Berlin-Spandau

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Spandau
Ortsteil von Berlin
Spandau auf der Karte von SpandauBerlinBrandenburgKladowGatowStaakenFalkenhagener FeldWilhelmstadtSpandauHaselhorstSiemensstadtHakenfelde
Spandau auf der Karte von Spandau
Koordinaten 52° 32′ 10″ N, 13° 12′ 12″ OKoordinaten: 52° 32′ 10″ N, 13° 12′ 12″ O
Höhe 35 m ü. NHN
Fläche 8,029 km²
Einwohner 33.433 (30. Juni 2008)
Bevölkerungsdichte 4164 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahl 13581, 13585, 13597
Ortsteilnummer 0501
Gliederung
Bezirk Spandau
Ortslagen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

Spandau ist der namensgebende Ortsteil im Bezirk Spandau von Berlin.

Der Ortsteil Spandau repräsentiert den Ortskern des ehemaligen Stadtkreises Spandau, der 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet wurde. Im Sprachgebrauch können Ortsangaben in Spandau auch in den direkt angrenzenden Bebauungen der Ortsteile Wilhelmstadt (Spandau-Wilhelmstadt), Haselhorst (Spandau-Haselhorst) und Falkenhagener Feld (Spandau-Falkenhagener Feld) liegen.

Geschichte

Situation im Brandenburger Raum um 1150
Altar der St.-Nikolai-Kirche
Turm des Spandauer Rathauses

Etwa seit dem 7. Jahrhundert war das Havelland von den Sprewanen und Hevellern (slawische Stämme) besiedelt. Albrecht der Bär soll die Burg Spandau im Zuge der Ostkolonisation an der Stelle der heutigen Zitadelle Spandau errichtet haben.

Die Ursprünge Spandaus sind auf einen Burgwall zurückzuführen, der am Zusammenfluss von Havel und Spree angelegt war. Aus dieser unbefestigten Anlage entstand bis zum Ende des 10. Jahrhunderts eine befestigte Burganlage, deren slawischer Name nicht überliefert ist und die in der Forschung deshalb als „Alt-Spandau“ bezeichnet wird. Bei Grabungen wurde neben den Resten einer auf ungefähr das Jahr 980 datierte Saalkirche aus Holz die Gussform des Spandauer Kreuzes gefunden. Dies lässt auf einen christlichen Bezug dieser Anlage schließen. Die Burg Spandau wird im Jahr 1197 zum ersten Mal urkundlich erwähnt („Everardus advocatus in Spandowe“ in einer Urkunde des Markgrafen Otto II.). Offenbar handelt es sich dabei schon um die nördlich von Alt-Spandau gelegene neue askanische Burg. Die Urkunde befindet sich heute im Dommuseum der Stadt Brandenburg an der Havel.

Neben der Burg entwickelte sich auch eine Siedlung, die der Burg angeschlossen war. Als die Burg den an sie gestellten Anforderungen nicht mehr gerecht werden konnte, wurde sie ausgebaut. Im Zuge dieses Ausbaus wurden wohl die Bewohner in den heutigen Teil der Altstadt Spandau umgesiedelt.

Entgegen allgemein verbreiteter Ansicht wird in der am 7. März 1232 von den Markgrafen Johann I. und Otto III. ausgestellten Urkunde Spandau nicht das Stadtrecht erteilt. Der Text der Urkunde – sofern die erhaltene deutsche Übersetzung authentisch ist, was teilweise angezweifelt wird – macht vielmehr deutlich, dass Spandau bereits Stadtrechte besitzt und hier noch zusätzliche Rechte – vor allem der Bau einer Flutrinne, der Vorgängerin der Schleuse – gewährt werden. Wann die Verleihung der Stadtrechte erfolgte, geht daraus nicht hervor. Da jedoch für das Alter von Städten die förmliche Verbriefung (das Urkundsprinzip) gilt und in der genannten Urkunde Spandau zum ersten Mal als Stadt erwähnt wird, ist es erst ab 1232 als Stadt anzusehen. Bis um 1560 wuchs Spandau als normale Stadt weiter, bis Kurfürst Joachim II. anordnete, die Burg durch eine Landesfestung zu ersetzen. Der gerufene Baumeister Rochus zu Lynar baute die Zitadelle und sich selbst ein Schloss in der Stadt. Auf den Kurfürsten ist auch der Knüppelkrieg im Jahr 1567 zwischen Spandau und Berlin zurückzuführen.1632 wurde im Lynar Schloss der Leichnam des Schwedenkönig Gustav II. Adolf eine Nacht beherbergt. Seine letzte Reise von Lützen nach Stockholm.

Stadt und Zitadelle Spandau im Jahr 1633
Ansicht um 1850
Zitadelle Spandau
Rest der Befestigungsanlagen der Festung Spandau: Batardeau zur Regulierung des Wasserstandes im Festungsgraben

Die heute zum Ortsteil Haselhorst gehörende Zitadelle Spandau wurde im Jahr 1594 fertiggestellt. Ab 1626, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde in Spandau eine Garnison stationiert und die Stadtmauer ausgebaut. 1686 wurde aus dem Lynar-Schloss ein Zuchthaus.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich an dem Status als Militärstadt nichts. Verstärkt wurde dieses durch den Bau einer Gewehrfabrik im Jahr 1722 auf Befehl von König Friedrich Wilhelm I..

Vom 24. zum 25. Oktober 1806 wurde die Zitadelle von den Franzosen belagert, was die Preußen zur Kapitulation bewegte. In den Befreiungskriegen wurde im März 1813 das von Franzosen besetzte Spandau von russischen Truppen belagert. Preußische Truppen lösten die Russen ab und begannen mit dem Beschuss von Spandau und der Zitadelle Spandau. Am 23. April gaben die Franzosen ihre Kapitulation bekannt und verließen Spandau. Am 7. November 1850 befreite der spätere amerikanische Politiker Carl Schurz den Demokraten Gottfried Kinkel aus dem Zuchthaus. 1859 eröffnete die jüdische Gemeinde in Spandau wieder einen eigenen Begräbnisplatz an der Schülerbergen. 1913 wurde ein Leichenhalle nach Plänen des Architekten Steil errichtet. Am 15. September 1895 wurde in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Friedrich Koeltze die Synagoge am Lindenufer eingeweiht. 1878 wurde der Name der Stadt von Spandow in Spandau geändert. 1877–1879 wurde in der Neuendorfer Straße die Standort-Arrestanstalt (Hilfsgefängnis) erbaut.

Um Spandau vor Hochwasser zu schützen, wurde 1832 der Elsgraben angelegt, der das Wasser bereits vor der Stadt zur Havel leitete. Der bis 1886 schiffbare Wassergraben verband die (alte) Spree gegenüber der damaligen Otternbucht (ungefähr in Höhe des heutigen Heizkraftwerks Reuter) vorbei an der Fließwiese Ruhleben und dem Schanzenwald mit dem Faulen See in Tiefwerder, der wiederum über mehrere Havelaltarme und den Stößensee – noch heute – mit der Havel verbunden ist. Mit der Kanalisierung der Unterspree in den 1880er-Jahren verlor der Elsgraben seine Bedeutung und wurde bis etwa 1930 nach und nach zugeschüttet. Seinem Verlauf folgen heute in etwa der Hempelsteig und der Elsgrabenweg.[1]

Mit dem Reichsfestungsgesetz vom 30. Mai 1873 wurde Spandau zur Festungsstadt, bis dann am 27. Januar 1903 die Entfestigung angeordnet wurde.[2] Jetzt konnte sich die Stadt ausdehnen. Viele öffentliche Gebäude wurden an dem als Ringstraße konzipierten Hohenzollernring/Askanierring erbaut. 1908 wurde die St. Marien-Kirche, 1911 das Stadtbad Spandau sowie die Königliche Landesturnanstalt und das Lehrerseminar errichtet. Die Einwohnerzahl Spandaus stieg von rund 70.000 im Jahr 1905 bis auf 110.000 im Kriegsjahr 1917.

Im 19. Jahrhundert wurde in Spandau die Rüstungsindustrie massiv ausgebaut. Das hier gefertigte Maschinengewehr MG 08/15 wurde zum Synonym für die gleichnamige Redewendung. Im Ersten Weltkrieg wurde diese Industrie noch mehr erweitert, sodass zum Ende des Krieges Spandau ein bedeutendes Rüstungszentrum des Deutschen Reichs geworden war.

Die ersten Eisenbahnanschlüsse erhielt Spandau 1846 durch die Berlin-Hamburger Bahn und 1871 durch die Berlin-Lehrter Eisenbahn zwischen Berlin und Hannover.

Ab 1897 siedelte die Firma Siemens & Halske wichtige Industrieanlagen im Nordosten Spandaus an. Später erwuchs daraus ein eigener Ortsteil: Siemensstadt.

Am 1. Oktober 1920 verlor Spandau die kommunale Selbstständigkeit und wurde Teil des achten Bezirks von Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Bezirk Spandau zum Britischen Sektor Berlins und verlor einen Teil des Ortsteils Staaken (West-Staaken) an die Sowjetische Besatzungszone. Erst 1990 wurde das abgetrennte West-Staaken mit dem Bezirk Spandau wiedervereinigt.

Gegenwart

Der Bezirk Spandau ist mit seinen Versorgungseinrichtungen ein bedeutender Wirtschaftsstandort Berlins und besitzt auf der anderen Seite auch große Wald- und Wasserflächen, die als Ausflugsgebiet genutzt werden. Der Ortsteil Spandau mit den angrenzenden Wohngebieten kann so auf eine nahezu eigenständige städtische Infrastruktur zurückgreifen. Das kulturelle Zentrum Spandaus ist die Altstadt, von deren alter Bausubstanz allerdings aufgrund der Kriegsereignisse des Zweiten Weltkrieges sowie einer radikalen Sanierung in den 1950er-Jahren wenig erhalten geblieben ist.

Die 1978 eingeleitete Umgestaltung der Altstadt zu einer Fußgängerzone wurde nach mehr als zehn Jahren 1989 abgeschlossen. Der Handel in der Altstadt steht seit 2001 unter großem Konkurrenzdruck durch das benachbarte Einkaufszentrum Spandau Arcaden mit seinen 125 Geschäften. Hierbei besuchen auch viele Besucher der Arcaden nunmehr auch verstärkt die Altstadt.

Das bedeutendste Bauwerk der Altstadt ist die St.-Nikolai-Kirche, eine dreischiffige gotische Hallenkirche (15. Jahrhundert), deren Turm seit 1989 wieder eine rekonstruierte Barockhaube mit Schinkelschem Schmuckwerk nach Plänen von 1839 hat. Das älteste Gebäude Spandaus ist das „Gotische Haus“. In ihm ist eine Kunstgalerie untergebracht, außerdem kann man sich hier über kulturelle Veranstaltungen in Spandau informieren. Das Stadtgeschichtliche Museum befindet sich im neuen Zeughaus, einem Gebäude auf der Zitadelle Spandau. Im ältesten Stadtteil Spandaus, dem Kolk, stehen Reste der Stadtmauer. Unweit der Altstadt befindet sich heute im Nachbarortsteil Haselhorst die Zitadelle mit dem Juliusturm, eine Renaissancefestung, die verschiedene Kultureinrichtungen beherbergt.

Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Slawenburg – Landesfestung – Industriezentrum. Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Bezirk Spandau; Colloquium: Berlin 1983; ISBN 3-7678-0593-6.
  • 777 Jahre Spandau im Kartenbild der Jahrhunderte, Hrsg. Vermessungsamt Spandau, 2009
Commons: Berlin-Spandau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Spaziergänge und Wanderungen durch den Bezirk Spandau

2 Webcams im Bezirk Spandau

Einzelnachweise

  1. Lexikon Berliner Straßen und Plätze Elsgraben
  2. http://www.zitadelle-spandau.net/history/19.html