Sijtje van der Lende

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Sijtje van der Lende
Sijtje van der Lende im Januar 1976
Nation Niederlande Niederlande
Geburtstag 31. Januar 1950
Geburtsort SonnegaNiederlande
Größe 175 cm
Gewicht 66 kg
Karriere
Status zurückgetreten
Karriereende 1980
Medaillenspiegel
Nationale Medaillen 3 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 4 × Bronzemedaille
 

Sijtje van der Lende (* 31. Januar 1950 in Sonnega, Provinz Friesland) ist eine ehemalige niederländische Eisschnellläuferin und Eisschnelllauftrainerin. In den 1970er-Jahren nahm sie regelmäßig an Weltmeisterschaften teil und gehörte sowohl 1976 als auch 1980 zum niederländischen Olympiateam, blieb aber ohne internationale Medaillen. Später förderte sie als Regionaltrainerin die Laufbahnen von Tonny de Jong, Annamarie Thomas sowie Barbara de Loor und betreute von 1997 bis 1999 als erste Frau das niederländische Frauen-Nationalteam.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktive Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sijtje van der Lende (rechts) mit Teamkollegin Trijnie Rep 1972

Van der Lende wuchs mit fünf Schwestern auf der Viehfarm ihrer Eltern in dem friesischen Dorf Sonnega auf, in dem es nahezu keine Sportmöglichkeiten gab.[1] Im strengen Winter 1963 froren die Wassergräben und Kanäle zu, auf denen van der Lende ihre ersten Kurzbahn-Eisschnelllaufrennen bestritt. Ab der Eröffnung des Eisstadions Thialf 1967 trainierte sie in den Wintern im 15 Kilometer von ihrem Heimatort entfernten Heerenveen. Über das von Henk Gemser betreute Juniorenteam stieg sie in der Saison 1971/72 in den niederländischen Nationalkader auf, wo sie Carry Geijssen ablöste. Die niederländischen Eisschnellläuferinnen zählten seit Ende der 1960er-Jahre zu den erfolgreichsten der Welt, van der Lendes Trainingspartnerinnen waren zu Beginn ihrer Laufbahn unter anderem die zehn Jahre älteren mehrmaligen Mehrkampf-Weltmeisterinnen Stien Baas-Kaiser und Atje Keulen-Deelstra. Van der Lende nahm 1973 erstmals an internationalen Titelkämpfen teil und startete bis 1980 regelmäßig bei Sprint- und Mehrkampf-Weltmeisterschaften. Ihr bestes Ergebnis dort war ein vierter Rang bei der von Sylvia Burka gewonnenen Mehrkampf-WM 1976 mit der zweitbesten Zeit auf der 1500-Meter-Teilstrecke. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre (1976, 1977 und 1979) entschied sie drei niederländische Mehrkampfmeisterschaften für sich. Sie beendete ihre Karriere nach den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid, bei denen sie – wie bei ihrer ersten Olympiateilnahme 1976 in Innsbruck – in allen vier Rennen an den Start ging, aber kein Ergebnis unter den besten Acht erreichte.[2][3]

Die etwa gleichaltrige Olympiasiegerin von 1980 Annie Borckink charakterisierte ihre Teamkollegin van der Lende im Rückblick als ausgesprochen trainingsfleißige Athletin, die für den Sport gelebt und im Winter den ganzen Tag auf der Eisbahn verbracht habe.[4] Während des Sommers arbeitete van der Lende als medizinische Laborantin im Heerenveener Krankenhaus Tjongerschans und bei einer Blutbank.[1]

Eisschnelllauftrainerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Anschluss an ihre aktive Karriere begann van der Lende eine Trainerausbildung. 1984 wurde sie Betreuerin der friesischen Regionalauswahl. In den folgenden Jahren entdeckte und förderte sie unter anderem die späteren Europa- beziehungsweise Weltmeisterinnen Tonny de Jong und Annamarie Thomas. Im Winter 1996/97 gab sie einigen von ihr betreuten Sportlerinnen – darunter de Jong und Barbara de Loor, die in diesem Jahr Gold und Bronze bei der Europameisterschaft gewannen – den Impuls, auf Klappschlittschuhen zu laufen. Sie trug damit zum Durchbruch der schon seit Jahrzehnten bekannten, aber kaum genutzten Technologie auf internationaler Ebene bei.[5] Als Nachfolgerin Aart van der Wulps übernahm van der Lende 1997 als erste Frau die Trainingsleitung der niederländischen Frauenauswahl,[6] die sie bis zum Saisonende 1998/99 innehatte. Während der zwei Jahre wurde van der Lendes mangelnde Kommunikationsfähigkeit vorgeworfen; es kam zu einem Konflikt mit Carla Zijlstra, die sie 1998 aus dem Nationalkader zurückstufte.[7] De Jong und Thomas wechselten im gleichen Jahr nach dem erfolglosen Winter 1997/98 zur Trainingsgruppe des US-Amerikaners Peter Mueller, sodass van der Lende in ihrer zweiten Saison nur noch Barbara de Loor und Renate Groenewold trainierte.[8] Anschließend an ihre Zeit als Nationaltrainerin betreute van der Lende zunächst kommerzielle – von der DSB Bank und der VPZ-Versicherung gesponserte – Eisschnelllauf-Teams in den Niederlanden, ehe sie 2008 für zwei Jahre nach Changchun zog und die chinesischen Eisschnellläuferinnen um Wang Beixing auf die Winterspiele 2010 vorbereitete. Nach dem Engagement in China kehrte sie nach Heerenveen zurück, wo sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem Grundschullehrer, lebt und gemäß einem Bericht aus dem Jahr 2016 abseits des Leistungssports Schlittschuhläuferinnen jeder Altersgruppe im Thialf trainiert.[1]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympische Winterspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sijtje van der Lende zählte 1976 und 1980 bei zwei Winterspielen zum niederländischen Aufgebot. Sie nahm an acht Wettkämpfen teil, in denen sie als bestes Ergebnis einen neunten Rang belegte.[9]

Olympische Winterspiele 500 m 1000 m 1500 m 3000 m
Jahr Ort
1976 Osterreich Innsbruck 24. 11. 13. 9.
1980 Vereinigte Staaten Lake Placid 26. 13. 15. 16.

Mehrkampf-Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1973 bis 1980 nahm van der Lende an sieben Mehrkampf-Weltmeisterschaften teil und erreichte als bestes Ergebnis einen vierten Platz. Die folgende Tabelle zeigt ihre Zeiten – und in Klammern jeweils dahinter ihre Platzierungen – auf den vier gelaufenen Einzelstrecken sowie die sich daraus errechnende Gesamtpunktzahl nach dem Samalog und die Endplatzierung. Die Anordnung der Distanzen entspricht ihrer Reihenfolge im Programm der Mehrkampf-WM zur aktiven Zeit van der Lendes.[9]

Mehrkampf-WM 500 m
(in Sekunden)
1500 m
(in Minuten)
1000 m
(in Minuten)
3000 m
(in Minuten)
Punkte Platz
Jahr Ort
1973 Schweden Strömsund 47,60 (23) 2:25,22 (11) 1:34,19 (16) 5:01,66 (7) 193,379 13.
1974 Niederlande Heerenveen 47,03 (12) 2:24,07 0(9) 1:33,19 (14) 4:57,26 (6) 191,191 9.
1976 Norwegen Gjøvik 45,40 (15) 2:19,38 0(2) 1:30,63 0(7) 4:56,43 (4) 186,580 4.
1977 Vereinigte Staaten Keystone 44,40 (21) 2:14,75 0(8) 1:27,31 0(8) 4:59,72 (7) 182,925 11.
1978 Finnland Helsinki 47,05 (26) 2:22,87 0(4) 1:31,51 (13) 5:00,18 (7) 190,458 12.
1979 Niederlande Den Haag 47,00 (23) 2:16,52 0(4) 1:28,15 0(4) 4:45,45 (7) 184,156 7.
1980 Norwegen Hamar 46,00 (25) 2:22,11 (19) 1:29,92 (19) DNQ 138,330 21.

Sprint-Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1973 bis 1980 nahm van der Lende an sieben Sprint-Weltmeisterschaften teil und platzierte sich bei ihrem besten Auftritt auf dem sechsten Rang. Die folgende Tabelle zeigt ihre Zeiten – und in Klammern jeweils dahinter ihre Platzierungen – auf den vier gelaufenen Einzelstrecken sowie die sich daraus errechnende Gesamtpunktzahl nach dem Samalog und die Endplatzierung. Die Anordnung der Distanzen entspricht ihrer Reihenfolge im Programm der Sprint-WM zur aktiven Zeit van der Lendes.[9]

Sprint-WM 500 m
1. Rennen
(in Sekunden)
1000 m
1. Rennen
(in Minuten)
500 m
2. Rennen
(in Sekunden)
1000 m
2. Rennen
(in Minuten)
Punkte Platz
Jahr Ort
1973 Norwegen Oslo 47,81 (27) 1:35,62 (21) 1:11,41 (29) 1:35,47 (24) 214,765 28.
1974 Osterreich Innsbruck 46,81 (23) 1:38,45 (15) 46,40 (23) 1:31,48 (13) 188,175 19.
1976 Deutschland BR Berlin 46,37 (14) 1:32,19 (11) 46,97 (15) 1:31,42 (10) 185,145 14.
1977 Niederlande Alkmaar 45,75 (13) 1:30,20 0(3) 45,06 (12) 1:30,08 0(6) 180,950 6.
1978 Vereinigte Staaten Lake Placid 45,27 (19) 1:32,07 (16) 45,86 (21) 1:30,83 0(8) 182,580 16.
1979 Deutschland BR Inzell 44,46 (22) 1:27,10 0(8) 44,01 (22) 1:27,43 (11) 175,735 13.
1980 Vereinigte Staaten West Allis 45,37 (23) 1:29,06 (15) DSQ 1:32,36 (11) 136,080 NC

Mehrkampf-Europameisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1973 und 1974 nahm van der Lende an zwei Mehrkampf-Europameisterschaften teil. Die folgende Tabelle zeigt ihre Zeiten – und in Klammern jeweils dahinter ihre Platzierungen – auf den vier gelaufenen Einzelstrecken sowie die sich daraus errechnende Gesamtpunktzahl nach dem Samalog und die Endplatzierung. Die Anordnung der Distanzen entspricht ihrer Reihenfolge im Programm der Mehrkampf-EM zur aktiven Zeit van der Lendes.[9]

Mehrkampf-EM 500 m
(in Sekunden)
1500 m
(in Minuten)
1000 m
(in Minuten)
3000 m
(in Minuten)
Punkte Platz
Jahr Ort
1973 Norwegen Gran 47,90 (22) 2:26,40 (11) 1:35,34 (14) 5:04,76 (6) 195,163 13.
1974 Sowjetunion 1955 Medeo 46,70 (14) 2:19,15 0(5) 1:31,26 0(8) 4:58,00 (3) 188,380 5.

Persönliche Bestzeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von März 1976 bis Dezember 1979 hielt van der Lende den niederländischen Rekord über 1500 Meter, von Januar 1977 bis Januar 1980 zudem den Landesrekord über 3000 Meter.[9][10]

Distanz Zeit Datum Ort
500 m 43,66 s 19. Januar 1980 Davos
1000 m 1:25,86 min 19. Januar 1980 Davos
1500 m 2:12,59 min 24. Februar 1979 Medeo
3000 m 4:39,15 min 16. Januar 1977 Madonna di Campiglio
3000 m 8:25,30 min 17. Januar 1982 Groningen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sijtje van der Lende – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Op Thialf kun je niet verdrinken! In: Grootheerenveen, Nr. 4/2016, S. 4f. Online verfügbar via issuu. Abgerufen am 20. Februar 2021.
  2. Ward op den Brouw: Schaatsmoeder zonder racune. In: NRC Handelsblad. 11. Januar 1999.
  3. Esther Scholten, Johan Woldendorp: Sijtje van der Lende een 'schaatsmoeder' in dienst van Oranje. In: Trouw. 22. November 1997.
  4. Ward op den Brouw: Schaatsmoeder zonder racune. In: NRC Handelsblad. 11. Januar 1999. „Als er één was die helemaal leefde voor de schaatssport, was Sijtje het wel. Alles moest voor het schaatsen wijken.“
  5. Renze Lolkema: Het jaar 1997: de eerste hoofdprijs op de klapschaats. In: Leeuwardener Courant. 6. Januar 2017. „Pas toen Sijtje van der Lende in Friesland ermee ging experimenteren en Tonny de Jong er een hoofdprijs op won, was het hek van de dam.“
  6. An mehreren Stellen findet sich als Jahresangabe 1994, vgl. Op Thialf kun je niet verdrinken! In: Grootheerenveen, Nr. 4/2016, S. 4f. Online verfügbar via issuu. Abgerufen am 20. Februar 2021. Van der Lende wird in einem Bericht aus dem Jahr 1999 dahingehend zitiert, dass der KNSB sie zwar bereits 1994 als Nationaltrainerin angefragt habe, es aber nicht dazu gekommen sei, vgl. Ward op den Brouw: Schaatsmoeder zonder racune. In: NRC Handelsblad. 11. Januar 1999.
  7. Esther Scholten: Afgedankte Carla Zijlstra neemt 'sportieve wraak'. In: Trouw. 23. November 1998.
  8. Ward op den Brouw: Sijtje van der Lende van ijsbaan naar bloedbank. In: NRC Handelsblad. 26. März 1999.
  9. a b c d e Profil auf speedskatingnews, abgerufen am 20. Februar 2021.
  10. Profil auf schaatsstatistieken.nl, abgerufen am 20. Februar 2021.