Wilhelm von Grumbach

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Wilhelm von Grumbach
Wappen der Familie von Grumbach nach Siebmachers Wappenbuch
Nicht zeitgenössische Darstellung von Grumbach

Wilhelm von Grumbach (* 1. Juni 1503 in Rimpar bei Würzburg; † 18. April 1567 in Gotha) war ein Ritter und Abenteurer. Bekannt wurde er hauptsächlich durch die Grumbachschen Händel, den letzten Bruch des Ewigen Landfriedens.

Als Mitglied der fränkischen Uradelsfamilie der (Wolfskeel) von Grumbach gehörten ihm eine Großzahl an Gütern rund um Würzburg, so auch das Schloss Grumbach in Rimpar.

Leben

Kindheit/Herkunft

Wilhelm von Grumbach entstammte einer Linie des fränkischen Uradelsgeschlechts Wolfskeel, das sich in dieser Linie zunächst „Wolfskeel von Grumbach“, zu Zeiten Wilhelms aber schon nur noch „von Grumbach“ nannten. Von Grumbach war Sohn des Konrad von Grumbach und dessen Ehefrau, einer Frau von Schweigern.[1] Seine Erziehung genoss er zunächst am Hof des Fürstbischofs von Würzburg, Lorenz von Bibra.[Anmerkung 1]

Anfänge

Von Grumbach verbrachte einige Zeit am Hofe vom Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach in Bayreuth, für den er in den Jahren 1524 und 1525 im deutschen Bauernkrieg kämpfte. Währenddessen ließ er von zweien seiner Knechte seinen Schwager und Gegner, Florian Geyer, im Gramschatzer Wald erdolchen und ausrauben.[Anmerkung 2]

1540 freundete er sich mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach an, dem er daraufhin in Friedens- und Kriegszeiten diente. 1552 war er Statthalter auf dem Gebürg.

Als Ritter und Landbesitzer war er ein Vasall der Fürstbischöfe von Würzburg. Grumbach stand wegen seiner höfischen Bildung und seiner Verdienste auf kriegerischem Gebiet in hohem Ansehen bei Konrad III. von Bibra, der von 1540 bis 1544 Fürstbischof von Würzburg war und ihn zum Hofmarschall erhob. Kurz vor dem Sterben übergab ihm der Fürstbischof 10.000 Goldgulden als Geschenk, ohne die Zustimmung des Domkapitels eingeholt zu haben. Als nach dem Tod Konrads III. von Bibra Melchior Zobel von Giebelstadt Fürstbischof wurde, forderte dieser das Geld von Grumbach zurück. Grumbach zahlte, aber die harmonische Beziehung zwischen Herr und Vasall waren zerstört, weshalb sich Grumbach von Würzburg verabschiedete.

Später erwarb sich Grumbach große Verdienste im Schmalkaldischen Krieg auf Seiten der Protestanten, wo er mehrmals zwischen den Parteien vermittelte. Nach dem Friedensschluss von Passau 1552 begleitete Grumbach seinen Freund Albrecht bei dessen Raubzügen in Franken im Markgrafenkrieg.

Fehde gegen Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt

Die Missverständnisse und Forderungen zwischen dem Würzburger Bischof und Grumbach bleiben bis zum 11. Juni 1552 bestehen.[1] Aus Dankbarkeit für Grumbachs Verdienste im Schmalkaldischen Krieg wollte Bischof Melchior Grumbach statt mit Bargeld mit dem Kloster Maidbronn und sechs weiteren Dörfern (Sulzwiesen, Erbshausen, Hausen, Bergtheim, Oberpleichfeld, Kürnach) abfinden. Der Wert dieser Überschreibung mit allen Rechten und den gesamten Einnahmen betrug etwa 80.000 Gulden. Sie wurden, wie auch alle anderen Besitztümer Grumbachs, zu erblichem Eigentum erhoben.[1] Im Auftrag von Albrecht reiste Grumbach mit zwei weiteren Albrecht-Vertrauten nach Passau, um die Anerkennung der zwischen dem Würzburger Bischof und der Stadt Nürnberg geschlossenen Verträge zu erreichen. Im Endeffekt wurde Markgraf Albrecht vom Passauer Vertrag ausgeschlossen. Aus Wut und Enttäuschung darüber setzte er seine Plünderungen und Verwüstungen fort. Das hatte zur Folge, dass Kaiser Karl V. alle Verträge für ungültig erklärte und die Bischöfe aufforderte, ihre Besitztümer zurückzuholen.[1] Daher fand die Transaktion zu Gunsten Grumbachs nie statt. Nachdem eine diesbezügliche Klage Grumbachs gegen den Bischof beim Reichshofrat abgewiesen wurde, war ihm die Freundschaft zu Albrecht sehr hilfreich, den Kampf mit härteren Mitteln fortzusetzen.

Der Bischof erhob eine Widerklage auf Verhängung der Reichsacht über Grumbach. Da das Gericht Kaiser und Reich zu dienen hatte und ein Urteil zu Gunsten des Bischofs aber offensichtliches Unrecht gewesen wäre, erließ es überhaupt kein Urteil. Als aber Albrecht im Juli 1553 nach der Niederlage in der Schlacht bei Sievershausen mit der Reichsacht belegt wurde und nach Frankreich flüchten musste, nutzte der Bischof diesen Vorteil und beschlagnahmte Grumbachs Besitz.

Natürlich versuchte Grumbach, eine Anordnung zur Rückerstattung seiner Besitztümer, vor allem des Gramschatzer Waldes und des Erbteils aus dem Nachlass des Bischofs Konrad, vor dem Reichskammergericht zu erwirken, was jedoch erfolglos blieb. Daraufhin ließ er nichts unversucht, sich, wie schon lange geplant, des Bischofs von Würzburg zu bemächtigen. Am 15. April 1558 verkleideten sich Kretzer, der engste Vertraute Grumbachs, und seine Helfer als Frankfurter Kaufleute und warteten auf den Bischof an der Alten Mainbrücke, damals dem einzigen Flussübergang. Grumbach hatte zwar alle Vorbereitungen getroffen, war jedoch nicht persönlich zugegen. Der Bischof kam von der Burg herab geritten, um zum Dom oder zur gleich nebenan liegenden Regierungskanzlei am Kürschnerhof zu gelangen. Zu dieser Zeit verweilten die Wegelagerer in der Gaststätte „Zum Rebstock“ in der Zeller Straße und warteten auf den zurückkehrenden Bischof mit seinem Gefolge. Gegen 10 Uhr kam die Gruppe in die Nähe der „Tellsteige“ und wurde von Kretzer mit seinen Leuten höflich begrüßt. Unter dem Mantel zog Kretzer jedoch eine Pistole oder ein Gewehr hervor und erschoss den Bischof und zwei seiner Begleiter, die Hofherren Fuchs von Wonfurt und Carl von Wenkheim. Kretzer und seine Leute entkamen unerkannt. Da Grumbach eigentlich den Bischof lebend in seine Rimpacher Burg bringen wollte, um Lösegeld zu erzwingen, gehen Geschichtsforscher von einer unter Alkoholeinfluss missglückten Entführung aus. Da Grumbachs Beteuerung, mit den Mördern nichts zu tun zu haben, nicht geglaubt wurde, setzte auch er sich nach Frankreich ab. Der neue Fürstbischof Friedrich von Wirsberg, nahm die Verfolgung auf. Kretzer wurde an der französischen Grenze im Schloss Schaumburg im damaligen Lothringen gefangen genommen, gestand 1558 die Tat, erhängte sich aber, bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte.[1]

Heute erinnern die so genannten „Zobelsäulen“ am Fußweg von der Brücke zur Burg an die schrecklichen Geschehnisse.

Wilhelm und der Herzog von Sachsen

Noch bevor Grumbach vor das Reichskammergericht trat, suchte er sich einen neuen Verbündeten. Diesen fand er in Herzog Johann Friedrich II. dem Mittleren von Sachsen, der glaubte, im Schmalkaldischen Krieg einen Teil seiner Länder und die Kurwürde hauptsächlich durch den Wechsel seines Vetters Moritz von Sachsen aus den Reihen der Protestanten zum kaiserlichen Lager verloren zu haben. Grumbach stellte ihm die Wiedererlangung der Kurwürde in Aussicht und vermittelte in der Brautwerbung von Herzog Johann Friedrich II. um die Prinzessin Elisabeth von der Pfalz.

Nach seiner Rückkehr aus Frankreich nach Deutschland plädierte er 1559 vor dem Reichstag in Augsburg für seine Unschuld, jedoch ohne Erfolg. Zu dieser Zeit hielt sich Grumbach meistens im Schloss seines Sohnes in Hellingen auf. Dort entdeckte er seinen späteren, etwas seltsamen Helfer, den „Engelseher“ Hannes Tausendschön, einen Bauernsohn aus Sundhausen bei Gotha. Dieser behauptete, in ständigem geistigen Kontakt mit Engeln zu stehen, die ihm die Zukunft verkündeten. Mittels dieses Kindes und des Hofschreibers am Herzogshofe von Gotha gelang es Grumbach, den Herzog davon zu überzeugen, dass es Gottes Ratschluss sei, ihn die in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe verlorene Kurwürde ohne jegliche Kampfhandlungen wiedererlangen zu lassen. Außerdem verkündete er das Wiedererstarken des deutschen Rittertums und die Einsetzung Johann Friedrichs als König von Dänemark.

Nach und nach erlangte Grumbach so das völlige Vertrauen des Herzogs. Grumbach wollte sogar für den verblendeten Herzog eine „Springwurzel“ auftreiben, und schaffte beim Herzog immer wieder neue Illusionen im Hinblick auf große Schätze. In den Volksmärchen gilt eine solche „Springwurzel“ als Zaubermittel, mit deren Hilfe verborgene Schätze gefunden und Türen geöffnet werden können. Mit Unterstützung des Herzogs und der „himmlischen Hilfe“ durch den Engelseher konnte Grumbach 1563 einen Handstreich gegen Würzburg durchführen, der dank der hervorragenden Vorbereitung ein voller Erfolg wurde. Das Domkapitel hatte wegen einer Epidemie Würzburg verlassen. Grumbach war mehrere Tage an Stelle des geflohenen Bischofs allmächtiger Herr über Würzburg und das Bistum, das er auch plünderte. Am 4. Oktober 1563 wurde ihm die Stadt übergeben. In seinen Bedingungen für die Freigabe von Würzburg diktierte er dem Bischof harte Bedingungen für seine Entschädigung, die eine Rückgabe seiner Ländereien enthielt, die Fürstbischof Friedrich von Wirsberg sofort unterschrieb. 800 Reiter und 500 Gefolgsleute zu Fuß sollen insgesamt die sehr große Summe von 400.000 Gulden erbeutet haben, worunter auch die Plünderungen fielen. Coburger, die zum Oktobermarkt in Würzburg weilten, berichteten dem Sonneborner Pfarrer von den Ereignissen.[1] Grumbach zog von Würzburg ab und entließ sein Kriegsvolk.

Erste Reichsacht

Durch Grumbachs Überfall auf Würzburg fühlte sich nicht nur der Bischof, sondern auch der Kaiser gedemütigt, und dieser verwarf die Gültigkeit des Vertrags, weil er militärisch erzwungen worden war. Er erklärte bereits am 6. November 1563 Grumbach und dessen Freunde von Stein und von Mandelslohe in die Acht. Außerdem verbot er dem Herzog Johann Friedrich, die Geächteten bei sich aufzunehmen. Der folgende Reichsdeputationstag in Worms stimmte dieser Ächtung zu.

Da die Zentralgewalt gleichzeitig Maßnahmen ergriff, um die Acht zu vollstrecken, überlegte Grumbach, wie er der immer enger werdenden Einkreisung entfliehen könnte. Durch Beschluss Kaiser Maximilians II., der 1564 auf Kaiser Ferdinand I. folgte, die Sache durch den nächsten Reichstag entscheiden zu lassen, gewann Grumbach zwei Jahre Zeit.

Grumbachsche Händel

Diese beiden Jahre nutzte Grumbach, indem er politische Ränke zwischen den europäischen Landesherren schürte und einen allgemeinen Ritteraufstand vorbereitete. Dieser stand im Frühjahr 1565 unmittelbar bevor. Dass er letztlich nicht stattfand, lag lediglich daran, dass Grumbach nicht das nötige Geld aufbringen konnte. In einer Kehrtwendung versuchte er mit einem grandiosen Schachzug, den Kaiser für sich einzunehmen. Durch den jüngeren Justus Jonas, Philipp von Farnroda und Baumgärtner ließ er dem Kaiser schriftlich und mündlich darlegen, dass der Ritteraufstand nicht gegen ihn, sondern gegen die Fürsten gerichtet gewesen sei, dass er einen Gedanken Karls V. aufgegriffen habe und die Ritterschaft dem Kaiser zum Kampf gegen die Türken anbiete. Der Kaiser blieb trotz einer zweistündigen Audienz des Eisenachers Husanus bei seinem Beschluss, eine Entscheidung durch den Reichstag herbeiführen zu lassen.

Diese Tagung fand im März des Jahres 1566 in Augsburg statt. Hier wurde Grumbach zu einer politischen Schachfigur in der Auseinandersetzung der lutherisch-kalvinistischen Partei gegen die katholische. Kurfürst August von Sachsen führte mit überlegener Diplomatie im reformierten Lager und überzeugte auch Johann Friedrichs Schwiegervater, Friedrich von der Pfalz sowie alle protestantischen Fürsten, den Fall Grumbach nicht zum Hindernis für Zugeständnisse des Kaisers in der religiösen Frage werden zu lassen. Die Gothaischen Räte Husanus und Obernitz durchschauten die Lage und versuchten vergeblich, beim Herzog eine sofortige Trennung von Grumbach und den Geächteten herbeizuführen.

Achterklärung Kaiser Maximilians II. gegen Wilhelm von Grumbach vom 13. Mai 1566

Am 7. Mai erging vom Reichstag der einstimmige Beschluss über die Erneuerung und Vollstreckung der Acht gegen alle Beteiligten wegen Landfriedensbruchs. Kurfürst August von Sachsen wurde mit der Ausführung beauftragt und die dazu notwendigen Mittel aus der Reichskasse bereitgestellt. Gleichzeitig reiste eine Gesandtschaft an Herzog Johann Friedrichs Hof, um ihn aufzufordern, die Geächteten zu entlassen.

Johann Friedrich aber ignorierte alle Warnungen seiner Freunde und Verwandten. Die Gesandtschaft empfing er sehr freundlich, bewirtete diese ordentlich und erklärte ihnen als Antwort an den Reichstag und den Kaiser, dass Grumbach nur ihm zuliebe den Adelsaufstand abgeblasen habe und er sich außerstande sehe, Grumbach und seine Freunde gefangenzusetzen oder des Landes zu verweisen.

Nach diesem offenen Affront gegen Reich und Kaiser musste die gewaltsame Vollstreckung der Acht erwartet werden. Der Herzog und auch Grumbach waren in Gotha guter Dinge und glaubten nicht an ein militärisches Eingreifen. Erst als August von Sachsen in Erfurt Truppen sammelte und Johann Friedrich von drei kaiserlichen Kommissaren letztmals aufgefordert wurde, Grumbach und seine Helfer auszuliefern, glaubte er an einen militärischen Konflikt und sammelte seine Truppen rings um Gotha. Jedoch beteiligte sich der gothaische Landadel nicht, und deshalb hielt sich sein militärisches Aufgebot in Grenzen.

Als August von Sachsen, ein erbitterter Feind Friedrichs, vor Gotha erschien, beschränkte er sich auf die Belagerung der Stadt und der Burg Grimmenstein. Insgesamt wurde der Krieg von beiden Seiten eher lustlos geführt. Es kam zwar hin und wieder zu Ausfällen der Gothaer, die für sie zumeist recht günstig verliefen und auf beiden Seiten kaum größere Verluste verursachten, ansonsten gab es aber keine größeren Auseinandersetzungen.

August hatte eine andere Taktik gewählt: Er vertraute auf ideologische Kriegsführung. Aufwiegelnde und warnende Schriften wurden reichlich in die Stadt geschmuggelt und an die Verteidiger und die Bevölkerung verteilt. Nach relativ kurzer Zeit zeigten diese ihre Wirkung. Die Bürger verweigerten dem Herzog bei einem Generalappell auf dem Schlosshof den Gehorsam, wenn er sich nicht sofort von Grumbach trennen würde, und holten den Ritter aus dem Bett eines Prinzen heraus.

Am 12. Dezember 1566 wurde auch über Herzog Friedrich die Acht verhängt.[1]

Tod

Am 30. Dezember 1566 rückte August mit 4.600 Reitern und 5.000 Mann Fußvolk gegen Gotha an. Der Stab quartierte zunächst in Goldbach, zog jedoch nach einem Brand, der Goldbach vernichtete, ins benachbarte Remstädt um. August ließ die Stadt beschießen bis zu ihrer Kapitulation am 11. April 1567.

Herzog Johann Friedrich versuchte Grumbach zu verteidigen, doch half dies wenig. Auch die Helfer Grumbachs, Kanzler Christian Brück, der Engelseher Hannes Tausendschön, Wilhelm von Stein und noch einige andere wurden gefangengesetzt.

Dem Kurfürsten August wurden am 14. April 1567 die Stadttore geöffnet, und dieser zog in Gotha ein. Die Zerstörungen in der Stadt, Wasser- und Lebensmittelmangel und die Schäden an den Mühlen und Vorwerken der Stadt, sowie Krankheiten führten zu großer Unzufriedenheit der Bevölkerung.[1] Auf Grund der Kapitulation verlangte August von der Stadt lediglich eine Huldigung. Den Geächteten aber wurde sofort der Prozess gemacht.

Im „Notariatsinstrument, die Prozeßacten gegen Grumbach und seine Mitgefangenen enthaltend, vom 22. April 1567“, welche im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Archiv Loc. 4414/2, Bl. 155 - 193 als Originale erhalten geblieben sind, sind die Anklageschriften zu den Hinrichtungsurteilen von Gotha für Wilhelm von Grumbach und seine Anhänger enthalten.

Kurfürst August, Guldengroschen (Taler) 1567, auf die Einnahme von Gotha

Grumbach, Kanzler Christian Brück und Wilhelm von Stein wurden am 18. April 1567 auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt. (Die Stelle ihrer Hinrichtung markiert noch heute eine Platte aus „Tambacher Rotliegenden“ im Pflaster an der Südseite des Rathauses, deren Erneuerung durch die Verwandten des Kanzlers Brück im April 1997, anlässlich der 430-jährigen Wiederkehr der Hinrichtung, veranlasst wurde). Grumbach und Brück wurde vorher die Brust geöffnet, das Herz aus dem Körper gerissen und ins Gesicht geschlagen, wobei der Scharfrichter ihm zurief: „Sieh Grumbach, dein falsches Herz“. Stein erhielt die Gnade, vor der Vierteilung mit dem Schwert gerichtet zu werden. Der Engelseher Hannes Tausendschön wurde gehängt. Der Rest der Geächteten wurde mit dem Schwert gerichtet. Die Körperteile der Gevierteilten wurden auf zwölf Stangen vor den Toren Gothas ausgehängt. Das Sühneschwert wird heute von der Unteren Denkmalbehörde in Würzburg aufbewahrt und war kurzzeitig als Leihgabe im Schloss Grumbach in Rimpar zu sehen. Das Schwert war bis 2002 im Eigentum der Freiherren Zobel von Giebelstadt, den Nachfahren von Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt.[2]

Burg Grimmenstein wurde geschleift. Kurfürst August ließ 1567 in seiner Münzstätte Dresden einen Gedenktaler (Guldengroschen) auf die Einnahme Gothas mit demonstrativ großem Kurschild und der lateinischen Umschrift: „Endlich siegt die gute Sache“ und der Inschrift auf der Rückseite: „Als im Jahre 1567 die Stadt Gotha eingenommen, die Strafe an den geächteten belagerten Reichsfeinden vollzogen und die übrigen in die Flucht geschlagen worden, ließ August, Herzog zu Sachsen und Kurfürst, (diese Münze) machen.“ (Übersetzung nach HAUPT)[3]

Der Herzog kam zuerst nach Dresden, später nach Wien, wo er in einem offenen Wagen bei strömendem Regen zur Belustigung der Menge herumgefahren wurde. Danach war er 22 Jahre in kaiserlicher Haft in der Burg in Wiener Neustadt. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1594 stand ihm dabei seine Ehefrau Elisabeth treu zur Seite. Danach kam er nach Steyr, wo er am 9. Mai 1595 im Alter von 66 Jahren völlig vereinsamt starb.

Auf der Anhöhe am damaligen Stadtrand von Gotha, wo sich einst die Burg Grimmenstein erhob, steht heute Schloss Friedenstein, das Ernst der Fromme, ein Enkel des Bruders von Johann Friedrich II. dem Mittleren, als Residenz für sein 1640 eingerichtetes Herzogtum errichten ließ. Am 26. Oktober 1643 wurde der Grundstein für das neue Schloss auf dem Standort der alten, 1567 zerstörten Festung Grimmenstein gelegt.

1572 starb die Frau des Grumbachs, während sich der einzige Sohn aus dieser Ehe mit dem Würzburger Stift wieder versöhnte und einen Teil der 1566 beschlagnahmten Güter zurückerhielt. Anfang des 17. Jahrhunderts starb das Geschlecht der von Grumbachs aus, da die Enkel Grumbachs kinderlos blieben. Der grumbachsche Besitz fiel wieder an die Abtei Würzburg zurück.[1]

Rezeption

In Gotha hat sich die Erinnerung an Grumbach und sein Ende bis heute auch in zwei populären Sagen erhalten.

Jene vom Grumbachskopf und Mohrengesicht[4][5] berichtet über die angebliche Flucht Grumbachs von der Burg Grimmenstein und dem Verrat seines Versteckes in der Stadt durch einen Bediensteten (einen Mohren). Der über der Uhr auf der Nordseite des Gothaer Rathauses angebrachte vergoldete Kopf (im Volksmund Grumbachskopf) soll zur Erinnerung an den enthaupteten Ritter dort angebracht worden sein. Eine mechanische Besonderheit des Kopfes ist der bewegliche Unterkiefer, der zu jeder vollen Stunde beim Schlagen der Rathausuhr nach unten klappt.

Die zweite, Grumbachs Gebeine[6][7] betitelte Überlieferung beschreibt die heimliche Entfernung der zerstückelten Überreste des Hingerichteten von den Stangen vor den Stadttoren und deren Verbleib in einer schlichten Holzkiste in der Gruft unter der Schlosskirche des Friedenstein. Die Sage erklärt jedoch nicht, wie die Gebeine Grumbachs über 100 Jahre nach seinem Tod in die erst 1679 eingerichtete Fürstengruft gekommen sein sollen und wo sie in der Zwischenzeit verblieben waren. Die im Volksmund lange für wahr gehaltene Überlieferung konnte vor Jahren durch eine Überprüfung der Gruft zweifelsfrei widerlegt werden.

Verweise

Literatur

Quellen

Weblinks

Commons: Wilhelm von Grumbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Dieter Schnabel: Ritter Wilhelm von Grumbach, URANIA Kultur- und Bildungsverein Gotha e.V., 2012
  2. Mainpost vom 13. September 2002; S. A 3. Mainpost vom 14. September 2002; S. B 1.
  3. Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974, S. 275 und 279
  4. Andreas M. Cramer, Die Gothaer Sagen, Gotha 2005, S. 38
  5. Grumbachskopf und Mohrengesicht auf www.echt-gothsch.de
  6. Andreas M. Cramer, Die Gothaer Sagen, Gotha 2005, S. 40
  7. Grumbachs Gebeine auf www.echt-gothsch.de

Anmerkungen

  1. Diese Aussage zieht Schnabel in Zweifel und hält die spätere Erziehung von Grumbachs am Hofe von Kasimir und Georg von „Ansbach-Bayreuth“ (besser: Fürstentum Bayreuth) für sicherer.
  2. Nach Schnabel ist diese Aussage heute nicht mehr zu belegen.