Theodor-Heuss-Brücke (A 6)

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A6 E50 Theodor-Heuss-Brücke
  Theodor-Heuss-Brücke
A6 E50 Theodor-Heuss-Brücke
Theodor-Heuss-Brücke auf Frankenthaler Seite
Nutzung Straßenbrücke (vier Fahrstreifen), Fuß- und Radweg
Überführt Bundesautobahn 6
Querung von Rhein
Ort Frankenthal (Rheinland-Pfalz) – Mannheim (Baden-Württemberg)
Konstruktion Balkenbrücke
Gesamtlänge 830 m
Breite 25,20 m
Konstruktionshöhe 6 m
Höhe 22 m
Baubeginn 1938 (1940 bis 1948 Baupause)
Fertigstellung 1964
Eröffnung 1950 (erster Überbau)
Planer Friedrich Tamms u. a.
Lage
Koordinaten 49° 32′ 55″ N, 8° 25′ 3″ OKoordinaten: 49° 32′ 55″ N, 8° 25′ 3″ O
Theodor-Heuss-Brücke (A 6) (Baden-Württemberg)
Theodor-Heuss-Brücke (A 6) (Baden-Württemberg)
Höhe über dem Meeresspiegel 108 m ü. NHN

Die nach dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss benannte Theodor-Heuss-Brücke, selten als Rheinbrücke Frankenthal bezeichnet,[1] führt die Autobahn 6 zwischen Autobahnkilometer 565 und 566 über den Rhein, hier seinen Abschnitt Oberrhein, und verbindet dabei die Bundesländer Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg.

Geographische Lage

Die Brücke überspannt den Fluss bei Rheinkilometer 432,6 etwa auf 108 m ü. NHN[2] nördlich der Städte Ludwigshafen und Mannheim in West-Ost-Richtung auf der Strecke SaarbrückenKaiserslautern–Mannheim–Viernheimer Dreieck. Das westliche Rheinufer liegt an dieser Stelle auf Frankenthaler, das östliche auf Mannheimer Gemarkung. Die nächstgelegenen Anschlussstellen sind Nr. 23 Ludwigshafen-Nord im Westen und Nr. 24 Mannheim-Sandhofen im Osten. Bei mittlerem Wasserstand fließt der Rhein unter der Brücke auf 86 m ü. NHN;[2] dabei beträgt die Höhe der Fahrbahn über dem Wasserspiegel etwa 22 m.

Konstruktion

Strombrücke (links) und östliche Vorlandbrücke, Blick vom Hochwasserdamm bei Mannheim-Sandhofen nach Norden aus etwa 850 m Entfernung

Die Länge des vierstreifigen Bauwerks, das aus der eigentlichen Strombrücke sowie zwei Vorlandbrücken besteht, beträgt 830 m. Die Vorlandbrücke auf der westlichen, der rheinland-pfälzischen Seite besteht aus drei, die auf der östlichen Seite aus sechs Gewölben. Pfeiler und Bögen sind mit rotem Sandstein verblendet.

Die Strombrücke besteht aus je einem Überbau für eine Richtungsfahrbahn und weist in Längsrichtung einen zweifeldrigen Durchlaufträger als Bauwerkssystem auf. Die stählerne Balkenbrücke besitzt Feldweiten von 147 und 161 m. Die Höhe des Brückenüberbaus beträgt konstant 6,0 m, die Gesamtbreite 25,20 m.

Da auf der Theodor-Heuss-Brücke keine Standstreifen vorhanden sind, kommt es nach Unfällen oder bei Wartungsarbeiten oft zu langen Stauungen. Als Besonderheit besitzt die Brücke auf dem Mittelstreifen einen Gehweg zur Überquerung des Rheins; in den Trennpfeilern der beiden Brückenköpfe befinden sich hierfür Treppenaufgänge.

Geschichte

Treppenhaus

Der Brückenbau, an dessen Entwurf auch Friedrich Tamms, ein Architekt aus dem Umfeld von Albert Speer, beteiligt war, wurde 1938 begonnen. Die Strombrücke stellte damals einen Weitenrekord für Balkenbrücken mit unten liegenden Vollwandträgern dar. Die Herstellung erfolgte im Freivorbau mit Hilfsjochen, vom Strompfeiler ausgehend, in beide Richtungen. Am 12. Dezember 1940 ereignete sich ein schwerer Unfall, als ein Montagejoch der Strombrücke einstürzte und 30 Arbeiter starben. Daraufhin und wegen des fortschreitenden Zweiten Weltkriegs wurde der Weiterbau ausgesetzt.

Die Arbeiten wurden erst 1948 wieder aufgenommen. Am 9. September 1950 wurde der erste Brückenüberbau mit zwei Fahrstreifen durch Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm dem Verkehr übergeben, wenige Tage später besuchte Theodor Heuss die nach ihm benannte Brücke.[3] Endgültig fertiggestellt mit allen vier Fahrspuren war die Brücke 1964.

Am 23. Februar 1981 wurde an der Brücke ein Doppelmord an einem jugendlichen Pärchen aus Ludwigshafen verübt. Im Rahmen der Fahndung wurde die Tat in der Sendung von Aktenzeichen XY … ungelöst vom 18. September 1981 filmisch rekonstruiert; dabei wurden auch die bautechnischen Besonderheiten dargestellt.[4] Als Mörder wurden später zwei Sexualstraftäter ermittelt.

Am 20. August 1990 wurde in einem Maisfeld am Fuß der Brücke auf Mannheimer Seite die verkohlte Leiche eines Mannes gefunden.[5] 1994, nachdem der Fall in der Reihe Aktenzeichen XY … ungelöst am 14. Januar[6] und 11. März[7] behandelt worden war, wurde der Ermordete identifiziert. Als Mitglied einer Bande, die 1990 in Solingen bei einem ihrer Raubzüge ein betagtes Ehepaar erschossen hatte, war er von seinen Komplizen beseitigt worden. Der eine der Mörder wurde 1995 in seinem Heimatland Polen zu 25 Jahren, der andere 1996 in Mannheim zu lebenslanger Haft verurteilt.[7]

Weblinks

Commons: Theodor-Heuss-Brücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BMVS Abt. Straßenbau: Neubau und Erweiterung von Bundesautobahnen – Stand: 1. Januar 2008, lfd. Nr. W6/2
  2. a b Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  3. Walter Jarosch, Bernd Leidig: Frankenthal – Die 50er und 60er Jahre. Geiger-Verlag, Horb 2007, ISBN 978-3-86595-210-3.
  4. Aktenzeichen XY. ZDF, 18. September 1981, abgerufen am 29. Juli 2015 (auf YouTube).
  5. Mark Benecke: Mordmethoden: Neue spektakuläre Kriminalfälle. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, S. 61 (Google Books).
  6. Mark Benecke: Mordmethoden: Neue spektakuläre Kriminalfälle. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, S. 63.
  7. a b Das XY-Forum. 17. Juli 2010, abgerufen am 31. Juli 2015.