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Siegfried-Klasse

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Deutsches Reich

SMS Beowulf
Klassendetails
Schiffstyp Küstenpanzerschiff
Einheiten 8 Schiffe
Bauwerft Germaniawerft, Kiel
AG Weser, Bremen
Kaiserliche Werft, Wilhelmshaven
Kaiserliche Werft, Kiel
Kaiserliche Werft, Danzig
Stapellauf 1889–1895
Dienstzeit 1890–1919
Technische Daten
Angaben gelten für das Typschiff bei Indienststellung
Wasserverdrängung Konstruktion: 3.500 t
Maximal: 3.741 t
Länge KWL: 76,4 m
über Alles: 79,0 m
Breite 14,9 m
Tiefgang max. 5,74 m
Antriebsanlage
Maschinenleistung 5.022 PSi
Geschwindigkeit 14,9 kn
Brennstoffvorrat 220 t Kohle
Fahrbereich 1.490 sm bei 10 kn
Bewaffnung
  • 3 x 24 cm L/35 Rk (204 Schuss)
  • 6 x 8,8 cm L/30 Sk (1.500 Schuss)
  • 6 x 3,7 cm Mk
  • 4 Torpedorohre ∅ 35 cm (1 Heck, 2 Seiten über Wasser, 1 Bug unter Wasser, 10 Schuss)
Panzerung
Besatzung 276 Mann

Die Siegfried-Klasse war eine Klasse von acht Küstenpanzerschiffen der Kaiserlichen Marine, deren Typschiff und Namensgeber die 1889 vom Stapel gelaufene Siegfried war. Die Einheiten waren für den Schutz der deutschen Nord- und Ostseeküste bestimmt und sollten gemeinsam mit Torpedobooten gegnerische Kriegsschiffe im Küstenvorfeld vernichten.

Während der Friedenszeit war ein Teil der Schiffe bis 1909 zur Ausbildung der Schiffsbesatzungen aktiv. Einige Einheiten lagen jedoch zumeist in der Reserve und wurden lediglich für die jährlich stattfindenden Herbstmanöver aktiviert.

Auch im Ersten Weltkrieg erfolgte noch ein Einsatz der Siegfried-Klasse im Vorposten- und Sicherungsdienst auf den großen Flussmündungen der Nordsee. Aufgrund ihrer Überalterung wurden die Schiffe Anfang des Jahres 1916 mit Ausnahme der Beowulf außer Dienst gestellt. Nach Kriegsende wurde die Klasse aus dem Register der Marine gestrichen und vier Schiffe abgewrackt. Die Hildebrand strandete 1919 auf dem Weg zur Abwrackwerft und wurde aufgegeben. Für drei Einheiten, Frithjof, Odin und Ägir, folgte nach einem entsprechenden Umbau eine mehrjährige zivile Nutzung als Frachtschiffe.

1929 strandete die Ägir vor Gotland und ging damit als zweites Schiff der Siegfried-Klasse verloren. Als letztes Schiff der Klasse wurde die Odin 1935 verschrottet.

Geschichte

Entwicklung und Bau

Mit dem Dienstantritt von Generalleutnant Leo von Caprivis als Chef der Kaiserlichen Admiralität im Jahr 1883 erhielt die Küstenverteidigung einen deutlich höheren Stellenwert. Von Caprivi ging vom baldigen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland aus. Nach seiner Meinung hatte die Heeresrüstung Vorrang vor der Marine, weshalb er auf große und teure Hochseeschiffe verzichten wollte, zumal diese eine lange Bauzeit aufwiesen.[E 1]

Stattdessen wurde eine größere Zahl an Torpedobooten beschafft, in denen von Caprivi eine nahezu ideale Waffe sah, zumal sie vergleichsweise billig und schnell zu bauen waren. Die Überbewertung des Torpedos stärkte gleichzeitig seine Ablehnung großer Panzerschiffe, für welche die neuartige Waffe eine ernstzunehmende Gefahr darstellte.[E 2] Die Meinung, das Torpedoboot würde große Kriegsschiffe überflüssig machen, war jedoch auch in anderen Marinen verbreitet und eine der Ursachen für die schiffsbaulichen Unsicherheiten der Zeit.[E 3]

Von Caprivis Konzeption der Küstenverteidigung beinhaltete auch den Bau gepanzerter Schiffe, die von den Torpedobooten und den vorhandenen Küstenbefestigungen angeschlagene Gegner vernichten sollten. Die Anforderungen an einen derartigen Entwurf sahen ein Schiff mit relativ geringem Tiefgang vor, das problemlos die großen Flussmündungen und den in der Planung befindlichen Kaiser-Wilhelm-Kanal befahren konnte. Es sollte gepanzert und stark bewaffnet sein, auch wenn ein Einsatz in einer Seeschlacht zu vermeiden war. Außerdem sollte eine zumindest bedingte Hochseefähigkeit gewährleistet werden. Insgesamt waren zehn derartige Fahrzeuge geplant. Sechs davon waren für die Verteidigung der großen Flussmündungen, besonders der Elbmündung, in der Deutschen Bucht vorgesehen, vier sollten in der Ostsee stationiert werden.[E 4]

Der erste Entwurf entstand im Jahr 1885. Dieser wurde 1887 sowie 1889, nach Baubeginn des im Frühjahr 1888 von der Germaniawerft auf Kiel gelegten ersten Schiffes, nochmals abgeändert. Die vorhandenen Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung des Torpedos machten die Gestaltung des Unterwasserschutzes schwierig. Da auch das Fehlen finanzieller Mittel die Durchführung entsprechend umfangreicher Versuche verhinderte, konnte hier keine optimale technische Lösung gefunden werden. Es entstand eine Schiffsklasse, die mehrere größere Nachteile aufwies. Die Schiffe waren vergleichsweise langsam und besaßen einen geringen Aktionsradius. Die Aufstellung der schweren Geschütze war ebenso ungünstig wie das Fehlen einer vollwertigen Mittelartillerie. Auch die Panzerung war relativ schwach, was jedoch an der Konzeption als Küstenpanzerschiff an sich lag. Mit einer glockenförmigen Wölbung des Schiffsrumpfes nach französischem Vorbild[A 1] sollte die fehlende Panzerstärke ausgeglichen werden. Der Panzerschutz eines vollwertigen Linienschiffes konnte dennoch nicht erreicht werden.[E 4]

Zeichnung der SMS Siegfried im Ursprungszustand

Nach diesem Entwurf wurden zwischen 1888 und 1894 zunächst sechs Schiffe auf verschiedenen Werften gebaut. Im Jahr 1892 erfolgte auf Grundlage der inzwischen gemachten Erfahrungen mit dem Typschiff eine weitere Änderung des Amtsentwurfes. Nach diesen Plänen wurden zwei weitere, leicht vergrößerte Einheiten, Odin und Ägir, gebaut. Beide konnten im Herbst 1896 in Dienst gestellt und das Bauprogramm damit abgeschlossen werden. Die Kosten für die Schiffe lagen bei durchschnittlich 5,8 Mio. Mark.[A 2] Damit waren die Küstenpanzerschiffe um zwei Drittel billiger als die zwischen 1890 und 1894 gebauten, jedoch weitaus kampfstärkeren Panzerschiffe der Brandenburg-Klasse, was von Caprivis Prämisse der Kostenersparnis entsprach. Die Summen für die einzelnen Schiffe wichen jedoch teils stark voneinander ab. Die drei auf den Privatwerften Germaniawerft und AG Weser gebauten Schiffe mit rund 4,7 Mio Mark (Siegfried, Germaniawerft) bzw. rund 5,3 Mio. (Beowulf und Frithjof, AG Weser) blieben deutlich unter dem Schnitt. Die fünf durch die Kaiserlichen Werften gebauten Einheiten hingegen waren deutlich teurer, wobei die Odin mit rund 6,5 Mio. und die Ägir sogar mit über 6,6 Mio. Mark zu Buche schlugen.[E 5]

Klassifikation

Bis 1893 wurden die Schiffe der Siegfried-Klasse schlicht als „Panzerfahrzeuge“ geführt. Danach änderte sich die Bezeichnung der Schiffsart im Zuge einer generellen Neueinteilung zu „Panzerschiff IV. Klasse“. Durch den im Ersten Flottengesetz festgelegten automatischen Ersatz für „Linienschiffe“, „Große“ und „Kleine Kreuzer“ erfolgte zum 1. Januar 1899 eine entsprechende Einordnung aller größeren Einheiten der Kaiserlichen Marine, die bisher als Panzerschiffe bzw. Kreuzer I. bis IV. Klasse geführt wurden. Bei der Siegfried-Klasse jedoch erfolgte eine abweichende Klassifizierung als „Küstenpanzerschiffe“, unter der sie auch im Flottengesetz genannt waren. Trotz dessen wurden die Schiffe bezogen auf den automatischen Ersatz als Linienschiffe behandelt und durch Großlinienschiffe ersetzt, ohne dass es dazu Bedenken gegeben hätte.[E 6]

Einsatz

Die Schiffe der Siegfried-Klasse wurden in Friedenszeiten verschiedentlich in der Flotte eingesetzt. Einige der Panzerschiffe waren über einen längeren Zeitpunkt hauptsächlich als Stammschiffe der Reserve-Divisionen der Nord- und Ostsee in Dienst. Zu den Hauptaufgaben zählte dabei die Ausbildung der Schiffsbesatzungen. Andere Einheiten, besonders die Heimdall und Hildebrand, wurden vornehmlich zu den jährlich stattfindenden Herbstmanövern aktiviert und nach deren Abschluss wieder außer Dienst gestellt. Auslandsaufenthalte waren selten und fast immer Teil einer Übungsreisen. Lediglich die Hagen wurde 1895 kurzzeitig nach Marokko entsandt. Der letzte Friedenseinsatz aller acht Küstenpanzerschiffe erfolgte vor und während der Herbstmanöver 1909, zu denen ein Großteil der in Reserve befindlichen Schiffe herangezogen wurde. Anschließend wurden alle Schiffe außer Dienst gestellt und verblieben die folgenden fünf Jahre in der Reserve.

SMS Odin während des Ersten Weltkrieges

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges fasste man die reaktivierte Siegfried-Klasse im VI. Geschwader unter dem Kommando von Richard Eckermann und später Herwarth Schmidt von Schwind zusammen. Der Verband blieb lediglich zu Übungen bis Mitte September 1914 geschlossen. Anschließend wurden die Schiffe auf die großen Flussmündungen in der Nordsee verteilt, wo sie im Vorposten- und Sicherungsdienst eingesetzt wurden. Das VI. Geschwader wurde am 31. August 1915 aufgelöst, die Schiffe mehrheitlich Mitte Januar 1916 außer Dienst gestellt. Lediglich die Beowulf verblieb bis zum Kriegsende im aktiven Dienst. Die anderen Schiffe wurden hauptsächlich als Wohnschiff für verschiedene Verbände genutzt.

Mit Ausnahme der Odin wurden alle Einheiten der Siegfried-Klasse am 17. Juni 1919 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Während die Marine fünf der Schiffe nach dem Krieg abwracken ließ, wurden Frithjof, Odin und Ägir durch den Hamburger Reeder Arnold Bernstein aufgekauft. Nach einem entsprechenden Umbau wurden alle drei für mehrere Jahre als Frachtschiffe eingesetzt.

Umbau

Bereits nach wenigen Einsatzjahren zeigte sich, dass die Siegfried-Klasse zu klein bemessen war. Besonders das geringe Kohlefassungsvermögen der Schiffe und ihre dadurch bedingte geringe Reichweite waren problematisch. Nach dem Dienstantritt von Alfred Tirpitz als Staatssekretär des Reichsmarineamtes im Jahr 1897 wurden daher Überlegungen angestellt, den militärischen Wert der Panzerschiffe zu steigern.[E 4]

Zu diesem Zeitpunkt, noch vor der Verabschiedung des Ersten Flottengesetzes, besaß die Kaiserliche Marine mit den vier Einheiten der Brandenburg-Klasse nur wenige moderne Panzerschiffe. Die fünf Schiffe der Kaiser-Friedrich-Klasse befanden sich erst im Bau. Eine Aufwertung der Siegfried-Klasse schien auch deshalb wünschenswert. Es wurde schließlich der Beschluss gefasst, die Schiffe durch das Einfügen einer Mittelsektion zu verlängern. Diese Technik war zuvor mehrfach bei Handelsschiffen erfolgreich eingesetzt worden. Die Kaiserlichen Werften in Danzig und Kiel nahmen daher von 1900 bis 1904 den Umbau aller Schiffe nach dem Muster der bereits 1898 bis 1900 modernisierten Hagen vor.

Der Umbau wurde seinerzeit überwiegend positiv aufgenommen.[E 6] Dies auch trotz der relativ hohen Umbaukosten, die durchschnittlich 2,3 Mio. Mark[A 3] pro Schiff und damit mehr als ein Drittel der Neubaukosten betrugen.[E 5] Die acht Schiffe wurden durch den Umbau nicht zu vollwertigen Hochsee-Panzerschiffen, jedoch war ihre Verwendbarkeit durch die gesteigerte Reichweite weit weniger eingeschränkt als zuvor. Wie auch die zeitgenössischen Linienschiffe, denen sie trotz des Umbaus weiterhin unterlegen war, wurde die Siegfried-Klasse bereits zwei Jahre nach dem Abschluss des Umbauprogramms durch den Stapellauf der HMS Dreadnought völlig entwertet. Nicht zuletzt deshalb wurde die Modernisierung in den folgenden Jahren zunehmend kritisiert.[E 6]

Schiffe der Klasse

SMS Siegfried
  • SMS Siegfried: Stapellauf am 10. August 1889. Die erste Indienststellung erfolgte am 29. April 1890. Am 18. März 1892 kam es zu einem schweren Unfall, als eines der Hauptdampfrohre platzte und mehrere Besatzungsmitglieder starke Verbrennungen erlitten, an denen fünf Mann starben. Bis 1897 wurde die Siegfried dauerhaft in Dienst gehalten, in den Jahren 1899 bis 1901 hingegen lediglich zu den Herbstmanövern aktiviert. Von 1902 bis 1903 umgebaut, blieb die Siegfried mit Ausnahme der Herbstmanöver 1909 dauerhaft in Reserve. Im Ersten Weltkrieg wurde das Schiff bis Ende 1915 eingesetzt und am 14. Januar 1916 außer Dienst gestellt. Nach der Nutzung als Wohn- und Beischiff wurde die Siegfried 1920 in Kiel abgewrackt.[E 7]
SMS Beowulf
  • SMS Beowulf: Stapellauf am 8. November 1890. Nach der Indienststellung am 1. April 1892 wurde das Schiff sieben Jahre lang eingesetzt, unterbrochen lediglich durch reparaturbedingte Werftaufenthalte 1894/95 und 1896/97. Von Frühjahr 1900 bis Mitte 1902 erfolgte der Umbau des Schiffes. Anschließend wurde die Beowulf 1902 zu Probefahrten, 1903 bis 1904 in der Flotte und während der Herbstmanöver 1909 in Dienst gehalten. Im Ersten Weltkrieg wurde die Beowulf bis zum März 1916 in Nord- und Ostsee eingesetzt und diente dann für ein Jahr mit reduzierter Besatzung als Ziel- und Beischiff. 1918 wurde das Küstenpanzerschiff während der Finnland-Intervention und in der zweiten Jahreshälfte als Flaggschiff des Befehlshabers der Baltischen Gewässer eingesetzt. Die Beowulf wurde 1921 in Danzig abgewrackt.[E 8]
SMS Frithjof
  • SMS Frithjof: Stapellauf am 21. Juli 1891. Nach der ersten Indienststellung am 23. Februar 1893 wurde das Schiff mit einer kurzen Unterbrechung bis ins Jahr 1900 eingesetzt. Nach dem 1902/03 durchgeführten Umbau wurde die Frithjof bis 1909 in Dienst gehalten. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Frithjof im Vorpostendienst eingesetzt, am 16. Januar 1916 außer Dienst gestellt und bis Kriegsende als Wohnschiff genutzt. 1923 zum Motorfrachter umgebaut, wurde das Schiff als solcher bis 1930 eingesetzt und anschließend in Danzig abgewrackt.[E 9]
SMS Heimdall
  • SMS Heimdall: Stapellauf am 27. Juli 1892. Die erste Indienststellung fand am 7. April 1894 statt. Die Heimdall blieb lediglich bis Juli 1895 im Dienst. Das Panzerschiff wurde 1897, 1898 und 1900 sowie nach dem 1901/02 erfolgten Umbau 1902, 1903 und 1909 zu den Herbstmanövern aktiviert. Die restliche Zeit verbrachte die Heimdall außer Dienst befindlich in der Reserve. Während des Ersten Weltkrieg wurde das Schiff bis zum Februar 1916 im Vorpostendienst eingesetzt. Von der Außerdienststellung am 2. März 1916 bis zum Kriegsende als Wohnschiff genutzt, wurde die Heimdall 1921 in Rönnebeck abgewrackt.[E 10]
SMS Hildebrand
  • SMS Hildebrand: Stapellauf am 6. August 1892. Am 28. Oktober 1893 erstmals in Dienst gestellt, wurde das Schiff bis zum Herbst 1895 eingesetzt. In den Jahren 1896, 1897 und 1899 wurde die als Flaggschiff genutzte Hildebrand lediglich zu den Herbstmanövern, im Jahr 1900 von März bis September eingesetzt. Nach dem 1901/02 erfolgten Umbau diente das Schiff von September 1903 bis September 1904 als Flaggschiff des II. Geschwaders und blieb dann bis 1909 in der Reserve. Von Beginn des Ersten Weltkrieges bis Anfang Dezember 1914 diente die Hildebrand als Flaggschiff des VI. Geschwaders. Am 16. Januar 1916 erfolgte die Außerdienststellung der Hildebrand, die bis Kriegsende in Libau und Windau als Wohnschiff genutzt wurde. Während der Überführungsfahrt zur Abwrackwerft strandete das Schiff am 21. Dezember 1919 in einem Sturm vor Scheveningen. Das Wrack der Hildebrand wurde 1933 gesprengt.[E 11]
SMS Hagen
  • SMS Hagen: Stapellauf am 21. Oktober 1893. Nach der ersten Indienststellung am 2. Oktober 1894 blieb das Schiff bis 1897 im aktiven Einsatz. 1895 erfolgte ein Auslandseinsatz vor Tanger, um Forderungen des Deutschen Reiches gegenüber der marokkanischen Regierung durchzusetzen. Vom Mai 1899 bis Anfang Oktober 1900 wurde das Panzerschiff als erstes seiner Klasse dem Umbau unterzogen. Weitere Indiensthaltungen erfolgten von 1900 bis 1903 sowie 1909. Während des Ersten Weltkrieges versah das Schiff den Vorpostendienst auf der Jade- und Wesermündung, vorübergehend auch auf der Ems. Es hatte einen wesentlichen Anteil an der Rettung von 381 Besatzungsmitgliedern des am 4. November 1914 untergegangenen Großen Kreuzers SMS Yorck. Am 10. September 1915 erfolgte die Außerdienststellung des Schiffs, das anschließend bis Kriegsende zunächst in Libau, später in Warnemünde als Wohnschiff diente. Die Hagen wurde nach dem Krieg in den Niederlanden abgewrackt.[E 12]
SMS Odin auf einer Postkarte
  • SMS Odin: Stapellauf am 3. November 1894. Die erste Indienststellung erfolgte am 22. September 1896. Von Juli 1898 bis zum September 1901 aktiv, wurde die Odin in den Jahren 1902 und 1903 umgebaut. Von Oktober 1903 an gehörte die Odin für ein Jahr zum II. Geschwader. Der letzte Friedenseinsatz erfolgte während der Herbstmanöver im Jahr 1909. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Schiff im Vorpostendienst auf den Flussmündungen der Nordsee eingesetzt. Nach der am 16. Januar 1916 erfolgten Außerdienststellung diente die Odin bis Kriegsende als Wohnschiff in Wilhelmshaven. Von März bis Oktober 1919 wurde es als Wohn- und Beischiff für die IV. Nordsee-Minensuchflottille eingesetzt. Nach der am 6. Dezember 1919 erfolgten Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe wurde die Odin durch Arnold Bernstein angekauft und 1922 in Rüstringen zum Motorfrachtschiff umgebaut. Als solches wurde es bis 1935 eingesetzt und schließlich abgewrackt.[E 13]
SMS Ägir
  • SMS Ägir: Stapellauf am 3. April 1895. Das Schiff wurde am 15. Oktober 1896 als letztes der Siegfried-Klasse in Dienst gestellt. Bis September 1900 sowie von Juli 1901 bis September 1902 fand das Schiff eine aktive Verwendung. Nach dem Umbau 1903/04 wurde die Ägir bis zum September 1909 durchgängig in Dienst gehalten. Während des Ersten Weltkrieges diente das Panzerschiff im Vorpostendienst und vom 13. Dezember 1914 bis zur Auflösung des Verbandes am 31. August 1915 als Flaggschiffs des VI. Geschwaders. Am 14. Januar 1916 erfolgte die Außerdienststellung des Schiffes. Nach Kriegsende kaufte Arnold Bernstein die Ägir an und ließ sie 1922 zum Lokomotiv-Transportschiff umbauen. Das Schiff strandete am 8. Dezember 1929 vor Gotland.[E 14]

Technik

Die Schiffe der Siegfried-Klasse wurden als Quer-und-Längsspant-Stahlbauten ausgeführt. Bei einer Konstruktionsverdrängung von 3.500 t betrug die Maximalverdrängung 3.741 t. Bei den beiden letzten Schiffen Odin und Ägir stieg die Konstruktionsverdrängung um 50 t, die Maximalverdrängung jedoch nur um rund 10 t. Die Schiffe waren insgesamt 79 m lang, wobei die Konstruktionswasserlinie 76,4 m umfasste. Die maximale Breite der Schiffe betrug 14,9 m, Odin und Ägir hingegen 15,2 m. Der Tiefgang bei maximaler Verdrängung betrug 5,51 m vorn und 5,74 m achtern bei den ersten sechs sowie 5,61 m vorn und 5,47 m achtern bei den letzten beiden Schiffen. Die Schiffe waren durch sieben Querschotts unterteilt, um bei Beschädigungen des Rumpfes Wassereinbrüche begrenzen und damit die Standfestigkeit erhöhen zu können. Außerdem verfügten sie über rund 60 % der Schiffslänge über einen Doppelboden.[E 5]

Die elektrische Ausrüstung der Schiffe wurde von drei Generatoren gespeist, die bei einer Spannung von 67 V 29 bis 36 kW erzeugten. Abweichend davon arbeitete das Bordnetz der Ägir mit einer Spannung von 120 V. Insgesamt sechs Generatoren erzeugten eine Leistung von 243 kW.[E 5]

Die Sollstärke der Besatzung lag bei 20 Offizieren und 256 Mannschaften. Bei den als Flaggschiff vorbereiteten Hildebrand und Ägir war darüber hinaus auch Platz für einen Stab von sechs Offizieren und 22 Mannschaften. Nach dem Umbau der Schiffe erhöhte sich die Zahl der Mannschaften auf 287, auch der Stab wurde in der Folge auf neun Offiziere und 34 Mannschaften ausgelegt.[E 5]

Obwohl nur bedingt hochseetauglich, galten die Einheiten der Siegfried-Klasse als gute Seeschiffe. Ihre Bewegungen waren ruhig. Die sehr gut zu manövrierenden und drehenden Schiffe waren luvgierig und verloren gegen den Seegang viel Fahrt. Schweres Wetter zwang sie zum Beidrehen.[E 5] Ihr behäbig wirkende Rollen brachte den Schiffen in Verbindung mit dem gedrungenen Aussehen den Spitznamen Meerschweinchen ein. Die Seeeigenschaften wurden durch den Umbau verbessert.[E 15]

Antriebsanlage

Die Maschinenanlage der Panzerschiffe bestand aus zwei stehenden Dreizylinder-Dreifachexpansionsmaschinen in zwei nebeneinander angeordneten Maschinenräumen. Den nötigen Dampf lieferten vier Dampflokomotivkessel mit acht Feuerungen, die auf zwei hintereinander liegende Kesselräume verteilt waren. Die Kessel verfügten über eine Heizfläche von 915 bis 1.100 m² und erzeugten einen Dampfdruck von 12 atü. Abweichend von den anderen Einheiten verfügte die Ägir bereits seit ihrem Bau über acht Thornycroft-Wasserrohrkessel mit einer Heizfläche von insgesamt 1.500 m². Durch die größere Kesselzahl besaß sie auch als einziges Schiff ihrer Klasse ab dem Bau zwei Schornsteine.[E 5]

SMS Ägir, bereits im Ursprungszustand mit zwei Schornsteinen

Die konstruktive Leistung der Antriebsanlage lag bei 4.800 PSi. Die reale Leistung der Schiffe wich jedoch deutlich von diesem Wert ab und schwankte zwischen 4.453 PSi bei der Heimdall und 5.250 PSi bei der Frithjof. Beide Maschinen wirkten auf jeweils eine Schraube mit 3,5 m Durchmesser. Die maximale Geschwindigkeit sollte bei 15 kn liegen, jedoch erreichten fünf der Schiffe diesen Wert nicht, wobei die Odin mit einer Höchstgeschwindigkeit von 14,4 kn die größte Abweichung aufwies. Der mitgeführte Brennstoffvorrat der ersten sechs Einheiten betrug 220 t Kohle, die eine Reichweite von 1.490 sm bei einer Marschgeschwindigkeit von 10 kn ermöglichten. Odin und Ägir erhielten einen vergrößerten Brennstoffvorrat von 370 t Kohle, was eine Erhöhung der Reichweite auf 2.200 sm bei 10 kn zur Folge hatte.[E 5]

1894/95 wurde die Siegfried als erstes größeres deutsches Kriegsschiff und als einziges bis zur Indienststellung des Leichten Kreuzers Königsberg im Jahr 1929 überhaupt mit einer reinen Ölfeuerung ausgerüstet. Die Feuerung bewährte sich, jedoch lagen die Brennstoffkosten rund bei dem 2,5-fachen der anderen Küstenpanzerschiffe. Das Schiff wurde daher im Zuge des 1902 bis 1903 durchgeführten Umbaus wieder mit einer Kohlefeuerung ausgestattet, behielt jedoch eine Ölzusatzfeuerung.[E 16]

Bewaffnung

Die Hauptbewaffnung der Siegfried-Klasse bestand aus drei 24-cm-L/35-Mantelringkanonen, die bei einer maximalen Rohrerhöhung von 25° über eine Reichweite von 13 km verfügten. Die Geschütze waren einzeln in Türmen untergebracht. Zwei dieser Türme befanden sich nebeneinander auf der Back, der dritte auf der Schanz. Für die schwere Artillerie wurden insgesamt 204 Schuss Munition mitgeführt, auf Odin und Ägir waren es jedoch nur 174. Zur Torpedobootsabwehr verfügte die Siegfried über sechs, Odin und Ägir über zehn und die fünf anderen Einheiten über acht 8,8-cm-L/30-Schnelladekanonen. Der Munitionsvorrat für diese Geschütze betrug 1.500 bis 2.500 Schuss. Als kleinstes Kaliber befanden sich auch sechs 3,7-cm-Revolverkanonen an Bord, auf die bei Odin und Ägir jedoch verzichtet wurde. Die Bewaffnung wurde durch vier Torpedorohre mit 35 cm Durchmesser vervollständigt. Eines davon war unter der Wasserlinie fest im Bug eingebaut, die anderen befanden sich über Wasser am Heck und beiden Seiten der Schiffe. Die beiden letzten Schiffe der Klasse verfügten bereits über Torpedorohre mit 45 cm Durchmesser, wobei auf das Hecktorpedorohr verzichtet wurde. Von den 35-cm-Torpedos wurden zehn Stück mitgeführt, von den 45-cm-Torpedos acht Stück.[E 5]

Panzerung

Die Panzerung der Schiffe fiel nicht einheitlich aus. Die ersten drei Schiffe erhielten eine Compound-Panzerung, bei der mehrere Lagen Eisen bzw. Stahl auf Teakholz aufgebracht wurden. Bei Heimdall, Hildebrand und Hagen verwendete man teilweise den von Krupp entwickelten Nickelstahlpanzer, der bei den letzten beiden Schiffen vollständig zur Anwendung kam.[E 5]

Der Gürtelpanzer aller Schiffe war zweigeteilt. Bei den ersten sechs Schiffen verlief er über die gesamte Schiffslänge. Der obere Gang war dabei zum Bug und Heck hin mit 180 mm gepanzert, in der Schiffsmitte mit 240 mm. Die Panzerung war dabei auf 330 mm Holz angebracht. Der untere Gang, der sich unter der Wasserlinie befand, wies eine Stärke von 100 bis 140 mm Metall auf 290 mm Holz auf. Bei Odin und Ägir waren Bug und Heck ungepanzert, der obere Gang mit 220 mm auf 180 mm Holz und der untere Gang mit 120 mm Metall auf 280 mm Holz ausgeführt. Das ohne seitliche Böschungen ausgeführte Panzerdeck hatte bei den letzten beiden Schiffen eine Stärke von 70 mm, die sich im vorderen Bereich auf 50 mm reduzierte. Die vorangegangenen Einheiten verfügten nur über ein Panzerdeck mit 30 mm Stärke. Der Kommandoturm erhielt eine horizontale Panzerung von 30 mm Stärke sowie an Seiten 80 mm beziehungsweise 120 mm bei Odin und Ägir. Die Kuppeln der Geschütztürme waren einheitlich mit 30 mm Metall auf 200 mm Holz geschützt, die Barbetten erhielten 200 mm bei gleichstarker Holzunterlage.[E 5]

Umbauten

SMS Hagen nach dem Umbau

Im Zuge des Umbaus wurden die Schiffe mittig zerschnitten und verlängert. Die Konstruktionswasserlinie wuchs dadurch um 8,4 m auf 84,8 m, die Gesamtlänge maß fortan 86,13 m, wovon Odin und Ägir nur um zwei Zentimeter abwichen. Während sich die größte Breite dieser beiden Schiffe auf 15,4 m erhöhte, blieb sie bei den anderen Einheiten gleich. Der maximale Tiefgang der Schiffe fiel unterschiedlich aus und schwankte zwischen 5,42 und 5,66 m vorn sowie 5,30 und 5,66 m achtern. Die Konstruktionsverdrängung stieg auf 4.000 t, bei Odin lag sie bei 4.100 t, bei Ägir bei 4.110 t. Die Maximalverdrängung der Schiffe lag zwischen 4.237 und 4.436 t.[E 5]

Mit Ausnahme der Ägir erhielten alle Schiffe eine neue Kesselanlage. Es wurden Wasserrohrkessel mit einer Heizfläche zwischen 1.216 und 1.402 m² verbaut. Der Kesseldruck wurde jedoch nicht verändert. Bei den meisten Einheiten war eine teilweise deutliche Steigerung der Maschinenleistung die Folge, bei der Frithjof sank sie hingegen um rund 200, bei der Siegfried sogar um rund 300 PSi. Die Höchstgeschwindigkeit aller Schiffe stieg auf über 15 kn. Durch die Verlängerung konnte das Kohlefassungsvermögen auf 580 t gesteigert werden, was die Reichweite auf 3.000 sm bei Odin und Ägir und auf bis zu 3.400 sm bei den sechs anderen Schiffen anhob.[E 5]

Durch die vergrößerte Kesselanzahl erhielten alle Schiffe einen zweiten Schornstein, wie ihn die Ägir bereits seit ihrem Bau besaß. Zusammen mit dem geänderten Gefechtsmast und der Verlängerung führte das zu einer deutlichen Veränderung der Silhouette der Schiffe. Die Generatoren wurden einer Überarbeitung unterzogen und leisteten nun 48 bis 60 kW. Die Bordspannung von 67 V wurde jedoch beibehalten. Auch an der Bewaffnung wurden Änderungen vorgenommen. Die Revolverkanonen entfielen bei allen Schiffen, dafür wurde die Zahl der 8,8 cm-Sk generell auf 10 erhöht. Die über Wasser befindlichen 35-cm-Torpedorohre wurden durch solche mit 45 cm Durchmesser ersetzt, lediglich das Bugrohr wurde mit dem kleineren Kaliber belassen, soweit dies überhaupt eingebaut war.[E 5]

Die Panzerung von Heimdall und Hagen wurde im Zuge des Umbaus komplett in Nickelstahl ausgeführt. Das Panzerdeck erhielt dabei eine durchgehende Stärke von 50 mm, der Kommandoturm wurde mit bis zu 160 mm geschützt. Der obere Gang des Gürtelpanzers behielt seine ursprüngliche Stärke, der untere Gang wurde im achteren Bereich auf 140 mm verstärkt. Die Holzhinterfütterung wurde dabei so angepasst, dass sich eine durchgehende Gesamtstärke von 530 mm ergab.[E 5]

Literatur

  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. (Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Bd. 1), Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8.
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. 10 Bände, Mundus Verlag, Ratingen o. J.

Einzelnachweise

  1. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 73.
  2. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 1, S. 74
  3. Archibald, E. H. H.: The Metal Fighting Ship in the Royal Navy 1860–1970. Blandford Press, London 1971, S. 51. ISBN 0-7137-0551-5
  4. a b c Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 7, S. 168.
  5. a b c d e f g h i j k l m n o Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 34 f.
  6. a b c Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 7, S. 169.
  7. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 7, S. 167–170.
  8. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 2, S. 51–54.
  9. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 3, S. 159–161.
  10. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 4, S. 102–104.
  11. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 4, S. 157–163.
  12. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 4, S. 52–54.
  13. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 6, S. 186–188.
  14. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 1, S. 199–202.
  15. Gröner, Band 1, S. 36.
  16. Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Band 7, S. 170.

Anmerkungen

  1. Zum Vergleich seien die Dupuy-de-Lôme oder auch die Schiffe der Marceau-Klasse genannt.
  2. Heute ca. 47.770.000 €.
  3. Heute ca. 18.480.000 €.

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