Steely Dan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Juni 2016 um 21:43 Uhr durch Schotterebene (Diskussion | Beiträge) (sprachliche Korrekturen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Steely Dan

Steely Dan in Luzern (2007)
Allgemeine Informationen
Genre(s) Rock, Funk, Pop
Gründung 1972, 1993
Auflösung 1980
Website www.steelydan.com
Aktuelle Besetzung
Donald Fagen (seit 1972)
Walter Becker (seit 1972)
Ehemalige Mitglieder
Denny Dias
Jeff "Skunk" Baxter
Jim Hodder (1972–1974) († 1990)[1]
David Palmer (1972–1973)[1]

Steely Dan ist eine 1972 von Walter Becker und Donald Fagen in Los Angeles gegründete Band, die in den 1970er Jahren mit der Veröffentlichung von sieben Studioalben ihre größten Erfolge hatte. Die Band tourte nur bis 1974 und wurde danach zur reinen Studioband.[1]

Ihre Musik verbindet Elemente aus Rock, Funk, R&B, Jazz und Pop.[1] Die Songtexte zeichnen sich oft durch Ironie und Sarkasmus aus.[2] Der Name der Band wurde William S. Burroughs’ Roman Naked Lunch entliehen und bezeichnet dort einen stählernen Dildo.

Steely Dan hat bis heute über 30 Millionen Tonträger verkauft und wurde 2001 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[3] Zu den bekannten Songs der Band gehören Do It Again, Rikki Don’t Lose That Number, Peg und Hey Nineteen.

Geschichte

Erste Jahre

Walter Becker und Donald Fagen hatten sich Ende der 1960er-Jahre am Bard College in New York kennengelernt und bemerkten schnell ihre Übereinstimmungen, was die Musik betraf. Sie entwickelten einen sehr eigenen, anspruchsvollen Stil mit Elementen aus Rock, Funk und Blues (unter anderem amerikanisches Songwriting der 1930er- und 40er-Jahre). Auch ein ausgeprägter Jazzeinfluss ist zu hören, etwa im Stück Rikki Don’t Lose That Number (1974), das im Intro den Pianisten Horace Silver zitiert. Im Stück Parker’s Band nahmen Steely Dan explizit Bezug auf Charlie Parker. Fast alle Songs sind von Walter Becker und Donald Fagen als Duo geschrieben worden.

Nachdem Becker und Fagen zwischen 1968 und 1971 zahlreiche Demo-Aufnahmen von Eigenkompositionen - teilweise auch unter Beteiligung von Denny Dias - eingespielt hatten, formierte sich Steely Dan im Jahr 1972 mit folgender Besetzung: Donald Fagen (Gesang und Keyboards), Walter Becker (Bass), Denny Dias (Gitarre), Jeff „Skunk“ Baxter (Gitarre), Jim Hodder (Schlagzeug, Gesang) und David Palmer (Gesang). Auf ihrem ersten Album Can’t Buy a Thrill wirkte Elliott Randall als Gastgitarrist mit. 1974 ging die Band auf Tournee. Verstärkt wurde sie hierbei von Michael McDonald (Gesang, Keyboards), Jeff Porcaro (Schlagzeug) und Royce Jones (Gesang und Percussion).

Hauptphase und Erfolge

1974 wurde nach der Support-Tour für Pretzel Logic das Projekt Steely Dan von Fagen und Becker als Duo nur noch im Studio fortgesetzt, wobei sie von einer zunehmenden Anzahl von Studiomusikern bei der Einspielung ihrer Alben unterstützt wurden. Aus der alten Band wurde lediglich Denny Dias gelegentlich als bezahlter Studiomusiker eingesetzt. Auch McDonald und Porcaro wirkten noch vereinzelt mit. McDonald folgte deshalb Baxter zu den Doobie Brothers, Porcaro wurde 1977 neben David Paich, der auch Steely-Dan-Songs mit eingespielt hatte, einer der Mitbegründer von Toto. Von 1975 bis 1980 produzierte Steely Dan vier von der Kritik hoch bewertete Alben.[4] Nach der Veröffentlichung des Albums „Gaucho“ im Jahr 1980 lösten Becker und Fagen Steely Dan vorerst auf.

Trennung

Die Arbeit an Gaucho war von schweren Problemen Fagens und Beckers überschattet. Die Freundin Beckers starb an einer Drogenüberdosis, was ihm zur Last gelegt wurde, und auch er hatte mit seiner Heroinabhängigkeit zu kämpfen. Zudem hatte Becker einen schweren Verkehrsunfall, bei dem er sich einen mehrfachen Beinbruch zuzog und wochenlang auf Krücken angewiesen war. Walter Becker zog nach Hawaii, wo er sich im Laufe der nächsten Jahre von seinen Drogenproblemen befreien konnte.

Zudem beabsichtigten die beiden, die Plattenfirma zu wechseln, was ihr altes Plattenlabel jedoch juristisch verhinderte. Donald Fagen begann daher mit Solo-Aufnahmen.

Wiedervereinigung

1993 waren Steely Dan wieder vereint und tourten durch die USA (Alive In America). 1996 folgte die erste Welttournee, die sie auch nach Deutschland (Alive in Germany) führte.

Im Jahr 2000 veröffentlichten Steely Dan ihr erstes Studioalbum nach zwanzig Jahren. Two Against Nature erhielt im Februar 2001 vier Grammys und war damit ein Überraschungserfolg. Es gewann in den Kategorien „Best engineered album non-classical“, „Best pop vocal album“, „Best performance by a duo or group with vocal“ für den Song Cousin Dupree, sowie „Best album of the year“. Vor allem letzterer Grammy schockierte einige, die sich schon als Gewinner glaubten, allen voran Favorit Eminem, der für seine The Marshall Mathers LP nominiert war.

Im Jahr 2001 wurden Steely Dan in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[5] Im Juni 2003 schließlich erschien das Album Everything Must Go.

2006 tourten Steely Dan in den USA zusammen mit Michael McDonald. 2007 kam es erstmals seit 2000 wieder zu einer großen Welttournee durch Amerika, Europa und Japan.

Produktionsstil

Der Gitarrist Dean Parks bezeichnet in der Fernsehserie Classic Albums über das Aja-Album den Produktionsstil von Steely Dan als „one step beyond perfection“: Man arrangierte einen Titel bis zur absoluten Perfektion, um ihn dann nochmals zur Gänze von vorne einzuspielen, damit er eine gewisse Lockerheit bekam („to loosen it up a little bit“). Es kam nicht selten vor, dass Gastmusiker, auch aufgrund der oftmals gnadenlosen Kritik von Becker und Fagen, entnervt das Studio verließen. Sämtliche Steely-Dan-Alben von 1972 bis 1980 wurden gemeinsam mit dem Produzenten Gary Katz produziert.

Diskografie

Studioalben

Singles

  • 1972: Dallas, US, ohne Chartplatzierung
  • 1972: Do It Again, US, #6
  • 1973: Reeling in the Years, US, #11
  • 1973: Show Biz Kids, US, #61
  • 1973: My Old School, US, #63
  • 1974: Rikki Don’t Lose That Number, US, #4
  • 1974: Pretzel Logic, US, #57
  • 1975: Black Friday, US, #37
  • 1976: Kid Charlemagne, US, #82
  • 1976: The Fez, US, #59
  • 1977: Peg, US, #11
  • 1978: Deacon Blues, US, #19
  • 1978: FM (No Static at All), US, #22
  • 1978: Josie, US, #26
  • 1980: Hey 19, US, #10
  • 1981: Time out of Mind, US, #22

Konzertalben

  • 1995: Alive in America
  • 2008: In Concert (enthält das Konzert der PBS-Show „In the Spotlight“ aus dem Jahr 2000)

Filmmusik und Raritäten

  • 1971: You Gotta Walk It Like You Talk It (Soundtrack von Becker & Fagen)
  • 1978: FM (enthält von Steely Dan das Titelthema zum gleichnamigen Film in zwei Versionen sowie den Titel Do It Again)
  • 1984: Becker/Fagen: The Early Years - enthält Demoaufnahmen von Becker und Fagen aus der Zeit vor Steely Dan
  • 1986: Rosie Vela: Zazu (Becker und Fagen wirken mit)
  • 1989: You Go Where I Go - feat. Walter Becker & Donald Fagen (inoffizielle Veröffentlichung bei Success; Aufnahmen aus den Jahren 1968–1971)
  • 1994: Steely Dan: Catalyst - enthält 29 Demoaufnahmen von Becker und Fagen aus der Zeit vor Steely Dan (mit Verzeichnis der beteiligten Musiker)
  • 2005: Marian McPartland’s Piano Jazz with Steely Dan: Conversation and Music as Heard on NPR (CD)

Kompilationen

  • 1978: Greatest Hits
  • 1978: Steely Dan (Japan)
  • 1985: Gold, Expanded Edition
  • 1985: A Decade of Steely Dan (einzige CD mit dem Original-Mix von „FM“)
  • 1993: Citizen Steely Dan (Box Set)
  • 1993: The Best of Steely Dan: Then and Now (Europa)
  • 2002: Greatest Hits 1972-1978
  • 2003: Show Biz Kids: The Steely Dan Story, 1972–1980 (Compilation)
  • 2006: The Definitive Collection
  • 2009: The Very Best of Steely Dan

DVD

  • 2000: Two Against Nature: Plush TV Jazz-Rock Party (PBS-Show „In the Spotlight“) mit Cornelius Bumpus am Saxofon (DVD)
  • 2003: Aja

Trivia

  • Der britische Buchautor Ricky Rooksby hat in seinem Lehrbuch für Songwriting How to write a song on guitar (auch auf Deutsch erschienen) ein kurzes Fagen-Zitat aufgenommen, in dem Fagen selbst zu einem Akkordtyp Stellung nimmt, der den Bandnamen trägt: der „Steely-Dan-Akkord“. Dieser Akkord besteht aus dem Grundton, der kleinen Septime sowie zwei über diese geschichteten Quarten: (None, Quinte und Grundton eines gedachten Dur-Akkords, zum Beispiel E-D-G-C). Nur ganz wenige Akkorde in der Musikgeschichte überhaupt bekamen eigene Namen, darunter der „So-What-Akkord“ von Miles Davis des gleichnamigen Jazzstandards, „Tristan-Akkord“ aus Richard Wagners Oper Tristan und Isolde und der „Prometheus-Akkord“ (auch Mystischer Akkord genannt) des Komponisten Aleksandr Skrijabin. Der Name „Steely-Dan-Akkord“ ist aber weder allgemein bekannt noch musikwissenschaftlich fundiert. Er repräsentiert lediglich ein Akkordklangbild (sogenanntes Voicing), das Donald Fagen bevorzugt benutzt hat. Mit einer chromatischen Sequenz und diesem Voicing an jeder zweiten Position beginnen gleich zwei Stücke des Albums Aja: Peg und Deacon Blues.
  • 1978 entwickelte Steely Dans langjähriger Toningenieur Roger Nichols speziell für die Produktion von Gaucho den WENDEL, einen digitalen Drumcomputer – er gilt als der erste Sampler, der je auf einer Schallplatte verewigt wurde. Auslöser dafür war der Perfektionsdrang Beckers und Fagens, die mit der Präzision menschlicher Schlagzeuger nicht zufrieden waren. Das Gerät ist ein Einzelstück und niemals offiziell in den Handel gelangt. Allerdings gab es eine weiterentwickelte Version, die als Kleinserie aufgelegt wurde und heute hohe Preise erzielt.[7]
  • In Folge 4 der zweiten Staffel von Breaking Bad wird deutlich, dass die Hauptfigur Walter White ein großer Steely-Dan-Fan ist.

Quellen

  1. a b c d Stephen Thomas Erlewine: All Music Guide - Steely Dan: Biography. Abgerufen am 10. Mai 2011.
  2. Steely Dan - laut.de - Band
  3. Rock and Roll Hall of Fame: Inductees
  4. von der Kritik hoch bewertete Alben Allmusic, 29. Januar 2012
  5. Rock and Roll Hall of Fame: Steely Dan in der Rock and Roll Hall of Fame
  6. Yacht Rock auf channel101.com
  7. Wendel: The Amazing Drum Machine

Literatur

  • Irwin Stambler: The Encyclopedia Of Pop, Rock And Soul. 3. überarbeitete Auflage, St. Martin’s Press, New York 1989, ISBN 0-312-02573-4, S. 643–645.

Weblinks