Yehuda Teichtal

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Yehuda Teichtal

Yehuda Teichtal (* 1972 in Brooklyn, New York City, Vereinigte Staaten) ist ein US-amerikanischer orthodoxer Rabbiner der Chabad-Lubawitsch-Bewegung. Er ist Begründer und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin (Chabad-Berlin). Mit der Gründung der Stiftung Jüdischer Campus (SJCB) ist er außerdem Vorstandsvorsitzender und Bauherr des Jüdischen Campus in Berlin, der mit der Eröffnung am 25. Juni 2023 eines der größten jüdischen Zentren in Europa ist.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yehuda Teichtal wuchs als das zweite Kind der Rabbinerfamilie Teichtal in New York City auf. Sein Vater Rabbi Issachar Shlomo Teichtal stammt aus einer alten jüdischen Familie aus Europa. Die Teichtals hatten in Österreich, Ungarn, der Slowakei und der Tschechischen Republik hohe gesellschaftliche Positionen bekleidet. Nachdem mehrere Familienmitglieder im Holocaust ermordet worden waren, wanderte die Familie in die Vereinigten Staaten aus.

Yehuda Teichtal lernte an der Jeschiwa in Brooklyn, schloss 1989 die High School ab und studierte dann am Rabbinical College in Morristown, New Jersey. Nach seinem Abschluss im Jahr 1992 ging er nach Australien und hospitierte in Melbourne an einer Jungenschule.

1995, im Alter von 23 Jahren, wurde Yehuda Teichtal an der Central-Lubawitsch-Jeschiwa in New York durch Oberrichter Rabbiner Salman Goldberg zum Rabbiner ordiniert. Rabbiner Menachem Mendel Schneerson, der Leiter und geistige Führer der globalen Chabad-Bewegung schlug ihm vor, nach Deutschland zu gehen, um dort den (Wieder-)Aufbau des jüdischen Lebens zu unterstützen.

1996 heiratete Yehuda Teichtal Leah Gurary, die Tochter des Oberrabbiners von Holon, Israel. Gemeinsam gingen sie noch im selben Jahr nach Berlin.

Leah und Yehuda Teichtal haben zwei Söhne und vier Töchter und leiten gemeinsam sämtliche Aktivitäten der Chabad-Berlin-Gemeinde und ihrer Einrichtungen.

Wichtige Stationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1996 gründete er die Chabad-Lubawitsch-Gemeinde in Berlin und eröffnete 1997 das Chabad-Zentrum. 1998 gründete er das jüdische Ferienlager Gan Israel.

  • 1999 Eröffnung der ersten Rabbiner-Ausbildungsseminare
  • 2000 Eröffnung der Synagoge in der Augsburger Straße, Berlin
  • 2001 Eröffnung des ersten jüdischen Jugendclubs
  • Organisation des Besuchs des Oberrabbiners Israels in Berlin
  • 2002 erstes öffentliches Zünden des Chanukka-Leuchters am Brandenburger Tor in Anwesenheit des damaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit
  • 2004 Eröffnung des jüdischen Kindergartens
  • 2005 Eröffnung der jüdischen Traditionsschule, einer staatlich anerkannten privaten Grundschule
  • 2006 Eröffnung des jüdischen Multimediazentrums und der Bibliothek
  • 2007 große Eröffnung und Einweihung des Jüdischen Bildungszentrums in Anwesenheit des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier. Der 6 Millionen Euro teure Bau wird das erste in Deutschland nach der Schoa errichtete jüdische Zentrum und ist hauptsächlich aus privaten Spenden der inzwischen stark angewachsenen Chabad-Berlin-Gemeinde finanziert. Zum Jüdischen Bildungszentrum gehören neben einer Synagoge mit 250 Plätzen ein Festsaal, eine Bibliothek, ein Multimediazentrum, eine Lounge, ein Restaurant und ein Judaica-Laden
  • 2008 wurde im Jüdischen Bildungszentrum ein jüdisches Ritualbad, die sog. Mikva, eingeweiht. Nach US-amerikanischem Vorbild im Stile eines Spas gebaut, ist das Ritualbad eines der modernsten seiner Art in Deutschland
  • 2009 Eröffnung des jüdischen Internats Tora-Kolleg, Berlin Jewish-Tora-Center
  • 2010 erste jüdische Parade für Frieden und Toleranz mit über 30 jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen und über 1000 Teilnehmern
  • 2011 Eröffnung einer Synagoge und eines Zentrums für Israelis und jüdische Touristen am Berliner Alexanderplatz
  • 2012 die jüdische Traditionsschule wurde um das staatlich anerkannte jüdische Gymnasium erweitert; Rabbinerordinierungszeremonie in Anwesenheit des Oberrabbiners des Staates Israel; Herausgabe einer ersten jüdischen wissenschaftlichen Textsammlung
  • 2013 Eröffnung des ersten jüdischen Studentenzentrums deutschlandweit; Eröffnung eines zweiten jüdischen Kindergartens in Berlin-Wilmersdorf
  • 2014 Gründung des Beth Din, eines erste Rabbiner-Gerichts mit einem festen Sitz in Deutschland
  • 2015 Erweiterung der Synagoge am Alexanderplatz
  • 2017 erstes Abitur des Jüdischen Gymnasiums
  • 2018 bestes Abitur Berlins am Jüdischen Gymnasium
  • 2018 Spatenstich für den Jüdischen Campus mit dem Außenminister Heiko Maas[2]
  • Dezember 2018 großes öffentliches Chanukka Lichterzünden am Brandenburger Tor mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier[3]
Chanukka Lichterzünden am Brandenburger Tor 2018
  • 2019 Baubeginn des Jüdischen Campus
  • 2020 Richtfest des Jüdischen Campus mit dem damaligen Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller[4]
  • 2021 feierte Chabad Berlin sein 25-jähriges Bestehen und verlieh aus diesem Anlass im Rahmen der Feierlichkeiten an Mathias Döpfner einen Preis für den Einsatz zur Stärkung jüdischen Lebens in Deutschland; zu Chabad Berlin gehören mittlerweile 5 Synagogen, 8 Rabbiner und knapp 100 Mitarbeitende[5]
  • 2022, nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, nahm Chabad Berlin 486 jüdische Geflüchtete aus der Ukraine auf, darunter als eine der ersten Flüchtlingsgruppen in Berlin überhaupt ein jüdisches Kinder- und Waisenheim aus Odessa; Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender besuchten die Kinder kurz nach ihrer Ankunft in Berlin[6]
  • Auch 2022 wurde wieder der Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor in Berlin gezündet.[7]

Antisemitischer Angriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende Juli 2019 wurde Rabbiner Teichtal Opfer eines antisemitischen Angriffs – auf dem Weg nach Hause nach dem Gottesdienst wurde er in der Nähe einer Synagoge im Bezirk Wilmersdorf vor den Augen seines Kindes von zwei Männern auf arabisch beschimpft und bespuckt.

Es gab in den Folgetagen eine breite Medienberichterstattung über den Angriff auf Teichtal sowie über weitere ähnliche Angriffe auf Juden in München und Berlin. Verschiedene Politiker solidarisierten sich mit Yehuda Teichtal. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte Rabbiner Teichtal zu Hause, um ihm seine Solidarität und seine Unterstützung auszusprechen. An einem von Chabad organisierten Solidaritätsgebet nahmen viele Berliner Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie hochrangige Politiker teil, u. a. Bundesaußenminister Heiko Maas und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau.[8][9]

Das Ermittlungsverfahren wegen dieses Angriffs musste eingestellt werden, da es bei den Ermittlungen zwar Verdächtige gegeben hatte, die Tat ihnen jedoch trotz Handyauswertungen und Zeugenvernehmungen nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Yehudah Teichtal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jüdischer Campus eröffnet: «Leuchtturm für Toleranz». In: faz.net. 24. Juni 2023, abgerufen am 25. Juni 2023.
  2. Für 18 Millionen Euro: Berlin bekommt einen neuen jüdischen Bildungscampus. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 25. Oktober 2022]).
  3. Jüdisches Lichterfest: Bundespräsident Steinmeier entzündet Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor. In: tagesschau.de. Abgerufen am 25. Oktober 2022.
  4. Neuer Campus in Berlin-Wilmersdorf: Richtfest für jüdisches Bildungszentrum "Chabad Lubawitsch". In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 25. Oktober 2022]).
  5. Michael Maier: Juden in Berlin: Als wäre es irgendwo auf der Welt. 22. September 2021, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  6. Steinmeier besucht jüdische Kinder aus Odessa. Abgerufen am 25. Oktober 2022.
  7. Aufstellung des Chanukka-Leuchters 2022, abgerufen am 16. Dezember2022
  8. Hunderte nehmen an Solidaritätsgebet für attackierten Rabbiner teil. www.spiegel.de, 9. August 2019
  9. Juden in Berlin: Leben zwischen Klischees und Antisemitismus Von Sebastian Engelbrecht Deutschlandfunk 15. August 2019
  10. 70-jähriger bei erneutem antisemitischen Angriff verletzt. www.welt.de, 29. Oktober 2019