Altai-Lauch

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Altai-Lauch

Altai-Lauch (Allium altaicum)

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Unterfamilie: Lauchgewächse (Allioideae)
Tribus: Allieae
Gattung: Lauch (Allium)
Art: Altai-Lauch
Wissenschaftlicher Name
Allium altaicum
Pall.

Der Altai-Lauch (Allium altaicum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch (Allium) in der Unterfamilie der Lauchgewächse (Allioideae) innerhalb der Pflanzenfamilie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Die Pflanze ist eine eurasische Lauchart, deren Verbreitungsgebiet sich vom Altai-Gebirge bis ins nördliche China erstreckt. Sie wird zerstreut als Gemüse-, Gewürz- und Zierpflanze angebaut.

Blütenstände des Altai-Lauchs
Fruchtstände des Altai-Lauchs

Vegetative Merkmale

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Der Altai-Lauch ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 70 (selten 100) Zentimetern erreicht. Die 2 bis 4 Zentimeter dicken Zwiebeln sind schmal, länglich bis eiförmig mit einer membranartigen, rotbraunen Hülle.[1] Aufgrund der Fähigkeit, sich vegetativ zu vermehren, bildet der Altai-Lauch Horste, die je nach Alter aus 3 bis 25 Zwiebeln bestehen.[2]

Die zwei bis vier einfachen, glatten, 10 bis 50 Zentimeter langen und bis 2 Zentimeter breiten, zur Spitze hin allmählich spitz zulaufenden Laubblätter sind im Querschnitt rundlich und hohl. Sie umfassen den Blütenstängel im unteren Viertel oder bis zur Hälfte mit glatten Blattscheiden.[1][3]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit ist von Juni bis August.[4] Der kräftige, hohle Blütenstängel ist bis zu 3 Zentimeter dick und verjüngt sich direkt unterhalb der Blüte. Der vielblütige, doldige Blütenstand ist etwa kugelig und wirkt mit einem Durchmesser von 1,5 bis 5 Zentimetern im Verhältnis zum Stängel recht klein.[5] Das langlebige Hüllblatt ist zugespitzt und etwa so lang wie die Dolde.[3]

Die sechszähligen, becherförmigen, zwittrigen und gestielten Blüten sind 6 bis 8 Millimeter lang, gelblichweiß und glänzend. Die Blütenstiele sind anderthalb bis doppelt so lang wie die Blütenhülle. Die Perigonblätter des äußeren Kreises sind länglich bis lanzettlich, spitz oder zugespitzt, bis zu 9 mm lang und bis zu 4 mm breit. Die des inneren Kreises sind eiförmig bis länglich, gleich lang oder etwas länger als die äußeren. Die gleichförmigen Staubblätter sind anderthalb bis doppelt so lang wie die Perigonblätter, an der Basis verbreitert und miteinander verwachsen.[3]

Die drei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, verkehrt-eiförmigen Fruchtknoten verwachsen, der zwei Drittel so lang wie die Blütenhülle ist, mit hervorstehendem Griffel und an der Basis schmalen, gewölbten Nektarien.[1]

Chromosomensatz

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 8; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 2x = 16 vor.[6]

Der Altai-Lauch ist im Altaigebirge und im südöstlichen Kasachstan, in der Mongolei und in Südsibirien sowie in den chinesischen Regionen nördliches Xinjiang, Innere Mongolei und westliches Heilongjiang verbreitet.[7][1] Er wächst dort vorwiegend an trockenen, felsigen Standorten und Gebirgs-Schotterfluren der subalpinen Gebirgszonen in Höhen zwischen 1900 bis 2400 Metern.[8]

Aufgrund des Sammelns als Nahrungspflanze sind die natürlichen Bestände des Altai-Lauchs an vielen Orten im russischen als auch im mongolischen Teil des Verbreitungsgebiets nachweislich rückläufig und selten geworden. So wird der Altai-Lauch in der Roten Liste der Mongolei als „gefährdet“ (vulnerable) und weltweit als „potenziell gefährdet“ (near threatened) eingestuft.[9]

Die Erstveröffentlichung von Allium altaicum erfolgte 1773 durch Peter Simon Pallas in Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs, Band 2, S. 737.[10] Der artspezifische Namensteil altaicum bedeutet „aus dem Altai stammend“. Die Art wird zur Untergattung Cepa und darin zur Sektion Cepa (Omelcz.) F.O.Khass. gezählt.[11] Neuere DNA-Analysen bestätigen die enge Verwandtschaft des Altai-Lauchs mit der Winterzwiebel (Allium fistulosum) und der Küchenzwiebel (Allium cepa) in der Sektion Cepa.[12] Allium fistulosum entstand nachweislich aus einem Vorläufer von Allium altaicum. Beide Arten hybridisieren leicht, wenn sie zusammen angebaut werden.[13]

Als Synonyme von Allium altaicum gelten Allium ceratophyllum Besser ex Schult. & Schult.f., Allium microbulbum Prokh. und Allium sapidissimum R.Hedw.[7]

Der Altai-Lauch wird zerstreut als Zierpflanze sowie als vitaminreiche Gemüse- und Gewürzpflanze ähnlich wie die Winterzwiebel genutzt.[5] In vielen Regionen mit natürlichen Vorkommen werden die Zwiebeln des Altai-Lauchs traditionell als Nahrungsmittel gesammelt. Die älteren Blätter werden wegen ihres hohen Fasergehaltes meist nicht verwendet. Nach der Beschreibung des russischen Ethnographen Potanin exportierten bis zur chinesischen Revolution private Handelsunternehmen in großem Umfang Zwiebeln des Altai-Lauchs aus der Mongolei nach China.[14]

In der Pflanzenzüchtung gilt der Altai-Lauch als mögliche Quelle für Resistenzgene gegen Mehltau.[8] Im Gartenbau gilt der Altai-Lauch als nicht besonders zierend, aber als gute Bienennährpflanze.[4] Die Altai-Lauch ist äußerst winterhart bis −50 °C (Zone 1).[5]

  • Leo Jelitto, Wilhelm Schacht, Hans Simon: Die Freiland-Schmuckstauden, Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Band 1: A bis H. 5., völlig neu bearbeitete Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 43.
  • Dilys Davies: Allium (Zierlauch). Aus dem Engl. von Marion Zerbst, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 1992, ISBN 3-8001-6439-6, S. 68.
Commons: Altai-Lauch (Allium altaicum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Flora of China Vol. 24, 阿尔泰葱, A Er Tai Cong, Allium altaicum Pall.
  2. A. N. Danilova, A. A. Sumbembayev: Population study of Allium altaicum Pall. in Kazakhstan Altai. In: Bulletin of the Karaganda university Biology. Medicine. Geography series. Band 112.4, 2023, S. 31–41, doi:10.31489/2023BMG4/31-41 (PDF).
  3. a b c A.I. Vvedenskii: 87 A. altaicum. In: B. K. Shishkin, E. G. Bobrov (Hrsg.): Flora of the USSR. Begründet von Vladimir Leontyevich Komarov. Volume IV: Liliiflorae and Microspermae. herausgegeben von V. L. Komarov, übersetzt von L. Landau, Israel Program for Scientific Translations/Smithsonian Institution and the National Science Foundation, Jerusalem/Washington, D.C. 1968, S. 151, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttps%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F30224964~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  4. a b Leo Jelitto, Wilhelm Schacht, Hans Simon: Die Freiland-Schmuckstauden, Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Band 1: A bis H. 5., völlig neu bearbeitete Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 2002, ISBN 3-8001-3265-6, S. 42.
  5. a b c Dilys Davies: Allium (Zierlauch). Aus dem Engl. von Marion Zerbst, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart Hohenheim 1992, ISBN 3-8001-6439-6, S. 68.
  6. Tatsuo Konishi et al.: Chromosome studies in seven species of Allium (Alliaceae sensu stricto) in Mongolian and Russian Altai. In: Chromosome Botany. Band 6.3, 2011, S. 53–60, (PDF).
  7. a b Datenblatt Allium altaicum Pall. bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  8. a b Allium altaicum Pall. bei AgroAtlas.
  9. Allium altaicum Pall. bei IUCN Red List of Threatened Species.
  10. Pallas, Peter Simon 1773. Reise durch verschiedene Provinzen des Rußischen Reichs, Band 2: 737.
  11. Nikolai Friesen, Reinhard M. Fritsch, Frank R. Blattner: Phylogeny and new intrageneric classification of Allium (Alliaceae) based on nuclear rDNA ITS sequences. In: J. T. Columbus, E. A. Friar, C. W. Hamilton, J. M. Porter, L. M. Prince, M. G. Simpson (Hrsg.): Monocots: Comparative Biology and Evolution I. In: Aliso. Band 22, 2006, S. 372–395, doi:10.2307/2656817 (PDF).
  12. Qin-Qin Li, Song-Dong Zhou, Xing-Jin He, Yan Yu, Yu-Cheng Zhang, Xian-Qin Wei: Phylogeny and biogeography of Allium (Amaryllidaceae: Allieae) based on nuclear ribosomal internal transcribed spacer and chloroplast rps16 sequences, focusing on the inclusion of species endemic to China. In: Annals of Botany. Volume 106, Issue 5, 2010, S. 709–733, doi:10.1093/aob/mcq177, PMC 2958792 (freier Volltext).
  13. Nikolai Friesen et al.: RAPDs and noncoding chloroplast DNA reveal a single origin of the cultivated Allium fistulosum from A. altaicum (Alliaceae). In: American Journal of Botany. Band 86.4, 1999, S. 554–562, (PDF)
  14. Yanying Zhang et al.: Ethnobotanical profiles of wild edible plants recorded from Mongolia by Yunatov during 1940–1951. In: History and Philosophy of the Life Sciences. Band 43.3, 2021, S. 100, doi:10.1007/s40656-021-00428-0 (PDF).