Rorschach

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Rorschach
Wappen von Rorschach
Wappen von Rorschach
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton St. Gallen St. Gallen (SG)
Wahlkreis: Rorschach
BFS-Nr.: 3215i1f3f4
Postleitzahl: 9400
UN/LOCODE: CH RRC
Koordinaten: 754900 / 260700Koordinaten: 47° 28′ 44″ N, 9° 29′ 38″ O; CH1903: 754900 / 260700
Höhe: 400 m ü. M.
Höhenbereich: 396–471 m ü. M.[1]
Fläche: 1,78 km²[2]
Einwohner: 9777 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 5493 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
50,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.rorschach.ch
Lage der Gemeinde
Karte von RorschachBodenseeUnterer BurgweierMannenweierBuebenweierChrüzweierWenigerweierRütiweierSchlossweierÖsterreichKanton Appenzell AusserrhodenKanton Appenzell InnerrhodenKanton Appenzell InnerrhodenKanton Appenzell InnerrhodenWahlkreis St. GallenKanton ThurgauKanton ThurgauWahlkreis St. GallenWahlkreis RheintalBerg SGBerg SGGoldach SGMörschwilRorschachRorschacherbergSteinach SGThal SGTübachUntereggen
Karte von Rorschach
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Rorschach ist eine Stadt und eine politische Gemeinde am Bodensee im Kanton St. Gallen in der Schweiz.

Geographie

Rorschach liegt in der Ostschweiz am Südufer des Bodensees am südlichsten Punkt des Sees, etwa gegenüber der Mündung der Argen und südlich der deutschen Bodenseestadt Friedrichshafen.

Rorschach ist das Zentrum einer Agglomeration mit ca. 25.000 Einwohnern, mit einer Fläche von 1,78 km² ist die Stadt selbst aber eine der kleinsten der Schweiz.

Geschichte

Die Geschichte von Rorschach geht bis auf die Alemannen zurück. Sie gründeten, nachdem sie die Römer besiegt und nach Italien zurückgedrängt hatten, rund um den Bodensee neue Siedlungen. Im Frühmittelalter wurde das Dorf Rorscahun genannt. Im Jahre 947 verlieh König Otto I. dem Abt Graloh vom Kloster St. Gallen das Markt-, Münz-, und Zollrecht zu Rorschach. Um das Jahr 1000 war Rorschach Durchgangsort der grossen Pilgerzüge. Im Jahr 1351 wurde das Reichsgut unter Kaiser Karl IV. erstmals verpfändet an Hermann von Breitenlandenberg. Nach verschiedenen anderen Pfandherren erhielt der Abt von St. Gallen 1464 die Erlaubnis Kaiser Friedrichs III., das Pfand einzulösen.[5]

1597 wurde die Monatszeitung Annus Christi (auch bekannt als Historische relatio bzw. Rorschacher Monatsschrift) in Rorschach gedruckt. Es ist mutmasslich die erste Zeitung weltweit, welche periodisch erschien und zudem wesentliche Merkmale einer Zeitung enthielt. Sie wurde nach einem Jahr – vermutlich auf Grund finanzieller Schwierigkeiten oder mangelnden Leserinteresses (150 Exemplare) – eingestellt.

Auf dem heutigen Kronenplatz stand die Jakobskapelle, eine Raststätte für Pilger. Sie wurde 1833 abgebrochen und als Erinnerung daran der Jakobsbrunnen gebaut. Noch heute läutet täglich zweimal die Glocke zum Angelus.

Die „Badhütte“ aus dem Jahre 1924, eine auf Betonpfeilern im Wasser stehende, dreiflügelige Badeanstalt, ist das einzige verbliebene Bauwerk seiner Art am Schweizer Bodenseeufer[6]. Erbaut wurde sie vom Architekten Köpplin.

2009–2013 wurde im Gebiet "Neuseeland" an der Churerstrasse das Würth-Haus Rorschach (Verwaltungs- und Ausbildungszentrum mit Kongresssaal sowie dem Kunstmuseum "Forum-Würth") durch die Architekten Gigon/Guyer erstellt. Reinhold Würth eröffnete das Haus am 20. April 2013.

Wappen

Beschreibung: In Rot eine goldene strenggebundene Getreidegarbe von je einen silbernen gestürzten Fisch zu den Seiten begleitet. Die Fische symbolisieren die Fischerei am Bodensee, während die Korngarbe wohl im Zusammenhang mit dem historischen Kornhaus zu sehen ist.[5]

Fusionspläne

Rorschach, Rorschacherberg und Goldach prüften 2007 eine Fusion zu einer „Stadt am See“ mit rund 25'000 Einwohnern, was eine der grössten Städte im Kanton St. Gallen ergeben hätte. Nachdem sich in Goldach eine Fusion wegen des niedrigeren Steuerfusses als politisch nicht durchsetzbar erwies, stand nur eine Fusion von Rorschach und Rorschacherberg zur Diskussion, welche von den Bürgern Rorschacherbergs Ende 2008 abgelehnt wurde. In Rorschach wurde die Fusion hingegen stark befürwortet, da starke Steuersenkungen resultiert hätten.[7]

Im Jahr 2014 wurde erneut eine Grundsatzabstimmung über die Fusion der drei Gemeinden zur „Stadt am See“ durchgeführt. Ziel dieser Abstimmung war es, den Gemeinderäten einen Auftrag zur vertieften Prüfung zu erteilen und innerhalb von 2 Jahren eine definitive Abstimmung zur Fusion durchzuführen. Diese Grundsatzabstimmung wurde wieder, wie die vorherigen, von den Gemeinden Goldach und Rorschacherberg klar abgelehnt und von der Stadt Rorschach mit deutlichem Vorsprung angenommen.[8] Durch diesen neuerlichen Entscheid wurden weitere Massnahmen für eine Fusion sistiert und vorgesehene und teils bestehende Zusammenarbeiten durch die Stadt Rorschach beendet oder auf Eis gelegt.

Bildung

In Rorschach sind folgende Höhere Schulen ansässig.

Kultur

Kornhaus

Das Museum im Kornhaus am Rorschacher Hafen bezeichnet sich als Erlebnismuseum für Gross und Klein. Das Ausstellungsspektrum reicht von Urgeschichte, Stadtentwicklung, Wirtschaft, Industrie, Tierwelt am Bodensee zu Optik/Illusion, Schriften/Zeichen und Mathe-Magie. [9]

Beim jährlich stattfindenden Sandskulpturen-Festival bauen eingeladene Künstler internationaler Herkunft während einer vorgegebenen Zeit Skulpturen aus Sand zu einem Thema, das zu Beginn des Festivals bekannt gegeben wird. Am Ende des Festivals werden die besten Skulpturen von Publikum und einer Fachjury gekürt.[10]

Wirtschaft

Zu den ansässigen Unternehmen zählt die Zollern-Mimtec AG, ein Teil der Zollern-Gruppe.

Die Frisco-Findus AG, ein Hersteller von Speiseeis, hatte vor der Übernahme durch Nestlé ihren Sitz in Rorschach. Die Firma galt als Pionier in dem Bereich Speiseeis und brachte 1960 das erste in der ganzen Schweiz erhältliche Speiseeis (in der Schweiz Glace genannt) auf den Markt. Die Speiseeis-Herstellung von Nestle ist heute in Rorschach konzentriert.[11]

In Rorschach sind zwei lokale Brauereien ansässig: die 2007 gegründete Kornhausbräu sowie die seit 1871 bestehende Brauerei Löwengarten, die seit 2006 zur Brauerei Schützengarten gehört[12].

Verkehr

der westliche Teil des Hauptbahnhofs, vom Stadtbalkon aus gesehen (2015)

Rorschach besitzt einen Bahnhof und die Haltestellen Rorschach Hafen und Rorschach Stadt. Der Hauptbahnhof Rorschach war lange Zeit einer der wichtigsten der Schweizerischen Bundesbahnen, hat mittlerweile aber stark an Bedeutung verloren. Die Schienenverbindungen führen nach Romanshorn, St. Gallen sowie St. Margrethen und weiter nach Chur, die Rorschach-Heiden-Bergbahn bietet Verbindungen nach Heiden.

Der Rorschacher Hafen besitzt Anlegestellen für Kursschiffe der Weissen Flotte und ist Heimathafen der Rorschacher Fahrgastschiffe.

Rorschach verfügt über keine eigene Autobahnanbindung, die nächsten Anschlussstellen befinden sich auf dem Gebiet der Gemeinden Thal und Goldach. Es sind Abklärungen für eine neue Autobahnanbindung für den Westen der Stadt im Gange. Ziel ist es, den Verkehr direkt von Rorschach und Rorschacherberg auf die Autobahn zu bringen und so die Ortskerne von Goldach und Staad zu entlasten.

Sehenswürdigkeiten

Badhütte Rorschach
  • Katholische Pfarrkirche Sankt Kolumban und Konstantius (1782 klassizistisch umgebaut und erweitert)[13]. Fünfstimmiges Bronzegeläute mit Schlagtonfolge a0–c1–d1–e1–g1 (leicht verzogene Schlagtonlinie).
  • Katholische Herz-Jesu-Kirche (1897, neugotisch), meist als «Jugendkirche» bezeichnet. Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund grosser Bevölkerungszahlen (etwa 30 % mehr als heute) erbaut. Die Schliessung wurde 2004 diskutiert: Sie erfolgte zwar bisher nicht, allerdings finden hier keine Gottesdienste mehr statt (Stand 2015).[14][15] Seit März 2015 werden Ideen für eine Umnutzung der Kirche in Form von Wohnungen und Geschäften öffentlich diskutiert.[16]
  • Reformierte Kirche (1904), Sakralbau mit burgähnlicher Architektur mit als Kuppel aufgesetztem Glockenturm (beherbergt mit den vier Bronzeglocken f0–a0–c1–f1 eines der schwersten und tontiefsten Geläute der Schweiz)

Persönlichkeiten

Städtepartnerschaft

Literatur

  • Johannes Huber: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 574/575: Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius in Rorschach, Bern 1995

Weblinks

Commons: Rorschach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Erhard Nietzschmann: Die Freien auf dem Lande. Ehemalige deutsche Reichsdörfer und ihre Wappen. Melchior, Wolfenbüttel 2013, ISBN 978-3-944289-16-8, S. 66.
  6. Herzlich willkommen in der Badhütte Rorschach. Stadt Rorschach, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  7. Gemeindefusion: Neue Stadt am Bodensee? Abgerufen am 10. Juni 2012.
  8. Keine Fusion in der Region Rorschach Tagblatt Online, Artikel vom 18. Mai 2014
  9. Erlebniswelt Museum im Kornhaus.
  10. 15. internationales sandskulpturen festival. Sandskulpturen Festival Verein, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  11. 50 Jahre FRISCO. (PDF) Nestlé, 15. April 2010, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  12. ÜBER UNS. BRAUEREI SCHÜTZENGARTEN AG, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  13. Johannes Huber: Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius in Rorschach. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 574). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1995.
  14. Pfarrblatt der katholischen Kirchgemeinde Rorschach. Aufgerufen am 13. April 2015.
  15. Gutachten zur Orgel der Herz-Jesu-Kirche von 2011.
  16. Artikel des Katholischen Medienzentrums vom 24. März 2015.
  17. Alexander Pohle: Die Badhütte. In: 99 x Bodensee wie Sie ihn noch nicht kennen. Bruckmann Verlag GmbH, München 2014. ISBN 978-3-7654-8303-5. S. 83–84.