Winzer von Baden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Weine vom Winzerkeller Wiesloch
BW
Vinothek der Winzer von Baden eG

Die Winzer von Baden eG (vormals Winzerkeller Wiesloch) mit Sitz in Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis ist ein Zusammenschluss mehrerer Winzergenossenschaften aus dem nördlichen Baden. Die Genossenschaft ist der größte Weinerzeuger in den Bereichen Badische Bergstraße und Kraichgau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weinbau, der in Wiesloch traditionell eine bedeutende Rolle spielt, war im 19. Jahrhundert in eine Krise geraten. Ursächlich dafür waren unter anderem die kleinteilig parzellierten Anbauflächen, der Mangel an geeignetem Kellerraum, die Konkurrenz durch billige Auslandsweine und der Preisdruck im etablierten Weinhandel. Außerdem wurde nicht sortenrein angebaut, so dass nur etwa 10 Prozent der erzeugten Weine als sortenrein galten. Der frühe Einheitslesetermin ließ außerdem keine individuelle Reifung der Sorten zu, so dass der „saure Wein“ aus Wiesloch und Umgebung in Verruf geriet.

In den 1920er und 1930er Jahren versuchte man, mit der Gründung von konkurrierenden Ortsgenossenschaften in Wiesloch, Rotenberg, Rauenberg, Malsch und Malschenberg und ab 1930 auch mit dem jährlich stattfindenden Kurpfälzischen Winzerfest bessere Produktions- und Absatzmöglichkeiten zu schaffen. Anfang der 1930er Jahre verbot man außerdem die bislang überwiegend in den Weinbergen anstehenden Hybriden und bestockte die Anbauflächen danach sukzessive mit Edelreben.

Gründung der Genossenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1934 gab es einen Rekordertrag, für den sich kaum noch Abnehmer finden ließen. Zu großangelegten Weinversteigerungen zu Beginn des Jahres 1935 in Wiesloch und Karlsruhe kamen nur jeweils drei bzw. zwei Interessenten. Als für das Jahr 1935 erneut ein Rekordertrag zu erwarten war, gründeten der Leiter der Wieslocher Zweigstelle der Badischen Landwirtschaftsbank, Ludwig Schüttler, und der Leiter der Landwirtschaftsschule, Ökonomierat Hans Rösch, gemeinsam mit Vertretern der Winzergenossenschaften Malsch, Rauenberg, Rotenberg und Wiesloch am 17. Juli 1935 den Verkaufsverein Kurpfälzischer Winzergenossenschaften Sitz Wiesloch. Dem Verein gelang es im ersten Jahr, wenigstens die Erntemengen des Vorjahres abzusetzen, so dass die Unterbringung der Ernte des Jahres 1935 gesichert war. Die 1936 gegründete Winzergenossenschaft Tiefenbach wurde noch im selben Jahr in den Verein aufgenommen.

Als 1936 der frühere Weinkeller der Wieslocher Weinhandlung Bronner & Heuss zum Verkauf stand, erwarben die Trägergenossenschaften des Verkaufsvereins das Anwesen, richteten dort eine Flaschenreinigungs- und Abfüllanlage ein und beschäftigten einen Weinküfer. Mit dem Lagervolumen von etwa 300.000 Litern schuf man die Grundlage für eine gemeinsame Kellerwirtschaft.

Ab 1935 führten die Abholzung der Hybriden, das Auftauchen der Reblaus, Hagelunwetter und Spätfröste zu Weinmangel. In dieser Notlage gründete man 1936 eine Rebschule, in der in der Folgezeit 300.000 Ruländer-, Riesling-, Silvaner- und Spätburgunderreben veredelt wurden, mit denen man die gerodeten Hybridflächen als Gemeinschaftsanlagen neu bestockte. Der Verkaufsverein wurde in eine Genossenschaft umgewandelt. Im bereits ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg erwarb die Genossenschaft noch das Vorderhaus auf dem Betriebsgelände und konnte ihre Kapazität auf 500.000 Liter steigern. Ein Wein von einer der neuangelegten sortenreinen Rebflächen konnte 1941 erstmals in Freiburg eine Auszeichnung erzielen, was als Durchbruch für die gesamten nordbadischen Winzer galt.

Nachkriegsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Nachkriegsjahren galt Wein als Naturalwährung, so dass die Anlieferungszahlen der Winzer nur gering waren. Nach der Währungsreform nahm die Genossenschaft dann ab 1949 einen steilen Aufschwung. 1951 begann man mit der Rebflurbereinigung in Rauenberg, wo Rebsorten umgestellt und ein großzügiges Wegenetz geschaffen wurden. Die Rauenberger Rebflurbereinigung hatte Beispielcharakter für die umliegenden Orte, die sich zumeist auch anschlossen. In einigen Orten kam es sogar zur Wiederaufnahme des dort bereits untergegangenen Weinbaus und zur Neugründung von Ortsgenossenschaften, die sich als Vollablieferer der Wieslocher Gebietskellerei anschlossen. Durch Kauf und Pacht von Kellern in Langenbrücken und Kürnbach konnte die Genossenschaft ihre Lagerkapazität um 600.000 Liter steigern.

1959 wurde ein Genossenschaftskellerneubau am Wieslocher Mittelpfadweg eingeweiht, der anfangs eine Kapazität von rund 2 Mio. Litern hatte und in mehreren Ausbaustufen bis 1978 auf eine Kapazität von über 15 Mio. Litern erweitert wurde.

21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Neubau einer Traubenerfassungsanlage im Jahr 2002 und dem damit verbundenen Zusammenschluss verschiedener Ortsgenossenschaften zur Gebietsgenossenschaft Kraichgau tat man wichtige Schritte zur Qualitätssicherung am Standort Wiesloch im neuen Jahrtausend. Im Geschäftsjahr 2014/15 betrug der Flaschenweinabsatz 4,32 Millionen Liter. Zum Sommer 2017 führte der bisherige „Winzerkeller Wiesloch eG“ eine Umfirmierung zu „Winzer von Baden eG“ durch.

Rebsorten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heute angebauten Rebsorten sind Auxerrois, Bacchus, Gewürztraminer, Grauburgunder, Kerner, Müller-Thurgau, Riesling, Ruländer, Scheurebe, Weißburgunder, sowie Dornfelder, Lemberger, Blauer Portugieser, Regent, Schwarzriesling, Spätburgunder und Trollinger.

Anbaugebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rebflächen erstrecken sich im nördlichen Baden von der Badischen Bergstraße bis in den Kraichgau. In 20 Ortschaften zwischen Hemsbach im Norden und Bruchsal im Süden, zwischen der Rheintal-Autobahn im Westen und Sulzfeld an der Ravensburg im Osten bewirtschaften rund 2.000 Winzer in neun Ortsgenossenschaften eine Gesamtrebfläche von etwa 700 ha. Diese erstreckt sich über die drei Großlagen Rittersberg, Mannaberg und Stiftsberg, welche in 19 Einzellagen unterscheidbar sind.

Mitgliedsgenossenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu der Winzer von Baden eG zählen heute folgende Orts- und Gebietsgenossenschaften, die jeweils eine eigene Traubenerfassungsanlage haben:

Kurpfälzische Weinkönigin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1949 krönt die Genossenschaft in der Regel jährlich die kurpfälzische Weinkönigin, ihr stehen zwei Weinprinzessinnen zur Seite. Die Weinhoheiten sollen als sympathische Weinbotschafterinnen die Weine aus dem Kraichgau und der Badischen Bergstraße im In- und Ausland präsentieren.

# Jahr Kurpfälzische Weinkönigin
Ort Bemerkung
1. 1949/50 Käthe Wiesloch
2. 1950/51 Berta Malsch
3. 1951/52 Margot Rauenberg
4. 1952/53 Ilse Obergrombach
5. 1953/54 Renate Rotenberg
6. 1954–58 Hildegard Malsch Landesweinkönigin Baden-Württemberg.
7. 1958/59 Marlies Rauenberg
8. 1959/60 Annefried Zeutern
9. 1960/61 Elfriede Bruchsal
10. 1961/62 Anneliese Wiesloch
11. 1962/63 Gudrun Kürnbach
12. 1963/64 Irmgard Sulzfeld
13. 1964/65 Margitta Eichelberg
14. 1965/66 Heidelinde Rauenberg
15. 1966/67 Irene Bruchsal
16. 1967/68 Christa Tiefenbach
17. 1968/69 Margit Hilsbach
18. 1969/70 Waltraud I. Obergrombach
19. 1970/71 Ingrid Zeutern
20. 1971/72 Julia Odenheim
21. 1972/73 Hannelore Kürnbach
22. 1973/74 Dorothea Malsch
23. 1974/75 Agnes Mühlhausen
24. 1975/76 Cornelia I. Rotenberg
25. 1976/77 Waltraud II. Malsch
26. 1977/78 Andrea Sulzfeld
27. 1978/79 Karin I. Wiesloch
28. 1979/80 Heidi Unteröwisheim
29. 1980/81 Adelheid Kürnbach
30. 1981/82 Monika I. Menzingen
31. 1982/83 Diana Malsch
32. 1983/84 Karin II. Odenheim
33. 1984/85 Yvonne Oberöwisheim
34. 1985/86 Monika II. Zeutern
35. 1986/87 Silvia Bruchsal
36. 1987/88 Evelyn I. Tiefenbach
37. 1988/89 Manuela I. Obergrombach
38. 1989/90 Anette Heimsheim
39. 1990/91 Evelyn II. Hemsbach
40. 1991/92 Manuela II. Landshausen
41. 1992/93 Nadine Ubstadt-Weiher
42. 1993/94 Monika III. St. Leon-Rot
43. 1994–97 Dieter der Einzige Wiesloch Da es in den Vorjahren immer schwieriger geworden war Weinhoheiten zu finden, übernahm für drei Jahre ein Weinkönig die Rolle der Repräsentation.
46. 1997/98 Cornelia II. Tiefenbach
47. 1998–00 Caroline Unteröwisheim
49. 2000/01 Carina Hemsbach
50. 2001/02 Stefanie I. Wiesloch
51. 2002/03 Stephanie II. Mühlhausen
52. 2003/04 Esther Rauenberg
53. 2004/05 Kerstin Zeutern
54. 2005/06 Melanie Hirschberg
55. 2006/07 Nina Hirschberg
56. 2007/08 Katharina Odenheim Badische Weinkönigin (63.) 2012/13.
57. 2008/09 Christina Tairnbach
58. 2009/10 Nicole Wiesloch
59. 2010/11 Vanessa Malschenberg
60. 2011/12 Daniela Dielheim War zuvor 2010/11 Prinzessin.
61. 2012/13 Tina Wiesloch War zuvor 2011/12 Prinzessin.
62. 2013/14 Sofia Wiesloch War zuvor 2012/13 Prinzessin.
63. 2014/15 Katrin Rauenberg War zuvor 2013/14 Prinzessin.
64. 2015/16 Marisa Malsch War zuvor 2014/15 Prinzessin.
65. 2016/17 Rebecca Malschenberg War zuvor 2015/16 Prinzessin.
66. 2017/18 Patricia Mühlhausen War zuvor 2016/17 Prinzessin.
67. 2018/19 Mona Rettigheim War zuvor 2017/18 Prinzessin.
68. 2019–22 Verena Malschenberg War zuvor 2018/19 Prinzessin.
69. 2022/23 Anna-Lena Rettigheim War zuvor 2019–22 Prinzessin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Winzerkeller Südliche Bergstraße/Kraichgau eG (Hrsg.): Winzerkeller Wiesloch 1935–1985, Fünfzig Jahre Pflegestätte badischer Qualitätsweine. Wiesloch 1985.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 49° 17′ 6″ N, 8° 41′ 59″ O