Tomislav

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Reiterstandbild auf dem König-Tomislav-Platz in der kroatischen Hauptstadt Zagreb
Kroatien zur Regierungszeit Tomislavs
Ausschnitt aus dem Brief vom Papst Johannes X. an seinem „lieben Sohn Tomislav, König der Kroaten“ (925)

Tomislav († um 928) war ein kroatischer Knez (Fürst) und der erste König der Kroaten.

Als Fürst herrschte er ab 910 über das küstenländische Kroatien (Primorska Hrvatska). Nach dem Zusammenschluss mit dem binnenländischen Kroatien (Panonska Hrvatska) wurde er König eines vereinigten kroatischen Königreichs, das bis 1102 eigenständig blieb.

Im Jahr 925 sprach ihn Papst Johannes X. in einem Brief mit dem Titel rex croatorum (König der Kroaten) an.

Leben und Wirken

Tomislav entstammte der Trpimirović-Dynastie und wurde um das Jahr 910 Nachfolger des kroatischen Knez Muncimir (höchstwahrscheinlich dessen Sohn).

Das Slawentum hatte in Tomislavs Regierungszeit durch den Einbruch der Ungarn in Pannonien eine für die europäische Geschichte höchst bedeutsame Teilung erfahren: War vordem der gesamte Raum zwischen der Ostsee und der Ägäis von slawischen Stämmen bewohnt, so wurden durch die Festsetzung der Ungarn die Südslawen von den West- und Ostslawen getrennt.

Tomislav konnte sein Land, welches das (heutige) Slawonien, große Teile Bosniens, Kernkroatien und Teile der dalmatinischen Küste umfasste, erfolgreich gegen magyarische Angriffe verteidigen. Seine politischen Pläne aber hatten noch weitere Ziele. Er baute eine Streitmacht auf, die laut De Administrando Imperio des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. angeblich 100.000 Mann Fußvolk, 60.000 Reiter und 180 Kriegsschiffe gezählt haben soll.

Den Byzantinern war Tomislav als Bundesgenosse willkommen, denn sie konnten dadurch Bulgarien in die Zange nehmen. Die Bulgaren ihrerseits hatten die noch nicht in einem Staat geeinten Serben unterworfen, was zur ersten serbischen Massenflucht (wie später vor den Türken) nach Kroatien führte.

Der Bündnisvertrag mit Byzanz unterstellte Tomislav die gesamte dalmatinische Küste, also auch die bis dahin formell byzantinischen Hafenstädte Split, Trogir und Zadar sowie die Adria-Inseln. Bis auf das zwischen dem Frankenreich und Venedig geteilte Istrien waren nun alle Kroaten im Königreich Tomislavs vereint.

Im Jahr 927 sandte der bulgarische Zar Simeon I. eine seinerzeit mächtige Streitmacht aus, um die Kroaten zu unterwerfen. Dieser Angriff wurde jedoch erfolgreich abgewehrt und die Bulgaren besiegt.

Im Jahr 928 – etwa zu der Zeit, als der neue Papst Leo VI. diesen Bestrebungen ein Ende setzte – verschwand Tomislav auf rätselhafte Weise und wurde nach einiger Zeit für tot erklärt.

Als Nachfolger von König Tomislav bestieg im Jahre 928 sein jüngerer Bruder Trpimir II. den kroatischen Thron.

Sonstiges

Die Republik Kroatien verleiht ausländischen Staatsoberhäuptern als höchsten Ausdruck der Anerkennung für ihre Verdienste um die Schaffung eines souveränen Kroatien und für herausragende Beiträge zu seiner internationalen Reputation und Position sowie für den hohen Beitrag zur Entwicklung der bilateralen Beziehungen den 1995 gestifteten König-Tomislav-Orden (kroatisch Velered kralja Tomislava s lentom i Velikom Danicom).[1]

Galerie

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gesetz über kroatische Orden und Auszeichnungen. Abgerufen am 27. Dezember 2013 (kroatisch).
VorgängerAmtNachfolger
als Fürst MuncimirFürst des küstenländischen Kroatien und König von Kroatien
910–928
als König Trpimir II.