistin Petra Reski stellt im Literaturhaus ihr Mafia-Buch vor; Süddeutsche Zeitung, 17. November 2008.
  9. Susanne Beyer: Mafia ist immer großes Drama; Der Spiegel, 1. Dezember 2008
  10. Petra Reski: Mafia gegen Journalisten: Bringt mich doch um, ihr Scheißkerle; Die Zeit, 28. Januar 2010.
  11. Petra Reski bei Freischreiber e.V.
  12. Petra Reski: Die Deutschen unterschätzen die Mafia; Tagesspiegel, 21. Dezember 2008.
  13. „Expertin: Mafia macht auch im Norden Geschäfte“, NDR, 5. Oktober 2010, Interview.
  14. Gudrun Zercher: Verschwiegenheit, Ehre und Blut. Der Gesang der Mafia; Folker! 2002, Nr. 5
  15. Ijoma Mangold: "Wir wissen, wo du wohnst!"
  16. Am 17. Mai 2010 wird in Köln der 11. JournalistInnen-Preis verliehen, EMMA (PDF; 9 kB)
  17. Vita, petrareski.com