Benutzer:Kauk0r/Sella

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Sella
Nordwest-Ansicht der Sellagruppe (vom Piz Culac).
Nordwest-Ansicht der Sellagruppe (vom Piz Culac).

Nordwest-Ansicht der Sellagruppe (vom Piz Culac).

Höchster Gipfel Piz Boè (3151 m s.l.m.)
Lage Provinzen Südtirol, Trentino und Belluno, Italien
Teil der Dolomiten
Einteilung nach AVE 52
Koordinaten 46° 30′ 0″ N, 11° 50′ 0″ OKoordinaten: 46° 30′ 0″ N, 11° 50′ 0″ O

Die Sella (ital.: Sella, ladinisch: Mëisules) ist ein italienisches Gebirgs-Massiv in den Dolomiten. Das Hochplateau fällt mit hohen Wänden steil in die umliegenden Täler ab und hat als höchsten Gipfel den Piz Boè mit 3152 m s.l.m.. Aufgebaut ist die Sella aus

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Sella existieren mit Sellagruppe, Sellastock und Sellaberg weitere Bezeichnungen für das Massiv. Im Italienischen bedeutet Sella Sattel und meint damit einen Gebirgssattel. Aus dem Jahr 1750 stammt eine Karte, in der Peter Anich im Atlas Tyrolensis für das Gebiet die Bezeichnung Sellay verwendet. Mit dem Ladinischen Meisules werden zwei Teile des Massivs bezeichnet, jedoch nicht der gesamte Sellastock. Abgeleitet ist dieses Wort vom lateinischen mensa beziehungsweise mensula, womit ein ebener Tisch gemeint ist. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die waagrechten, geologischen Raibler Schichten, die das Massiv teilweise in zwei Stockwerke teilen. Außerdem wird Meisules auch für das Sella-Plateau, also den nördlichen Abschnitt des Massivs, gebraucht.[1]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage und Umgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Sellagruppe treffen nordöstlich des Piz Boè drei italienischen Provinzen zusammen: Südtirol, Belluno und Trentino. Nordwestlich der Sella befindet sich Wolkenstein in Gröden, nordöstlich Corvara, südöstlich Arabba und südwestlich Canazei. Die Luftlinien-Entfernung nach Cortina d’Ampezzo beträgt rund 24 Kilometer und nach Bozen etwa 36 Kilometer.

Umgeben wird der Sellastock von vier Gebirgspässen: Im Norden das Grödner Joch (2125 m), im Osten der Campolongo-Pass (1875 m), im Süden das Pordoijoch (2239 m) und im Westen das Sellajoch (2213 m). An der breitesten Stelle misst das Sellamassiv vom Grödner Joch im Norden ins obere Ende des Buchensteiner Tals im Süden etwas mehr als sieben Kilometer. Vom Sellajoch im Westen nach Transrüs im Osten beträgt die Distanz etwas mehr als 9,5 Kilometer.[2] Die vier wichtigen ladinischen Dolomitentäler Abtei-/Gadertal, Buchensteiner-, Fassa- und Grödnertal treffen im Uhrzeigersinn auf das Sellamassiv.

Über das Grödnerjoch geht das Sellamassiv nach Norden in die Geisler- und Puezgruppe über. Nach Nordosten und Osten schließt sich die Fanesgruppe an. Im Süden folgt der Höhenzug um den Sasso del Capello sowie das höchste Massiv der Dolomiten, die Marmolada (3343 m). Im Westen befinden sich Langkofel (3181 m) und Plattkofel (2964 m).

Gliederung und Gipfel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

? Siehe auch: Liste der Gipfel der Sella

Der Sellastock kann in vier Untergruppen gegliedert werden. Den gesamten östlichen Teil bildet die Boègruppe mit dem höchsten Berg der Sella, dem Piz Boè (3152 m). Diese Untergruppe umfasst daneben unter anderem noch Piz- (2827 m) und Boèseekofel (2913 m), Zehner (2916 m, Neuner (2904 m), Vallonspitze (2906 m), Col Turond (2927 m), Col Alton (2882 m) sowie die Pordoispitze (2950 m), auf die eine Seilbahn vom Pordoijoch führt.

Getrennt durch das Val Lastiës, dessen Namen vom ladinischen Wort für Felsplatten kommt und aus der Umgebung der Boèhütte (2871 m) nach Süden ins Fassatal führt, schließt im Nordwesten die Mëisulesgruppe an. Sie wird vom Mëisules-Plateau, einer Hochfläche, beherrscht. Dessen Ränder stellen Gipfel wie Piz Lastiës (2875 m), Piz Selva (2941 m), Piz Gralba (2972 m), Piz Miara (2964 m) und Piz Beguz (2974 m) dar. Außerdem gehören zu dieser Untergruppe noch die Gipfel des Le Mëisules (bis zu 2999 m), der Piz Ciavazes (2831 m) und die bekannten Sellatürme (bis zu 2696 m).

Dem Val Lastiës entgegen führt das Mittagstal nach Norden auf Colfuschg und das obere Abteital zu. Es trennt damit die Pisciadugruppe von der Boègruppe. Das Vallun de Pisciadu und das Val de Tita bilden die Grenze zwischen Mëisules- und Pisciadugruppe. Wichtige Gipfel innerhalb der letzteren Gruppe sind Pisciaduspitze (2985 m), Dent de Mesdi (2881 m), Sass de Mesdi (2978 m), Bergerturm (2861 m) und der Zwischenkofel (2907 m).

Nördlichste Untergruppe ist die Murfreidgruppe, die durch das Val Gralba von der Mëisulesgruppe unterschieden wird. Gipfel hier sind die Murfreidtürme (bis zu 2724 m), die Murfreidspitze (2634 m) und Rodelheilspitze (2615 m).

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Goedecke, auch Lava und Wiesen

Gewässer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Sella befinden sich einige kleine Seen. Neben dem Boe-See (2250 m) östlich des Boéseekofel, gibt es den Eissee (2833 m) nordöstlich des Piz Boè. Zudem den Piscadu-See (2585 m) nördlich unterhalb der Pisciaduspitze und den Drachensee südlich der Murfreidspitze. Daneben existieren unbenannte Standgewässer, die allerdings teilweise im Verlanden begriffen sind oder bereits verlandet sind.[3] Unterhalb den Wandabstürzen der Le Punte-Hochfläche am Südost-Rand der Sella befinden sich einige Höhlen mit Quellen, genannt Les Fontanes.[4]

Außerdem entspringen dem Massiv einige Bäche. Nach Nordwesten sind dies der Frea- und der Cavzesbach und nach Norden der Ru de Mesdi im Mittagstal der in den Pisciadubach fließt, welcher später in den Gaderbach mündet. Im Südosten speisen einige Zuflüsse den Cordevole, darunter der Rü de Vauz, der Rio Fontane und der Rio Boè . Südlich des Sellajochs entspringen aus der Westseite mehrere Bäche, unter anderem der Antermontbach, die die Aveis im Fassatal speisen.[5][2]

Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologische Funde aus dem Inneren der Sella konnten bisher nicht gesichert werden. Allerdings wurden an den Passübergängen rund um das Massiv einige mittelsteinzeitliche Jäger-Rastplätze nachgewiesen, so am Plan de Frea (Grödner Joch) und bei der Steinernen Stadt (Sellajoch). Hier kann man sogenannte Mikrolithen-Pfeilspitzen finden, die die Jäger bei der Jagd verwendeten. Daher ist nicht auszuschließen, dass Jäger damals in das Massiv vorgedrungen sind. Weitere Funde sind Scherben aus der Bronzezeit am Grödner Joch und Silex-Pfeilspitzen am Sellajoch. Für Kelten und Römer gibt es jedoch keine Nachweise. Vermutlich eine mittelalterliche Herkunft hat eine Lanzenspitze aus der Nähe von Colfuschg.[6]

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Erschließung der Passhöhen um das Massiv mit Straßen und Gebäuden. Als erstes wurde 1872 das Sellajoch mit einer Straße und 1884 mit einer Unterkunft für Reisende erschlossen. 1896 war das Hospiz auf dem Grödner Joch fertiggestellt. Drei Jahre dauerte der Bau einer Straße auf den Campolongo-Sattel und war 1901 beendet. Zwischen 1901 und 1905 wurde das Pordoijoch im Rahmen der Großen Dolomitenstraßen mit einem Fahrweg versehen, Unterkünfte befinden sich hier seit 1902 mit einer Alpenvereins-Hütte.

Um die Kriegsfront im Buchensteiner Tal mit Nachschub zu versorgen, wurde 1915 der erste Fahrweg auf das Grödner Joch erbaut, der 1960 asphaltiert wurde. Erste Transport-Seilbahnen entstanden um das Massiv ebenfalls zu Nachschubzwecken im Rahmen des Ersten Weltkrieges. Die Sellagruppe selbst war im Gebirgskrieg nicht von Kampfhandlungen betroffen, die Versorgung der Front am zehn Kilometer östlich entfernten Col di Lana verlief aber über die Pässe. Nordöstlich des Pordoijoch befindet sich eine 1959 fertiggestellte, deutsche Kriegsgräberstätte, in der 8852 deutsche und österreichische Gefallene des Ersten Weltkrieges und 847 des Zweiten Weltkriegs bestattet sind.[7]

Alpinismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erschließung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einigen Bergen und Gipfeln der Sellagruppe wurden Spuren von Hirten und Jägern gefunden, so dass bei diesen Gipfel die Erstbesteiger nicht mehr nachvollzogen werden können. Den ersten Gipfel, dessen "touristische" Erstbesteigung dokumentiert ist, stellt der Piz Boè dar. Am 30. Juli 1864 standen Paul Grohmann und G. Ischara auf dem Gipfel. Mit diesem Tag beginnt die Erschließungsgeschichte der Normalwege.

Klettern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klettergärten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klettersteige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wanderwege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Sella führen zahlreiche Wanderwege. Der bedeutenste unter ihnen ist der Dolomiten-Höhenweg Nr. 2, der von Brixen nach Feltre führt. Von der Puez-Gruppe her leitet der Weg über das Grödnerjoch in die Sella und über einen teilweise Drahtseil-versicherten Steig durch das Val Setus zur Pisciadusee-Hütte (2585 m). Von dort nimmt der Weg seinen Verlauf über den Zwischenkofel (2907 m) zur Boèhütte und weiter unterhalb des Piz Boè zum Rifugio Forcella Pordoi (2829 m). Nach dem Abstieg zum Pordoijoch verlässt der Höhenweg die Sella und verläuft weiter zur Marmolada.

Der höchste Berg der Gruppe wird von verschiedenen Wegen erreicht. Von Süden führt der Weg 638 auf den Piz Boè, auf dem der Gipfel nach Norden auch überschritten werden kann. Über die Eisseespitze und Cresta Stenda lässt sich der Gipfel mit dem Weg 672 erreichen. Am oberen Rand des Sella-Plateaus entlang läuft Weg 649, der am Piz Selva (2941 m) nach Westen in den Pößnecker Klettersteig übergeht. Vom Boe-See geht Weg 646 auf den Boeseekofel (2911 m). Die Variante Weg 627A des Dolomiten-Höhenweges endet auf dem Gipfel der Pordoispitze.[2]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hütten und Unterkünfte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sellaronda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine besondere Attraktion stellt die Umrundung des Sella-Massives dar. Diese Möglichkeit wird durch die vier Pässe rund um die Gruppe eröffnet. Im Winter ist die Sellaronda genannte Umfahrung des Gebirgsstocks bei Ski-Touristen sehr beliebt. Bevor um die Sella herum Skilifte entstanden waren, wurde die Runde von Skifahrern begangen und in der ladinischen Sprache Sella Ronda genannt. Heute stellt die Sella-Umrahmung eine Skischaukel dar. Mit Hilfe von Liften besteht die Möglichkeit einer Umfahrung an einem Tag sowie in zwei Richtungen. Einstiegsmöglichkeiten bieten sich in jedem der vier die Sella umgebenden Täler. Insgesamt werden auf dieser Runde knapp 38,7 Kilometer zurückgelegt, die sich in 23 Pisten- und 15,7 Lift-Kilometer aufteilen. Die Sellaronda verläuft in einer Höhe zwischen 1563 Metern in Wolkenstein und 2425 Meter bei der Fahrt gegen den Uhrzeigersinn sowie 2478 Meter mit dem Uhrzeigersinn.[8]

Eine spezielle Variante der Sellaronda stellt der Sellaronda Skimarathon dar. Dabei legen Zweier-Teams eine, an der normalen Sellaronda orientierten, 42 Kilometer lange Runde mit 2700 Höhenmetern Aufstieg als Skitour und Rennen zurück.[9] Den Streckenrekord von 3:15:07 halten seit 2008 Hansjörg Lunger und Guido Giacomelli.[10]

Im Sommer ist die Umrundung des Massivs Teil eines Radrennens, dem Dolomitenmarathon. Start des Rennens ist in La Villa, das Ziel befindet sich in Corvara. Das Rennen kann in drei verschiedenen Varianten gefahren werden, wobei die kürzeste Variante die Sellaronda ist. Auf 55 Kilometern werden die vier Pässe um den Sellastock im Uhrzeigersinn befahren und 1780 Höhenmeter zurückgelegt. Weitere Varianten sind eine mittellange Distanz von 106 Kilometern mit 3090 Höhenmetern und die Marathon-Distanz von 138 Kilometern mit 4190 Höhenmetern, die das Rennen nach Osten verlängern. Je nach Variante erweitert sich die Strecke um die Pässe Falzarego (2105 m), Giau (2236 m) und Valparola (2192 m).[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karten

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Edgar Moroder: Monografie der Sellagruppe. In: Alpenvereinsjahrbuch - Berg 2008. (S. 260f).
  2. a b c Kompass Rad- und Wanderkarte: 616 - Gröden, Sella, Canazei (1:25.000).
  3. Edgar Moroder: Monografie der Sellagruppe. In: Walter Theil: Alpenvereinsjahrbuch - Berg 2008. Band 132. Alpenvereinsverlag, München 2007 (S. 265).
  4. Egon Pracht: Alpenvereinsführer: Dolomiten - Sellagruppe. Bergverlag Rudolf Rother, München 1980 (S. 341).
  5. Österreichischer Alpenverein: Alpenvereinskarte: Langkofel- und Sellagruppe (1:25.000). 6. Auflage. Alpenvereinsverlag, 2007.
  6. Herwig Prinoth: Einführung in die Geologie und Archäologie der Sellagruppe. In: Walter Theil: Alpenvereinsjahrbuch - Berg 2008. Band 132. Alpenvereinsverlag, München 2007 (S. 279)
  7. Deutsches Generalkonsulat Mailand: Deutsche Kriegsgräberstätten des Ersten und Zweiten Weltkriegs in Norditalien. mailand.diplo.de, abgerufen am 24. Februar 2010.
  8. Dolomiti Superski: Die Sellaronda, die Umrundung der Sella Gruppe in den Dolomiten. dolomitesworld.com, abgerufen am 21. Februar 2010.
  9. Sellaronda Skimarathon (Offizielle Website). Comitato Organizzatore SELLARONDA SKIMARATHON, Pozza di Fassa, abgerufen am 21. Februar 2010.
  10. Sellaronda Skimarathon - Goldenes Buch (Alle Podiumsplatzierungen mit Endzeiten). Comitato Organizzatore SELLARONDA SKIMARATHON, Pozza di Fassa, abgerufen am 21. Februar 2010.
  11. Maratona dles Dolomites (Offizielle Website). Comitato "Maratona dles Dolomites", Abtei, abgerufen am 21. Februar 2010.