Hubert Védrine

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Hubert Védrine im Jahr 2006.

Hubert Védrine (* 31. Juli 1947 in Saint-Silvain-Bellegarde im Département Creuse) ist ein französischer sozialistischer Politiker und ehemaliger Außenminister.

Biografie

Sein Vater Jean Védrine war Politiker und Privatsekretär von Marschall Philippe Pétain während des Vichy-Regimes, später war er in der Résistance aktiv und Mitarbeiter des Präsidenten François Mitterrand.

Nach dem Baccalauréat in Bois-Colombes studierte Védrine an der Universität Nanterre und dem Institut d’études politiques de Paris bis zur Licence in Geschichte. Anschließend besuchte er von 1972 bis 1974 die École nationale d’administration (ENA) und trat danach als Leitender Beamter ins französische Kulturministerium ein, wo er für den Denkmalschutz zuständig war. 1978 wechselte er als Direktor der Abteilung Architektur ins Ministerium für Umwelt und Lebensqualität, bevor er 1979 als Generaldirektion für kulturelle Beziehungen zum Ausland und Sektionschef für die technische Zusammenarbeit auf den Gebieten Gesundheit, Wohnungswesen und öffentlicher Dienst im Außenministerium Quai d’Orsay tätig war. Gleichzeitig engagierte er sich bei Échanges et Projets, heute von Jacques Delors repräsentiert.

Präsident François Mitterrand berief Védrine 1981 als außenpolitischen Berater ins Generalsekretariat des Élyséepalastes, 1986 trat Védrine als Petitionsbeauftragter in den Conseil d’État ein und war während Mitterrands zweiter Amtszeit von 1988 bis 1991 Pressesprecher des Präsidenten. 1991 wurde er zum Generalsekretär (ranghöchsten Beamten) des Präsidentenamtes ernannt.

Mit fortschreitender Krankheit von François Mitterrand erreichte Védrine nach und nach eine immer bedeutendere Rolle, insbesondere während der zweiten Cohabitation, in der Mitterrand aufgrund seiner Erkrankung Schwierigkeiten hatte, seinen Aufgaben nachzukommen. 1995 gehörte er wieder dem Conseil d’État an, bevor er in die Anwaltskanzlei Jeantet & Associés eintrat und für das Magazin Le Point in der Rubrik Ausland Artikel verfasste. Seit 1996 ist Védrine Mitglied der Trilateralen Kommission.

Während der dritten Cohabitation war Hubert Védrine von 1997 bis 2002 Außenminister im Kabinett Jospin – ein Posten, den er dem Einsatz Jacques Chiracs für ihn zu verdanken hatte. Mit Chirac und seinem Nachfolger als Außenminister Dominique de Villepin verbindet Védrine die Ablehnung einer unilateralen Politik der USA im Irakkonflikt. Védrine machte dafür den Begriff der simplizistischen Hypermacht populär, um die von ihm empfundene amerikanische Hegemonie am Jahrtausendwechsel zu beschreiben. Als Außenminister war Védrine maßgeblich an den Verhandlungen zum Vertrag von Nizza im Dezember 2000 beteiligt, der die Entscheidungsfindung auf der europäischen Ebene reformierte.

Er gehört dem Stadtrat von Saint-Léger-des-Vignes (Département Nièvre) an. Hubert Védrine unterrichtet am Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po Paris). Dort gibt er Kurse über Außen- und Sicherheitspolitik. Hubert Védrine ist mit Michèle Froment, die technische Beraterin im Kabinett von René Teulade war, verheiratet und hat zwei Kinder.

Veröffentlichungen

  • Hubert Védrine: Mieux aménager sa ville, 1979 (dt. Seine Stadt besser gestalten)
  • Hubert Védrine: Les Mondes de François Mitterrand, Fayard 1996 (dt. Die Welten von François Mitterrand)
  • Hubert Védrine: Les Cartes de la France à l'heure de la mondialisation. 2000.
  • Sauver l'Europe. Éditions Liana Levi, Paris 2016.

Auszeichnungen

Commons: Hubert Védrine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien