„Ultra-Bewegung“ – Versionsunterschied

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*[http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,488211,00.html „Ultras, Hooligans, Hooltras?“] [[Spiegel Online]]


[[Kategorie:Fußballfankultur]]
[[Kategorie:Fußballfankultur]]

Version vom 13. November 2007, 17:11 Uhr

Die Ultrà-Bewegung bezeichnet eine besondere Organisationsform für Anhänger des Fußballsports. Mittlerweile gibt es aber auch in anderen Sportarten Ultrà-Gruppen.

Ursprung

Die Ultrà-Bewegung hat ihre Wurzeln im Italien der frühen 50er und 60er Jahre, als sich erstmals „fußballverrückte“ Jugendliche in Gruppen zusammenschlossen (wie z. B. die Fedelissimi Granata 1951), um ihre jeweiligen Lieblingsmannschaften gemeinsam organisiert zu unterstützen. Der Name der Bewegung geht auf eine italienische Zeitung zurück, die es Ultrà nannte, dass Anhänger des FC Turin einen Schiedsrichter bis zum Flughafen verfolgten. Zuerst waren es nur relativ wenige Jugendliche und Erwachsene, die sich aber mit Hilfe von Balkenschals, Trommeln, Choreografien und Feuerwerken von den anderen Tifosi unterschieden. Die Ultràs organisierten dann auch ihre ersten gemeinsamen Auswärtsfahrten, Choreografien und diverse Vereine.

Die Bewegung breitete sich rasch aus, und in weiten Teilen Europas bildeten sich entsprechende Gruppierungen. Großbritannien ist eines der wenigen Länder, in dem die Ultrà-Bewegung bisher keinen Anklang finden konnte.

Struktur und Aktivitäten

Bei Ultràs handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen“.

Neben der akustischen Unterstützung, die sehr häufig von einem sogenannten Capo koordiniert und durch Trommeln begleitet wird, legen Ultràs auch viel Wert auf optische Hilfsmittel, Konfettiregen, bengalische Feuer und gigantische Fahnenmeere. Außerdem kreieren, finanzieren und organisieren die Ultràs farbenprächtige, einfallsreiche Choreographien. Bei diesen Choreographien bereiten die Ultràs Materialien vor, die zu Spielbeginn an alle Zuschauer (auch Nicht-Ultràs) eines Stadionbereiches ausgegeben werden und die durch gleichzeitiges Hochhalten z. B. das überdimensionale Vereinswappen ergeben. Oft werden auch Überrollfahnen oder Wurfrollen verwendet. Unterstützung durch Sponsoren oder Vereine wird strikt abgelehnt. Ultràs finanzieren sich meist durch eigene Mitgliedsbeiträge und von selbstkreierten Fanartikeln.

Ultràs stehen der Vereinsführung in der Regel kritischer gegenüber als andere Fans. Für sie stehen Themen wie der Erhalt der Fankultur und der Identität oft im Konflikt zu den häufig wirtschaftlich motivierten Entscheidungen der Entscheidungsträger der Vereine („Kommerzialisierung des Sports“).

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Protest gegen das als Willkür empfundene Vorgehen von Polizei und Ordnern gegen Fußballfans aller Couleur. Oftmals mit Sprechchören wie z. B. „All Cops Are Bastards - A.C.A.B.!“ oder in Deutschland mit „Fußballfans sind keine Verbrecher“. Viele Ultra-Gruppen versuchen die so verstandene „Repression“ der Öffentlichkeit zu zeigen und dagegen vorzugehen.

Abgrenzung zu Hooligans

Während bei Hooligans die gewalttätige Auseinandersetzung mit anderen Gruppen im Vordergrund steht und Fußballspiele nur einen Anlaß dazu bieten, steht bei Ultràs der Sport im Vordergrund; allerdings sind bei vielen Ultrà-Gruppierungen Schlägereien und Krawalle ein akzeptiertes Mittel der Durchsetzung von Faninteressen und der Auseinandersetzung mit gegnerischen Fangruppen. Andere Ultràs hingegen distanzieren sich von Gewalt, teilweise unter dem Eindruck des polizeilichen Vorgehens gegen die Gewalttäter.

Gerade in letzter Zeit ist das Stehlen von gegnerischen Fanutensilien, insbesondere von Schals und Fahnen, ein häufiger Auslöser von Schlägereien. Die Zaunfahne ist bei vielen Gruppen das Herzstück; sie repräsentiert die jeweilige Gruppe und zeigt die Präsenz, ein Verlust stellt somit eine herbe symbolische Niederlage dar.

Ultràs und Hooligans gemeinsam ist die Betonung des Gruppenzusammenhalts, der weit über die Veranstaltungen hinaus auch ins Privatleben reicht.

Nationale Unterschiede

Italien

Die mitgliederstärksten Jahre der italienischen Ultrà-Bewegung waren die 80er-Jahre. Aber auch heute noch gibt es einige Gruppen, die mehr als 10.000 Mitglieder haben. Einige wichtige Gruppen sind: Irriducibili Lazio, Ultras Granata,Brigate rossonere Milan, Brescia MU 1911, Curva Nord Bergamo. Die berühmtesten Gruppierungen, die die italienische Ultramentalität geprägt haben, haben sich wegen der andauernden Repression seitens der Lega-Calcio und der Polizei aufgelöst; Hierbei sind anzuführen: Brigate Gialloblu 71 Verona, Fdl Milan, Bna Atalanta, Commando Ultras Napoli, Verona Front.

Aufgrund der sehr hohen Mitgliederzahlen einiger Gruppen haben diese einen großen Einfluss auf die Vereinspolitik. So durfte z. B. die mittlerweile aufgelöste Fossa dei Leoni entscheiden, was von wem in ihrer Fankurve verkauft werden darf. Allein wegen dieser vereinspolitischen Macht verorten sich einzelne Gruppen auch in einer bestimmten politischen Richtung, so gibt es rechtsextreme Fangruppen, wie Irriducibili Lazio, aber auch neutrale oder linksextreme Gruppen, wie die momentan inaktiven Brigate Autonome Livornesi des AS Livorno Calcio.

Frankreich

Durch die Nähe zu Italien entwickelte sich in den 80er Jahren besonders im südlichen Frankreich ebenfalls eine Ultrà-Szene. Die ersten Gruppen bildeten sich in Marseille, nämlich das Commando Ultrà 84 und die South Winners 87. Beide Gruppen sind heute noch aktiv und gehören zu den kreativsten und geachtesten Gruppen. Darüber hinaus sind sie für ihre antifaschistische und antirassistische Grundeinstellung bekannt. In Paris bildete sich mit den Boulogne Boys im Jahre 1985 ebenfalls eine erste Ultrá Gruppe. Mit der Zeit breitete sich die Ultrà Bewegung über ganz Frankreich aus und die große Gruppen gewannen rasch an Einfluss. So übernehmen in Marseille die Gruppen den Ticketverkauf für ihre Kurven selbst und haben so eine große Macht auf den Verein. Zu den bedeutendsten Szenen gehören nach wie vor Marseille und Paris, wo die Ultrà-Gruppen beide Kurven im Stadion einnehmen. In Paris sind neben den Boulogne Boys die Gruppen Supras Auteuil, Lutece Falco, Authentiks und Tigris Mystic zu nennen, wobei letztere von den Boys und rechtsradikalen Hooligans aus dem Stadion gedrängt wurde. Darüber hinaus verfügt Saint-Étienne über eine große Szene (Magic Fans, Green Angels).

Deutschland

Choreographie der Wilden Horde, Ultrà-Gruppierung des 1. FC Köln
Datei:Choreo3.jpg
Choreographie der Phoenix Sons, Ultrà-Gruppierung des Karlsruher SC

Deutschland erreichte die Bewegung erst Anfang der 1990er; erste Gruppe auf deutschem Boden waren wohl 1986 die Fortuna Eagles aus Köln. Mittlerweile existieren bei fast allen Vereinen der oberen drei Ligen, aber auch in hierarchisch tieferen Spielklassen Gruppen, die sich selbst als Ultràs sehen. Die größte Ultrà-Gruppierung Deutschlands befindet sich mittlerweile in Frankfurt.[1] In vielen Fanszenen spielen die Ultràs allein schon deswegen eine dominante Rolle, weil es keine weiteren Gruppierungen gibt, die ihnen diesen Platz streitig machen könnten. Das daraus resultierende Missverständnis, die Ultràs hätten einen Alleinvertretungsanspruch der Kurve und Befehlsgewalt über den Fanblock, führt immer wieder zu Konflikten zwischen Ultràs und unorganisierten Fans.

Ein anderer Grund für die Popularität der Ultras ist, dass sie sich dafür einsetzen, die Choreographien in den Stadien zu vereinheitlichen. Vor dem Aufkommen der Ultrabewegung war es in den Fußballstadien so, dass jeder Fanklub seine eigenen Lieder und Songs vortrug. Da diese Choreografien nicht gerade eindrucksvoll wirken, haben sich die Ultras dazu entschlossen, für alle Fans als eine Art Vorsänger oder Dirigent zu wirken. Dies erreichen sie durch Megaphone oder installierte Soundsysteme in den Fankurven. Da dann auch die meisten anderen Fans bei diesen Songs und Choreos mitwirkten, war die Stimmung verbessert und viel beeindruckender.

Das Auftreten der Gruppen ist verschieden. In manchen Städten gibt es eine einzige offizielle Ultrà-Gruppe, in anderen Städten die Ultrà-Szenen. Dort haben sich mehrere ultràorientierte Gruppen zu einem Bund zusammengeschlossen. Die Mehrheit der deutschen Ultrà-Gruppierungen verhält sich unpolitisch, einige Gruppierungen sind jedoch politisch links orientiert. Ultras in Deutschland geht es hauptsächlich um die „Verbesserung der Stimmung“ und das Wachsen der eigenen Gruppe. Sie sehen sich selbst als „Gegenpol zum unkritischen und konsumierenden Mainstream in den deutschen Fußballstadien“.

Da Feuerwerkskörper aller Art in deutschen Stadien verboten sind, kommt es mittlerweile fast nur noch in unteren Ligen zum Einsatz von bengalischen Feuern und ähnlichen Mitteln. In der Bundesliga ist der Einsatz von pyrotechnischen Materialien zumindest im Ligabetrieb selten geworden.

Österreich

Auch in Österreich gibt es einige Ultrà-Gruppierungen mit einem unterschiedlichen Grad an Aktivität und Bekanntheit.

Die älteste und international bekannteste Gruppe sind die Ultras Rapid 1988, die auf der „Block West“ genannten Westtribüne des Gerhard-Hanappi-Stadions den SK Rapid Wien unterstützen. Sie sind eine der wenigen Ultrà-Gruppierungen in Europa, die jedes Spiel eine Choreographie zeigen. Die Ultras Rapid wurden 2005 von der T.I.F.O. (Torcida International Fans Organisation) zur Gruppierung mit den besten Choreographien in Europa gewählt.

Die Kurve des SK Sturm Graz beheimatet neben der bekanntesten Gruppe, der Brigata Graz 1994 auch die Grazer Sturmflut 96 und die Jewels Sturm. Die Salzburger Gruppierungen Union Ultrà '99 und Tough Guys Salzburg 92 litten sehr stark unter der Übernahme ihres Klubs Austria Salzburg durch Red Bull, da diese in weiten Teilen der Salzburger Fanszene auf Ablehnung stieß. Beide Fangruppierungen unterstützen jetzt die neue Austria Salzburg. Zu erwähnen ist auch die Ultràfanszene des FC Wacker Innsbruck. Sie beheimatet die Verrückten Köpfe 1991 und Nordpol Innsbruck. Bei der Austria Wien sind die Fedayn 1995 und Viola Fanatics 2001. Doch auch dort gibt es durch den Einstieg des Hauptsponsors Magna und der damit verbundenen Umbenennung des Vereins in FK Austria Magna Wien Probleme.

Portugal

Fans der portugiesischen Nationalmannschaft mit Flagge der Ultràs zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Köln

Auch in Portugal gibt es einige Ultrà-Gruppierungen. Die bekanntesten sind die Diabos Vermelhos und No Name Boys (abgekürzt NN) von Benfica Lissabon. Außerdem gibt es noch die Super Dragões vom FC Porto, sowie die Juve Leo und Torcida Verde von Sporting Lissabon. Alle anderen Ultrà-Gruppierungen sind eher weniger bekannt.

Griechenland

Die Szene in Griechenland bzw. in der Hauptstadt Athen gilt als eine der extremsten Europas. Bei Duellen der großen Athener Klubs (Olympiakos, Panathinaikos, AEK) kommt es so gut wie immer zu schweren Ausschreitungen. Deshalb ist es Ultrà-Gruppierungen seit einigen Jahren verboten, Derbys im Stadion des Gegners zu besuchen. Die bekanntesten Gruppen sind Gate 13 (Panathinakos), Gate 7 (Olympiakos), Gate 4 (PAOK) und Original 21 (AEK).

Kroatien

Die älteste Ultrà-Gruppierung Torcida von Hajduk Split hat ihre Wurzeln im Jahr 1950, als im Vorfeld eines entscheidenden Meisterschaftsspiels eine nach heutigen Maßstäben Ultrà-artige Unterstützung organisiert wurde. Nach dem raschen Verbot durch die jugoslawische Staatsführung und der in den folgenden Jahren zwangsweise unorganisierten Anhängerschaft, erfolgte 1980 eine Wiedergeburt. Heute sind die 1986 gegründeten Bad Blue Boys vom Hauptstadtklub Dinamo Zagreb die größten Rivalen in der Szene. Erwähnenswert ist noch die Armada vom HNK Rijeka.

Serbien

Auch in Serbien gibt es bei vielen Vereinen Ultrà-Gruppierungen. Die größten Gruppen sind die Delije von Roter Stern Belgrad und die Grobari von Partizan Belgrad, aber auch bei OFK Belgrad und Vojvodina Novi Sad gibt es größere Gruppierungen. Weiter ist aber zu erwähnen, dass die Wörter Delije und Grobari eher zur allgemeinen Bezeichnung von Fans von Roter Stern Belgrad und Partizan Belgrad benutzt werden. Was auch heißt, jeder Fan von Roter Stern ist somit automatisch ein Delija und ein Fan von Partizan automatisch ein Grobar. Innerhalb der Delijas und der Grobaris gibt es neben unzähligen Fan-Gruppen und Fan-Clubs Ultrà-Gruppierungen. Im Marakana-Stadion von Roter Stern Belgrad sind in ihrer „Nordkurve“ die Stühle so eingerichtet, dass sie in rot-weiß und in kyrillischer Schrift das Wort Delije (Mehrzahl von Delija) bilden. Die Benutzung von Pyrotechnik gehört in serbischen Stadien zum Alltag, außerdem kommt es im Umfeld von Fußballspielen häufig zu Gewaltausbrüchen.

Schweiz

In der Schweiz sind in den letzten Jahren auch bei den meisten erstklassigen Vereinen Ultrà-Gruppierungen entstanden, die wichtigsten sind in Basel, Bern, Zürich, Sion, Luzern und St. Gallen beheimatet. In Zürich findet man die Ultràs vor allem in der sogenannten „Zürcher Südkurve“, welche den FC Zürich unterstützt. Sie sind in der ganzen Schweiz bekannt für sehr kreative und aufwändige Choreographien. Auch beim Stadtrivalen Grasshoppers Zürich (GCZ) gibt es zwei große Ultrà-Gruppierungen (Blue Side, Bulldogs) in der sogenannten „Estrade Ost“. Zu erwähnen sind auch die Zaungäste und BWEL, welche den FC Luzern unterstützen, die Ultras Sion oder Red Side des FC Sion, die „Greenflash“, „Jokers“ und die „Green-Fires“ beim FC St. Gallen in der Südkurve und die Ultrà Gruppierungen in der Ostkurve Bern der Young Boys Bern wie Maniacs, Schurken oder Castillo Negro.

Hervorzuheben sind auch die Inferno Basel vom FC Basel, die in der „Muttenzer Kurve“ beheimatet sind. Obwohl die Basler Fans für ihre aufwendigen Choreos bekannt sind, machte die Basler Szene auch immer wieder negative Schlagzeilen. Nach der knapp verpassten Meisterschaft 2006 (letztes Spiel) im eigenen Stadion gegen den FC Zürich zu einem Platzsturm und Ausschreitungen im und außerhalb des Stadion kam, nachdem der FC Zürich in der 93. Minute das meisterschaftsentscheidende Tor schoss. Die Basler Ultra Szene ist für ihre Krawalle bekannt, so wurde der Gästesektor im Stadion Hardtum des Grasshoppers Zürich mehrmals in Brand gesetzt und dadurch Sachschaden verursacht.

Am 5. Dezember 2004 kam es in Zürich am Bahnhof Zürich-Altstetten (wenige Wochen nach den verherenden Krawallen in Zürich) zu einer umstrittenen Polizeiaktion. Vor dem Spiel Grasshoppers Zürich - FC Basel wurden um die 450 Basler Fans (darunter viele Ultrà-Anhänger), die mit einem Extrazug anreisten von der Zürcher Polizei zum Teil bis zu 24 Stunden zur Untersuchung festgehalten. Diese übertriebene Aktion löste in der ganzen Schweiz schafte Kritik gegenüber der Zürcher Polizei und der Stadt Zürich aus.

Ende 2006 kritisierten viele Schweizer Städte die Liga und die Vereine, weil der größte Teil nichts an die inzwischen notwendig gewordenen hohen Ausgaben der Städe für die Sicherheit (ab 100.000 CHF pro Heimspiel) nichts bezahlen. In den letzten Jahren wurde die Gewalt an Schweizer Fußballspielen (von Ultràs und Hooligans) von Medien und Politik stärker als früher registriert und ist deshalb heute ein großes Gesprächsthema.

Andere Sportarten

Handball

Seit dem Jahre 2000 entstehen auch beim Handball Ultrà-Gruppierungen. Als erste und wichtigste gelten die Ultras Flensburg. Sie konnten sich durch die größte Stehplatztribüne der deutschen Handball-Bundesliga gut entwickeln. Später entwickelten sich auch bei anderen deutschen Handballclubs Ultràgruppen. Im Ausland gibt es noch die Boys aus Aalborg (Dänemark) und die Florijani aus Celje (Slowenien). Dazu kommen viele Gruppen in den Ligen der Länder aus Osteuropa.

Eishockey

Hauptsächlich seit 2000/2001 setzte sich der Ultrà-Gedanke auch in der deutschen Eishockey-Fanszene durch, und so sind in vielen Eishallen und Arenen von der DEL bis in die Oberligen diverse Ultrà-Gruppierungen zu finden. Erste Ultrà-ähnliche Gruppierungen bildeten sich jedoch schon früher. Mitte der 90er Jahre gab es in München die ersten Choreographien zu sehen und es bildeten sich die Munich Supporters. Aber auch in Augsburg (Augsburg 98) und Schwenningen (SERC-Supporters 99) bildeten sich noch vor der Jahrtausendwende Gruppen. Zu den bekanntesten und größten Gruppierungen gehören heute Supporters Crew Mannheim (SCMA, Mannheim), sowie der DEG Supporters Club (DSC, Düsseldorf). Charakteristisch für viele Eishockey-Ultràs ist die Identifikation mit Ultrà-Gruppierungen aus der Schweiz und die gleichgültige bis feindselige Haltung der übrigen Fans am jeweiligen Standort. In der recht kleinen Szene bestehen sehr viele Kontakte unter den aktiven Leuten der verschiedenen Gruppen, wobei auch immer wieder an die Oberfläche tritt, dass sich nicht jede aktive Fangruppe im Eishockey explizit als „Ultras“ versteht (Augsburg,Schwenningen).

In Lugano sind die Ragazzi della Nord anzutreffen, in Ambri die Gioventù Bianco Blù. Diese beiden Ultragruppierungen und ihre Kurven gehören wohl zu den qualitativ stärksten in der Schweiz, die Ultrà Mentalität prägt die Kurven dieser zwei Tessiner Clubs schon seit vielen Jahren (geographische bedingte Einflüsse aus Italien). Von der Masse kann das CUBE (Commando Ultrà Bern) jedoch je länger je mehr mit den zwei Tessiner Clubs mithalten. Die meisten anderen Schweizer Kurven werden ebenfalls praktisch ausschließlich von Ultrà-Gruppierungen geprägt (Fribourg Boys Fribourg, IG Genf, Fanatics SCRJ, Crew Eleven, Sektion Uruguay ZSC, Blue Eagles Kloten, South-Side Kloten 2001, North Folk Zug, Hanse Basel,). Einzig in Langnau und Davos sind die Kurven noch in der Hand der „Kutten“. Auch in der zweithöchsten Spielklasse formieren sich viele Ultragruppierungen. Insbesondere die Szenen in Lausanne (Section Ouest), Biel (Fire Lords) und Sierre (Dark Sun) sind dabei stark von der Ultrà-Mentalität geprägt und auch dementsprechend farbig und laut.

Basketball

Ende der 90er Jahren entstanden auch im Basketball Ultrà-Gruppierungen. Vor allem in südeuropäischen Staaten wie Serbien, Kroatien, Griechenland, Italien und Spanien. Aber auch in der Türkei und Russland entwickelten sich im Basketball fanatische Fan-Gruppierungen. In Serbien, der Türkei und vor allem in Griechenland gehören Choreografien und Pyrotechnik (trotz großer Brandgefährlichkeit in den Hallen) zum Alltag. In Deutschland oder Frankreich gibt es trotz großer Beliebtheit des Basketballs so gut wie keine Ultrà-Gruppierungen. Weil Basketball aber in den letzten Jahren bis heute immer mehr an Beliebtheit gewinnt (Tendenz weiter steigend), ist es nicht auszuschließen, dass sich auch in nicht-südeuropäischen Staaten in den nächsten Jahren im Basketball Ultrà-Gruppierungen entwickeln könnten. In Südamerika (vor allem in Argentinien), aber auch in China, gibt es im Basketball Ultrà- und Ultrà-ähnliche Gruppierungen. In den USA, dem Mutterland des Basketballs, gibt es bis heute keine Ultrà-Gruppierungen.

Quellenbelege

  1. 11freunde, Heft 9, Titelthema, S. 12-15

Weblinks