Vierschanzentournee 1953/54

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2. Vierschanzentournee
Sieger
Tourneesieger Norwegen Olaf B. Bjørnstad
Garmisch-Partenkirchen Norwegen Olaf B. Bjørnstad
Oberstdorf Norwegen Olaf B. Bjørnstad
Innsbruck Norwegen Olaf B. Bjørnstad
Bischofshofen Osterreich Sepp Bradl
Teilnehmer
Nationen 7 (AUT, FIN, FRG, JUG,
NOR, SUI, SWE)
Sportler 38
1953 1954/55

Bei der 2. Vierschanzentournee 1953/54 fand das Springen in Oberstdorf am 31. Dezember statt, am 1. Januar folgte das Springen in Garmisch-Partenkirchen und am 3. Januar das Springen in Innsbruck. Die Veranstaltung in Bischofshofen wurde am 6. Januar durchgeführt. Gesamtsieger wurde der Norweger Olaf B. Bjørnstad, der drei der vier Einzelspringen für sich entschied. Der zuvor als Top-Favorit gehandelte Titelverteidiger Josef Bradl aus Österreich gewann den letzten Wettkampf in Bischofshofen und belegte den dritten Rang in der Gesamtwertung.

Vorbereitungen und Tourneeverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis spät in den Dezember 1953 hatte es in Mitteleuropa nicht geschneit, sodass die Ausrichtung der zweiten Vierschanzentournee immer unwahrscheinlicher wurde. Tatsächlich sagten die Veranstalter das für den 27. Dezember vorgesehene erste Springen in Oberstdorf ab, versäumten es aber, den österreichischen Athleten diese Entscheidung mitzuteilen. Diese reisten daher nach Oberstdorf, wo kurz nach ihrer Ankunft der Schneefall begann. Binnen weniger Tage richteten Mitglieder des Skiclubs Oberstdorf – unter Mithilfe weiterer Einheimischer und der anwesenden Athleten – die Schanze wettkampfbereit her, die ausländischen Skiverbände wurden informiert, dass die Tournee doch stattfinden könne. Um den Start der nordeuropäischen Mitfavoriten zu ermöglichen, änderte die skandinavische Fluggesellschaft SAS kurzfristig ihren Flugplan. Die am 31. Dezember eingetroffenen Norweger, Schweden und Finnen wurden nach ihrer Ankunft am Flughafen München-Riem direkt zur Schattenbergschanze gebracht und absolvierten dort den ersten Wettkampf.

Bei der zweiten Auflage der Tournee, an der sieben Nationen teilnahmen – eine mehr als bei der Premiere im Vorwinter – galt Titelverteidiger Josef Bradl als größter Sieganwärter, zumal mehrere Elitespringer der führenden Skisprungnation Norwegen nicht bei der Vierschanzentournee starteten. Dennoch war die norwegische Mannschaft unter anderem mit dem amtierenden Olympiasieger Arnfinn Bergmann ebenfalls stark aufgestellt. Bergmann vergab seine Siegmöglichkeit jedoch bereits beim ersten Springen, als er in Oberstdorf nach einem Sprung auf gute 56 Meter stürzte und im Zwischenklassement auf den 21. Rang zurückfiel. Bei den drei verbliebenen Wettkämpfen platzierte sich der Olympiasieger auf den Positionen 2, 3 und 4, wodurch er sich im Gesamtklassement auf dem fünften Platz einreihte. Auch Josef Bradl verlor die Chance auf die Titelverteidigung durch einen schlechten Wettkampf: Beim zweiten Springen in Garmisch-Partenkirchen zeigte er – auf schlecht gewachste Ski zurückgeführte – schwache Leistungen und platzierte sich abgeschlagen im Mittelfeld. Durch einen deutlichen Sieg beim letzten Wettbewerb verbesserte sich der Österreicher auf den dritten Gesamtrang und war damit der mit Abstand beste Mitteleuropäer.

Souveräner Tourneesieger wurde mit 888,1 Punkten der Norweger Olaf B. Bjørnstad, der die ersten drei Wettkämpfe für sich entschied, beim Abschlussspringen den dritten Rang belegte und somit konstant hervorragende Ergebnisse erzielte. Bjørnstad profitierte während der Tournee häufig von seinen guten Haltungsnoten, dank derer er die weiter springenden Athleten, wie etwa Bradl oder den Finnen Matti Pietikäinen, hinter sich ließ. Fast 40 Punkte Rückstand auf Bjørnstad hatte der zweitplatzierte Eino Kirjonen, der während der Tournee zwar nur einmal auf dem Podest gestanden hatte, aber alle vier Wettbewerbe unter den Top Ten beendet hatte. Bester Deutscher war Josef Kleisl auf dem neunten Rang.

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nachfolgende Tabelle listet alle Springer auf, die auf der Homepage der FIS im Statistik-Bereich aufgeführt sind. Diese Zusammenstellung ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vollständig.

Nation Athleten
Deutschland BR BR Deutschland Helmut Böck, Max Bolkart, Toni Brutscher, Franz Dengg, Franz Eder, Willy Gotthold, Heinz Hauser, Sepp Hohenleitner, Josef Kleisl, Toni Landenhammer, Sepp Weiler
Osterreich Österreich Josef Bradl, Rudolf Dietrich, Ferdl Kerber, Siegfried Kostner, Alois Leodolter, Albin Plank, Erwin Steinegger, Walter Steinegger, Anton Wieser, Karl Wilhelm
Finnland Finnland Aulis Kallakorpi, Eino Kirjonen, Esko Mömmö, Matti Pietikäinen
Jugoslawien Jugoslawien Rude Finzgar, Jože Langus, Albin Rogelj
Kanada 1921 Kanada Jeremy Baig
Norwegen Norwegen Arnfinn Bergmann, Olav Bjørnstad, Arne Ellingsen
Schweden Schweden Toivo Lauren, Arne Nilsson
Schweiz Schweiz Gottfried Brügger, Andreas Däscher, Fritz Schneider

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberstdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Springer Land Punkte
01 Olaf B. Bjørnstad Norwegen Norwegen 222,0
02 Josef Bradl Osterreich Österreich 220,5
03 Aulis Kallakorpi Finnland Finnland 216,0
04 Arne Ellingsen Norwegen Norwegen 215,5
05 Albin Rogelj Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 207,0
06 Eino Kirjonen Finnland Finnland 206,0
07 Franz Dengg Deutschland BR BR Deutschland 204,0
08 Franz Eder Deutschland BR BR Deutschland 202,0
09 Arne Nilsson Schweden Schweden 201,0
09 Toni Brutscher Deutschland BR BR Deutschland 201,0

Garmisch-Partenkirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischenstand nach 2 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Bjørnstad 448,0
02. Kirjonen 427,5
03. Kallakorpi 420,5
Pos. Springer Land Punkte
01 Olaf B. Bjørnstad Norwegen Norwegen 226,0
02 Eino Kirjonen Finnland Finnland 221,5
03 Esko Mömmö Finnland Finnland 217,0
04 Arnfinn Bergmann Norwegen Norwegen 216,5
05 Franz Eder Deutschland BR BR Deutschland 205,5
06 Aulis Kallakorpi Finnland Finnland 204,5
07 Toivo Lauren Schweden Schweden 197,0
08 Arne Nilsson Schweden Schweden 192,5
09 Toni Brutscher Deutschland BR BR Deutschland 191,5
09 Josef Kleisl Deutschland BR BR Deutschland 191,5

Innsbruck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischenstand nach 3 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Bjørnstad 672,5
02. Kirjonen 645,0
03. Kallakorpi 628,0
Pos. Springer Land Punkte
01 Olaf B. Bjørnstad Norwegen Norwegen 224,5
02 Matti Pietikäinen Finnland Finnland 223,5
03 Arnfinn Bergmann Norwegen Norwegen 218,5
04 Arne Ellingsen Norwegen Norwegen 218,0
05 Eino Kirjonen Finnland Finnland 217,5
06 Josef Bradl Osterreich Österreich 212,5
07 Esko Mömmö Finnland Finnland 211,5
08 Aulis Kallakorpi Finnland Finnland 207,5
09 Albin Rogelj Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 206,0
10 Arne Nilsson Schweden Schweden 203,5

Bischofshofen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Springer Land Punkte
01 Sepp Bradl Osterreich Österreich 222,5
02 Arnfinn Bergmann Norwegen Norwegen 218,4
03 Olaf B. Bjørnstad Norwegen Norwegen 215,6
03 Matti Pietikäinen Finnland Finnland 215,6
05 Franz Eder Deutschland BR BR Deutschland 213,4
06 Aulis Kallakorpi Finnland Finnland 210,1
07 Josef Kleisl Deutschland BR BR Deutschland 208,8
08 Toivo Lauren Schweden Schweden 207,0
09 Eino Kirjonen Finnland Finnland 206,2
10 Arne Ellingsen Norwegen Norwegen 205,6

Gesamtstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Springer Land Punkte
01 Olaf B. Bjørnstad Norwegen Norwegen 888,1
02 Eino Kirjonen Finnland Finnland 851,2
03 Josef Bradl Osterreich Österreich 844,0
04 Aulis Kallakorpi Finnland Finnland 838,1
05 Arnfinn Bergmann Norwegen Norwegen 830,9
06 Arne Ellingsen Norwegen Norwegen 820,1
07 Toivo Lauren Schweden Schweden 800,5
08 Arne Nilsson Schweden Schweden 795,6
09 Josef Kleisl Deutschland BR BR Deutschland 794,8
10 Albin Rogelj Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien 792,2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Als die Springer die Schanzen noch selbst präparierten…. In: Robert Kauer, Raymund Stolze u. Klaus Taglauer: 50 Jahre Internationale Vierschanzen-Tournee – Fliegen & Siegen. Verlag wero press, Pfaffenweiler 2001, ISBN 3-9806973-9-8, S. 20f.
  • Vierschanzentournee 1953/54. In: Jens Jahn und Egon Theiner: Enzyklopädie des Skispringens. Agon Sportverlag. Kassel 2004. ISBN 3-89784-099-5, S. 209f.