Wahle (Vechelde)

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Wahle
Gemeinde Vechelde
Wappen von Wahle
Koordinaten: 52° 16′ N, 10° 22′ OKoordinaten: 52° 16′ 15″ N, 10° 21′ 42″ O
Höhe: ca. 77 m ü. NHN
Fläche: 8,27 km²
Einwohner: 1937 (31. Jan. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 234 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 38159
Vorwahl: 05302
Wahle (Niedersachsen)
Wahle (Niedersachsen)

Lage von Wahle in Niedersachsen

Lage von Wahle in der Gemeinde Vechelde
Lage von Wahle in der Gemeinde Vechelde

Wahle ist ein Ortsteil der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine in Niedersachsen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der in den Jahren 2008–2009 errichteten Ortsumgehung des Kernorts Vechelde, liegt Wahle unmittelbar an der Bundesstraße 1 und dem Vechelder Gewerbegebiet Nord und schließt damit direkt an den Kernort an. Die nächste Bahnstation befindet sich in Vechelde an der Strecke HannoverBraunschweigMagdeburgBerlin.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fürstenau
Sierße Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Vechelade
Vechelde

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Wahle erfolgte im Jahr 1141 als „Walede“[2], später erschien es als „Welethe“ (1181)[3], „Maior Woeledhe“ (1258) und „Wolde“ (1369). Neben Wahle ist auch ein Dorf „Walethe Minor“ (1226) oder „Lutteken Wolde“ (1344; beide Namen bedeuten „Klein Wahle“) belegt.[4] Als Klein Wahle in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufgegeben wurde und „wüst“ fiel, ließen sich die Einwohner in Wahle nieder und bewirtschafteten ihre Fluren von dort aus weiter. Es ist möglich, dass Wahle um 1400 weitere Bauern aus Vechelde aufnahm, nachdem Burg und Dorf Vechelde im Jahr 1392 an die Stadt Braunschweig verpfändet worden waren.[5]

Das Patronatsrecht der Dorfkirche St. Martini unterstand zunächst dem Braunschweiger Cyriakusstift. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Dorf dem Archidiakonat Schmedenstedt angeschlossen. Die Pfarre vergab weiterhin der Dekan des Cyriakusstifts.[6]

Im Jahr 1618 wurde nordöstlich des Dorfes eine Mineralquelle entdeckt, die für kurze Zeit als Gesundbrunnen erschlossen und betrieben wurde. Die Quelle verlandete bereits wieder während des Verlaufs des Dreißigjährigen Krieges. In den 1720er Jahren untersuchte der Braunschweiger Stadtphysikus Rudolph August Behrens, Leibarzt des Herzogs August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Heilwirkung der Mineralquelle. Die Quelle blieb jedoch ungenutzt.[7][8][9]

Im Jahr 1802 hatte Wahle 300 Einwohner in 42 Feuerstellen.[10] Mit dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde Wahle 1807 in das von Napoleon geschaffene Königreich Westphalen eingegliedert. Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 gehörte der Ort bis 1918 zum Herzogtum Braunschweig.

Wahles Zuordnung zum Landkreis Braunschweig endete im Jahr 1974 im Zuge der Gebietsreform Niedersachsens. Am 1. März 1974 wurde Wahle in die Gemeinde Vechelde eingegliedert.[11] In den vergangenen Jahrzehnten hat der Ort begonnen, sich durch Eigenheime und Siedlungshäuser, nach Süden auch durch Gewerbegebiete zu erweitern.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsratswahl 2021
Wahlbeteiligung: 64,12 %
 %
60
50
40
30
20
10
0
51,5 %
40,8 %
7,7 %

Der Ortsrat von Wahle setzt sich aus neun Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.

SPD CDU FDP Einzelbewerber Gesamt
2021[12] 5 3 1 - 9 Sitze
2016 5 4 - - 9 Sitze
2011 4 3 - 2 9 Sitze
2006 5 3 - 1 9 Sitze

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister ist Jörg Hollstamm (SPD).[13]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Wahle
Wappen von Wahle
Blasonierung: „In Gold eine gestürzte blaue Wellenspitze, darin ein goldener Mühlstein.“[14]
Wappenbegründung: Wahle ist einst ein Kurort gewesen. 1618 ereignete sich ein Erdfall, aus dem kaltes, aber heilkräftiges Wasser emporstieg, das im Wappen durch die Wellenspitze nach oben sprudelt. Die Heilquelle versiegte leider wieder im 17. Jahrhundert. Der Mühlstein erinnert an den ersten urkundlich nachweisbaren Einwohner Wahles, an den Müller Johann. Er wurde 1313 vom Braunschweiger Johanniterorden mit einer Wasser- und einer Windmühle belehnt. Erstere arbeitete bis ins 16. Jahrhundert, letztere war noch 1783 in Betrieb. Der Ort gehörte seit 1203 ständig zum Kerngebiet des Landes Braunschweig und war bis 1974 eine selbständige Gemeinde im Landkreis Braunschweig, was die blau-goldenen Farben bekräftigen.

Das Wappen wurde vom Heraldiker Arnold Rabbow gestaltet und am 3. Dezember 1981 vom Ortsrat einstimmig angenommen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Oberhey (1818–1905), evangelisch-lutherischer Theologe und Hymnologe
  • Alfred Treptow (1902–1962), evangelisch-lutherischer Pfarrer und Schriftsteller
  • Max Witte (1909–1955), evangelisch-lutherischer Theologe

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Bornstedt: Der 1618 entstandene Braunschweiger Gesundbrunnen zu Wahle und die Wahler Kirche. In: Denkmalpflege und Kreisgeschichte. Band 4, Verlag Landkreis Braunschweig, Braunschweig 1966.
  • Hermann Adolf Lüntzel: Die ältere Diöcese Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1837 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wahle (Vechelde) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen. In: Internetseite der Gemeinde Vechelde. 31. Januar 2024, abgerufen am 27. Februar 2024.
  2. Richard Andrée: Braunschweiger Volkskunde. Zweite Auflage, Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1901.
  3. Reinhold Möller: Dentalsuffixe in niedersächsischen Siedlungs- und Flurnamen in Zeugnissen vor dem Jahre 1200. In: Beiträge zur Namenforschung. Band 43, Verlag Winter, Heidelberg 1992, ISBN 3-533-04577-3.
  4. Hans Friedrich Sudendorf: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande. Band 2, Verlag Carl Rümpler, Hannover 1860.
  5. C. Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwar̈tigen Beschaffenheit. Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847, S. 186.
  6. Hermann Adolf Lüntzel: Die ältere Diöcese Hildesheim. Hildesheim 1837, S. 290–293.
  7. Rudolph August Behrens: Examen aquarum mineralium Fürstenauiens et Vechteldensium. Helmstedt 1724.
  8. Rudolph August Behrens: Untersuchung der Mineralischen Wasser zu Fürstenau und Vechtelde. Braunschweig 1725.
  9. C. Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwar̈tigen Beschaffenheit. Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847, S. 189.
  10. Georg Hassel: Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg. Friedrich Bernhard Culemann, Braunschweig 1802 (Digitalisat).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 268.
  12. Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 20. Juli 2022.
  13. Gemeinde Vechelde / Ortsrat Wahle
  14. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg. Hrsg.: Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung und Wolfsburger Nachrichten. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 2003, S. 154.