Tab Hunter

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Tab Hunter (2010)

Tab Hunter (* 11. Juli 1931 in New York City, New York; eigentlich Arthur Andrew Kelm, später Arthur Andrew Gelien) ist ein US-amerikanischer Filmschauspieler und Popsänger. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er in den 1950er-Jahren als Teeanger-Idol.

Leben

Von Art Kelm zu Tab Hunter

Tab Hunter wurde unter dem Namen Arthur Andrew Kelm (genannt Art) als Sohn von deutschen Einwanderern in New York City geboren. Sein Vater war ein Schläger, weshalb sich die Mutter Gertrude während Hunters Kindheit scheiden ließ.[1] Der Junge zog mit der Mutter nach Kalifornien und erhielt den Mädchennamen seiner Mutter, Gelien. Als Teenager war er Eiskunstläufer. Mit 15 ging er zur Küstenwache (wofür er sich ein wenig älter machen musste). Mit 18 Jahren erhielt er ohne Schauspielausbildung seine erste kleine Filmrolle. Als er ins Filmbusiness einstieg, gab ihm sein Agent Henry Willson seinen neuen Namen Tab Hunter. Auf die Frage, wann er sich an seinen neuen Künstlernamen gewöhnt habe, antwortete Hunter einmal: „Ich glaube, das war, als ich einen Scheck erhielt, auf dem geschrieben stand: Auszuzahlen an Tab Hunter. Ich dachte: Wow, 250 Dollar!“[2]

Über Hauptrollen zum Spitzenreiter

Seine erste Hauptrolle spielte Hunter 1952 in Insel der Verheißung (Island of Desire, auch Saturday Island) als Partner von Linda Darnell. In dem Film, der auf einer Südseeinsel spielte, war der blonde, durchtrainierte Hunter in einem Großteil der Szenen mit nacktem Oberkörper zu sehen. Dank seines guten Aussehens etablierte er sich schnell als Teenager-Idol auf der Leinwand und im Fernsehen. Endgültig berühmt wurde er 1955 durch große Rollen in den Kriegsfilmen Urlaub bis zum Wecken und Der Seefuchs, in letzterem spielte er neben John Wayne und Lana Turner. Anschließend verkörperte er Hauptrollen in Playboy – Marsch, marsch! (1956) mit Natalie Wood oder That Kind of Woman (1959) mit Sophia Loren. Mit einer differenzierten Schurkenrolle im Western Duell im Morgengrauen aus dem Jahre 1958 versuchte Hunter sich etwas von seinem Image als gutaussehender „Junge von nebenan“ zu lösen. Zwischen 1955 und 1959 war Hunter an den Kinokassen kontinuierlich der kommerziell erfolgreichste Star von Warner Brothers.[3]

1956 nahm er seine erste Schallplatte auf, die Coverversion eines Songs von Ric Cartey, Young Love, den auch Countrystar Sonny James bereits veröffentlicht hatte. Obwohl er eigentlich nur ein Amateursänger war, landete er damit 1957 einen Nummer-eins-Hit in den USA und Großbritannien; James musste sich dagegen mit Platz 2 (USA) bzw. Platz 11 (UK) zufriedengeben. Insgesamt blieb Young Love in der Tab-Hunter-Version für sechs Wochen auf Platz 1 der amerikanischen Charts.[4] Die Nachfolgesingle 99 Ways kam auf Platz 11 (USA) bzw. Platz 5 (UK). Weitere Singles kamen in die US-Charts, Top-Ten-Notierungen blieben allerdings aus. Der Erfolg von Tab Hunters Schallplatten war einer der Gründe für Warner Brothers, ihr eigenes Plattenlabel (Warner Bros. Records) zu gründen.

1958 war die Verfilmung von Damn Yankees! unter Regie von Stanley Donen mit einer Oscar- und einer Golden-Globe-Nominierung ein großer Erfolg in den USA; mit Ausnahme von Hunter war die gesamte Besetzung des Films bereits am Broadway in dem Musical von Jerry Ross und Richard Adler aufgetreten. Das Stück erzählt von einem Baseballfan (Hunter), der einen Pakt mit dem Teufel schließt, damit sein Team gewinnt. Außerdem spielte Hunter 1958 die Titelrolle in einer Fernsehübertragung des Eislaufmusicals Hans Brinker, or the Silver Skates.

Abfall der Popularität

Tab Hunter kaufte sich aus seinem Vertrag bei Warner Brothers, um sich selbst seine Rollen auswählen zu können.[5] Zwischen 1960 und 1961 hatte er eine eigene halbstündige Sitcom, The Tab Hunter Show, im Fernsehen. Zu dieser Zeit war er auch in der Auswahl für die Hauptrolle der Verfilmung von West Side Story, doch die Produzenten hielten ihn letztlich schon für zu alt. Im Juli 1960 nahm ihn die Polizei von Glendale (Kalifornien) fest, da er angeblich seinen Hund geschlagen haben sollte. Die Klage kam von einer Nachbarin, die wütend auf Hunter war, da er nicht ihre Einladung zum Abendessen angenommen hatte.[6] Die Jury sprach ihn frei, doch sein sauberes Image nahm durch den Vorfall Schaden.

In Amerika sank seine Popularität nach dem Weggang von Warner Brothers zusehends und er erhielt bald nur noch Angebote für zweitklassige Produktionen. Er arbeitete daraufhin zunehmend als Theaterschauspieler. In der zweiten Hälfte der 1960er ließ Hunter sich eine Zeitlang in Südfrankreich nieder und spielte in mehreren Spaghettiwestern mit. In den 1970ern stand er vermehrt in einzelnen Episoden von Fernsehserien wie Die Leute von der Shiloh Ranch, Cannon, Love Boat oder Hawaii Fünf-Null vor der Kamera. Seit den 1970er-Jahren arbeitete Hunter aber gleichzeitig auch als Pferdezüchter auf seiner Ranch. Pferde bezeichnete Hunter als eine lebenslange Leidenschaft von ihm bereits als Jugendlicher hatte er als Stalljunge gearbeitet.[7]

Die zweite Karriere

Seine Karriere wurde in den 1980ern wiederbelebt, als er mit Divine in John Waters’ Film Polyester (1981) und in Paul Bartels Geier, Geld und goldene Eier (Lust in the Dust, 1985) auf der Leinwand zu sehen war. In diesen Filmen parodierte er sein Image als Frauenschwarm. Tab Hunter sang auch den Titelsong von Polyester, den Debbie Harry und Chris Stein von Blondie geschrieben hatten. Außerdem war er 1982 als Biologielehrer Mr. Stewart in Grease 2 zu sehen, in diesem Film sang er den Song Reproduction. 1992 schrieb und produzierte er den Pferde-Film Dark Horse, in dem er auch eine Hauptrolle übernahm. Danach zog er sich aus dem Filmgeschäft zurück.

Für seine Karriere besitzt Hunter einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.[8]

Das Coming Out

Tab Hunter mit Debbie Reynolds 2016 vor einem Plakat der beiden aus den 1950er-Jahren

Im Oktober 2005 veröffentlichte Hunter seine Autobiografie Tab Hunter Confidential: The Making of a Movie Star. Er outete sich darin als homosexuell und bestätigte damit Gerüchte, die seit dem Höhepunkt seiner Karriere im Umlauf waren. Im Buch erzählt er auch von einer zwei Jahre andauernden Beziehung mit Anthony Perkins. Auch mit dem Eiskunstläufer Ronald Robertson hatte er eine Beziehung und unterstützte auch seine Karriere. Hunter lebt heute mit dem Filmproduzenten Allan Glaser, der seit mehr als 30 Jahren sein Partner ist, in der Nähe von Santa Barbara in Kalifornien.

Im Jahr 2015 erschien unter dem Titel Tab Hunter Confidential eine Film-Dokumentation von Jeffrey Schwarz, in der sowohl der mittlerweile über 80-jährige Tab Hunter als auch ehemalige Kollegen und Weggefährten zu Wort kommen und die ebenfalls den Schwerpunkt auf seine lange geheim gehaltene Homosexualität legt. Der Film eröffnete zu sehr guten Kritiken in Amerika.[9]

Hunters Homosexualität steht in scharfem Kontrast zu seinem Image der 1950er Jahre als „Frauenheld“. Seine Agentur brachte, als Hunter auf der Höhe seiner Karriere stand, Geschichten in Jugendzeitschriften und Boulevardblättern in Umlauf, in denen er mit vielen jungen Starlets seiner Zeit in Verbindung gebracht wurde. Lange Zeit galt er als der „Boyfriend“ von Natalie Wood, die 1956 in Horizont in Flammen und in Playboy – marsch, marsch! seine Filmpartnerin war. Hunter stand dabei immer in der Gefahr, von den mächtigen Klatschblättern Hollywoods geoutet zu werden.[10]

Filmografie (Auswahl)

  • 1950: Gnadenlos gehetzt (The Lawless)
  • 1952: Insel der Verheißung (Saturday Island)
  • 1953: Überfall in Texas (Gun Belt)
  • 1954: Die Banditeninsel von Karabei (Return to Treasure Island)
  • 1955: Der Seefuchs (The Sea Chase)
  • 1955: Urlaub bis zum Wecken (Battle Cry)
  • 1956: Horizont in Flammen (The Burning Hills)
  • 1956: Playboy – Marsch, marsch! (The Girl He Left Behind)
  • 1958: Damn Yankees!
  • 1958: Duell im Morgengrauen (Gunman’s Walk)
  • 1958: Lafayette Escadrille
  • 1959: Sie kamen nach Cordura (They Came to Cordura)
  • 1960-1961: Ein Playboy hat's schwer (The Tab Hunter Show; Fernsehserie, 32 Folgen)
  • 1961: In angenehmer Gesellschaft (The Pleasure of His Company)
  • 1962: Der goldene Pfeil (La freccia d’oro)
  • 1963: Sprengkommando Ledernacken (Operation Bikini)
  • 1965: Stadt im Meer (City Under the Sea)
  • 1967: Texas-Desperados (Hostile Guns)
  • 1967: Django – sein letzter Gruß (La vendetta è il mio perdono)
  • 1972: Das war Roy Bean (The Life and Times of Judge Roy Bean)
  • 1975: Die Sieben vom Holzfällercamp (Timber Tramps)
  • 1976: Won Ton Ton, der Hund der Hollywood rettete (Won Ton Ton, the Dog Who Saved Hollywood)
  • 1981: Polyester (Polyester)
  • 1982: Grease 2 (Grease 2)
  • 1985: Geier, Geld und goldene Eier (Lust in the Dust) (auch Produzent)
  • 1988: Grotesk (Grotesque)
  • 1989: Cameron − Der Dämon aus der Hölle (Out of the Dark)
  • 1992: Dark Horse (als Schauspieler, Produzent und Autor)

Diskografie

Chart­plat­zie­rungen
(vorläufig)

Erklärung der Daten
Singles
Young Love
 US102.1957(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
 UK108.02.1957(18 Wo.)
Red Sails in the Sunset
 US571957(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
Ninety-Nine Ways
 US111957(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
 UK512.04.1957(12 Wo.)
Don’t Get Around Much Anymore
 US741957(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
Jealous Heart
 US621958(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
(I’ll Be With You in) Apple Blossom Time
 US311959(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
There’s No Fool Like a Young Fool
 US681959(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)

Alben

  • 1958: Tab Hunter
  • 1958: When I Fall in Love
  • 1960: R.F.D.
  • 2001: The Very Best of Tab Hunter (Kompilation)
  • 2005: Young Love – The Best of Tab Hunter (Kompilation)

Soundtracks

mit Songs von Tab Hunter:

  • 1958: Hans Brinker, or the Silver Skates
  • 1958: Damn Yankees
  • 1981: Polyester
  • 1982: Grease 2

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel in der New York Times
  2. “Probably when I got a check that said ‘Pay to the order of Tab Hunter.’ I thought, wow, $250.” zitiert nach CBS News, s.u.
  3. Tab Hunter beim Hollywood Reporter
  4. engl. Artikel zum Lied Young Love
  5. Porträt in der Los Angeles Times
  6. Tab Hunter Confidential: The Making of a Movie Star, S. 227–235
  7. Interview in der Los Angeles Times
  8. Tab Hunters Stern auf dem Hollywood Walk of Fame
  9. "Tab Hunter Confidential"
  10. Tab Hunters Stern auf dem Hollywood Walk of Fame