St. Margareta (Wadersloh)

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St. Margareta am Abend

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Margareta ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Wadersloh, einer Gemeinde im Kreis Warendorf (Nordrhein-Westfalen). Die Kirche untersteht dem Patrozinium der Hl. Margareta von Antiochien. Die Gemeinde gehört zum Dekanat Ahlen-Beckum im Bistum Münster.[1] Zur Gemeinde gehören die Filialkirchen St. Nikolaus in Wadersloh-Diestedde, St. Cosmas und Damian in Wadersloh-Liesborn, St. Antonius in Langenberg-Benteler und St. Josef in Lippstadt-Bad Waldliesborn.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal der ersten steinernen Kirche

Die Kirche wurde 1187 in einer Urkunde des Fürstbischofs von Münster Hermann II. von Katzenelnbogen erwähnt, der die Kirche dem Archidiakonat St. Martini in Münster zuordnete. Durch die schwierige Grenzlage – im Osten grenzte die Pfarrei an das Gebiet der Herren von Lippe und im Süden an das Gebiet des Kölner Erzbischofs – kam es immer wieder zu Krieg, Brandschatzungen und Plündereien. Bei einer solchen Plünderung zu Ende des 16. Jahrhunderts, verschwand der wertvolle Margaretenschrein aus dem 12. Jahrhundert.

Erste Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Kirche wurde vor 1100 an dieser Stelle gebaut, sie wurde 1121 durch Lothar von Supplinburg und seine Truppen zerstört.[3][4]

Zweite Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Kirchengebäude aus Stein ist für 1225 belegt. Die Gewölbe waren spitzbogig; die Seitenschiffe waren niedriger, als das Mittelschiff, beide Seitenschiffe besaßen im Osten, zu beiden Seiten des Chores, Apsiden. Diese Kirche war der hl. Gottesmutter und der hl Margareta geweiht Über dem Südportal dieses Gebäudes war ein Tympanon mit der Inschrift angebracht, das heute im nördlichen Querschiff gezeigt wird. Diese Kirche brannte 1803 bis auf die Grundmauern ab. Dabei wurden auch die Altäre für die Heiligen Margareta, Jakobus d. Ä. und Nikolaus zerstört.[5][4]

Dritte Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dritte Kirche

Die kleine Kirche stand inmitten des ehemaligen Kirchhofes, es war mit einigen Notemporen ausgestattet. Sie wurde 1805 auf den Grundmauern des Vorgängers errichtet, als Baumaterial wurden Steine des aufgelösten Klosters Liesborn verwendet. Sie stand dort, wo sich heute das südliche Querhaus und der Hochchor befinden. Der Turm wurde erst 1823 vollendet. 1856 wurde die Kirche, wegen der wachsenden Anzahl der Gemeindemitglieder zu klein, es wurde ein Fonds gegründet, um einen Neubau zu ermöglichen.[6][4]

Vierte Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neugotische Gebäude wurde 1892 bis 1894 auf dem Grundstück des Vorgängergebäudes unter dem Einfluss des Historismus errichtet. Durch Haussammlungen und Kollekten wurde die veranschlagte Bausumme in Höhe von 300.000 Goldmark aufgebracht. Die Pläne erstellte der Architekt Wilhelm Rincklake aus Münster. Der Grundstein wurde am 14. Juni 1892 gelegt und Diözesanbischof Hermann Dingelstad konsekrierte die Kirche am 10. Oktober 1894. Drei umfangreiche Renovierungen wurden vorgenommen, bei der letzten wurde versucht, den neugotischen Charakter wiederherzustellen.[7] Der Grundstein wurde bei der Renovierung im Jahr 1960 ergänzt.[8]

Das freistehende Gebäude steht auf einem gepflasterten Kirchplatz. In der Zeit der Errichtung war der Bau von schmalen Straßen umgeben. Weil der Platz beschränkt war, wurde der Hauptturm in die Kirche eingerückt. Die notwendigen Ziegel wurden direkt vor Ort gebrannt; die Ummantelung erfolgte in Baumberger Sandstein.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche steht über einem kreuzförmigen Grundriss und besitzt einen nach Osten ausgerichteten Chor mit einem 5/8 Schluss, der von zwei quadratischen Türmen, mit einer Höhe von 56 Metern flankiert wird. Das Längsschiff ist ebenfalls 56 Meter lang und 30 Meter breit.[9] Der Westturm hat eine Höhe von 88 Metern.[10] Der Turm ist mit einer Weltkugel, einem Kreuz und einem Wetterhahn bekrönt.

Der weiträumige Innenraum wirkt als neugotisches Gesamtkunstwerk, die dreischiffige Halle ist 21 Meter hoch. Die Kreuzrippengewölbe werden von acht freistehenden und vier vorgesetzten Säulen getragen. Gemäß der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde der Zelebrationsaltar im Zentrum der Vierung aufgebaut, die Kirchenbänke wurden so umgestellt, dass die Besucher einen Blick auf den Altar haben. Unter jedem Chorturm befindet sich eine Seitenkapelle, deren Malereien bei der Renovierung im Jahr 1960, wegen einer helleren Raumwirkung, übermalt wurden.[11]

Die Fenster wurden 1904 nach Entwürfen des Architekten von den Glasfirmen Hertel & Lersch aus Düsseldorf angefertigt und eingebaut. Die Ornamentscheiben stammen aus der Werkstatt Viktor von der Forst aus Münster. Die Fenster im Lang- und Querhaus zeigen die 14 Stationen des Kreuzweges, sie werden durch deutsche Untertitel erklärt. Die fünf dreibahnigen Chorfenster mit Maßwerkverglasung zeigen inhaltlich einen Zyklus zur Verherrlichung Christi, den Mittelpunkt bildet eine Monstranz mit einer darin befindlichen Hostie.[11]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altarraum
  • Der alte Hochaltar wurde 1894 aufgebaut. Die Tür des darauf befindlichen Tabernakels zeigt die Verkündigung; an den Seiten werden die Heiligen Drei Könige und das Weihnachtsgeschehen dargestellt. Ergänzend dazu stehen die Figuren der vier Evangelisten. In der Mensa sind Opferszenen aus dem Alten Testament zu sehen. Das Retabel ist eine Arbeit von Anton Rüller, die Mensa eine von H. Rohling und die Reliefs wurden von Bernhard Frydag geschaffen.[12]
  • Der Rosenkranzaltar steht in der südlichen Seitenkapelle, die Figuren mit den Darstellungen der Muttergottes mit dem Jesuskind, wie sie einen Rosenkranz an Dominikus übergibt und Papst Leo mit einer Bulle, wurden 1897 für die Pfarrkirche in Liesborn angefertigt.
  • Der Taufstein ist aus dem 15. Jahrhundert.[13]
  • In der Trägerschaft des LWL befindet sich in der Gemeinde eine Bücherei.[14]
  • Die Statue des Hl. Nepomuk wurde um 1750 geschaffen.
  • Die Beichtstühle wurden 1905 von W. Niehus gebaut.
  • Die Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind wurde 1960 von Heinrich Gerhard Bücker aus Vellern im damaligen Zeitgeschmack geschaffen.
  • Die Strahlenkranzmadonna aus der Zeit um 1750 zeigt Maria auf der Mondsichel mit der Schlange unter den Füßen.
  • Der Liturgiealtar in der Vierung wurde 1972 auch von Bücker aus alten Grabsteinen und den Sockelsteinen der zweiten Kirche gebaut.
  • Das Triumphkreuz von 1961, ebenfalls von Bücker, besteht aus westfälischer Mooreiche, der Korpus ist mit Gold und Silber beschlagen.[15]
  • Das Halbrelief von 1520 der Margareta von Antiochien hängt an der Säule neben dem Hochaltar.
  • Das Tympanon aus der Zeit um 1190 zeigt die Kreuzigungsszene.
  • Die Pietà fertigte 1931 Bildhauer H. Löppenberg aus Wadersloh.
  • Die ehemalige Kommunionbank und das Chorgestühl sind Schnitzarbeiten, die von 1897 und 1905 in der Werkstatt H. Rincklake in Münster gefertigt wurden. Sie sind nicht mehr vollständig erhalten. Bei der Renovierung im Jahr 1960 wurde bei dem Chorgestühl, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, das obere Zierwerk entfernt. Einige erhaltene Teile des Gesprenges wurden in einen Altar der Chorkapelle eingefügt. Die ehemalige Kommunionbank wurde zerschnitten. Zwei der Teile dienen als Abschluss der Chorkapelle.[16]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel

1947 baute die Firma Klingenhengel aus Münster eine neue Orgel mit 42 Registern und einer elektronischen Register- und Spieltraktur ein. Schon nach zwölf Jahren war wegen des minderwertigen Materials in der Nachkriegszeit eine umfassende Reparatur nötig. Ein Orgelsachverständiger befand 1976: Ihre Orgel ist nicht mehr zu reparieren. Gestatten Sie mir den Vergleich mit einem schrottreifen Auto, das durch neue Lampen oder sonstige Einzelteile auch nicht wieder verkehrssicher gemacht werden kann. Die Orgel wurde abgebrochen, den Zuschlag für einen Neubau bekam die Orgelbaufirma Gebrüder Stockmann. Ende 1978 wurden das Haupt- und das Schwellwerk und Ende 1981 das Pedalwerk und das Rückpositiv in Betrieb genommen. Das Instrument verfügt über 46 Register, eine mechanische Spieltraktur und eine elektrische Registertraktur. Insgesamt wurden 3544 Orgelpfeifen eingebaut.[17][18]

I Rückpositiv C–a3
1. Holzgedackt 08'
2. Quintade 08'
3. Praestant 04'
4. Rohrflöte 04'
5. Prinzipal 02'
6. Larigot I–II 0113'
7. Sesquialter I–III 0223'
8. Scharff IV 01'
9. Dulzian 16'
10. Cromorne 08'
Tremulant
II Hauptwerk C–a3
11. Pommer 16'
12. Prinzipal (Prospekt) 08'
13. Bourdon 08'
14. Oktave 04'
15. Blockflöte 04'
16. Superoktave 02'
17. Cornet (ab fis0) 08'
18. Mixtur IV–VI 0113'
19. Cymbel III 012'
20. Trompete 16'
21. Trompete 08'
22. Clarion (frz.) 04'
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
23. Quintade 16'
24. Rohrgedackt 08'
25. Viola di Gamba 08'
26. Schwebung (ab c0) 08'
27. Prinzipal 04'
28. Holztraverse 04'
29. Nasard 0223'
30. Waldflöte 02'
31. Terz 0135'
32. Sifflöte 01'
33. Mixtur V 02'
34. Fagott 16'
35. Oboe (frz.) 08'
Tremulant
Pedalwerk C–f1
36. Prinzipal 16'
37. Subbass 16'
38. Quintbass 1023'
39. Oktave 08'
40. Nachthorn gedackt 08'
41. Oktave 04'
42. Zink III 0513'
43. Hintersatz IV 02'
44. Posaune 16'
45. Trompete 08'
46. Schalmey 04'
  • Koppeln: I/II, II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr.
 
Name[19]
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
 
1 Emmanuel 1947 Albert Junker, Brilon 1860 3684 a0
2 Maria 1560 2205 c1
3 Margareta 1380 1530 d1
4 Joseph 1230 1112 e1
5 Ludgerus 1040 652 g1
6 Antonius 920 458 a1
7 Maria 1922 Petit & Gebr. Edelbrock 780 260 c2
8 Augustinus 1947 Albert Junker, Brilon 650 184 es2

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • St. Margaretha Wadersloh. Schnell Kunstführer Nr. 2156 (Erstausgabe 1994), 2. neu bearbeitete Auflage. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-5903-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Margareta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. St. Margaretha Wadersloh, Schnell Kunstführer Nr. 2156, 2011, S. 2.
  2. Hinweis auf die Filialkirchen.
  3. www.margareta-wadersloh.de: Erste Kirche.
  4. a b c St. Margaretha Wadersloh, Schnell Kunstführer Nr. 2156, 2011, Zeittafel auf den Seiten 20 und 21.
  5. www.margareta-wadersloh.de: Zweite Kirche.
  6. www.margareta-wadersloh.de: Dritte Kirche.
  7. St. Margaretha Wadersloh, Schnell Kunstführer Nr. 2156, 2011, S. 4 und 5.
  8. www.margareta-wadersloh.de: Grundsteinergänzung.
  9. St. Margaretha Wadersloh, Schnell Kunstführer Nr. 2156, 2011, S. 5 und 6.
  10. Die Höhe von 88 Metern, margareta-wadersloh.de
  11. a b St. Margaretha Wadersloh, Schnell Kunstführer Nr. 2156, 2011, S. 8.
  12. www.margareta-wadersloh.de: Beschreibung des Hochaltars.
  13. Der Taufstein.
  14. Bücherei.
  15. www.margareta-wadersloh.de: Arbeiten von Bücker.
  16. St. Margaretha Wadersloh, Schnell Kunstführer Nr. 2156, 2011, S. 14 und 15.
  17. www.margareta-wadersloh.de: Orgeln.
  18. Zur Disposition
  19. Wadersloh, Pfarrkirche St. Margareta – Plenum (5. Juni 2017) auf YouTube.

Koordinaten: 51° 44′ 12″ N, 8° 14′ 47″ O