Richelsdorf

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Richelsdorf
Gemeinde Wildeck
Koordinaten: 50° 59′ N, 10° 0′ OKoordinaten: 50° 58′ 36″ N, 10° 0′ 28″ O
Höhe: 249 (224–412) m ü. NHN
Fläche: 7,83 km²[1]
Einwohner: 670 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte: 86 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36208
Vorwahl: 06626
Das ehemalige Herrenhaus der Familie von Cornberg
Epitaph in der Richelsdorfer Kirche

Richelsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Wildeck im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Nordosten von Hessen.

Geographische Lage

Richelsdorf liegt im Richelsdorfer Gebirge zwischen Süß im Westnordwesten und Untersuhl (Gemeinde Gerstungen, Wartburgkreis, Thüringen) im Ostsüdosten. Es wird von der Weihe durchflossen.

Geschichte

Richelsdorf war Besitz der Abtei Fulda, die dort um 1278 den aus Thüringen stammenden Heinrich von Kolmatsch als Vogt einsetzte und mit einem Teil des Dorfs belehnte. Am 10. Juli 1431 wurden Burkhart und sein Bruder Cord (Conrad) von Kolmatsch von Abt Johann I. von Fulda mit dem ganzen Dorf Richelsdorf mit allem Zubehör, einschließlich hoher und niederer Gerichtsbarkeit, belehnt. Die Herren von Kolmatsch blieben bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1563 Grund-, Gerichts- und Kirchenherren von Richelsdorf, zuletzt als Lehnsmannen der hessischen Landgrafen, die 1539 die Lehnsherrschaft über Richelsdorf von der Abtei Fulda übernommen hatten. Nach dem Erlöschen der Herren von Kolmatsch fiel das Dorf an die Landgrafen zurück.

Im Jahre 1598 erhielt Philipp Wilhelm von Cornberg, vor-ehelicher Sohn des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, von seinem Halbbruder, Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, Richelsdorf als rechtes Mannlehen, mit der hohen und niederen Gerichtsbarkeit und dem Kirchenpatronat. Gleichzeitig erhielt er Obergude, Niedergude und Landefeld. Weitere Besitzungen, Güter und Zinsgefälle erwarb er im Laufe seines Lebens im Rotenburger Land, im Raum Fritzlar und in Kassel. Zur Verwaltung seiner weit verstreuten Besitzungen hielt er sich abwechselnd auf der Auburg und in Richelsdorf auf. In Richelsdorf baute er sich in den Jahren 1598 bis 1600, direkt neben der Patronatskirche, ein Herrenhaus. Philipp Wilhelm starb dort am 30. August 1616 und wurde in der Richelsdorfer Patronatskirche beigesetzt. Landgraf Moritz ließ ihm ein großes Epitaph hinter dem Grabgewölbe im Chorraum der Kirche errichten.

Am 31. Dezember 1971 wurde die neue Gemeinde Wildeck durch den Zusammenschluss von Richelsdorf mit vier weiteren Gemeinden neu gebildet.[2]

Sehenswürdigkeiten

Die Evangelische Kirche Richelsdorf ist eine im Kern gotische Dorfkirche. Sie wurde von 1705 bis 1716 in barockem Stil umgebaut. Die Kirche mit zwei Emporen zeichnet sich durch die malerische Ausgestaltung im Stil des Bauernbarocks aus. Blickfang im Rechteckchor ist das Epitaph für Philipp Wilhelm von Cornberg. Die Wände und die Emporen sind mit biblischen Sprüchen verziert. Das Tonnengewölbe über dem Kirchenschiff ist mit mehreren Engeln und dem Gottesnamen ("JHWH": "Ich bin der 'Ich bin für euch da'") verziert. Die Kirche war lange eine Patronatskirche der Familie von Cornberg. Nördlich, direkt neben der Kirche erhebt sich das ehemalige Herrenhaus dieser Familie, von dem aus ein eigener Zugang direkt in die Patronatsloge in der Kirche führte.

Die katholische Kirche steht am Ortsausgang in Richtung Ulfen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kamen viele überwiegend katholische Flüchtlinge nach Richelsdorf. Bis zum Jahre 1956 diente ihnen das alte Forsthaus (Villa) als Gotteshaus. Im Jahre 1957 wurde die heutige katholische Kirche in verhältnismäßig kurzer Zeit erbaut, finanziert durch Spenden und Eigenleistungen der Gläubigen. Auch die amerikanische Armee half bei dem Bau der Kirche. So konnte die Kirche bereits am 1. Mai 1957 durch den Fuldaer Weihbischof Adolf Bolte eingeweiht werden. Der Schutzpatron der Kirche ist Josef von Nazaret.

Beide Kirchen sind nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern auch Versammlungs- und Gottesdienstorte, und etwa jedes Jahr zur Kirmes findet ein ökumenischer Gottesdienst abwechselnd in der evangelischen und in der katholischen Kirche statt.[3]

Verkehr

In Richelsdorf treffen sich die Landesstraßen 3250 und 3248. Über diese erreicht man südlich die Bundesautobahn A 4 an den Anschlussstellen Gerstungen bzw. Obersuhl und in nördlicher Richtung die B 400.

Sonstiges

Einzelnachweise

  1. „Die Gemeinde“ in Internetauftritt der Gemeinde Wildeck, abgerufen im Februar 2016.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 406.
  3. Die Ev. Kirche Richelsdorf in der Homepage der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
  4. K. Sippel: Der Kupferschieferbergbau im Richelsdorfer Gebirge. Führungsblatt zu spätmittelalterlichen Relikten bei Iba und Nentershausen, Kreis Hersfeld-Rotenburg. (Archäologische Denkmäler in Hessen, Heft 134.) Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden, 1999, ISBN 3-89822-134-2.
  5. Mineralienatlas – Richelsdorfit
  6. Mineralienatlas – Grube Wilhelm

Weblinks

  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!