Tanganjikasee

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Tanganjikasee
Geographische Lage zentr. Afrika
Zuflüsse Lufubu, Malagarasi und Ruzizi
Abfluss Lukuga
Daten
Koordinaten 6° 23′ S, 29° 37′ OKoordinaten: 6° 23′ S, 29° 37′ O
Tanganjikasee (Afrika)
Tanganjikasee (Afrika)
Höhe über Meeresspiegel 782 m
Fläche 32.893 km²
Breite 72 km
Volumen 18.900 km³dep1
Maximale Tiefe 1470 m
Mittlere Tiefe 570 m

Besonderheiten

vierttiefste geomorphologische Depression der Erde und zweittiefste Kryptodepression

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Nasa-Aufnahme

Der Tanganjikasee ist der zweitgrößte See in Afrika (3° 20' bis 8° 48' südlich und 29° 5' bis 31° 15' östlich) und der sechstgrößte sowie der zweittiefste See der Erde. Er liegt in den Staaten Demokratische Republik Kongo, Tansania, Sambia und Burundi.[1]

Geographie

Der See liegt im westlichen Teil des Ostafrikanischen Grabens (Great Rift Valley) und wird von dessen Wänden begrenzt; dazu gehört die Zentralafrikanische Schwelle, die an seiner Westseite angrenzt. Er ist der größte Grabenbruch-See Afrikas und zugleich der tiefste und der zweitgrößte des ganzen Kontinents. Er besitzt mit 18.880 km³ Volumen das größte Süßwasservorkommen Afrikas und das zweitgrößte weltweit nach dem Baikalsee. Der Tanganjikasee erstreckt sich 673 km in nord-südlicher Richtung mit der durchschnittlichen Breite von 50 km und hat eine Fläche von 32.893 km². Der See, dessen Wasseroberfläche 782 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist im Mittel 570 m tief, die maximale Tiefe beträgt 1470 m (im nördlichen Teil). Damit befindet sich der Grund des zweittiefsten Sees der Erde 688 m unter dem Meeresspiegel, was die vierttiefste Kryptodepression der Erde ergibt (nach dem Baikalsee, dem Kaspischen Meer, und dem Toten Meer). Seine enorme Tiefe bedeutet auch, dass es sich in den tieferen Schichten des Sees um fossiles Wasser handelt.

Das Einzugsgebiet des Tanganjikasees beträgt 231.000 km². Der Ruzizi, der dem See aus Richtung Norden zufließt, ist sein Hauptzufluss; weitere Zuflüsse sind: Kalambo und Malagarasi. Über seinen Abfluss, den Lukuga, entwässert er in den Kongo, zu dessen Flusssystem er gehört.

Am Tanganjikasee haben die Staaten Demokratische Republik Kongo (vormals Zaire), Tansania, Sambia und Burundi Anteil. Die Demokratische Republik Kongo (45 %) sowie Tansania (41 %) besitzen dabei den Hauptanteil des Sees.

Flora und Fauna

Die Weltnaturschutzunion IUCN bezeichnet diesen Langzeitsee als artenreichsten Ort der Welt. Der See ist beispielsweise die Heimat einer bemerkenswerten Vielzahl von Fischarten (über 300), von denen 95 % endemisch sind. Wie auch im Malawisee dominieren Buntbarsche, die sich als sekundäre Süßwasserfische am besten an die hohe Mineralienkonzentration des Sees anpassen konnten, die Fauna des Sees. Daneben gibt es unter anderem Nilhechte, Karpfenfische, Salmler, zwei Heringsarten, Stachelwelse, Fiederbartwelse, Glaswelse, Kiemensackwelse, Quappenwelse, eine Art der Elektrischen Welse, vier Arten von Riesenbarschen, zwei Zahnkärpflinge, Stachelaale, zwei Arten von Flösselhechten und eine Art des Afrikanischen Lungenfisches im See.[2]

An wirbellosen Tieren findet man in dem See unter anderem verschiedene Arten von Krabben, Ringelwürmern, Schnecken, Muscheln, Süßwasserquallen und Schwämmen.

Nilkrokodile leben in einigen Regionen an den Ufern.

Unterhalb einer Tiefe von 200 Metern ist das Wasser des Tanganjikasees wegen der fehlenden Wasserumwälzung nahezu ohne Sauerstoff (anaerob) und ohne höheres Leben.

Er war von jeher eine bedeutende Nahrungsquelle der ansässigen Bevölkerung. Ungefähr 45.000 Menschen leben von der Fischerei und ernähren damit rund eine Million Menschen. Zahlreiche Buntbarscharten werden als Zierfische exportiert.

Schifffahrt

Fischer am burundischen Ufer

Das einzige große Passagierschiff auf dem Tanganjikasee ist die Liemba, das für die Bevölkerung rund um den See und für den Gütertransport wichtige Dienste leistet. Da Kigoma in Tansania, Bujumbura in Burundi und Mpulungu in Sambia die einzigen Häfen am See sind, findet die Be- und Entladung von Gütern und Passagieren meist mit Booten auf dem See statt. Die Liemba hieß ursprünglich Graf Goetzen und wurde auf der Meyer-Werft in Papenburg in Norddeutschland kurz vor dem Ersten Weltkrieg gebaut. Nachdem es dort zerlegt und in 5000 Kisten verpackt worden war, wurde das Dampfschiff von 1913 bis 1914 mit Überseedampfern nach Daressalam und weiter mit der Mittellandbahn durch Deutsch-Ostafrika transportiert. Vor Ort wurde das Schiff unter der Leitung von drei deutschen Mitarbeitern der Meyer-Werft von neuem am Ufer des Sees aufgebaut.

1974/75 baute die Schiffswerft Germersheim am Rhein ein Frachtschiff (Lukuga, Baunummer 697) und einen Schlepper (Zongwe, Baunummer 698) für den Betrieb auf dem See, die in Deutschland in Einzelteilen (für den Schlepper z. B. über 100 Sektionen) vorgefertigt und vor Ort zusammengebaut wurden.[3]

Geschichte

Als erste Europäer stießen am 13. Februar 1858 Richard Francis Burton und John Hanning Speke auf den Tanganjikasee, den Burton für die Quelle des Nils hielt.

Deutscher Zollkreuzer Kingani mit Geschützfloß im Ersten Weltkrieg

Später zog David Livingstone an seinen Ufern entlang. Aus seinen Aufzeichnungen ist der Name „Liemba“ als regionale Bezeichnung für den südlichen Teil des Sees bekannt; dieser Name wird seit 1927 vom vormaligen deutschen Dampfer geführt, der seither das Hauptverkehrsmittel auf dem See darstellt. (vgl. Abschnitt „Schifffahrt“) [4]

In der Kolonialzeit wurde der See zur Grenze zwischen den deutschen und den belgischen Kolonialgebieten; am südlichen und südwestlichen Ende hatte das britische Nordrhodesien einen Zugang. Somit war der See während der deutschen Kolonialherrschaft auch der tiefste See im Deutschen Kaiserreich. Durch den Bau von Bahnlinien bis an den See auf deutscher und belgischer Seite gab es regional einen wirtschaftlichen und entwicklungsmäßigen Aufschwung. Während des Ersten Weltkrieges fanden bis 1915 Kämpfe am und auf dem See statt, die mit dem Rückzug der deutschen Truppen ein Ende fanden.

Umwelt

Von 1995 bis 2000 fand die initiale Phase eines Biodiversitätsprojektes finanziert durch das United Nations Office For Project Services (UNOPS) unter Beteiligung aller Anrainerstaaten statt. Ziel war es, ein nachhaltiges System zum Management und Erhalt der Artenvielfalt zu schaffen. Unter Einbeziehung zahlreicher Institute der Anrainerstaaten wurde eine Reihe von Studien erstellt und ein Strategic Action Programm (SAP) vereinbart. Mit der Unterstützung der GEF soll das Projekt weitergeführt werden.

Literatur

  • Ad Koenings, Horst Walter Dieckhoff: Geheimnisse des Tanganjikasees. Cichlid Press, Sankt Leon 1992, ISBN 3-928457-10-1.
  • Alex Capus: Eine Frage der Zeit, Knaus Verlag, München 2007.

Einzelnachweise

  1. http://www.planet-aqua.de/epages/64194582.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/64194582/Categories/PlanetAqua_Lexikon
  2. Fishbase Species in Lake Tanganyika
  3. Köhlers Flottenkalender 1977, Seite 96, Köhlers Verlagsgesellschaft
  4. Liemba war ein historischer Name für den südlichen Teil des Sees vermutlich aus der Sprache der Fipa, der aus den Aufzeichnungen von David Livingstone bekannt ist. Vgl. The Last Journals of David Livingstone in Central Africa from 1865 …, Volume 1 p. 338; via google books

Weblinks

Commons: Tanganjikasee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien