Singular

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Der Singular (von lateinisch [numerus] singularis „Einzahl“, abgeleitet von singulus „einzeln“; kurz Sing. oder Sg.) ist die sprachwissenschaftliche Bezeichnung für die Einzahl, dem grundlegenden grammatischen Numerus (Zählform). Am häufigsten wird der Singular benutzt, um einzelne Exemplare von Lebewesen oder Sachlichem zu bezeichnen; die Pluralform bezeichnet in diesen Fällen zwei oder mehr Exemplare (in manchen Sprachen gibt es weitere Zählformen).

Besondere Fälle

Ein Substantiv, das nur im Singular gebräuchlich ist (das Obst, der Regen), wird Singularetantum genannt – Pluraletantum ist ein Substantiv, das nur im Plural gebräuchlich ist (die Leute, die Kosten).

Manchmal steht ein Verb im Singular, obwohl das Subjekt eigentlich den Plural verlangt (siehe Constructio ad sensum).

Der Altphilologe Hermann Menge (1841–1939) nannte als besondere Verwendungsweisen den kollektiven, den generalisierenden und den repräsentativen Singular; zwischen der repräsentativen und der generalisierenden Einzahl bestehe ein fließender Übergang.[1]

  1. Der kollektive Singular als Kollektivum (Singulare pro plurali) meint eine Mehrheit:[1]
    • Fisch ist eine bekömmliche Proteinquelle. Nicht ein Fisch, sondern die Gattung ist gemeint.
    • Die Person hat schütteres Haar. Die Gesamtheit der Kopfhaare ist gemeint.
  2. Der generalisierende oder generische Singular kommt nur bei Gattungsnamen vor und bezieht sich auf die gesamte Gattung; in Bezug auf Personen können traditionellerweise generische Maskulinformen in der Einzahl gebraucht werden:[1]
    • Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen (Homo homini lupus). Gemeint ist, dass die Menschen im Allgemeinen sich zueinander in wölfischer Art verhalten.
    • Der Leser wird informiert. Alle, die den Text lesen, nicht nur einer und nicht nur männlich ist gemeint.
    • Der Deutsche liebt Pünktlichkeit. Gemeint sind alle Deutschen.
  3. Der repräsentative Singular verwendet die Einzahl, meint aber alle Individuen, auf welche die Aussage sich bezieht:[1]
    • Der Römer konnte schließlich den Griechen überwinden und ihn seiner Kultur berauben.
    • Der Soldat war die Stütze des römischen Reiches.

Der Grammatikduden von 2016 behandelt den generischen Gebrauch des Singulars im Abschnitt Generalisierungen (Verallgemeinerungen); dabei kann sowohl der bestimmte wie auch der unbestimmte Artikel eingesetzt werden oder bestimmte Artikelwörter:[2]

  • Im Allgemeinen braucht die Katze verschiedenes Futter. Eine Katze schmust (immer) gern. Jede Katze braucht Zuwendung.
  • Die Liebe bewirkt viel, die Liebe bewirkt alles.

Bei Volksbezeichnungen wird der generische Singular heute eher vermieden.[2]

Siehe auch

  • Kollektivsingular (eine Einzahlform für Sammelbezeichnungen)
  • Singulativ (Einzahlform bei Substantiven, deren Grundform eine Mehrzahl ausdrückt)

Literatur

  • Angelika Wöllstein, Duden-Redaktion (Hrsg.): Duden: Die Grammatik (= Der Duden. Band 4/12). 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-411-04049-0, S. 173–180, Randnummer 258–275: 1.4.1 Zur Semantik von Singular und Plural, sowie S. 295–297, Randnummer 390: 2.7.3.1.5 Generalisierungen (Verallgemeinerungen).

Weblinks

Wiktionary: Singular – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c d Thorsten Burkard, Markus Schauer: Verzeichnis der grammatikalischen Fachbegriffe: Ein Glossar zu Grammatik, Stilistik und Linguistik – Singular. (Memento vom 14. August 2018 im Internet Archive) In: Menge.net. 2000, abgerufen am 21. November 2020.
    Begleitmaterialien zu: Dieselben (Bearbeiter): Hermann Menge: Lehrbuch der lateinischen Syntax und Semantik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-13661-6.
  2. a b Angelika Wöllstein, Duden-Redaktion (Hrsg.): Duden: Die Grammatik (= Der Duden. Band 4/12). 9., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-411-04049-0, S. 295–297, Randnummer 390: 2.7.3.1.5 Generalisierungen (Verallgemeinerungen).