Fritz von Falkenhayn

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Fritz von Falkenhayn im Jahre 1929 als Vorstandsmitglied der Electrolux Staubsauger AG

Fritz Georg Adalbert Max Emil Sebastian von Falkenhayn (* 27. September 1890 in Oldenburg; † 3. März 1973 in Ascona) war ein deutscher Manager und Kaufmann.

Leben

Herkunft und Familie

Er entstammte dem in Schlesien ansässigen Adelsgeschlecht Falkenhayn und war der Sohn des preußischen Kriegsministers Erich von Falkenhayn und dessen Ehefrau Ida, geborene Selkmann (1866–1964). Seine einzige Schwester Erika (1905–1974) heiratete den späteren Widerstandskämpfer Henning von Tresckow. Am 6. Dezember 1914 heiratete er in Berlin die Autorin Vera von der Groeben (1892–1984), eine Enkelin des Landschaftsmalers Andreas Achenbach und bekam mit ihr zwei Kinder.[1] Die Ehe wurde am 21. Mai 1926 geschieden. Am 20. März 1930 ging er in Kohfidisch eine zweite Ehe ein und ließ sich am 11. Juli 1934 erneut scheiden.

Karriere bis zum Ersten Weltkrieg

Von Falkenhayn mit dem Roten Baron Manfred von Richthofen

Falkenhayn trat am 5. Juli 1911 in Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 der Preußischen Armee in Berlin ein und avancierte mit Patent vom 18. November 1910 bis Mitte November 1912 zum Leutnant.[2][3] 1913 wirkte er als Beobachter der Fliegertruppe[4] und nahm in dieser Position zusammen mit dem Flugzeugführer und Leutnant Rudolf von Thüna am Prinz-Heinrich-Flug von 1913 teil, wo sie den neunten Platz erreichten.[5] Mit dem bekannten Flugpiloten Emile Jeannin (1875–1957) wurde er 1913 zweiter im Rundflug um Berlin.[6] Im Jahre 1914 stieg er zum Flugzeugführer auf. Er war bei der Einweihung eines Gedenksteins in Küstrin für den gefallenen Leutnant Wilhelm von Falkenhayn († 1806), anwesend, welcher bei der nahezu kampflosen Kapitulation der Stadt umgekommen war.[7]

Erster Weltkrieg

Oberleutnant Falkenhayn (Links) als Adjutant des Oberstleutnant Hermann von der Lieth-Thomsen (Mitte) mit Major Wilhelm Siegert (Rechts) im Oktober 1916

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wirkte er weiterhin in den Luftstreitkräften ein und wurde am 1. Juli 1914 zur Fliegerstation Hannover abkommandiert, wo er am 2. August desselben Jahres in die Feldfliegerabteilung 21 eintrat. Er kämpfte über Frankreich und Belgien und wurde am 24. Oktober 1914 zum Stab des Chefs des Generalstabes des Feldheeres abkommandiert. Am 27. November 1914 wurde er Adjutant des Fliegerkommandos der Obersten Heeresleitung. Am 10. April 1915 erfolgte seine Verwendung als Adjutant des Chefs des Feldflugwesens, Hermann von der Lieth-Thomsen. In dieser Position erfolgte am 22. März 1916 seine Beförderung zum Oberleutnant. Bis Oktober 1916 wurde er außerdem mit dem Militär-Flugzeugführer-Abzeichen ausgezeichnet. Am 1. November 1916 trat er zum Stabe des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte über. Am 16. Mai 1918 stürzte er mit seiner Maschine ab und trat am 9. September desselben Jahres in die Schlachtstaffel 11 ein. Am 20. Oktober 1918 trat er zur Fliegerabteilung 284 (Artillerie) über.

Nach Kriegsende wurde Falkenhayn am 5. Dezember 1918 an die Inspektion der Fliegertruppen versetzt. Am 25. Februar 1919 erfolgte seine Versetzung an den Fliegerhorst Döberitz. Danach war er wieder beim Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 in Bereitschaft und schied am 31. März 1920 mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform als Hauptmann[8] aus dem Militärdienst aus. Er pflegte über den ganzen Krieg hinweg gute Kontakte zu dem bekannten Jagdflieger Manfred von Richthofen (1892–1918), der auch ein entfernter Cousin von ihm war.

Weimarer Republik und Nationalsozialismus

In der Weimarer Republik wirkte er als Kaufmann und Unternehmer, was seinem Vater große Sorgen bereitete,[8] und erreichte 1921 die Position des Vertreters der Daimler GmbH in New York. Er arbeitete sich über die Jahre hoch und wurde 1928 Vorstandsmitglied der Elektrolux Aktiengesellschaft.[9] 1929 wurde er Vorstandsmitglied bei der Electrolux Staubsauger AG.[10] Am 1. Januar 1930 trat er als stellvertretendes Vorstandsmitglied und Verkaufschef bei den NSU Motorenwerken in Neckarsulm ein und wurde 1933 zum ordentlichen Vorstandsmitglied und Betriebsführer ernannt. 1931 erteilte er den Auftrag für die Entwicklung einer ohv-gesteuerten Einzylinder-Baureihe. Zuerst erschien im Jahr darauf die 501 OS, bald gefolgt von der technisch nahezu identischen 351 S.[11] Auch beauftragte er den Autokonstrukteur Ferdinand Porsche im Jahre 1933 mit der Entwicklung eines Einsteiger-Autos, genannt Typ 32, für Leute denen ein Motorrad zu unpraktisch und klein ist. Zwei Prototypen entstanden schließlich, die dem späteren Volkswagen-Käfer in Konzept und Form bereits weitgehend glich.[12][13] Da von Falkenhayn den Motor zu laut fand[14], er Porsches Kompetenz in Sachen Chassiskonstruktion bestritt[15] und die Kosten mit 10 Millionen Reichsmark als zu hoch empfunden wurden, wurde das Projekt 1934 schließlich abgebrochen.[16] Er warb im Jahre 1934 den deutschen Journalisten und Werbefachmann Arthur Westrup (1913–2009) als Pressesprecher, der durch seine Slogans die NSU einem breiten Publikum bekannt machte.[17] 1937 wurde er Vorsitzender des Vorstandes und 1939 durch die Nationalsozialisten zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.[18] Auch wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus Aufsichtsratsvorsitzender der Auto Union[8] mit Mitgliedschaft in der NSKK, Vorstandsmitglied an der Handels- und Gewerbebank in Heilbronn[19] und Vorstandsmitglied im Reichsverband der Automobilindustrie.[20] Unter seiner Führung beteiligten sich die NSU Motorenwerke am Beschäftigungsprogramm der NS-Regierung.[21] 1939 hielt er bei der Enthüllung des Guthrie Memorials auf der Isle of Man an Gedenken für den verunglückten Motorradrennfahrer Jimmie Guthrie eine kurze Rede auf Deutsch und auf Englisch.[22] Er wurde noch vor dem Zweiten Weltkrieg zum offiziellen deutschen Handelsvertreter des Isle of Man TT ernannt.[23]

Während des Zweiten Weltkrieges wirkte er weiterhin als Geschäftsführer der NSU und wurde für seine Verdienste von Adolf Hitler mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ausgezeichnet.[24] Auch wirkte er im Jahre 1941 als Leiter der Fachgruppe Krafträder, deren Motoren und Seitenwagen der Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie der Reichsgruppe Industrie.[25] Seinen Wohnsitz hatte er im Bad Wimpfener Stadtteil Bad Wimpfen im Tal.[26] Am Ende des Krieges geriet er in amerikanische Gefangenschaft. Er wurde zusammen mit weiteren Unternehmern wie Ferdinand Porsche, Willy Messerschmitt u. a. im Ludwigsburger Lagerkomplex interniert.[27]

In Westdeutschland

Grabstätte Fritz von Falkenhayn und Angehörige

In der Nachkriegszeit zog er in das heutige Bundesland Baden-Württemberg und bildete im Jahre 1948 mit zahlreichen anderen Autoliebhabern den Organisationsausschuss zur Gründung der Landesgruppe Württemberg des AvD. Am 17. November 1951 erfolgte dann unter seiner Aufsicht die endgültige Neugründung. Er wirkte im WAC (Württembergischer Automobilclub) nun als Schriftführer. Er wirkte abseits des Automobil-Clubs weiterhin als Unternehmer und Kaufmann in Stuttgart[28] und erreichte bis 1955 die Position des Geschäftsführers der Auto-Staiger GmbH.[29] Auch wirkte er zur gleichen Zeit als Aufsichtsratsmitglied bei den NSU-Werken.[30] Nach dem Ableben des früheren WAC-Präsidenten Ulrich Doertenbach wurde er am 17. April 1959 zum neuen Präsidenten des Clubs gewählt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er das Amt aber schon am 30. Juni desselben Jahres niederlegen.[31] 1961 ging er endgültig in den Ruhestand.[32] Er wurde im Familiengrab auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam begraben.

Einzelnachweise

  1. Falkenhayn-Groeben, Vera von. In: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Böhlau, Köln 2010, S. 224.
  2. https://www.google.de/books/edition/Das_Buch_der_deutschen_Fluggeschichte_Vo/RTUZAAAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=Fritz+von+Falkenhayn&dq=Fritz+von+Falkenhayn&printsec=frontcover
  3. Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914. Mit den Dienstalterslisten der Generale und der Stabsoffiziere [...]. Nach dem Stande vom 6. Mai 1914 - Silesian Digital Library. Abgerufen am 13. September 2022.
  4. Peter Supf: Das Buch der deutschen Fluggeschichte: Vorkriegszeit, Kriegszeit, Nachkriegszeit bis 1932. Drei Brunnen Verlag, 1956, ISBN 978-3-87174-001-5 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  5. Zeitschrift Flugsport Heft 11/1913. 15. Januar 2021, abgerufen am 14. September 2022.
  6. Oskar Ursinus: Luftfahrt Zeitschrift Flugsport - Jahr 1913 - Deutsche Luftfahrtgeschichte: Luftverkehr und Luftfahrt sowie Luftschiffe im Jahr 1913 (Kompletter Jahrgang). Flugsport, 1. Januar 1913 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  7. Die Einweihung des Gedenksteins für Leutnant von Falkenhayn. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  8. a b c Holger Afflerbach: Falkenhayn: Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich. Walter de Gruyter, 2014, ISBN 978-3-486-82982-2 (google.com [abgerufen am 13. September 2022]).
  9. Detailseite - Archivportal-D. Abgerufen am 14. September 2022.
  10. Katja Aschke, Gretel Wagner-Neumann: Berlin en vogue: Berliner Mode in der Photographie. Wasmuth, 1993, ISBN 978-3-8030-3057-3 (google.com [abgerufen am 13. September 2022]).
  11. Manuel Fuchs: Im Studio: NSU 501 OSL: Die Deutsche Norton. 5. November 2010, abgerufen am 14. September 2022.
  12. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Abgerufen am 14. September 2022.
  13. http://www.learningfromporsche.com/download/porsche-ausstellung-wissenschaft.pdf
  14. Wilhelm Bittorf: Die Geschichte eines Autos. Spiegel Verlag, 1960 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  15. Wolfram Pyta, Nils Havemann, Jutta Braun: Porsche: Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke. Siedler Verlag, 2017, ISBN 978-3-641-21436-4 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  16. http://www.auto-modell-report.de/pdfs/Volkswagen%20Typ%20V3%20Versuchswagen%201936.pdf
  17. Arthur Westrup gestorben. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  18. Allgemeine Automobil-Zeitung. Delius-Klasing, 1940 (google.com [abgerufen am 13. September 2022]).
  19. Der Deutsche Volkswirt ... Charlottenburg, 1938 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  20. Kurt Pritzkoleit: Gott erhält de Mächtigen: Rück- und Rundblick auf den deutschen Wohlstand. K. Rauch, 1963 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  21. Natalie Scheerle-Walz: NSU-ABTEILUNG – DEUTSCHES MOTORRAD MUSEUM. Abgerufen am 13. September 2022 (deutsch).
  22. Ralf Schneider: Rückblick auf die Tourist-Trophy 1939 : Rennen, Fakten & Legenden. 5. Dezember 2014, abgerufen am 14. September 2022.
  23. The Autocar: A Journal Published in the Interests of the Mechanically Propelled Road Carriage. Iliffe, sons & Sturmey Limited, 1943 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  24. Motor. 1940 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  25. Erich Stockhorst: Fünftausend Köpfe: Wer war was im Dritten Reich. Blick & Bild Verlag, 1967 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  26. DA Pam. Headquarters, Department of the Army, 1944 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  27. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Wallstein, 2000, ISBN 978-3-89244-423-7 (google.com [abgerufen am 13. September 2022]).
  28. Adreßbuch der Stadt Stuttgart. Windhager, 1953 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  29. Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte: 1955. Finanz-Verlag, 1955 (google.com [abgerufen am 14. September 2022]).
  30. https://digi.bib.uni-mannheim.de/fileadmin/hoppenstedt/1046983326_19570006/pdf/1046983326_0239.pdf
  31. derWAC-Geschichte. In: derWAC.com. Abgerufen am 14. September 2022 (deutsch).
  32. NSU-Aktionäre waren geteilter Meinung. In: Die Zeit. 28. Juli 1961, abgerufen am 13. September 2022.