Vierschanzentournee 1957/58

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6. Vierschanzentournee
Sieger
Tourneesieger Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
Oberstdorf Sowjetunion 1955 Nikolai Kamenski
Garmisch-Partenkirchen Osterreich Willi Egger
Innsbruck Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
Bischofshofen Deutschland Demokratische Republik 1949 Helmut Recknagel
Teilnehmer
Nationen 11 (AUT, CAN, FRG, GDR, ITA
POL, SWE, SUI, TCH, URS, YUG)
Sportler 75
1956/57 1958/59

Die 6. Vierschanzentournee 1957/58 fand wieder in ihrer gewohnten Abfolge statt. Dem Auftaktspringen in Oberstdorf am 30. Dezember folgte am Neujahrstag 1958 der Wettbewerb in Garmisch-Partenkirchen. Dann ging es nach Österreich, wo am 5. Januar das Springen in Innsbruck und tags darauf der abschließende Wettbewerb in Bischofshofen folgte. Erstmals waren Springer aus Italien am Start. Schon vor Beginn mussten die Veranstalter zwei Absagen hinnehmen: die Norweger blieben infolge mangelnder Vorbereitung durch die allgemeine Schneeknappheit zuhause, die Finnen wurden von ihrem Verband sogar mit einem Auslandsstartverbot belegt. Aufgrund der im heimischen Lahti im Februar 1958 stattfindenden Nordischen Skiweltmeisterschaften sollten sich die Springer für das Ereignis des Jahres in heimischen Gefilden vorbereiten. Zumindest die Finnen zählten zu den Anwärtern auf den Gesamtsieg, bei den Weltmeisterschaften bestätigten sie kurz darauf ihre Favoritenstellung.

Nominierte Athleten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nation Athleten
Deutschland BR BR Deutschland Helmut Bleier, Heinrich Zapf, Max Bolkart, Hans Leppert, Helmut Kurz, Ewald Roscher, Arthur Bodenmüller, Klaus Lechler, Leopold Bartenschläger, Georg Thoma, Sepp Kleisl, Toni Brutscher, Sepp Hohenleitner, Hermann Anwander, Willy Gotthold, Hias Winkler, Otto Herz, Helmut Ackermann, Konrad Simmerl, Hans Kiessling, Bernd Drexl, Franz Eder
Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR Harry Glaß, Werner Lesser, Helmut Recknagel, Manfred Münch, Manfred Brunner, Adolf Baldauf, Hugo Fuchs, Siegmund Pabst, Harald Pfeffer
Osterreich Österreich Willi Egger, Walter Habersatter, Rudi Schweinberger, Otto Leodolter, Alois Leodolter, Walter Steinegger, Ferdl Kerber, Albin Plank, Peter Müller, Ernst Wilhelm, Karl Wilhelm, Ernst Kröll, Fredi Schirmer, Klaus Fichtner, Anton Wieser, Waldemar Heigenhauser, Ferdl Wallner, Andreas Krallinger
Italien Italien Nilo Zandanel, Luigi Pennacchio
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien Jože Zidar, Mato Krznarič, Jože Langus
Kanada 1957 Kanada Jacques Charland, Claude Dupuis
Polen 1944 Polen Andrzej Gąsienica Daniel, Władysław Tajner, Józef Huczek
Schweden Schweden Folke Mikaelsson, Erik Styf, Inge Lindqvist, Holger Karlsson
Schweiz Schweiz Giovanelli, Francis Perret
Sowjetunion 1955 Sowjetunion Nikolai Kamenski, Nikolai Schamow, Boris Nikolajew, Koba Zakadse, Rudolf Nikolajewitsch Bykow, Waleri Kondratjew
Tschechoslowakei Tschechoslowakei Jáchym Bulín, Zdeněk Remsa, František Felix, Jaromír Novlud

Oberstdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Sieg am Holmenkollen im März 1957 zählte Helmut Recknagel nunmehr zum Favoritenkreis, vor allem in Abwesenheit der Finnen. Allerdings verwies beim Auftaktspringen vor 10.000 Zuschauern der Tourneesieger von 1955/56, Nikolai Kamenski, durch seinen Sieg Recknagel auf den zweiten Platz. Die österreichischen Springer unter Trainer Sepp Bradl konnten nach langer Durststrecke wieder einen Podiumsplatz erringen und kamen mit 3 Athleten unter die ersten Zehn.

Pos. Springer Land Punkte
01 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955 Sowjetunion 227,5
02 Helmut Recknagel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 222,0
03 Walter Habersatter Osterreich Österreich 216,5
03 Walter Steinegger Osterreich Österreich 216,5
05 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 215,5
06 Jáchym Bulín Tschechoslowakei Tschechoslowakei 211,5
07 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 210,5
08 Rudolf Bykow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 210,0
09 Otto Leodolter Osterreich Österreich 209,5
10 Folke Mikaelsson Schweden Schweden 207,0

Garmisch-Partenkirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Neujahrsspringen in Garmisch vor 40.000 Zuschauern endete mit einer Überraschung. Der Österreicher Willi Egger, 1956 bei Olympia noch in der nordischen Kombination startend, siegte vor Nikolai Schamow und Werner Lesser. Österreich, die Sowjetunion und die deutschen Springer drückten der Konkurrenz immer mehr ihren Stempel auf. Durch einen Sturz im zweiten Durchgang landete Mitfavorit Helmut Recknagel nur auf dem 35. Platz. Damit war mit nunmehr über 25 Punkten Rückstand an einen Gesamtsieg fast nicht mehr zu denken. Den hatten nach 2 Springen vor allem die sowjetischen Springer Kamenski und Schamow vor Augen.

Zwischenstand nach 2 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Kamenski 436,8
02. Schamow 433,7
03. Steinegger 430,9
Lesser 430,9
05. Bykow 418,2
06. Bulin 417,4
07. Bolkart 415,1
08. Leodolter 412,3
09. Recknagel 411,1
10. Styf 408,4
Pos. Springer Land Punkte
01 Willi Egger Osterreich Österreich 226,6
02 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 223,2
03 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 215,4
04 Walter Steinegger Osterreich Österreich 214,4
05 Boris Nikolajew Sowjetunion 1955 Sowjetunion 211,8
06 Max Bolkart Deutschland BR BR Deutschland 210,1
07 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955 Sowjetunion 209,3
08 Rudolf Bykow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 208,2
09 Jáchym Bulín Tschechoslowakei Tschechoslowakei 205,9
10 Hugo Fuchs Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 205,7

Innsbruck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Innsbruck gelang Helmut Recknagel der erste Tagessieg eines deutschen Springers bei der Vierschanzentournee. Mit 10 Punkten Abstand verwies er Nikolai Kamenski auf den zweiten Platz. Damit schob sich Recknagel, der nach seinem Sturz in Garmisch und einem daraus resultierenden Rückstand auf Kamenski von 25 Punkten schon abgeschrieben war, in der Gesamtwertung von Platz 9 auf Platz 5 vor. Zunächst war aber immer noch Werner Lesser der beste deutsche Springer, belegte er doch mit nur 0,8 Punkten Rückstand auf Nikolai Schamow den dritten Platz in der Gesamtwertung. Wiederum dominierten nur deutsche Springer sowie Springer aus der Sowjetunion und Österreich den Wettbewerb.

Zwischenstand nach 3 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Kamenski 653,3
02. Schamow 644,7
03. Lesser 643,9
04. Steinegger 638,3
05. Recknagel 637,6
06. Bykow 631,2
Pos. Springer Land Punkte
01 Helmut Recknagel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 226,5
02 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955 Sowjetunion 216,5
03 Walter Habersatter Osterreich Österreich 216,0
04 Otto Leodolter Osterreich Österreich 215,5
05 Harry Glaß Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 215,0
06 Max Bolkart Deutschland BR BR Deutschland 214,0
07 Rudolf Bykow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 213,0
07 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 213,0
09 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 211,0
10 Walter Steinegger Osterreich Österreich 207,5

Bischofshofen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Dreikönigstag gelang Helmut Recknagel erneut der Tagessieg, diesmal vor seinem Mannschaftskollegen Harry Glaß. Werner Lesser und Manfred Brunner mit den Plätzen 6 und 10 rundeten das starke Abschneiden der Springer aus der DDR ab. Der bis dahin Gesamtführende Nikolai Kamenski, dem Experten schon den zweiten Tourneesieg vorausgesagt hatten, kam auf der kleinen Laideregg-Schanze überhaupt nicht zurecht und belegte nur den 18. Platz. Dies sollte sich am Ende auf die Gesamtwertung noch auswirken.

Pos. Springer Land Punkte
01 Helmut Recknagel Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 227,5
02 Harry Glaß Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 225,0
03 Koba Zakadse Sowjetunion 1955 Sowjetunion 219,2
04 Otto Leodolter Osterreich Österreich 218,8
05 Max Bolkart Deutschland BR BR Deutschland 215,8
06 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 215,6
07 Walter Habersatter Osterreich Österreich 215,2
08 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 214,1
09 Willi Egger Osterreich Österreich 213,2
10 Manfred Brunner Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 212,9

Gesamtstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch eine bis dahin beispiellose Aufholjagd in den letzten beiden Springen gewann Helmut Recknagel am Ende nach einem Sturz im zweiten Springen und zwischenzeitlich 25 Punkten Rückstand auf den Führenden doch noch die Gesamtwertung. Der bis Bischofshofen führende Nikolai Kamenski belegte nach seinem 18. Platz beim letzten Springen letztendlich den Dritten Platz knapp hinter seinem Landsmann Schamow. Auch nur einen Punkt dahinter kam Werner Lesser ein. Die Österreicher konnten einen Tagessieg feiern und platzierten sich mit 3 Springern unter den besten Zehn. Geschmälert wurde der sportliche Wert der Tournee allerdings durch das Fehlen der finnischen und norwegischen Springer. Dies zeigte sich fast 2 Monate später bei der Ski-WM in Lahti, wo Recknagel den Finnen Juhani Kärkinen und Ensio Hyytiä den Vortritt lassen musste.

Rang
Name Nation Gesamt-
wertung
Oberst-
dorf
[1]
Garmisch-
Partenk.-
[6]
Inns-
bruck
[3]
Bischofs-
hofen
[4]
01 Helmut Recknagel Deutschland BR DDR 865,1 222,0 / 02. 189,1 / 35. 226,5 / 01. 227,5 / 01.
02 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 860,3 210,5 / 07. 223,2 / 02. 211,0 / 09. 215,6 / 06.
03 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955 Sowjetunion 859,2 227,5 / 01. 217,5 / 03. 216,5 / 02. 197,7 / 18.
04 Werner Lesser Deutschland BR DDR 857,2 215,5 / 05. 215,4 / 03. 213,0 / 07. 214,1 / 08.
05 Walter Steinegger Osterreich Österreich 848,6 216,5 / 03. 214,4 / 04. 207,5 / 10. 210,2 / 13.
06 Otto Leodolter Osterreich Österreich 846,6 209,5 / 09. 202,8 / 14. 215,5 / 04. 218,8 / 04.
07 Max Bolkart Deutschland BR BR Deutschland 844,9 205,0 / 13. 210,1 / 06. 214,0 / 06. 215,8 / 05.
08 Rudolf Bykow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 841,5 210,0 / 08. 208,2 / 08. 213,0 / 07. 210,3 / 12.
09 Walter Habersatter Osterreich Österreich 831,3 216,5 / 03. 183,6 / 42. 216,0 / 03. 215,2 / 07.
10 Erik Styf Schweden Schweden 816,6 205,5 / 12. 202,9 / 13. 200,0 / 14. 208,2 / 15.

[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b FIS-Resultatsliste
  2. Ein Außenseiter sprang am weitesten. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 3. Jänner 1958, S. 10.
  3. a b FIS-Resultatsliste
  4. a b FIS-Resultatsliste
  5. Neues Deutschland vom 8. Januar 1958 S. 8
  6. FIS-Resultatsliste
  7. FIS-Resultatsliste