Ugo Dossi

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Ugo Dossi (* 1. November 1943 in München) ist ein deutscher Maler und Objektkünstler.[1] Er war auf der documenta 6 und 8, zweimal auf der Biennale von Venedig und auf den Biennalen von Paris und Buenos Aires vertreten.[2]

Skulptur von Dossi, Künstler-Nekropole im Habichtswald, Kassel

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dossi war Sohn einer Familie, die aus dem Trentino nach München einwanderte. Dossi studierte von 1962 bis 1965 an der Akademie der Bildenden Künste München bei dem Monumentalmaler Franz Nagel und an der Accademia di Brera in Mailand. Von 1965 bis 1976 war er freischaffend in Mailand als Künstler tätig. Dort wurde Ugo Dossi von der dem Surrealismus zugewandten „Galleria Arturo Schwarz“ betreut. Zeitweise arbeitete er in Mailand als Bühnenmaler. Von 1975 bis 1976 unterhielt er ein Atelier in Paris, 1976 zunächst in Zürich und anschließend in München. Er nahm 1977 an der Documenta 6 und 1987 an der Documenta 8 in Kassel teil. Ugo Dossi beteiligte sich an den Biennalen in Venedig (1986 und 2011), Mailand (1974)[3], Paris (1975)[4] und Buenos Aires (2000)[4].[1][2]

Lehraufträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ugo Dossi hatte von 1986 bis 1994 einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste München, 1987 an der TU Berlin und im gleichen Jahr an der Internationalen Sommer-Akademie Salzburg. 1991 lehrte er an der Somaya Universität in Bombay und 1992 an der University of South Florida in Tampa. Weitere Lehraufträge nahm Ugo Dossi 1992 am Bauhaus in Dessau, von 1992 bis 1994 an der Kunstakademie Münster, 1993 an der Hochschule der Künste Berlin, von 1993 bis 1994 an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken, 1995 an der Academie de Artǎ Bukarest und im gleichen Jahr an der Akademie Belgrad wahr. Von 1997 bis 1999 war er zum Professor an die Akademie der Bildenden Künste in München berufen.[1] An den Universitäten und in Workshops unterrichtete er weltweit „Automatisches Zeichnen“.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ugo Dossis Interesse gilt dem Unterbewussten, der Über-Realität sowie dem Bestreben, die universale Bildwelt des Unterbewussten sichtbar zu machen. Dabei nutzt er die Fähigkeit des Gehirns, Bilder zu speichern und wieder abrufen zu können. Angeregt wurde er sowohl durch die Lehren von Wilhelm Reich als auch von Sigmund Freud. Zudem inspirierte ihn die Fluxus-Bewegung, vor allem die Arbeiten von George Brecht und Robert Filliou, aber auch die neo-surrealistische Objektkunst von Edward Kienholz sowie die Arbeiten des Nouveau Realisme von Daniel Spoerri. Ugo Dossi stellte zunächst Räume aus bedruckten, seriellen Teilen her, die den Blick in imaginäre Innenräume des Unterbewussten sichtbar machen sollten. Nach ersten Versuchen mit Sprache in Form von Assoziationen und Farbe in den „Schlieren-Bildern“ von 1969, entwickelte Ugo Dossi seine „Funktions-Skulpturen“ und „Hilfsmittel“, wie den „Sensograph“, mit dem unbewusste Sensomotorik in Zeichnungen umgesetzt werden konnte. 1999 schuf er die „Fluidum Maschine“. Die Form der automatischen Zeichnungen, mit denen Bilder aus dem Unterbewussten sichtbar gemacht werden, erinnert stark an den surrealistischen Automatismus. Mit Hypnose und Trance bringt Ugo Dossi in Arbeitsgruppen seine Helfer dazu, Bilder aus ihrem Unterbewussten offenzulegen. Seine benutzten Hilfsmittel wie die „Funktions-Skulptur“ werden schließlich zu eigenständigen Plastiken. Mithilfe von Installationen aus Licht, Laser, Video und mit subliminalen Projektionen, wie kurzen, kaum wahrnehmbaren Einblendungen, die sich im Unterbewusstsein einlagern, reproduzierte er Bilder, um mit ihnen erneut ins Unterbewusste des Betrachters vorzudringen. Ugo Dossis wichtigste künstlerische Elemente sind Installationen, die mit den Medien Video und Projektion arbeiten. Er beschäftigt sich stark mit den Themen Kunst/Wissenschaft, Unterbewusstsein und Kunst/Schach.[1]

1987 zeigte Dossi auf der Documenta 8 in Kassel die Installation „Brennender Busch“, 1987 (Installation mit Bildprojektion, ca. 5 m × 8 m), die der Künstler „Wahrnehmungsexperiment“ nannte. Ein realer Busch diente in dunkler Umgebung als Projektionkörper für extrem kurzzeitige, nur wenige hundertstel Sekunden dauernde Bildprojektionen („strotoskopische Bildinjektionen“), die „für das Auge unsichtbar bleiben, vom Unterbewußtsein aber wahrgenommen und gespeichert werden. […] Die Installation ‚brennender Busch‘ ist Trägerkörper für Dossis subliminale Projektionen und Aktionsrahmen für die angesteuerten archaischen Assoziationen.“[5]

Für die Künstler-Nekropole am Habichtswald in Kassel gestaltete Dossi 2003 die Skulptur Denkort. Sie besteht aus acht gleich großen Stahlplatten, die auf den Linien zu einem inneren und einem äußeren Quadrat positioniert wurden. Mit Lasertechnik wurde in jede Stahlplatte ein Piktogramm geschnitten, wobei auf den inneren Stahlplatten vier Gesichter des Todes und auf den äußeren vier Formen der Seele zu sehen sind. 2021 entwarf Dossi in der Künstlernekropole ein Grabmal für seinen Freund Manfred Schneckenburger. Es ist als Vase auf einem Sockel gestaltet. Blickt man auf die Skulptur, kann man am Umriss das Profile Schneckenburgers erkennen, quasi als Leerstelle.[6]

Dossi lebt und arbeitet in München und Berlin.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke von Ugo Dossi sind unter anderem in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München[10] und im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien[11] vertreten.

Neben zahlreichen Gruppenausstellungen, an denen sich Dossi beteiligte, präsentierte er seine Werke unter anderem in folgenden Einzelausstellungen:[12]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lexikoneinträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Susanne Wedewer, Ugo Dossi: Heraldik des Unterbewussten. In: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. Ausgabe 28. WB-Verlag, München 1994, ISSN 0934-1730.
  • Ulrike Fuchs: Dossi, Ugo. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 29, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22769-8, S. 157.

Ausstellungskataloge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • galerie brigitte march (Hrsg.): ugo dossi. Kunstmappe zur Ausstellung in der Galerie Brigitte March Stuttgart 1987. Stuttgart 1987, OCLC 74585892.
  • Manfred Schneckenburger, Ugo Dossi u. a.: Dem höheren Zweck. Retrospektive Ugo Dossi 1965–1990. Hagen Verlag, München 1990, ISBN 3-928114-01-8.
  • mit Thomas Elsen, Andrea Hofmann, Roger Pontecorvo: Ugo Dossi. Ultra-Marin. Ausstellungskatalog. Fink, Lindenberg 1997, ISBN 3-931820-40-8.
  • Manfred Schneckenburger: Ugo Dossi. Reset. Museums- und Kunstverein Osnabrück, Osnabrück 2007, ISBN 978-3-926235-29-9.
  • Beate Elsen-Schwedler, Martina Mazzotta, Christa Sütterlin, C. Sylvia Weber, Wolfgang Zemter: Ugo Dossi: Zeichen. Katalog der Ausstellung vom 22. Januar bis 3. Juli 2022 im Museum Würth, Künzelsau. Swiridoff Verlag, Künzelsau 2022, ISBN 978-3-89929-422-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ugo Dossi (Künstlernekropole) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Ulrike Fuchs: Dossi, Ugo. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 29, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22769-8, S. 157.
  2. a b Ugo Dossi Archive. Art Affair, abgerufen am 4. August 2023.
  3. a b galerie brigitte march (Hrsg.): ugo dossi. 1987.
  4. a b Ugo Dossi: Zeichen. S. 170.
  5. Roger Pontecorvo: documenta 8. Band 2. Kassel 1987, S. 58.
  6. Künstlernekropole. Museum für Sepulkralkultur, abgerufen am 3. Mai 2024.
  7. Landeshauptstadt München Stadtverwaltung: Förderpreise Kunst. Abgerufen am 4. August 2023.
  8. Preise und Stipendien. Abgerufen am 4. August 2023 (deutsch).
  9. Ugo Dossi: Salz der Erde. Katalog anlässlich der Verleihung des Erich-Hauser-Preises 2008.
  10. Ugo Dossi 1943-. Lenbachhaus München, abgerufen am 3. Mai 2024.
  11. Ugo Dossi. museum moderner kunst stiftung ludwig wien, abgerufen am 4. August 2023.
  12. Biografie. Ugo Dossi, abgerufen am 4. August 2023.
  13. a b c d e f g h i j k l m n Ugo Dossi: Zeichen. S. 164 f.
  14. Ugo Dossi. Lenbachhaus, abgerufen am 3. Mai 2024.
  15. KünstlerInnen. Forum Kunst Rottweil, abgerufen am 3. Mai 2024 (deutsch).
  16. Künstlerhaus Stuttgart | Die Heraldik des Nichtbewussten. Abgerufen am 4. August 2023.
  17. Ausstellungen: Archiv - 1990-1981. Gesellschaft für Aktuelle Kunst, abgerufen am 4. August 2023.
  18. a b Ausstellungen der vergangenen Jahre. Märkisches Museum Witten, abgerufen am 4. August 2023.
  19. La storia dell’Archivio Pari&Dispari e biografia di Rosanna Chiessi. Pari&Dispari Archivio, abgerufen am 3. Mai 2024 (italienisch).
  20. Ugo Dossi - Spiel über der Tiefe. Kunsthalle Göppingen, 2008, abgerufen am 4. August 2023.
  21. Ugo Dossi: Das Salz der Erde. Katalog anlässlich der Verleihung des Erich-Hauser-Preises 2008.
  22. Ugo Dossi: Sinnlich + Übersinnlich = Weltmodelle. Stiftung für Kunst und Kultur, 2015, abgerufen am 4. August 2023.
  23. Ugo Dossi: Sinnliches und Übersinnliches, 14. Juli bis 17. September 2017. Osthaus Museum Hagen, abgerufen am 4. August 2023.
  24. CASVideo – Kunst am CAS: Ugo Dossi: Stardust / Weltmodelle. Center for Advanced Studies LMU (CAS) - LMU München, abgerufen am 4. August 2023.
  25. Jürgen Moises: Münchner Künstler Ugo Dossi erforscht Hieroglyphen. Süddeutsche Zeitung, 7. April 2021, abgerufen am 4. August 2023.
  26. Neue Ausstellung „Ugo Dossi: Zeichen“ im Museum Würth. Abgerufen am 4. August 2023.
  27. Ugo Dossi: Zeichen und Wunder. Reiss-Engelhorn-Museen, 2023, abgerufen am 4. August 2023.