Petrópolis
Petrópolis | |||
---|---|---|---|
| |||
Koordinaten | 22° 30′ 45″ S, 43° 11′ 54″ W | ||
Basisdaten | |||
Staat | Brasilien | ||
Gliedstaat | Rio de Janeiro | ||
Stadtgründung | 16. März 1843 | ||
Einwohner | 312.183 (2006) | ||
Stadtinsignien | |||
Detaildaten | |||
Fläche | 811 km2 | ||
Bevölkerungsdichte | 385 Ew./km2 | ||
Höhe | 838 m | ||
Zeitzone | UTC-3 | ||
Stadtvorsitz | Rubens José França Bomtempo | ||
Website | |||
Kathedrale | |||
Museu Imperial | |||
Palácio de Cristal |
Petrópolis ist eine Stadt im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.
Geographie
Petrópolis liegt 60 Kilometer nördlich der Stadt Rio de Janeiro in der Serra dos Órgãos auf einer Höhe von 838 m über dem Meeresspiegel. Das Gemeindegebiet umfasst 811 km² und hat rund 310.000 Einwohner.
Geschichte
Petrópolis wurde 1825 als Ort von deutschsprachigen, insbesondere Tiroler Einwanderern, gegründet. 1843 wünschte der brasilianische Kaiser Dom Pedro II dort die Errichtung einer kaiserlichen Sommerresidenz.[1] Der gebürtige Mainzer Julius Friedrich Koeler wurde mit der Planung und dem Aufbau beauftragt.[2]
Die benötigten Handwerker und Straßenarbeiter wurden größtenteils in Deutschland als Kolonisten angeworben. Anhand eines historischen Stadtplans vom September 1846 lässt sich die regionale deutsche Herkunft der Kolonisten durch die Namensgebung der zwölf Koloniequartiere erkennen: Bingen, Ingelheim, Mosel, Nassau, Unter-Rheingau, Mittel-Rheingau, Simmern, Unter-Pfalz, Ober-Pfalz, Westphalen, Castellania und Petropolis. Ebenso an den Plätzen: St. Goar, Wiesbaden und Kreuznach. Bis Dezember 1846 kamen weitere Quartiere hinzu, unter anderem Darmstadt und Worms.
Im September 1846 lebten schon 2101 Siedler in Petrópolis, darunter 1921 Deutsche, und Ende Dezember 1846 belief sich die Einwohnerzahl bereits auf nahezu 2300 Personen.[2]
1857 wurde der Ort Petrópolis von Kaiser Dom Pedro II zur Stadt erhoben. Zwischen 1894 und 1902 war Petrópolis Hauptstadt des Bundesstaates Rio de Janeiro.[1]
Wirtschaft
In Petrópolis betreibt der global operierende Konzern General Electric ein Werk zur Überholung und Neuteilfertigung von Flugzeugantrieben. So wird dort zum Beispiel für das CFM56-7 Triebwerk das Verdichtergehäuse gefertigt. Außerdem ist Petropolis ein Zentrum der Textilindustrie mit vielen Geschäften und Fabrikverkaufsstellen. Die Grupo Petrópolis betreibt hier eine Großbrauerei.
Kultur
Petrópolis ist der Sitz des bedeutendsten brasilianischen Knabenchores Canarinhos. Vom deutschen Franziskaner Pater Laetus 1942 gegründet, ist der Chor an vielen Sonntagen in den Gottesdiensten der örtlichen Franziskanerkirche zu hören. Konzerttourneen im In- und Ausland sowie zahlreiche Tonträgerproduktionen zeugen vom künstlerischen Niveau.
Kirche
In der bis heute von Einwanderern aus verschiedenen europäischen Ländern geprägten Stadt sind neben der dominierenden römisch-katholischen zahlreiche andere christliche Kirchen vertreten. Die bekannteste Kathedrale ist die Bischofskirche der katholischen Diözese Petrópolis.
Sehenswürdigkeiten
Der Mitte des 19. Jahrhunderts für Pedro II. erbaute Palast ist eine Hauptattraktion der Stadt. Seit 1940 beherbergt er das Museu Imperial, das in seinen weitläufigen Räumen Teile des kaiserlichen Mobiliars, die prächtigen Staatsgewänder, Zepter und Krone des letzten brasilianischen Kaisers ausstellt.
- In Petrópolis ist das Haus des Flugpioniers Santos Dumont zu besichtigen.
- Casa Stefan Zweig: Im Haus, in dem sich der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig 1942 das Leben nahm, wurde im Juni 2012 ein Museum eröffnet.[3] Das Projekt Casa Stefan Zweig wurde von Alberto Dines initiiert und wird vom Österreichischen Gedenkdienst unterstützt. Auf dem Cemitério Municipal, dem städtischen Friedhof, befindet sich das Grab von Stefan Zweig.
- Interessant sind auch das Hotel Quitandinha und der
- Kristallpalast Palácio de Cristal, 1884 von Prinzessin Isabel eröffnet
- In der neugotischen Kathedrale stehen die Sarkophage der kaiserlichen Familie.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Manuel Said Ali (1861–1953), Romanist, Lusitanist und Grammatiker
- Magda Tagliaferro (1893–1986), brasilianische Pianistin
- Ariel Augusto Nogueira (* 1910), Fußballnationalspieler
- César Guerra-Peixe (1914–1993), brasilianischer Komponist
- Diane von Orléans, Herzogin von Württemberg (* 1940), deutsche Künstlerin französischer Herkunft
- Ernani Aguiar (* 1950), brasilianischer Komponist, Chorleiter
- Raphael Rabello (1962–1995), brasilianischer Musiker und Komponist, einer der bedeutendsten Gitarristen Brasiliens
- Rodrigo Santoro (* 1975), brasilianischer Schauspieler
- Rodolfo Cogliatti (* 1976), brasilianischer Komponist
- Fábio Pereira da Silva (* 1990), brasilianischer Fußballspieler
- Rafael Pereira da Silva (* 1990), brasilianischer Fußballspieler
- Jana Ina (* 1976), in Deutschland lebende brasilianische Moderatorin und Model
Personen mit Beziehung zur Stadt
- Oswaldo Cruz (1872–1917), brasilianischer Arzt und Bakteriologe, verstorben in Petropolis
- Stefan Zweig (1881–1942), österreichischer Schriftsteller, ab 1941 in Petrópolis, Tod im Exil durch Selbstmord am 22. Februar 1942
- Paulo Evaristo Arns (* 1921), emeritierter Erzbischof von Sao Paulo und Kardinal deutscher Abstammung, Franziskaner, Befreiungstheologe: 1944–1947 Studium der Theologie in Petrópolis, nach 1950 Seelsorger und Professor an der Katholischen Universität von Petrópolis.
- Leonardo Boff (* 1938), brasilianischer Theologe, studierte in Petrópolis
- Kevin Kurányi (* 1982), deutscher Fußballprofi, aufgewachsen in Petrópolis
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Emperor Street. In: World Digital Library. Abgerufen am 24. August 2013.
- ↑ a b Björn Effgen: Petrópolis. Ein brasilianisches „Versailles“. In: Auswanderungen aus den Regionenen des heutigen Rheinland-Pfalz. Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, abgerufen am 19. Februar 2013.
- ↑ Ruedi Leuthold: Heimatlos im Paradies. In: Zeit Online. Zeit Online GmbH, 18. Februar 2013, abgerufen am 19. Februar 2013.