Polizeihubschrauber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. September 2019 um 21:55 Uhr durch Andim (Diskussion | Beiträge) (Syntax). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein Eurocopter EC 135 der deutschen Bundespolizei

Polizeihubschrauber sind Hubschrauber einer Polizei, die als Führungs- und Einsatzmittel genutzt werden. Sie bieten u. a. hohe Geschwindigkeit und Unabhängigkeit vom Zustand des Geländes. Außerdem kann man mit ihnen große Geländeflächen schnell nach Personen, Gegenständen oder Fahrzeugen absuchen.

Einsatzprofile

Polizeihubschrauber werden vor allem bei polizeilichen Einsätzen verwendet. Dies umfasst unter anderem

  • Lokalisierung von flüchtigen oder vermissten Personen beziehungsweise Fluchtfahrzeugen (mobile Lagen),
  • Erfassung des Verkehrsgeschehens im Straßenverkehr, vor allem bei extrem stark frequentierten Autobahnen zur Hauptreisezeit,
  • Lieferung von Beweismaterial durch Foto- und Videografie,
  • Erfassung von Verbreitung bestimmter Substanzen oder Ereignissen im Umwelt- und Naturschutz (z. B. Gewässerverschmutzung, Waldbrände),
  • Aufspüren von Ereignisorten wie beispielsweise eine Absturzstelle eines Flugzeuges,
  • Rettung von Verunglückten im Gebirge oder unwegsamen Gelände,
  • Transport von Personen wie z. B.
    • verletzte, schwer erkrankte oder in Sicherheit zu bringende Personen,
    • Spezialeinheiten, z. B. SEK-Gruppen,
    • hochgestellten Politikern oder Funktionsträgern,
  • Aufklärung polizeilicher Großlagen wie risikobehafteten Demonstrationen oder Staatsbesuchen.

Ferner ist auch eine Mitwirkung bei der Brandbekämpfung mittels Löschwasser-Außenlastbehälter, oft mit Unterstützung sog. Flughelfer, möglich.

Organisation (Deutschland)

Eurocopter EC-145 im Einsatz für die hessische Landespolizei

Die deutschen Polizeien verfügen über diverse Polizeihubschrauberstaffeln. Die Landespolizeien haben mit Ausnahme von Bremen, dem Saarland und Schleswig-Holstein je eine Polizeihubschrauberstaffel. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Hubschrauberstaffel der Landespolizei – zwei Eurocopter EC 135 – Teil der Wasserschutzpolizei. In Nordrhein-Westfalen lautet die Bezeichnung Polizeifliegerstaffel, da hier auch zwei Flächenflugzeuge zum Einsatz kommen.

Die größte Flotte einer Polizei in Deutschland hat die Bundespolizei. Die größte Flotte einer Landespolizei hat die Polizeifliegerstaffel Nordrhein-Westfalen mit sieben Hubschraubern und zwei Flächenflugzeugen. Die größte Hubschrauberflotte einer Landespolizei hat die Polizeihubschrauberstaffel Bayern mit acht Maschinen.

Die Bundespolizei verfügt über die Bundespolizei-Fliegergruppe mit Sitz in Sankt Augustin und ist die vorgesetzte Dienststelle für den Flugdienst der Bundespolizei. Ihr unterstellt sind vier Bundespolizei-Fliegerstaffeln mit Sitz in Fuhlendorf, Blumberg, Fuldatal, Oberschleißheim, der Luftfahrtbetrieb (früher: Bundespolizei-Fliegerstaffel Sankt Augustin) sowie der in Sankt Augustin ansässige Instandhaltungsbetrieb (früher: Zentrale Instandhaltungsstaffel ZIST) und die Luftfahrerschule für den Polizeidienst in Bonn-Hangelar.

Die Hubschrauberbesatzung besteht beim Flug nach Sichtflugregeln (VFR) in der Regel aus einem Piloten und einem Flugtechniker – früher: Bordwart, beim Flug nach Instrumentenflugregeln (IFR) immer aus zwei Piloten und gegebenenfalls zusätzlich einem Flugtechniker bzw. einem sog. Operator, welcher die Wärmebildkamera bedient.

Liste der Hubschrauberstaffeln der Bundespolizei und Landespolizeien

Die Bundespolizei und die Bundesländer unterhalten folgende Hubschrauberstaffeln (Stand März 2012[1] mit späteren Ergänzungen):

Polizei Rufzeichen Stationierung Flotte
Wappen Bundesrepublik  Bundespolizei Pirol Sankt Augustin Luftfahrerschule für den Polizeidienst (LFSfPD)[2]
Instandhaltungsbetrieb[2]
Luftfahrtbetrieb Sankt Augustin 1
Fuhlendorf Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuhlendorf
Ahrensfelde-Blumberg Bundespolizei-Fliegerstaffel Blumberg
Fuldatal Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuldatal
Oberschleißheim Bundespolizei-Fliegerstaffel Oberschleißheim
Wappen Baden-Württemberg  Baden-Württemberg Bussard  Stuttgart, Söllingen  6 H145[3]
Wappen Bayern  Bayern Edelweiß  München3, Roth4  8 EC 135 P3 (2015)
Wappen Berlin  Berlin Pirol Berlin5  Ahrensfelde-Blumberg  1 EC 135 T2
Wappen Brandenburg  Brandenburg Adebar  Ahrensfelde-Blumberg  2 EC 135 P2+
Wappen Hamburg  Hamburg Libelle  Hamburg-Fuhlsbüttel  2 EC 135 P2
Wappen Hessen  Hessen Ibis  Egelsbach  3 EC 145
Wappen Mecklenburg-Vorpommern  Mecklenburg-Vorpommern Merlin  Rostock-Laage  2 EC 135 P1
Wappen Niedersachsen  Niedersachsen Phoenix  Hannover, Rastede  2 MD 902,
 2 EC 135 P2+[4]
Wappen Nordrhein-Westfalen  Nordrhein-Westfalen Hummel  Düsseldorf, Dortmund 6 H145[5][6]
Wappen Rheinland-Pfalz  Rheinland-Pfalz Sperber  Koblenz-Winningen  2 EC 135 P2+
Wappen Sachsen  Sachsen Passat  Dresden  3 EC 135 T2/T2e
Wappen Sachsen-Anhalt  Sachsen-Anhalt Ikarus  Magdeburg  2 BK 117 B-1/B-2,
 1 H145[7]
Wappen Thüringen  Thüringen Habicht  Erfurt  1 EC 145,
 1 Bo 105S[8] (Ersatzmaschine)
1 
Die Bundespolizei setzt die Hubschraubermuster EC 120 Colibri (ausschließlich als Schulungshubschrauber), EC 135 T2+, EC 155 B und AS 332 L1 Super Puma ein.[9] Die gesamte Flotte umfasst 87 Hubschrauber.[10]
3 
aktuell Flughafen München, evtl. Umzug nach Oberschleißheim
4 
Otto-Lilienthal-Kaserne Roth
5 
Gemeinsam von der Berliner Polizei und der Bundespolizei betrieben[11]

Vorfälle

  • November 2007: Notlandung eines MD 900 (Kennzeichen D-HPNB, Rufzeichen Phoenix 92) der Polizei Niedersachsen auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen beim Rückflug von einem Einsatz. Ursache des Unfalls mit drei leicht Verletzten war ein technischer Defekt am NOTAR-System. An der Maschine entstand Totalschaden.[12]
  • Januar 2010: Absturz eines MD 902 (Kennzeichen D-HPND, Rufzeichen Phoenix 94) der Polizei Niedersachsen auf einem schneebedeckten Acker nahe Elze (Wedemark) während eines Übungsflugs. Ursache des Unfalls mit drei leicht Verletzten war ein Pilotenfehler, vermutlich durch „diffuse Lichtverhältnisse“ (Whiteout). An der Maschine entstand Totalschaden.[13]
  • März 2013: Flugunfall am Berliner Olympiastadion
  • Februar 2016: Absturz eines EC 135 T2+ (Kennzeichen D-HVBB) der Bundespolizei in Bimöhlen, nahe dem Bundespolizei-Heliport Fuhlendorf, während eines Nachtsicht-Übungsflugs. Bei dem Unfall wurden der Pilot sowie der System-Operator tödlich und der Copilot schwer verletzt, an der Maschine entstand Totalschaden. Als ursächlich nennt der Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung einen „Kontrollverlust“ des steuernden Piloten über das Fluggerät.[14]

Ausrüstung

Wärmebildgerät
Suchscheinwerfer

Zur polizeilichen Ausrüstung gehören u. a.:

Österreich

Das Innenministerium betreibt an 8 Flugeinsatzstellen den Flugdienst der österreichischen Exekutive. Die Hubschrauber stehen neben den polizeilichen Aufgabenstellungen (Fahndungen, Einsätze mit dem EKO Cobra, Sicherungseinsätze bei Großveranstaltungen, …) auch für Unverletztenbergungen, Hilfseinsätze im Rahmen von Brandbekämpfungen sowie Erkundungsflüge für andere Dienststellen der Länder (Lawinenwarndienst, Geologische Untersuchungen nach Felsstürzen, …) zur Verfügung.

Galerie

Weblinks

Commons: Polizeihubschrauber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Polizeihubschrauber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Karl Schwarz: Fliegende Streifenwagen – Polizeihubschrauberstaffeln in Deutschland. FlugRevue 2/2012, S. 34 ff.
  2. a b Bundespolizei-Fliegergruppe (Memento des Originals vom 24. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundespolizei.de (Bundespolizei.de, abgerufen am 21. Januar 2012)
  3. Polizeihubschrauber. Innenministerium Baden-Württemberg, abgerufen am 16. Januar 2017.
  4. ZPD: Neue Polizeihubschrauber für die Polizei Niedersachsen im Anflug. In: presseportal.de. 20. August 2015, abgerufen am 1. März 2016.
  5. U. Heeren: H145T2 Neuer Polizeihubschrauber für NRW - H145T2. In: www.polizeifliegerstaffel.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2016; abgerufen am 11. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.polizeifliegerstaffel.de
  6. Fliegerstaffel: Neue Hubschrauber-Flotte für die NRW-Polizei. In: RP Online. 7. September 2016, abgerufen am 11. September 2016.
  7. Neuer Polizeihubschrauber für Sachsen-Anhalt
  8. Reparatur eines Thüringer Polizeihubschraubers nach Unfall zu teuer|werk=Ruhrnachrichten.de|datum=2016-09-07|abruf=2016-09-11
  9. Derzeit beim Bundespolizei-Flugdienst betriebene Hubschraubermuster (Memento des Originals vom 12. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundespolizei.de. Bundespolizei.de, abgerufen am 27. Januar 2012.
  10. Modernisierung der Hubschrauberflotte der Bundespolizei abgeschlossen (Memento des Originals vom 13. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundespolizei.de. Bundespolizei.de, abgerufen am 29. Juni 2012.
  11. Polizei-Heli „Pirol Berlin“ übergeben. bz-berlin.de, 6. Mai 2004, abgerufen am 10. Januar 2013.
  12. Untersuchungsbericht 3X182-0/07, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 15. Dezember 2017 (PDF, deutsch, 262 KB).
  13. Untersuchungsbericht 3X002-10, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 15. Dezember 2017 (PDF, deutsch, 482 KB).
  14. Untersuchungsbericht BFU16-0185-3X, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 28. Dezember 2018 (PDF, deutsch, 1,4 MB).