U-Bahnhof Schlesisches Tor

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U-Bahnhof Schlesisches Tor

Schlesisches Tor ist eine Station der Linie U1 der Berliner U-Bahn im Ortsteil Kreuzberg des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Der Hochbahnhof befindet sich über einem kleinen Platz, unweit der Oberbaumbrücke. Benannt ist die Station nach dem Stadttor in der Berliner Zollmauer, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts dort stand. Sie ist rund 900 Meter vom U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof und rund 800 Meter vom Bahnhof Warschauer Straße entfernt.[1] Die Station weist weder Aufzüge noch Rolltreppen auf, sie ist nicht barrierefrei.

Geschichte

Bau und Eröffnung

Nordseite des U-Bahnhofs von der Oberbaumstraße her gesehen
Bahnsteige des damaligen Endbahnhofs, Blick Richtung Osten, Zug der Baureihe A3L mit Zierleisten, 1984

Der U-Bahnhof Schlesisches Tor – eigentlich als „Hochbahnhof“ zu bezeichnen, da die Züge der Berliner U-Bahn sechs Meter über dem Straßenniveau fahren – ist einer der ersten Bahnhöfe der Berliner Hoch- und Untergrundbahn. Nachdem der erste Spatenstich für den Bau des neuen Verkehrsmittels am 10. September 1896 in der Gitschiner Straße erfolgte, begannen Ende 1897 die Bauarbeiten für den östlichen Streckenabschnitt bis Warschauer Brücke und 1899 folgte der Baubeginn für den Bahnhof Schlesisches Tor. Die Firma Siemens & Halske vollendete den Bahnhof Schlesisches Tor 1901, ein Jahr vor der feierlichen Eröffnung der ersten Strecke (Stammstrecke) am 15. Februar 1902 zwischen den Bahnhöfen Potsdamer Platz und Stralauer Thor durch die Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin (Hochbahngesellschaft).

Während der Großteil der Entwürfe der Berliner U-Bahnhöfe der ersten Stunde vom Siemens’schen Baubüro stammen, schrieb Siemens & Halske für den Entwurf dieses Bahnhofs einen Wettbewerb aus. Dies lag daran, dass zur Jahrhundertwende die Gegend um das Schlesische Tor ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war, in der Nähe befand sich unter anderem eine große Dampferanlegestelle. Den Wettbewerb für den Entwurf gewannen die Architekten Hans Grisebach und August Dinklage. Sie konzipierten einen polygonalen Bahnhof im historistischen Stil, die zahlreichen Elemente der Neorenaissance und die Ziegelfassade entsprachen dem damaligen Zeitgeschmack, sodass die Station positiv in der Bevölkerung aufgenommen wurde.[2] Im unteren Teil des Bahnhofs befand sich eine großräumige Aufenthaltshalle, die außerdem das Restaurant „Torkrug“, eine Konditorei und andere Geschäfte aufnahm. Als Krönung des Bahnhofs entwarfen die beiden Architekten auf der südlichen Seite einen kleinen Zwiebelturm mit einer kleinen, angeblich aus Paris[1] stammenden Wetterfahne mit den Initialen „S“ und „H“ für die Gesellschaft Siemens & Halske.

Veränderungen ab 1914

Mit den Jahren wuchsen die Fahrgastströme erheblich, sodass bereits erste bauliche Veränderungen notwendig wurden. Abgesehen von der Überdachung der Restaurantterrasse im Jahr 1914, ließ die betreibende Hochbahngesellschaft zwischen 1926 und 1929 die Halle erweitern, eine Rabitzdecke einbauen sowie die Wände mit Keramikplatten verkleiden.[2]

Mit dem 1939 beginnenden Zweiten Weltkrieg begannen auch für den Bahnhof Schlesisches Tor die ersten Einschränkungen. Abgesehen von der allgemeinen Verdunkelung waren bei den Luftangriffen der Alliierten durch ihre exponierte Lage die Hochbahnstrecke und ihre Bahnhöfe ständigen Gefahren ausgesetzt. Dennoch war der Bahnhof bis April 1945 funktionsfähig, am 22. April 1945 stellten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Betrieb aufgrund des Strommangels ein. Bereits am 11. Juni 1945 konnte der Bahnhof wieder – baulich vereinfacht – eröffnet werden, zunächst gab es einen Pendelverkehr zwischen den Bahnhöfen Kottbusser Tor und Schlesisches Tor. Ab dem 27. April 1947 war die komplette Hochbahnstrecke wieder befahrbar.[3]

Ab 1961 Endbahnhof

Doppelter Gleiswechsel in Trapezform vor dem damaligen Endbahnhof, 1986

Wegen der politischen Entwicklung baute die BVG vor dem Bahnhof Schlesisches Tor einen doppelten Gleiswechsel ein, um die Züge dort enden lassen zu können. Erstmals notwendig war dies bei den Aufständen des 17. Juni 1953 in Ost-Berlin. Dauerhaft notwendig wurde es dann ab dem 13. August 1961, da durch den Mauerbau die Züge nicht mehr über die Oberbaumbrücke nach Friedrichshain zur Station Warschauer Brücke (ab 1995: Warschauer Straße) fahren konnten. 1962 verlängerte die BVG die zwei Seitenbahnsteige des Bahnhofs um 17 Meter auf 109 Meter.[1]

Während der Teilung schrumpfte die Bedeutung dieses letzten Bahnhofs vor der Sektorengrenze. Seit 1980 steht der Bahnhof unter Denkmalschutz. Zwischen der Internationalen Bauausstellung 1984 und der 750-Jahr-Feier Berlins 1987[4] ließ die BVG den Bahnhof behutsam restaurieren und sanieren. Hierbei wurde die Stahldecke in der Eingangshalle wiederhergestellt.[2]

Wiedervereinigung

Triebwagen der Baureihe A3L71 bei der Einfahrt in den Bahnhof Schlesisches Tor auf dem Weg zum Bahnhof Warschauer Straße

Mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Berlins und Deutschlands stand die Wiederherstellung der Strecke über die Oberbaumbrücke zum inzwischen umbenannten Bahnhof Warschauer Straße an. Nach mehreren Jahren Bauzeit fahren die Züge der heutigen Linie U1 wieder über Schlesisches Tor hinaus, sodass dort keine Züge mehr enden und der Bahnhof seine Funktion als Durchgangsbahnhof zurückerhielt.

In den Räumen des ehemaligen Restaurants befindet sich heute der Musikveranstaltungsort Bi Nuu.[5]

Nach 2000 erhielt der Bahnhof ein Blindenleitsystem. Laut der zwischen BVG, Senat und Behindertenverbänden vereinbarter Prioritätenliste ist es geplant, den U-Bahnhof erst nach 2016 barrierefrei, das heißt mit Aufzügen, auszubauen.[6]

Anbindung

Am U-Bahnhof Schlesisches Tor besteht eine Umsteigemöglichkeit von der Linie U1 zur Omnibus-Linie 265, die vom U-Bahnhof Stadtmitte über den U-Bahnhof Märkisches Museum zum S-Bahnhof Schöneweide im südwestlichen Berliner Bezirk Treptow-Köpenick verkehrt. Unter anderem wird der U-Bahnhof auch von der Nachtbus-Linie N1 (Helsingforster Platz – U NollendorfplatzS+U Bahnhof Zoo) und N65 (S Hackescher Markt – Puschkinallee – Müggelschlößchenweg) bedient.

Linie Verlauf

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Weblinks

Commons: U-Bahnhof Schlesisches Tor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Jürgen Meyer-Kronthaler: Berlins U-Bahnhöfe – Die ersten hundert Jahre. be.bra Verlag, Berlin 1996, S. 242 f., ISBN 3-930863-16-2.
  2. a b c Biagia Bongiorno: Verkehrsdenkmale in Berlin – Die Bahnhöfe der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Michael Imhof Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86568-292-5; S. 95.
  3. Chronik der Berliner U-Bahn, 1940er Jahre bei berliner-untergrundbahn.de
  4. Ulrich Lemke und Uwe Poppel: Berliner U-Bahn, alba Verlag, Düsseldorf 1989, ISBN 3-87094-337-8; S. 17
  5. Der Bahnhof rockt. In: PLUS. März 2016, S. 22 (online [abgerufen am 20. März 2016]).
  6. Aktuelle Prioritätenliste des Aufzugsprogramms des Berliner Senats 2011–2016 (PDF; 89 kB), Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 9. Juni 2009.

Koordinaten: 52° 30′ 3,2″ N, 13° 26′ 29,7″ O