„Menachem Begin“ – Versionsunterschied

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Der erste Versuch, Adenauer zu töten, fand am 27. März 1952 statt. Im Kellerraum des Münchner Polizeipräsidiums explodierte damals ein an den CDU-Politiker adressiertes Paket. Der Sprengmeister, der es vorschriftswidrig vor der Öffnung nicht durchleuchten ließ, kam dabei ums Leben. Kurz darauf trafen zwei kleinere Briefbomben in Wassenaar bei Den Haag ein, wo Deutschland und Israel über einen Vertrag verhandelten, der als [[Luxemburger Abkommen]] oder «Schilumim» in die Geschichte einging. Erklärtes Ziel der Attentate war es, die Wiedergutmachungsverhandlungen zwischen der [[Bundesrepublik Deutschland]] und [[Israel]] zu torpedieren.
Der erste Versuch, Adenauer zu töten, fand am 27. März 1952 statt. Im Kellerraum des Münchner Polizeipräsidiums explodierte damals ein an den CDU-Politiker adressiertes Paket. Der Sprengmeister, der es vorschriftswidrig vor der Öffnung nicht durchleuchten ließ, kam dabei ums Leben. Kurz darauf trafen zwei kleinere Briefbomben in Wassenaar bei Den Haag ein, wo Deutschland und Israel über einen Vertrag verhandelten, der als [[Luxemburger Abkommen]] oder «Schilumim» in die Geschichte einging. Erklärtes Ziel der Attentate war es, die Wiedergutmachungsverhandlungen zwischen der [[Bundesrepublik Deutschland]] und [[Israel]] zu torpedieren.


Anfang April 1952 waren in Paris fünf Israelis unter dem Verdacht festgenommen, an den Anschlägen beteiligt zu sein. Bis auf einen wurden die ehemalige Aktivisten der 1948 aufgelösten jüdischen Terrororganisation „Irgun Zwai Leumi“, auch „Etzel“ genannt, umgehend des Landes verwiesen. Ein fünfter wurde wegen unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt.
Anfang April 1952 waren in Paris fünf Israelis unter dem Verdacht festgenommen, an den Anschlägen beteiligt zu sein. Bis auf einen wurden die ehemalige Aktivisten der 1948 aufgelösten jüdischen Terrororganisation „[[Irgun Tzwai Le’umi|Irgun Zwai Leumi]]“, auch „Etzel“ genannt, umgehend des Landes verwiesen. Ein fünfter wurde wegen unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt.


H. Sietz des weiteren in Spiegel Online: „Es ist zudem bis heute völlig unbekannt, ob der israelische Staat aktiv Ermittlungen zum Attentat geführt hat. Der zweite Haupttäter des Anschlags, Jakow Hewel, ist ja zum Beispiel nach Israel zurückgekehrt. Er war im rechten Spektrum sehr bekannt.“<ref>Henning Sietz: ''Attentat auf Adenauer - Die geheime Geschichte eines politischen Anschlags''; Siedler Verlag, Berlin 2003. 281 Seiten.</ref>
H. Sietz des weiteren in Spiegel Online: „Es ist zudem bis heute völlig unbekannt, ob der israelische Staat aktiv Ermittlungen zum Attentat geführt hat. Der zweite Haupttäter des Anschlags, Jakow Hewel, ist ja zum Beispiel nach Israel zurückgekehrt. Er war im rechten Spektrum sehr bekannt.“<ref>Henning Sietz: ''Attentat auf Adenauer - Die geheime Geschichte eines politischen Anschlags''. Siedler Verlag, Berlin 2003, ISBN 3886808009</ref><ref>Henning Sietz: [http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/529/helene_heise_liebesgruesse_fuer_adenauer.html Liebesgrüße für Adenauer], ''[[Der Spiegel]]'', 19. Oktober 2007</ref>


=== 60er Jahre: Politischer Aufstieg ===
=== 60er Jahre: Politischer Aufstieg ===

Version vom 19. Oktober 2007, 21:38 Uhr

Menachem Begin (hebräisch מנחם בגין;  * 16. August 1913 in Brest-Litowsk; † 9. März 1992 in Jerusalem) war israelischer Ministerpräsident und Außenminister.

Menachem Begin in Camp David

Leben

Jugend und Aktivität im Untergrund

Begin wurde in Brest-Litowsk (damals Russland, heute Teil Weißrusslands) geboren. Sein Vater war Sekretär der dortigen jüdischen Gemeinde, seine Mutter entstammte einer Rabbinerfamilie. Beide wurden während des Holocaust von den deutschen Nationalsozialisten ermordet. Menachem ging auf die hebräische Misrachi-Schule und besuchte danach ein polnisches Gymnasium.

Seit 1929 gehörte er der zionistischen Betar-Bewegung unter der Führung von Wladimir Jabotinsky an. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Warschau und stieg zugleich in führende Positionen der Betar auf. Von 1936 bis 1938 war er Generalsekretär des tschechoslowakischen Betarzweiges und 1939 wurde er Chef der polnischen Betar, im selben Jahr floh er vor den einrückenden Deutschen nach Litauen, wurde dort jedoch von den einmarschierenden Russen inhaftiert und als „Agent des britischen Imperialismus“ zu acht Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt.

Im Jahr 1941 wurde er freigelassen, trat freiwillig der polnischen Armee bei und wurde später in den Nahen Osten überstellt.

Ab 1942 in Palästina

Als er 1942 aus der Armee entlassen wurde, trat er in die radikal-zionistische Untergrundorganisation Irgun (auch als Etzel bekannt) ein und wurde 1943 deren Führer. Die Irgun orientierte sich am faschistischen Italien, verstand sich als Speerspitze des Kampfes gegen das britische Mandat, zunehmend auch gegen die Palästinenser und organisierte Sprengstoffanschläge auf Marktplätze, Restaurants und britische Einrichtungen.

Begin war verantwortlich für den Sprengstoffanschlag auf das King David Hotel 1946 in Jerusalem, bei dem 91 Menschen ums Leben kamen (28 britische Staatsangehörige, 41 Araber, 17 Juden und fünf aus anderen Ländern).

Menachem Begin, der auch die Verantwortung für das Massaker vom 9. April 1948 in Deir Yassin an Arabern trug, wurde von den Briten als Terrorist gesucht.

Er bemühte sich auch nach der offiziellen Staatsgründung 1948, Waffen für die Irgun nach Israel zu schaffen, wobei das Transportschiff, die Altalena, auf Befehl von Ministerpräsident David Ben Gurion versenkt wurde, weil dieser keine Privatmiliz neben der israelischen Armee duldete und Begin die Waffen nicht übergeben wollte.

Politische Aktivität in Israel

Nach der Proklamation des Staates Israel 1948 löste sich die Irgun auf, und Begin gründete die Cherut-Partei, die später die führende Kraft im Likud-Block wurde. Als sich Begin Ende 1948 in New York aufhielt, um unter Amerikanern mit jüdischem Hintergrund Geld für die neu gegründete Partei zu sammeln, verfassten 26 zumeist jüdische Intellektuelle, darunter Hannah Arendt und Albert Einstein, einen scharfen Leserbrief an die New York Times, in dem sie seine terroristische Vergangenheit verurteilten und die Cherut-Partei kritisierten.[1]

Seine Partei, die eine Ausdehnung Israels auf dessen Grenzen im frühen Altertum anstrebte, wurde bereits 1949 drittstärkste Kraft im israelischen Parlament. Begin hielt sich jedoch im Hintergrund und wurde aufgrund seiner terroristischen Vergangenheit auch gemieden.

Anschläge und Attentate auf Adenauer

Eine neue Recherche des Journalisten und Autors Henning Sietz deutet darauf hin, dass Begin Drahtzieher (Auftraggeber, Organisator und Geldbeschaffer) dreier Attentate auf den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer war (Quelle: Bericht eines Haupttäters, Elieser Sudit von 1994). Aus dem Bericht geht hervor, dass die Attentate im Auftrag prominenter Mitglieder der von dem ehemaligen Irgun-Kommandanten Begin geführten Cherut-Partei ausgeführt worden waren.

Der erste Versuch, Adenauer zu töten, fand am 27. März 1952 statt. Im Kellerraum des Münchner Polizeipräsidiums explodierte damals ein an den CDU-Politiker adressiertes Paket. Der Sprengmeister, der es vorschriftswidrig vor der Öffnung nicht durchleuchten ließ, kam dabei ums Leben. Kurz darauf trafen zwei kleinere Briefbomben in Wassenaar bei Den Haag ein, wo Deutschland und Israel über einen Vertrag verhandelten, der als Luxemburger Abkommen oder «Schilumim» in die Geschichte einging. Erklärtes Ziel der Attentate war es, die Wiedergutmachungsverhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel zu torpedieren.

Anfang April 1952 waren in Paris fünf Israelis unter dem Verdacht festgenommen, an den Anschlägen beteiligt zu sein. Bis auf einen wurden die ehemalige Aktivisten der 1948 aufgelösten jüdischen Terrororganisation „Irgun Zwai Leumi“, auch „Etzel“ genannt, umgehend des Landes verwiesen. Ein fünfter wurde wegen unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt.

H. Sietz des weiteren in Spiegel Online: „Es ist zudem bis heute völlig unbekannt, ob der israelische Staat aktiv Ermittlungen zum Attentat geführt hat. Der zweite Haupttäter des Anschlags, Jakow Hewel, ist ja zum Beispiel nach Israel zurückgekehrt. Er war im rechten Spektrum sehr bekannt.“[1][2]

60er Jahre: Politischer Aufstieg

Mitte der 1960er Jahre wurde er Oppositionsführer im Parlament. Nach dem Sechstagekrieg 1967 wurde er für den Cherut Minister ohne Portfolio im Koalitionskabinett von Levi Eschkol von der Arbeiterpartei. Das Kabinett stimmte dem Friedensplan des US-amerikanischen Außenministers zu, der einen Rückzug der israelischen Truppen auf sichere Grenzen verlangte. 1970 verließ er die Regierung um gegen die Land für Frieden Politik zu protestieren. 1973 beteiligte er sich an der Verschmelzung der Cherut zum Likud.

1977 bis 1983 an der Macht

Im Jahr 1977 wurde die Likud-Partei erstmals stärkste Kraft und Menachem Begin ab Mai 1977 der erste Likud-Ministerpräsident (bzw. der erste Ministerpräsident der politischen Rechten) und sechste Ministerpräsident insgesamt des Staates Israel.

Im November desselben Jahres kam es zum historischen Treffen mit Ägyptens Präsident Muhammad Anwar as-Sadat. Auf Vermittlung von US-Präsident Jimmy Carter war das Jahr 1978 gekennzeichnet durch Verhandlungen auf dessen Feriensitz Camp David, die in einem Abkommen gipfelten und im März 1979 zum israelisch-ägyptischen Friedensabkommen führten. Begin und Sadat erhielten für das Camp-David-Abkommen den Friedensnobelpreis des Jahres 1978.

Nach den Grundsätzen dieses Vertrages übergab Israel die Sinai-Halbinsel an Ägypten. Zugleich wurden alle israelischen Siedlungen (auch die Stadt Yamit) entfernt. Begin musste sich erheblichem Widerstand innerhalb des eigenen Regierungslagers aussetzen, dies führte zugleich zu einem Bruch innerhalb des Likud-Blocks. Im Juni 1981 wurde seine politische Rolle jedoch durch erneute Wahlen bestätigt, und er blieb Ministerpräsident.

Kurz zuvor hatte er die Bombardierung des irakischen Leichtwasserreaktors Osirak angeordnet, da er eine unmittelbare atomare Bedrohung Israels durch den Irak befürchtete und bei einem Wahlsieg der Arbeitspartei der nachfolgenden Regierung keine entschlossenen Maßnahmen zutraute.

Vor allem seine gegenüber der Arbeiterpartei weitergehenden Siedlungspläne für das Westjordanland und die Besetzungspolitik der Golanhöhen in Syrien brachten ihm die Stimmen vieler orthodoxer und sephardischer Juden ein, während er damit auf internationaler Ebene einen neuerlichen Konfliktkurs einschlug.

1982 ließ Begin die Armee in den Libanon einmarschieren. Dies rechtfertigte er mit der Begründung, dass die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO von dort aus über die nördliche israelische Grenze Raketenangriffe steuerte. Unmittelbarer Anlass des Angriffs war ein Anschlag auf den israelischen Botschafter in Großbritannien der jedoch nachweislich nicht von der PLO ausgeführt wurde.

So begann die Operation „Frieden für Galiläa“, die lediglich sechs Monate dauerte, obwohl die israelischen Besatzungstruppen bis 2000 im Südlibanon verblieben.

Weltweites Aufsehen erregte die Besetzung Beiruts im September 1982 mit dem Massaker in den Palästinenserlagern von Sabra und Schatila: Christliche libanesische Milizen massakrierten dort Hunderte von Palästinensern - Frauen, Männer und Kinder -, ohne dass die in Beirut stationierten israelischen Armeeeinheiten eingriffen. Nach einer israelischen Untersuchung musste der Hauptverantwortliche für die Libanon-Intervention, der damalige Verteidigungsminister Ariel Scharon, zurücktreten. Am 17. Mai kam es zu einem israelisch-libanesischen Abkommen, das einen vollständigen Rückzug der israelischen Truppen vorsah. Im Juli des Jahres zog Begin einen Teil der Truppen tatsächlich ab.

Begin selbst trat im August 1983 enttäuscht und deprimiert über den nicht zustande gekommenen Friedensvertrag mit dem christlichen Präsidenten des Libanon und den anhaltenden syrischen Einfluss dort, aus Kummer über den Tod seiner Ehefrau und wegen langer Krankheit zurück. Er starb 1992 in Jerusalem.

Quellen

  1. Henning Sietz: Attentat auf Adenauer - Die geheime Geschichte eines politischen Anschlags. Siedler Verlag, Berlin 2003, ISBN 3886808009
  2. Henning Sietz: Liebesgrüße für Adenauer, Der Spiegel, 19. Oktober 2007

Weblinks

Commons: Menachem Begin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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