Martin Richenhagen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Mai 2023 um 05:52 Uhr durch RoBri (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 2003:C9:F4E:5E73:BCF4:AFC3:8466:D83A (Diskussion) auf die letzte Version von Aka zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Martin Richenhagen beim Weltwirtschaftsforum 2009 in Davos.

Martin Richenhagen (* 1952 in Köln) ist ein deutsch-amerikanischer Manager im Ruhestand. Von 2004 bis 2020 war er CEO der AGCO Corporation. Er lebt in Duluth (Georgia, USA). Seit 2011 besitzt er auch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten.[1]

Leben

Martin Richenhagen wuchs in einer römisch-katholischen Familie mit vier Geschwistern in der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim auf. Der Vater war Volksschullehrer. Richenhagen studierte nach dem Abitur am Hölderlin-Gymnasium in Mülheim Theologie, Philosophie und Romanistik an der Universität Bonn.[2] Nach Abschluss des Studiums arbeitete er zunächst als Lehrer für katholische Religion und Französisch am Gymnasium der Stadt Frechen.

Nach seiner Verbeamtung als Studienrat entschloss er sich auf Anraten des ehemaligen BDI-Präsidenten Thumann, in die Wirtschaft zu wechseln.[3] Er arbeitete 1985 bis 1995 bei Hille & Müller Stahl in Düsseldorf, 1995 bis 1998 als Senior Executive Vice President des Aufzug- und Rolltreppenherstellers Schindler Deutschland Holding GmbH, 1998 bis 2002 als Geschäftsführer der Claas KGaA mbH, 2003 bis 2004 als Vorstand der Forbo International SA in der Schweiz und 2004 bis 2020 bei AGCO, dem weltweit drittgrößten Landmaschinenhersteller.[4]

Seit November 2008 ist Richenhagen Chairman von AEM (Association of Equipment Manufacturers), dem US-Verband der Maschinenhersteller.[5] Im Dezember 2008 wurde Richenhagen zum Honorarprofessor für Management in der Agrartechnik an der TU Dresden berufen.[6] Richenhagen ist der einzige deutsche CEO eines US-Fortune-500-Unternehmens. Im Jahr 2004 betrug sein Gesamtgehalt 1,6 Millionen US-Dollar.[7]

Richenhagen ist verheiratet und hat drei Kinder. Er spricht neben Deutsch auch Englisch, Französisch und Italienisch fließend.[8] Im September 2017 bekam er von Peter Wittig im Namen des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.[9]

Positionen

Sonstiges

Bei dem AGCO-Tochterunternehmen Fendt wollte Richenhagen das Arbeitssoll für die Produktionsstandorte in Deutschland erhöhen, von 35 auf 38,5 Wochenstunden ohne Ausgleich. Dieses Vorhaben scheiterte am Widerstand der Gewerkschaft IG Metall.[10] Der Streit wurde nach langen Verhandlungen Ende 2008 beigelegt. Der US-Konzern kündigte an, in den nächsten Jahren rund 170 Millionen Euro[11] im Allgäu zu investieren.[12]

Vor der US-Präsidentschaftswahl im November 2012 kritisierte er den Amtsinhaber Barack Obama heftig und warf ihm Versagen in der Wirtschaftspolitik vor.[13]

Im März 2018 trat Richenhagen von seinem Posten als Mitglied eines Beratergremiums des US-Präsidenten (President's Advisory Council on Doing Business in Africa) zurück aus Ärger darüber, wie Trump Außenminister Rex Tillerson entließ.[14] In einem Interview äußerte er danach, er habe immer gedacht, Trumps Populismus sei nur eine Masche, um die Wahl zu gewinnen. Trump bringe im kleinen Kreis dieselben einfachen Botschaften wie in Medienäußerungen. Er sei ungebildet, ein schlechter Zuhörer und er habe keine Ahnung von Wirtschaft. Trump umgebe sich „mehr und mehr mit Radikalen, Spinnern und Außenseitern.“ Trump sei überhaupt kein Unternehmer. Er habe sein Geld damit verdient, andere Leute über den Tisch zu ziehen.[15]

Pferdesport

Martin Richenhagen als Dressurrichter bei der Siegerehrung beim Deutschen Dressurderby 2014

Richenhagen war lange Zeit als Dressurreiter aktiv und ritt Dressurprüfungen bis zur schweren Klasse. Im Jahr 2008 war er Equipechef der deutschen Dressurreiter beim CHIO Aachen und bei den Olympischen Reitersportwettbewerben in Hongkong. Bis 2014 war er internationaler Dressurrichter auf 4*-Niveau (der zweithöchsten Befähigungsstufe); Anfang 2017 zog er sich endgültig von der Richtertätigkeit zurück.[16]

Im November 2017 wurde bekanntgegeben, dass Richenhagen als Herausgeber der Zeitschrift Reiter Revue International tätig sein wird.[17]

Im Bereich des Studentenreitsports war er Gründungsmitglied des Akademischen Reiterclubs (ARC) Bonn und Cheforganisator der Deutschen Hochschulmeisterschaften Reiten 1978. Von 2006 bis 2010 war er Vorsitzender des Deutschen Akademischen Reiterverbandes. Für seine Verdienste um den deutschen Pferdesport wurde Richenhagen das Reiterkreuz in Silber verliehen.[18][19]

Veröffentlichung

  • Martin Richenhagen, Stefan Merx, Thomas Mersch: Der Amerika-Flüsterer. Mein Weg vom deutschen Religionslehrer zum US-Topmanager. Edel Books, Hamburg 2021, ISBN 978-3-8419-0761-5.

Einzelnachweise

  1. Deutscher Akademischer Reiterverband e.V.: DAR-Online.de. In: dar-online.de. Archiviert vom Original am 28. September 2015; abgerufen am 27. September 2015.
  2. Martin Richenhagen in der Notable Names Database (englisch)
  3. Manager im Ausland: "Der Berliner flucht - der Amerikaner sagt gar nichts", Gespräch geführt von Susanne Amann, Spiegel online
  4. Montagsporträt: Martin Richenhagen - The German Boss (Memento vom 3. April 2007 im Internet Archive), Jennifer Lachman / ftd.de
  5. Construction Equipment Guide
  6. DAR-Chef Richenhagen wird Honorarprofessor an der TU Dresden (Memento vom 2. Januar 2009 im Internet Archive), Deutscher Akademischer Reitverband
  7. Gehaltsreport
  8. Die Rossnatur in: FAZ vom 17. Dezember 2011, Seite C3
  9. Martin Richenhagen mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, Deutsche Reiterliche Vereinigung, 20. September 2017
  10. Wolfgang Röhl: Martin Richenhagen: Jetter, Schlepper, Bauernfänger. In: Stern. Stern, 25. November 2007, archiviert vom Original am 28. September 2015; abgerufen am 27. September 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stern.de
  11. top agrar online
  12. https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/AGCO-Fendt-Traktorenhersteller-investiert172-Millionen-in-der-Region-id4765831.html
  13. Deutsche und die US-Wahl 2012: Wie ein deutscher US-Boss Obama beschimpft (Memento vom 5. Dezember 2012 im Internet Archive)
  14. manager-magazin.de vom 22. März 2018: Deutscher CEO verlässt Beratergremium von Trump
  15. Die Zeit 14/2018: „Er umgibt sich mit Spinnern“
  16. Martin Richenhagen nicht mehr als Grand Prix-Richter im Einsatz, Reiter Revue International, 25. Januar 2017
  17. Prof. Dr. Martin Richenhagen wird Herausgeber der Reiter Revue International, www.reiterrevue.de vom 17. November 2017
  18. Reiterkreuz in Silber für Martin Richenhagen (Memento vom 25. Mai 2014 im Internet Archive)
  19. Martin Richenhagen in der Personendatenbank der FEI